Ich habe Auschwitz nicht überlebt, um zu neuem Unrecht zu schweigen Heinz Galinski 1912-1992

Ich habe Auschwitz nicht überlebt, um zu neuem Unrecht zu schweigen Heinz Galinski 1912-19192

 

 

In Gedenken an meinen Vater Heinz Galinski, der am 28.November 1912 in Marienburg geboren wurde und heute am 28.November 2017, 105 Jahre geworden wäre. Glücklicher Weise blieb es  ihm erspart,  mitzuerleben, (da er am 19.Juli 1992) verstarb, was aus seinem Erbe der Verständigung,  zwischen jüdischer und nichtjüdischer  Gesellschaft wurde.

Er, der von Beginn an ab 1949, bis zu seinem Tod 1992 diese Gemeinde ununterbrochen leitete und zur größten Gemeinde in Deutschland führte, hatte es sich zum Ziel gesetzt, diese Gemeinde zu integrieren. Er, der maßgeblich zum Wiederaufbau jüdischen Lebens in Berlin beitrug, war stets bemüht, die jüdische Gemeinde und einer neuen demokratischen Gesellschaft zu etablieren.  Er hatte die Frage ob Juden nach dem Holocaust in Deutschland leben könnten, immer eindeutig bejaht. Er wäre auch nie auf die Idee gekommen, nicht in Berlin, seinem Lebensmittelpunkt begraben zu werden. Was ist aus seinem Lebenswerk geworden, eine zerstrittene und von Skandalen in die Schlagzeilen geratene Gemeinde.

Am 26. November 1987 wurde ihm anlässlich seines 75. Geburtstages die Ehrenbürgerwürde der Stadt Berlin verliehen. Er war der 100.Ehrenbürger.  Mit der Ernennung zum Ehrenbürger würdigte Berlin sein „unermütliches Eintreten für die Verständigung und den Ausgleich zwischen jüdischen nichtjüdischen Menschen in Berlin“ sowie sein „Engagement für die Jüdische Gemeinde zu Berlin und deren Ausstrahlung auf das kulturelle Leben in unserer Stadt“, so der Senat, bei der Verleihung. Mein Vater war sehr stolz auf diese Ehre, da er Berlin immer als seine Heimatstadt empfand. Ob er wohl heute noch stolz wäre auf diese „Ehre“?

Was ist nur aus der Berliner Politik und ihrer Vertreter, der „philosemitischen Zensur“ geworden?

Heinz Galinski kämpfte gegen Antisemitismus und Philosemitismus und verabscheute beides gleich. Er, der 1943 nach Auschwitz deportiert wurde, nach Buchenwald verschleppt und schließlich im April 1945, als einziger Überlebender der Familie aus dem KZ-Bergen-Belsen befreit wurde.

Nicht Hass war sein Lebensmotto, sondern der Kampf gegen Unrecht. Er verfolgte die deutsch-israelischen Beziehungen immer sehr kritisch und scheute sich auch nicht Kritik an Israel zu üben, was ihm nicht immer Freunde einbrachte. Mein Vater setzte sich immer für Gerechtigkeit und Meinungsfreiheit ein.  Darauf bin ich stolz und habe sein Lebensmotto immer gern übernommen: „Ich habe Auschwitz nicht überlebt, um zu neuem Unrecht zu schweigen. Auch ich schweige nicht!

1 Kommentar zu Ich habe Auschwitz nicht überlebt, um zu neuem Unrecht zu schweigen Heinz Galinski 1912-1992

  1. Heinz Galinski R.I.P.
    Die Tochter hat allen Grund, stolz auf ihren Vater zu sein, wie auch Ihr Vater gewiss stolz auf seine mutige Tochter wäre, die wie er, nie gegen das eigene Gewissen zu handeln bereit ist. Auschwitz und Buchenwald und all die anderen Lager, sie dürfen nie Anlass zu neuen Verbrechen sein!

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