Vorsicht Satire! Der Frieden ist kein Geschäftsmodell von General von Plattnitz

Verleihung des Kölner Karlspreises, Berlin, Babylon, 14.12.2017
Vorsicht Satire! Der Frieden ist kein Geschäftsmodell!
Von General von Plattnitz

Kameraden, möchte mich kurz vorstellen: General von Plattnitz, Kommandeur der obersten Heeresleitung OST und Chef der deutschen Speerspitze gegen Russland. Außerdem untersteht mir die NATO-Abteilung „Destabilization Management Eastern Europe“. Komme soeben von einer Inspektion unserer NATO-Truppen in den Aufmarschgebieten an den russischen Grenzen. Bin sehr zufrieden und darf sagen: Wir sind schon sehr bald bereit für den Krieg gegen Russland. Nach kurzem Abstecher über Mali und Koordinationsgesprächen mit unseren dortigen Kampfpartnern USA, Frankreich und Großbritannien bin ich soeben in Berlin eingetroffen. Freue mich, dass Sie mich eingeladen haben. Das zeigt, wie wichtig Sie unsere weltweiten Einsätze nehmen. Endlich ist auch die Mehrheit des Parteivorstandes der Linkspartei — nach langem, beschwerlichen Marsch über die Atlantikbrücke — wie alle Herrschaftsparteien im Hauptquartier der NATO angekommen. Auch hat der Vorstand begriffen, dass für Vasallenstaaten die Teilhabe an der politischen und militärischen Macht über das Zentrum der Macht führt.


General von Plattnitz am 14.12.2017 im Berliner Babylon (alle Fotos: arbeiterfotografie.com)

Tatsache ist: US-World-Leadership hält sich in Deutschland eine eigene Kompetenz-Abteilung: Die Merkel-Regierung als ihren politischer Dienstleister. Die NATO hat die politische Führung in Europa übernommen.  Die NATO  ist der militärische Gewalt-Arm der USA und bestimmt den Gang der politischen Entwicklungen in Europa. Und in der Militärbefehlshierarchie gilt: Befehl ist Befehl. Das geht von oben nach unten, top-down:

  1. US-World-Leadership
  2. Pentagon
  3. NATO
  4. Deutsches Kriegsministerium.

Wie Sie wissen, dient die Bundeswehr schon lange nicht mehr der Landesverteidigung. Sie ist ein modernes Kriegsführungsunternehmen. Sie dient als Teil der NATO der Aufrechterhaltung und Erweiterung der „liberalen kapitalistischen Weltordnung“. Darum muss der Spruch unseres Bundeswehr-Konzerns: „Wir.dienen.Deutschland“ dringend reformiert werden. Er muss fortan lauten: „Wir.dienen.dem.globalisierten.Konzern-Kapitalismus“.


General von Plattnitz am 14.12.2017 im Berliner Babylon – dargestellt von Ullrich Mies

Kameraden, Freunde der neuen Wehrmacht! Allein das Kriegsgeschäft macht unser kapitalistisches Wirtschaftsmodell zukunftsfest. Darüber hinaus gilt: Als Kriegsdienstleister müssen wir die Grundlagen unserer strategischen Gesamtkonzeption erst schaffen. Nur so sichern wir die Existenzberechtigung unseres Bundeswehr-Konzerns. Konflikte anzuheizen und Kriege zu führen, ist unsere vornehmliche Aufgabe. Und so greifen in unseren Planungen viele Aspekte perfekt ineinander:

  • das Herstellen von Angst und Chaos nach innen und in
  • den internationalen Beziehungen,
  • das Initiieren terroristischer Bedrohungen,
  • das planvolle Herbeiführen von Krisen, Bürgerkriegen und Kriegen,
  • die Lieferung von Waffen in Spannungsgebiete,
  • die Aufstandsbekämpfung im Innern,
  • die Militarisierung der EU,
  • die Destabilisierung von Ländern mit Rohstoff-Ressourcen, mit Hilfe unserer Geheimdienstpartner und undercover-NGOs,
  • die Realisierung von regime-change-Operationen,
  • die Zerstörung der Infrastruktur und kulturellen Kohärenz in den Zielländern und
  • die gezielte Schaffung von Flüchtlingsströmen.

Allen Akteuren im Pentagon, in den NATO-Führungsstäben, in Brüssel und Deutschland ist klar:

  • Der Frieden ist kein Geschäftsmodell.
  • Frieden können wir uns nicht leisten!
  • Der Frieden wäre der größte anzunehmende Unfall,
  • der Super-GAU für Kapitalismus, Kriegswirtschaft und Konzernregime.

Ferner ist evident:

  • Wir müssen unsere NATO-Partner, insbesondere die USA, nachhaltig entlasten.
  • Wir müssen die Last auf viele Schultern verteilen.
  • Wir müssen Position beziehen und Verantwortung übernehmen.

Wir wollen den Krieg gegen Russland so effizient führen wie möglich. Hierzu wird mein Freund und Kollege Ben Hodges, Kommandeur der US-Truppen in Europa in Kooperation mit EUCOM und der EU-Kommission, alle Voraussetzungen schaffen.

