Das ist die „christlich jüdische Meinungsfreiheit“ und Dialog, wenn es um Palästina geht. Absage des Vortrags von Andreas Zumach.

Das ist die „christlich-jüdische“ Meinungsfreiheit“ und Dialog, wenn es um das Thema Palästina geht! Absage des Vortrags von Andreas Zumach.

Das ist die „christlich-jüdische“ Meinungsfreiheit und Dialog, wenn es um das Thema Palästina geht! Absage des Vortrags von Andreas Zumach.

27.11.2018, Absage der Veranstaltung

Sehr geehrter Herr Zumach,

im Zusammenhang mit Ihrem für den 6. Dezember 2018 im Programm junge alte vorgesehenen Vortrag „Israel – seine wahren und falschen Freunde“ hat es hier in Karlsruhe Irritationen unterschiedlicher Art gegeben.

Von der dienstaufsichtsführenden Ebene der Evangelischen Kirche in Karlsruhe sind wir gebeten worden, Ihren Vortrag abzusagen. Im Interesse des hier gewachsenen nahen Miteinanders im christlich-jüdischen Dialog sind wir dem nachgekommen und haben Ihren Vortrag abgesagt. Wir bedauern, diesen Schritt zu tun. Zugleich werden wir uns bemühen, die Politik des Staates Israel bei anderer Gelegenheit auf eine Weise offen und öffentlich zu diskutieren, mit der auch unsere Gegenüber zurechtkommen. Denn grundsätzlich abgeneigt sind sie dem nicht.

Für das mit Ihnen vereinbarte Honorar (ohne Reisekosten) werden wir aufkommen. Bitte übermitteln Sie uns Ihre Rechnung.

Mit freundlichen Grüßen

Annette Weiß

Fachbereichsleitung junge alte

0721-824673-10

—————————————————————————————————————-

 

28.11.2018, Schreiben von A.Zumach an Dekan Schalla

 

Herrn

Dekan Thomas Schalla

Evangelisches Dekanatsamt

Reinhold-Frank-Straße 48

76133 Karlsruhe

 

übermittelt per E-Mail an: Thomas.Schalla@kbz.ekiba.de

am Mittwoch, 28.11.2018 um 12.30 Uhr

 

Betrifft: Die von Ihnen veranlaßte Absage meines Vortrages „Israels wahre und falsche Freunde“ am 6.12.2018 bei den „jungen Alten“ der Evangelischen Erwachsenenbildung (EBB) in Karlsruhe-Durlach

 

Sehr geehrter Herr Dekan,                                                                    lieber Buder Schalla

 

 

gestern Nachmittag um 17.16h erhielt ich eine Mail von Frau Annette Weiß, Leiterin der Fachabteilung „junge Alte“ bei der Evangelischen Erwachsenenbildung in Karlsruhe mit der Absage der obigen Veranstaltung. Frau Weiß schrieb:

„Im Zusammenhang mit Ihrem für den 6. Dezember 2018 im Programm junge

alte vorgesehenen Vortrag „Israel – seine wahren und falschen Freunde“

hat es hier in Karlsruhe Irritationen unterschiedlicher Art gegeben.

Von der dienstaufsichtsführenden Ebene der Evangelischen Kirche in

Karlsruhe sind wir gebeten worden, Ihren Vortrag abzusagen. Im

Interesse des hier gewachsenen nahen Miteinanders im

christlich-jüdischen Dialog sind wir dem nachgekommen und haben Ihren Vortrag abgesagt.“

 

Unmittelbar nach Erhalt dieser Nachricht habe ich vergeblich versucht, Frau Weiß telefonisch zu erreichen und Ihr dann eine Mail geschickt mit der Frage

 

„Bei wem in Karlsruhe hat es Irritationen unterschiedlicher Art gegeben?“

 

verbunden mit der dringenen Bitte um eine zeitnahe Antwort.

