Alles hat seine Vorgeschichte: Wie Kiew die Menschen in seinem ehemaligen Osten entmenschlichte von Wladislaw Ugolni

 

Aber diese „Vorgeschichte wird vom „Werte-Westen“ verschwiegen

Evelyn Hecht-Galinski

Alles hat seine Vorgeschichte: Wie Kiew die Menschen in seinem

ehemaligen Osten entmenschlichte

von Wladislaw Ugolni

Ein Blick aus dem Donbass: Die Ukraine hat die Bewohner dieser Region immer schon wie Untermenschen behandelt. Das hat einen Frieden unmöglich gemacht.
Alles hat seine Vorgeschichte: Wie Kiew die Menschen in seinem ehemaligen Osten entmenschlichteQuelle: Sputnik © Алексей Куденко/РИА Новости

 

Dem am 24. Februar 2022 begonnenen militärischen Konflikt in der Ukraine ging ein langer blutiger Konflikt im Donbass voraus. Im Laufe von acht Jahren forderte dieser, laut dem Hohen Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR), mindestens 14.200 Menschenleben; weitere 37.000 wurden verletzt, Hunderttausende zur Flucht gezwungen oder ihre Häuser wurden zerstört.

Eine Deeskalation wurde im Februar 2015 erreicht, als beide Seiten erkannten, dass ein schlechter Frieden besser ist als ein guter Krieg. Und man versuchte, eine politische Lösung auf der Grundlage der Vereinbarungen von Minsk zu finden. Diese brachten dem Donbass jedoch keinen Frieden. Stattdessen sah man sich dort weiteren sieben langen Jahren der wirtschaftlichen und sozialen Blockade gegenüber, was durch willkürlichen Beschuss der Gebiete in der Nähe der Frontlinien noch ergänzt wurde.

Es waren acht harte Jahre, in denen zerbombte Schulen, Krankenhäuser und Wohnhäuser wieder aufgebaut werden mussten, in denen einst relativ bemittelte Menschen in eine demütigende Abhängigkeit von humanitärer Hilfe gedrängt wurden. Jahre, in denen durch die von der ukrainischen Regierung verhängte Wirtschaftsblockade ein wirtschaftlicher Einbruch stattfand, zusammen mit Zugangsbeschränkungen zu Renten. Und für all diejenigen, die in den urbanisierten Frontgebieten lebten, war dieses Leben mit dem Risiko verbunden, verwundet oder getötet zu werden. Die Menschen, die bei dem Referendum im Mai 2014 für die Unabhängigkeit der Volksrepubliken Donezk und Lugansk gestimmt haben, hätten sich nie vorstellen können, in diesem endlosen Terror zu enden.

Sie mussten bis Februar 2022 warten, dass dieser Terror weitgehend aufhörte. Zu diesem Zeitpunkt erkannte Russland schließlich die Unabhängigkeit der Donbass-Republiken an und setzte anschließend umgehend sein Militär ein, um diese Gebiete zu beschützen. Und die russische Armee begann auch damit, die seit 2014 von den ukrainischen Streitkräften besetzten Gebiete zu befreien. Das ist nicht gerade ein Spaziergang, aber die Menschen im Donbass wissen jetzt, dass der Krieg für sie bald vorbei sein wird. Die Volksmilizen beider Republiken setzen alles daran, die ukrainische Armee so schnell wie möglich zu bezwingen.

Für einen außenstehenden Beobachter mag es vielleicht so aussehen, als würden Bürger der Ukraine, die vom russischen Militär unterstützt werden, gegen Bürger der Ukraine kämpfen, die von der NATO unterstützt werden. Diese Beschreibung würde jedoch keiner Seite dieses Konfliktes Genüge tun. Die Bewohner des Donbass betrachten sich selbst nicht mehr als Bürger der Ukraine, während die ukrainische Regierung und Gesellschaft ihnen insgesamt ihre Souveränität absprechen und sie als Kollaborateure und Söldner Russlands brandmarken.

In Wirklichkeit war es genau diese Verweigerung einer Souveränität, die dazu führte, dass der Donbass damit begann, alles zurückzuweisen, was mit der Ukraine zu tun hat – und dies nahm weit vor 2014 seinen Anfang. Lassen Sie mich hier hinzufügen, dass das oben Gesagte für die gesamte südöstliche Region der Ukraine gilt, auch bekannt als Noworossija. Der Donbass war jedoch die dramatischste und aufschlussreichste Manifestation innerhalb dieses Konfliktes.

