Ausladung eines Philosophen

Ausladung eines Philosophen

Wenn heute in Berlin der elfte Kongress der Gesellschaft für Analytische  Philosophie (GAP), eine der größten Fachgesellschaften in Europa, beginnt: Thema „Philosophie der Öffentlichkeit“, dann wird Gründungsmitglied Emeritus Georg Meggle  weil ausgeladen, nicht dabei sein. Sein Vergehen, den „Krefelder Appell“ zu unterschreiben.

https://bkramer.noblogs.org/anmerkungen-zum-neuen-krefelder-appell/

Soviel zur Öffentlichkeit, Meinungsfreiheit und demokratischen Verständnis der Philosophen, was für ein Armutszeugnis.

Auch seine lobenswerte Auseinandersetzung mit  dem Boykott Sanktionen BDS Begriff, bescherte ihm eine Ausladung  seines Salzburger Seminars zur „Ethik des Boykotts“.

https://www.d-a-g.de/index.php?id=41&tx_ttnews%5Btt_news%5D=1688&cHash=554e702e4e981a90f9543e86eeb36c61

https://www.heise.de/tp/features/Boykott-das-heisst-4403910.html

Soviel zur Debatten Kultur, Meinungsfreiheit und Freiheit der Lehre in Deutschland. Seien wir froh, dass es noch engagierte und mutige Philosophen, wie Georg Meggle gibt.

Evelyn Hecht-Galinski

 

Ich bin zwar anderer Meinung als Sie, aber ich würde mein Leben dafür geben, daß Sie Ihre Meinung frei aussprechen dürfen. Voltaire

https://www.gap-im-netz.de/images/gap/Erklaerung_zur_Ausladung_von_Georg_Meggle.pdf

3. September 2022
Gesellschaft für Analytische Philosophie

Der Vorstand

Erklärung zur Ausladung von Georg Meggle
Die Gesellschaft für analytische Philosophie richtet vom 12. bis zum 15. September 2022 an der Hum
boldtUniversität Berlin den internationalen Kongress »Philosophie und Öffentlichkeit Philosophy
and the Public« aus. Der Kongress wird mit einem Vortrag von Tim Henning (Mainz) und einer daran
anschließenden Podiumsdiskussion zum Thema »Wissenschaftsfreiheit und Moral« eröffnet. Neben
Tim Henning und Elif Özmen (Gießen) war Georg Meggle (Leipzig/Kairo) als Gast dieses Podiums vor
gesehen.

Vor wenigen Tagen ist der Vorstand der GAP darauf aufmerksam geworden, dass Georg Meggle als
Erstunterzeichner den Appell
»Den Kriegstreibern in den Arm fallen« unterstützt hat, der unter ande
rem die Verschwörungstheorie des »Great Reset« propagiert: Hinter »der ›Impf‹Kampagne« stehe
eine Strategie des »Forums der Superreichen«, durch die »der Kapitalismus über einen gezielten Zu
sammenbruch und einen ›Neustart‹ auf eine noch perversere Stufe gehoben werden soll«. Der Politik
wird vorgeworfen, »unter dem Deckmantel der PandemieBekämpfung Milliarden Menschenleben
zu gefährden und die Überlebenden einer Totalkontrolle zu unterwerfen«.

Dieses Pamphlet hat Georg Meggle zu unserer Bestürzung nicht nur in seinem eigenen Namen, son
dern mit dem Zusatz »Ehrenpräsident der Gesellschaft für Analytische Philosophie« unterschrieben.

Als die Einladung an Meggle vor geraumer Zeit erging, war seine Unterzeichnung des Appells nicht
absehbar. Nun hat der Vorstand beschlossen, die Einladung an Meggle zur Teilnahme am Eröffnungs
podium des Kongresses zurückzunehmen. Die Entscheidung haben wir in Ausübung unserer Wissen
schaftsfreiheit als einladende Institution aus zwei Gründen getroffen:

(1) Wir halten es für unangemessen, das Eröffnungspodium eines wissenschaftlichen Kongresses mit
einer Person zu besetzen, die eine krude Verschwörungstheorie wie die Great ResetTheorie unter
stützt. Eine solche Theorie zu propagieren widerspricht den epistemischen Standards, für die die GAP
als Fachgesellschaft steht. Es ist auch dem Signal entgegengesetzt, das wir mit der Auftaktveranstal
tung des Kongresses aussenden möchten: zu zeigen, dass man auch über kontroverse Themen sach
lich und unter Berücksichtigung der Beleglage diskutieren kann.