 

Da ich bislang keine Antwort erhalten habe, und da die Angelegenheit sehr drängt, wende ich mich jetzt direkt an Sie:

 

Ich bin über die Absage – ihre inhaltlich Begründung wie über Ihr Vorgehen – äußerst schockiert. In den letzten 45 Jahren habe ich weit über tausend öffentliche Vorträge gehalten sowie mehrere tausend Artikel, Rundfunk-und Fernsehbeiträge veröffentlicht. Zunächst zwölf Jahre lang als Freiwilliger und dann als hauptamtlicher Mitarbeiter der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste (über deren jahzehntelanges Engagement gegen jede Form von Judenfeindlichkeit und für die Überlebenden des Holocaust in Israel, den USA, Deutschland, Polen und anderen Ländern Europas Sie ja sicherlich im Bilde sind) und dann seit 1988 als Journalist. Die Mehrzahl meiner Vorträge in diesen 45 Jahren fanden im Rahmen der Evangelischen Kirche statt (in Gemeinden, vor Synoden, Pfarrkonventen, beim Rat der EKD, auf Kirchentagen, in Evangelischen Akademien, bei der Militärselsorge, auf Zivildienstlehrgängen und FSJ-Seminaren des Diakonischen Werkes, beim ÖRK inGenf etc.). Karlsruhe ist eine der drei Städte in Deutschland, in denen ich in den letzten 45 Jahren am häufigsten öffentlich aufgetreten bin -in verschiedenen Zusammenhängen. Darunter auch seit sechs Jahren regelmäßig bei den jungen Alten der EEB in Karlsruhe-Durlach. Immer vor vollbesetztem Saal mit bis zu 150 BesucherInnen. Immer mit ausreichend Zeit nach meinem Referat zu Fragen, Widerspruch und Diskussion, zu denen ich die BesucherInnen jeweils ausdrücklich ermuntert habe.Immer mit großem Beifall am Ende der Veranstaltung. Und bislang immer mit ausschließlich positiven Rückmeldungen sowohl von BesucherInnen wie von den Verantwortlichen der Evangelischen Erwachsenenbildung.

 

Niemals zuvor seit 1973 ist ein Vortrag von mir aus inhaltlichen Gründen abgesagt oder verboten worden.

Daß eine solches Verbot nun erstmals ausgerechnet in Karlsruhe geschieht durch einen Verantwortlichen der Evangelischen Kriche schmerzt mich ganz besonders.

 

Ihre Entscheidung, die Veranstaltung abzusagen, verletzt das in Artikel 5 des Grundgesetzes garantierte Recht auf Meinungsfreiheit und trägt bei zur Einschränkung des öffentlichen Diskurses in unserem Land, der eine elemtare Voraussetzung ist für den Erhalt unserer Demokratie.

Zudem haben Sie leider die Grundregeln eines fairen, transparenten Umgangs miteinander mitachtet. Mein für den 6. Dezember vorgeseher Vortrag wurde am 15. Mai dieses Jahres zwischen mir und Frau Weiß vereinbart – mit dem seitdem im Programmheft der EEB veröffentlichten Titel und Ankündigungstext. Der Vorschlag für diesen Vortrag kam im Übrigen nicht von mir, sondern vom Programmbeirat der EEB.

Neun Tage vor dem Veranstaltungstermin am 6.12.erfolgt nun die Absage unter Berufung auf nicht näher spezifierte „Irritationen unterschiedlicher Art“. Leider haben Sie es nicht einmal für nötig befunden, mich vor Ihrer Absageentscheidung auf diese „Irritationen“ anzusprechen und meine Stellungnahme einzuholen zu den Vorwürfen? Behauptungen?, Sorgen? ,die – von welcher Seite auch immer? – mit Blick auf meine Person? und/oder auf das Thema meines Vortrages? vorgebracht wurden.

Solange diese Fragezeichen von Ihnen nicht beantwortet werden, bin ich leider auf Spekulationen angewiesen auf Basis von Erfahrungen, die ich und andere Menschen in den letzten Jahren zunehmend gemacht haben. Menschen, die sich entschieden zur besonderen deutschen Verantwortung bekennen für die Bekämpfung von Judenfeindlichkeit sowie für eine gesicherte und auf Dauer unbedrohte Existenz des Staates Israels, die zugleich aber auch für das völkerrechtlich verbriefte Recht der PalästinenserInnen auf staatliche Selbstbestimmung und die Umsetzung ihrer universellen Menschenrechte eintreten, und die deshalb die – sämtlichen dieser Zielen entgegenstehende – israelische Regierungspolitik kritisieren. Eine solche Haltung wird in den letzten Jahren immer stärker und häufiger denunziert als „antisemitisch“/antijüdisch/antiisraelisch/Israelfeindlich“ o.ä. Daß hier inzwischen eine wohlorchestrierte und gut vernetzte Kampagne stattfindet, ist bestens belegt. Dabei führt der inzwischen inflationäre Vorwurf des „Antisemitismus“ im Ergebnis zur Verharmlosung der tatsächlich existierenden Judenfeindlichkeit in unserem Land. Hauptzielscheibe und- betroffene dieser Kampagne sind im übrigen Jüdinnen und Juden aus Israel, den USA, Südafrika, Deutschland und anderen Ländern, weil sie es wagen, die israelische Regierungspolitik zu kritisieren (Felicitas Langner, Uri Avnery, Reuven Moskovitz, Ilan Pappe, Gidon Levy, Jelf Halper, Marc Bravermann, Richard Goldstone, Judith und Rainer Bernstein, Rolf Verleger, Nirit Sommerfeld, die Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost – um nur einige Beispiele zu nennen.) Wenn Sie als Verantwortlicher in unserer Evangelischen Kirche unter dem Druck derartiger Vorwürfe einknicken und deswegen eine Vortragsveranstaltung kurzfristig und ohne Anhörung des eingeladenen Referenten absagen, ist das traurig und schlimm genug. Sie tun damit auch dem „Miteinander im christlich-jüdischen Dialog“ in Karlsruhe keinen Gefallen – ganz im Gegenteil