Alles begann mit Entmenschlichung. Nach der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 war das Land zu groß, um einheitlich zu sein. Der Enthusiasmus in dem im westlichen Teil des Landes gelegenen Galizien, einen Nationalstaat aufzubauen, kollidierte im Südosten mit der Niedergeschlagenheit über den Verlust eines gemeinsamen Wirtschaftsraums mit Russland. Der Maschinenbau in Dnepropetrowsk, Charkow und Saporoschje erlitt empfindliche Einbußen, in Odessa wurde die Schifffahrt auf dem Schwarzen Meer eingestellt. Das Land überlebte nur dank der Metallurgie und dem Kohlebergbau, und beide Industrien konzentrierten sich im Donbass.

Während fast eine Million Menschen in ganz Galizien zur Beerdigung des ukrainischen Politikers und Dissidenten aus der Sowjetzeit, Wjatscheslaw Tschornowil, auf die Straßen gingen, schufteten Arbeiter im Donbass in den Bergbauminen. Während Ukrainer als Arbeitsmigranten nach Europa reisten, starben Bergleute im Donbass aufgrund schlechter Sicherheitsstandards in den Minen, weil in diesen mageren Jahren der Profit höher eingestuft wurde als ein Menschenleben.

„Lasst diese Bergleute sterben. In den ukrainischen Himmel kommen die sowieso nicht“, so die spöttische Entgegnung einiger Ukrainer damals. Die Bürger im Donbass dachten nicht viel über derlei Sprüche nach – sie waren zu sehr damit beschäftigt, Kohle abzubauen und Stahl zu gießen. Die Ehrgeizigsten unter ihnen waren jedoch mit dieser Ordnung der Dinge nicht einverstanden und wählten den Weg in die Gesetzlosigkeit und die kriminelle feindliche Übernahme von Unternehmen. Die 1990er Jahre waren in der Ukraine eine Zeit grassierender Kriminalität, und die sogenannten „Donezker Banden“ gehörten zu den am meisten gefürchteten Gangs. Der Donbass wurde nun als Brutstätte der Kriminalität wahrgenommen, was sein Image weiter trübte. Gleichzeitig ignorierten die Ukrainer ähnliche Gruppierungen mit kriminellen Verbindungen in der nahe gelegenen Stadt Dnepropetrowsk.

Die Industrie, die aufrechterhalten werden konnte – objektiv betrachtet ist die Metallurgie leichter aufrechtzuerhalten als beispielsweise der Raketenbau –, und die Konzentration des Kapitals in den Händen einer kleinen Gruppe von Oligarchen machten den Donbass zum Vehikel der Partei der Regionen, die als „pro-russisch“ galt. Tatsächlich war daran aber wenig „pro-russisch“ – abgesehen von der Tatsache, dass die Parteibonzen den Wunsch der Menschen im Südosten, weiterhin Russisch zu sprechen und ihre wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland aufrechtzuerhalten, dafür nutzten, um die eigene Macht zu festigen. Dies war der letzte Schritt in der Entmenschlichung des Donbass, der nun als nicht-ukrainisch wahrgenommen wurde. Anstatt den interethnischen Dialog zu fördern, führte dies nur zu Drohungen vonseiten ukrainischer Nationalisten, den Donbass stärker zu „ukrainisieren“. Und das war genau dasselbe, was sie zuvor über die Krim gesagt hatten – dass die Halbinsel entweder ukrainisch oder entvölkert würde.

Es entstand die klischeehafte Karikatur des typischen Donbass-Bewohners – ein vulgärer Alkoholiker, einfacher Arbeiter, der davon träumt, die Ukraine dem Kreml zu übergeben. Die Menschen im Donbass waren beleidigt, und verwiesen auf ihre komplexe Industrie, die anspruchsvolle Fähigkeiten erforderte, und sie nannten die Ukrainer Schmarotzer. Die Kluft innerhalb des Landes wuchs immer weiter.

Darauf folgte 2004 die erste Version der Maidan-Proteste – die Orangene Revolution – die den Südosten unter der politischen Führung des Donbass als ein Konstrukt ablehnte, das keine politische Stimme verdient. Die Präsidentschaftswahlen von 2004 spalteten das Land in zwei Hälften, wobei jede Seite der anderen vorwarf, die Wahlergebnisse gefälscht zu haben. Die Menschen in der Zentral- und Westukraine betrachteten die Bewohner des Südostens als Gesindel mit sklavischer Mentalität, die nicht in der Lage sind, für die Freiheit zu kämpfen. Und gerade diese Menschen waren es, die auf dem Maidan protestierten und eine weitere Stichwahl forderten. Dem Südosten geneigte Politiker unternahmen in der Folge ungeschickte Versuche, ähnliche Proteste im Donbass zu schüren, gaben aber schnell auf, aus Angst, die neu entdeckte fragile Stabilität des Landes zu gefährden. Der Donbass und der Rest des Südostens hielten indes still und warteten auf eine Chance, sich zu rächen.