Mein persönlicher Freund, NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, hat soeben verkündet: „In Europa sollen zwei neue Kommandozentralen errichtet werden: Eine atlantische und eine logistische. Das ist für unser transatlantisches Bündnis entscheidend. Es geht darum, Truppen über den Atlantik zu transportieren und Truppen in Europa zu bewegen.”

Die neuen NATO-Kommandozentralen werden in Deutschland realisiert. Deutschland ist in Kontinental-Europa der wichtigste Partner der US-Regierung. Die NATO wird alles in ihrer Macht stehende tun, um den Endsieg gegen Russland sicher zu stellen.


General von Plattnitz am 14.12.2017 im Berliner Babylon – dargestellt von Ullrich Mies

Parallel dazu treiben wir neue Entwicklungen voran: Auch die EU braucht eine eigene Armee. Diese soll zukünftig in eigener Regie neue Kriege lostreten können. Folgerichtig haben soeben 23 der 28 Kriegsminister der EU mit PESCO einen großen Schritt in Richtung eines eigenen EU-Kriegskomplexes beschlossen. In diesem Kontext können die deutschen Großmachtinteressen endlich ihre eigenen Ambitionen entfalten. Nur so können wir unseren Wohlstand sichern.

Wir in Europa wollen auch unabhängig von unseren US-amerikanischen Kriegs-Partnern auf allen Schlachtfeldern der Welt präsent sein. Das kostet Geld — viel Geld. Das holen wir uns auf bewährte Weise: Wir werden uns das Geld von der Bevölkerung holen. Und so ist das Ziel unseres transatlantischen Konzern-Regimes nur ein erster Schritt in die richtige Richtung: Unsere Militärausgaben müssen mindestens die 2% BIP-Marge erreichen. Aber das ist nur ein aller-, allererster kleiner Schritt in die richtige Richtung.

Der Krieg muss als zukunftsorientiertes Geschäftsmodell in der Gesellschaft verankert werden. Erst dann können wir zum 3. Sturmlauf gegen Moskau antreten. Der von den Fesseln des Grundgesetzes befreite und weitgehend privatisierte Bundeswehr-Konzern ist dabei die „Speerspitze“ des modernen Kriegsmanagements in Europa. Er ist der Stoßtrupp gegen Moskau. Politik und Militärführungsstäben ist klar: Wir lassen Putin nichts mehr durchgehen. Alle Bodenschätze, das Gas und Öl unter sibirischem Sand gehören uns.

Darum hat die NATO um ganz Russland herum einen Cordon Sanitaire gezogen. Auch schaffen wir um Russland herum Zonen permanenter Instabilität: Von den baltische Staaten über Polen, Rumänien, die Ukraine, Georgien bis tief in den ostasiatischen Raum. Das bindet politische und organisatorische Kräfte Russlands und ist für den Feind mit erheblichen Kosten verbunden. Wir müssen Russland maximal schädigen. Das gilt selbstverständlich auch für die Ausweitung von Sanktionen. Sanktionen sind integraler Teil unserer Kriegsführung.

Wir werden die Welt nach unseren Vorstellungen ordnen. Allein darum haben wir den Ukraine-Konflikt losgetreten und unsere Söldner den Maidan zusammenschießen lassen. Andere Konflikte können wir nach Belieben an- und abschalten, zum Beispiel in Georgien, Berg-Karabach, im Nahen und Mittleren Osten, überall, wo wir es für nützlich halten. Unser letztendliches Ziel ist der regime-change in Moskau.

Kameraden, Freunde der Wehrmacht, „Destabilization Management Eastern Europe“ beschränkt sich nicht nur auf die Ausweitung von Kampfzonen im Ausland. Mit Hilfe inszenierter Terroranschläge im Innern und unterstützt durch unsere Propaganda-Partner in den Medien schaffen wir auch nach innen ein Gefühl maximaler Unsicherheit. Damit wir den weltweiten Krieg zu Gunsten unserer „westlichen Werteordnung“ gewinnen, müssen wir parallel den Propagandakrieg an der Heimatfront führen.

Wir sind ja hier unter uns: Die ständige Bewusstseinsmanipulation der Bevölkerung ist dabei die entscheidende Voraussetzung erfolgreicher Kriegsführung. So fördern wir die Bereitschaft der Bevölkerung, alle Überwachungsmaßnahmen im Innern und die Auslandseinsätze unseres Kriegsministeriums gut zu heißen.

Wehrmachtsfreunde! Ich kann mich nur wiederholen. Der Frieden ist kein Geschäftsmodell. Frieden kann sich die „liberale, kapitalistische Weltordnung“ nicht leisten. Das gilt auch für eine expansive Wirtschaftsnation wie Deutschland. Darum wird die Freiheit des Westens an allen Fronten und unter Einsatz aller Waffengattungen verteidigt. Wenn Russland jetzt noch einen einzigen Fehler macht, dann sind wir mit unserer Langmut am Ende. Dann wird ab 5:45 Uhr zurückgeschossen.


General von Plattnitz am 14.12.2017 im Berliner Babylon – dargestellt von Ullrich Mies

Online-Flyer Nr. 641  vom 20.12.2017

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