(2) Thema des Podiums »Wissenschaftsfreiheit und Moral« sind ziemlich spezifische Fragen: Kann es
legitim sein, wissenschaftliche Positionen mit moralischen Gründen zu kritisieren? Gibt es solche legi
timen Gründe, die nicht mit der Freiheit der Forschung und Lehre konfligieren? Mit der Unterzeich
nung des genannten Appells hat Georg Meggle eine Position bezogen, die auf dem Podium nicht un
widersprochen bleiben könnte. Die Moderatorin müsste eine Einordnung der Einladung Meggles im
Lichte seiner Unterstützung des Appells vornehmen, die anderen Podiumsgäste müssten sich dazu
verhalten. Damit würde sich der Fokus des Podiums völlig verschieben. Die Kongressleitung sieht
nicht, wie sie den geplanten thematischen Zuschnitt der Veranstaltung unter diesen neuen Bedingun
gen gewährleisten könnte.

Eine Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit Georg Meggles entsteht durch die Ausladung nicht. Die
grundgesetzlich geschützte Freiheit von Forschung und Lehre begründet keinen Anspruch darauf, bei
einer bestimmten Veranstaltung zu sprechen.

Georg Meggles Verdienste um die analytische Philosophie in Deutschland bleiben unbestritten und
unberührt.

3. September 2022

Gesellschaft für Analytische Philosophie

Der Vorstand

1 Kommentar zu Ausladung eines Philosophen

  1. Dank an Evelyn Hecht-Galinski für die Öffentlichmachung dieses unerhörten Vorganges.
    Wie einfach wäre es für die veranstaltende GAP gewesen, ihr verdienstvolles Ehrenmitglied Georg Meggle um eine Erklärung zu bitten, selbstverständlich sei seiner Unterschrift unter den „Krefelder Appell“ allein in seinem Namen, nicht aber dem der Gesellschaft erfolgt! Bedeutsamer aber ist, dass es der Leitung der GAP offensichtlich nicht gelingt, einen Unterschied zwischen einer Meinung und dem Recht auf die Vertretung dieser Meinung zu machen. Dieses Manko fällt allein auf die Gesellschaft, die sich die ANALYTIK in der Philosophie zur Aufgabe gemacht hat, zurück.
    Schlimmer noch, das System der Denunziation, auch wenn diese anonym „von außen“ kommt, scheint in der Bundesrepublik unserer Zeit Schule zu machen. So wurde ein lange geplantes Seminar an der Universität Salzburg, unter Leitung Georg Meggles abgesagt, nachdem ihm, dem jedem Rassismus und Antisemitismus Fremden, anonym Antisemitismus (wegen seiner Kritik am politischen Zionismus) vorgeworfen wurde.

    Was dieser Tage an der ehrenwerten Humboldt-Universiät (und der Gesellschaft für Analytische Philosophie) geschieht, scheint also „in der Luft“ zu liegen, Schule zu machen:
    Gesinnungsschnüffelei und der Geist der Unfreiheit!

    Wo aber, so fragt sich der Außenenstehende, bleiben „die Großen und die weniger Großen“ unserer Philosophie? Wo bleibt der Aufschrei der Habermas, der Nida-Rümelin, der medial alleroften Präsenten R.D.Precht und Cie? Geht sie dieser Eingriff auf die Debatten-Kultur in der Akademia Deutschlands etwa nichts an? Ach ja, der eine, längst kanonisiert, der andere in die Politik „entkommene“, wieder der andere von Eitelkeit medialer Wirkung beseelt…, was sollte man von ihnen erwarten?. Nun, Ernst Tugendhat, R.I.P er ist nicht mehr unter uns, er kann nichts mehr dazu sagen, gern hätte ich ihn zum Unsäglichen gehört! Einen Bertrand Russell hat unsere Bundesrepublik aber leider nicht hervorgebracht. Uns, den Lesern aber bleibt: alles, was Georg Meggle geschrieben hat, ist nachzulesen. In seinen Schriften, bei Heises Telepolis etc. Zu unserem Erkenntnisfortschritt! So sei es, Insh’a Allah!
    Ergänzung:
    Glücklicherweise, das ist zu erfahren, gibt es, aus der GAP, eine Unterschriftenliste von Mitgliedern, die gegen diese unerträgliche Gewissensschnüffelei (Wiederkehr des unseligen MacCarthy?) Protest einlegen. Ein Mitglied hat, so erfahre ich, aus Protest gegen die Ausladung Georg Meggle, des Mitbegründers und Ehrenvorsitzenden der GAP, seine Mitgliedschaft niedergelegt. Mut, so scheint es mir, ist in der deutschen Academia heute genauso selten wie ehedem…, damals, unter sehr viel schwierigeren Umständen. Wohin entwickelt sich unsere Gesellschaft, wenn diese Vorgänge in einer angesehenen philosophichen Vereinigung möglich werden! (so geschehen an der Humboldt und an der Univ. Salzburg, Anno 2022) Sorge ist angebracht!

    Was – mir – dem „Nicht-Philosophen“ bzw. des sehr privaten, und Freund bleibt, ist Ekel! Abgrundtiefer Ekel!

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