Die Zeit der Rache kam 2010, als der Kandidat des Südostens die Präsidentschaftswahlen gewann, während die Verlierer abfällig skandierten:

„Danke, Donbass, für einen Präsidenten, der ein Esel ist.“

Die Spannungen im Land nahmen zu und wurden auch durch die UEFA-Fußball-Europameisterschaft 2012, die gemeinsam von der Ukraine und Polen ausgerichtet wurde, nicht gemildert. Die Menschen im Südosten sahen in der Europameisterschaft die Möglichkeit, ihren Lieblingssport zu genießen, während jene im Westen des Landes darin eine Veranstaltung auf europäischer Ebene sahen. Alle schienen zufrieden zu sein. Und doch rieben sich westukrainische Intellektuelle, die eine bevorstehende Assoziierung mit der EU erwarteten, die Hände, weil sie „die Bergleute“ mit Hilfe ihres geliebten Sportes hinters Licht führen konnten.

Niemand hatte gewöhnliche Ukrainer gefragt, ob ein Bündnis mit Europa oder eines mit Russland besser für ihre Zukunft und jene des Landes sei. Für diejenigen, die engere Beziehungen zu Russland wollten, war der Fall klar, schließlich hatte ihr Präsidentschaftskandidat die Wahl gewonnen. Ihre Gegner jedoch begründeten ein Bündnis mit Europa damit, dass die Ukraine nach ihrer Unabhängigkeit 1991 nur noch den europäischen Weg einschlagen könne. Alle Vorschläge zur Abhaltung eines gesamtukrainischen Referendums über diese Frage wurden abgelehnt. Doch als die Unterzeichnung des EU-Assoziierungsabkommens durch Präsident Wiktor Janukowitsch auf Eis gelegt wurde, rebellierten die Menschen in der Zentral- und Westukraine. Die zweite Maidan-Revolte brach aus.

Wieder einmal griffen sie auf die Politik des Straßenkampfs zurück, die von den Menschen im Donbass verachtet wurde. Dort war man es gewohnt, hart zu arbeiten und genug zu verdienen, um mehr als bloß komfortabel zu leben; und die Politik an die Politiker zu delegieren, in der Erwartung, im Gegenzug eine kompetente Staatsführung zu haben, die den Schutz und die Rechte der Russischsprachigen verteidigt. Sie wollten Stabilität für ein Land, das sich immer noch von der Finanzkrise des Jahres 2008 erholte. Und sie appellierten an ihre Gegner, keinen Bürgerkrieg anzuzetteln.

Die Aktivisten des Maidan verstanden dies jedoch als Zeichen der Schwäche und kamen zu dem Schluss, dass man diese Leute niederringen könne. Zumal sie diese als „Hinterwäldler“ betrachteten und ihnen Bezeichnungen wie „Tituschki“ oder „Donbass-Kriminelle“ gaben, und weil sie ihnen vorwarfen, Demonstranten auf dem Maidan verprügelt zu haben.

Die Politiker aus dem Südosten hätten genug Macht gehabt, um die Maidan-Demonstranten auseinanderzutreiben. Sie entschieden sich aber stattdessen dafür abzuwarten, und zogen dann allmählich die relativ schwach besetzten Mannschaften der Spezialeinheiten der Berkut immer weiter zurück. Und so wurden sie schließlich niedergerungen und überließen es dem Südosten selbst, sich der neuen Regierung – und noch schlimmer, dem Mob mit seinem Rachedurst für das „Blut der Märtyrer vom Maidan“– zu stellen.

Eine der ersten Entscheidungen des neuen Regimes in Kiew war die Aufhebung des regionalen Status des Russischen als Amtssprache. Das aber war ein Schritt, den die Menschen im Donbass, auf der Krim, in Charkow, Odessa und Saporoschje nicht verzeihen konnten. Die Menschen, die früher harte Arbeit dem politischen Aktivismus vorgezogen hatten, waren in Aufruhr. Die Krim, die den Status einer autonomen Republik genoss und die Heimatbasis der russischen Schwarzmeerflotte war, hatte das Glück, Russlands militärische Unterstützung zu haben. Odessa hatte indes nicht so viel Glück.

Am 2. Mai strömten ukrainische Nazis und „Fußball-Ultras“ aus dem ganzen Land in die Stadt am Schwarzen Meer und lieferten sich Auseinandersetzungen mit pro-russischen Aktivisten. Anschließend zogen sie weiter zum Kulikowo-Feld, wo sie eine Zeltstadt und das Gewerkschaftshaus niederbrannten und dabei Rentner, Frauen und viele andere gewöhnliche Menschen umbrachten, die sich in dem Gebäude verbarrikadiert hatten. In ihrer Ungläubigkeit, das so etwas überhaupt passieren konnte, beschlossen die Menschen im Donbass abzuwarten, in der Hoffnung, dass „man unmöglich die Armee gegen die eigenen Bürger einsetzen wird; dass man unmöglich Waffen gegen die eigenen Bürger richten wird; dass man unmöglich die Luftwaffe gegen die eigenen Bürger einsetzen wird; dass man unmöglich taktische Raketensysteme gegen die eigenen Bürger abfeuern wird.“

Kein ukrainischer Politiker war ein Heiliger, und auch die Menschen im Donbass waren es nicht – obwohl, es hatte sie auch niemand darum gebeten, welche zu sein. Tatsache jedoch ist, dass jede Eskalation der Gewalt sich immer nur gegen die Menschen im Donbass richtete. Es waren die Ukrainer, die den Einsatz immer weiter erhöhten. Aber niemanden schien das zu kümmern – schließlich sind Bergleute ja schon immer gestorben, nicht wahr? Warum sollte also jemand Mitleid mit ihnen haben? Sie sind „schweigende Sklaven“ und tragen keine Sturmhauben, so die allgemein verbreitete Ansicht. Damals, im Jahr 2014, galten Sturmhauben als Symbol für überlegene Menschen, während „die dummen Bergleute“ aus dem Donbass, angeführt von Waleri Bolotow und seinen freiwilligen Unterstützern aus Russland – angeführt von Igor Strelkow – diese bewusst ablehnten. Das Leben der Bewohner verarmter Bergbaustädte galt als weniger wert als das Leben der Bewohner wohlhabender Städte in der Nähe der Karpaten. Die Luft im Donbass stank nach Ruß und war durchsetzt von Kohlenstaub und Industrieabgasen, sodass die Menschen dort ohnehin an Krebs starben; während die Bergluft in Galizien frisch und wohlriechend ist und von Polen her der Wind der Freiheit weht.

Im Donbass wurden Kinder getötet, aber niemand scherte sich darum – außer Russland und die unterdrückten Russen im Rest der Ukraine. Für die andere Seite war dies alles eher amüsant. Die Menschen kratzten ihre toten Kinder vom Asphalt und klagten:

„Wir werden bombardiert, wir haben Angst, unsere Kinder sterben!“

Die Ukrainer fanden das lustig, eine gerechte Strafe für die entmenschlichten „Kohlebuddler“. Man nannte ihre Kinder „Kartoffelkäferlarven“, weil die Streifen des Kartoffelkäfers jenem des St.-Georgs-Bands ähneln, das zum Symbol des Aufstands in Noworossija wurde. All dies überzeugte den Donbass davon, dass er die moralische Überlegenheit hat, die es ihm ermöglichen wird, aufrecht zu stehen und acht Jahre unglaublicher Härte zu überstehen.

Den Ukrainern wurde die Chance eingeräumt, im Rahmen der Minsker Vereinbarungen eine politische Einigung zu erzielen, wenn sie sich bereit erklärten, den Donbass als souveräne Region innerhalb der Ukraine zu behandeln. Hätten sie dies getan, hätte der Donbass das Interesse an der Politik verloren, wäre zu seinen industriellen Wurzeln zurückgekehrt und hätte die Gestaltung der Politik einige Jahre später wieder in die Hände der Westukraine gelegt. Aber die Ukraine wollte dies nicht tun, nicht einmal um den Krieg zu beenden. Die Anerkennung der Souveränität des Donbass war eine rote Linie für die Ukraine, ebenso wie der Dialog mit dem Donbass.

Die ukrainische Führung hielt an diesen roten Linien fest, selbst nachdem Russland angekündigt hatte, dem anhaltenden Gemetzel vor seiner Haustür ein Ende zu bereiten. Was wir jetzt also erleben, ist eine neue Phase eines Krieges, der für den Donbass schon seit 2014 andauert. Die Armeen der beiden Volksrepubliken stürmen ukrainische Befestigungen, während das ukrainische Militär weiterhin Wohngebiete in Donezk bombardiert.

Die Menschen im Donbass haben aufgehört, sich zu fragen, „wozu die fähig sind.“ Denn heute wissen sie, dass die ukrainische Armee und die ukrainische Regierung zu allem fähig sind: Städte bombardieren, Menschen foltern und versuchen, die Bewohner von Donezk, die sie getötet haben, als Opfer von Moskau auszugeben, die angeblich durch russische Raketenangriffe getötet wurden. Das einzige, wozu die Ukrainer nicht fähig sind, ist zuzugeben, dass die Bürger des Donbass Menschen wie sie sind: Menschen, die ihre eigenen Interessen haben und bereit sind, für diese zu kämpfen, bis sie diesen Kampf gewinnen oder darin sterben werden.

Übersetzt aus dem Englischen.

Wladislaw Ugolni ist ein russischer Journalist aus Donezk.

 

Hier noch ein sehr interessantes Interview mit Thömas Röper vom „Anti-Spiegel“

Thomas Röper über westliche Medien im Ukraine-Konflikt: Was nicht gefällt, kommt nicht oder nur kurz

Der Journalist und Autor Thomas Röper geht im Interview mit RT DE auf die aktuelle Berichterstattung der Medien über die Ukraine ein. Laut Röper bestehe scheinbar kein Interesse daran, die russische Perspektive auf den Konflikt zu beleuchten.

Thomas Röper über westliche Medien im Ukraine-Konflikt: Was nicht

gefällt, kommt nicht oder nur kurz

 

Der Journalist und Autor Thomas Röper geht im Interview mit RT DE auf die aktuelle Berichterstattung der Medien über die Ukraine ein. Laut Röper bestehe scheinbar kein Interesse daran, die russische Perspektive auf den Konflikt zu beleuchten.

In einem Interview mit RT DE erläuterte Thomas Röper, Journalist und Autor mehrerer Bücher über Russland, die derzeitige Berichterstattung über den Ukraine-Konflikt in den Medien. Er betonte, dass scheinbar kein Interesse daran besteht, die russische Perspektive auf den Konflikt zu beleuchten. Vielmehr solle mit aller Macht ein Narrativ aufrechterhalten werden, welches die Entwicklungen zugunsten der Ukraine und des Westens einordnet – mit der Folge, dass viele Menschen immer noch in dem Glauben leben, dass die Sanktionen zielführend seien.

In Beiträgen des ZDF sei beispielsweise auffällig, dass bei Berichten von der ukrainischen Seite nicht offengelegt wird, dass die Reporter „embedded“ waren. Das bedeutet, dass Kriegsberichterstatter einer Militäreinheit oder Vertretern des Verteidigungsministeriums zugewiesen werden und sie mit diesen unterwegs sind. Bei den seltenen Beiträgen von der russischen Seite werde dies jedoch besonders stark betont und dadurch suggeriert, dass die Vertreter des russischen Verteidigungsministeriums Einfluss auf die Berichterstattung nehmen.

Es gebe zwar einzelne Berichte in den westlichen Medien, in denen objektiv berichtet und auch die andere Seite dargestellt wird. Das vorherrschende Narrativ zu durchbrechen sei allerdings schwierig:

„Die westlichen Medien berichten die Dinge, die ihnen nicht gefallen, entweder gar nicht oder sehr kurz. Ich nenne das immer Feigenblatt-Artikel. Das bedeutet, da werden 40 Artikel geschrieben, die das gewollte Narrativ bestätigen und irgendwo dazwischen steht dann in einem Artikel auch mal die andere Seite.“

Bei seinen Reisen in den Donbass waren neben Röper auch 40 weitere Journalisten, unter anderem vom ZDF, unterwegs. Er merke jedoch wenig Bereitschaft, die andere Seite darzustellen:

„Es wird wohl so sein, dass die Linie, die seit 2014 gefahren wird – sprich: alles, was nicht ins westliche Narrativ der superdemokratischen Ukraine passt –, auch weiterhin weggelassen wird. Die Tendenz ist da seit 2014 und ich sehe nicht, dass sich irgendwas ändert, eher im Gegenteil. Also im Augenblick wird es ja eher extremer falsch dargestellt, was in der Ukraine passiert.“

Mehr zum Thema – Thomas Röper über den Ukraine-Konflikt: „Der Westen will diesen Krieg um jeden Preis verlängern“

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