 

Von einem Mitglied der Jüdischen Kultusgemeinde in Karlsruhe, das alle meine bisherigen Vorträge bei den „jungen Alten“ besucht und sich danach immer sehr zustimmend geäußert hat, habe ich zwischenzeitlich von den zum Teil völlig absurden Falschbehauptungen erfahren, die die stellvertretende Vorsitzende der Gemeide, Solange Rosenberg verbreitet hat- unter anderem in einer Mail an den Leiter der EEB, Joachim Faber. Nach dieser Information hat Frau Solange behauptet, ich sei

„ Besuchern der jüdischen Kultusgemeinde bereits bei einer

anderen Veranstaltung bei den jungen Alten mit israelfeindlichen Äußerungen

aufgefallen“. Unter anderem hätte ich behauptet „ Israel sei schuld gewesen am Tsunami.“

 

Diese Darstellung von Frau Rosenberg hat das mir bekannte Mitglied der jüdischen Kultusgemeinde ausdrücklich als „falsch“ und als „Unsinn“ bezeichnet.

 

Auch ich weise diese Behauptungen von Frau Rosenberg als falsch zurück

 

Zudem hat Frau Rosenberg über mich behauptet,

 

„bekannt“ seien meine „ Aktivitäten im Rahmen der BDS- und BIB-

Kampagnen, die eindeutig auf die Delegitimierung des Staates Israel hinaus

laufen, bekannt. Die BDS- und BIB- Kampagnen gelten als eindeutig

antisemitisch (links-antisemitisch).“

 

Auch diese Behauptungen von Frau Rosenberg über meine Person sind falsch. Es gab und gibt keine Aktivitäten meinerseits im Rahmen der BDS-Kampagne.

Beim angeblich „eindeutig antisemitischen“ BIB (Bündnis zur Beendigung der israelischen Besatzung e.V.) bin ich seit einem Jahr Mitglied des Beirates – zusammen mit so „bekannten Antisemiten“ wie dem deutsch-franzöischen Juden und erklärten Freund Israels,Alfred Grosser und dem ehemaligen Präsidenten der deutsch-israelischen Wirtschaftskammer, langjährigen außenpolitischen Berater von Bundeskanzler Helmut Kohl sowie Direktor der Münchner Sicherheitskonferenz, Horst Teltschik. Geschäfsführerin des BIB, das laut Frau Rosenberg angeblich „eindeutig antisemitisch“ ist und die „Delegitimierung des Staates Israeal“ anstrebt, ist die israelisch-deutsche Jüdin Nirit Sommerfeld.

 

Weiter verbreitet Frau Rosenberg im Namen der Jüdichen Kultusgemeinde die Behauptung, nach der Einladung an mich zu dem Vortrag am 6.12. hätten „die Mitglieder der Gemeinde beschlossen die Veranstaltungen der junge Alten

nicht mehr zu besuchen.“

Auch diese Behauptung Frau Rosenberg hat das mir bekannte Mitglied der Jüdischen Kultusgemeinde als „falsch“ zurückgewiesen und sich davon distanziert mit den Worten, das sei „eine versteckte Boykottdrohung,von der sich die Evangelische Erwachsenenbildung hoffentlich nicht unter Druck setzen läßt“.

 

Ich habe Frau Rosenberg kontaktiert und sie aufgefordert, entweder Qullen und Belege für ihre Falschbehauptungen über meine Person vorzulegen, oder aber diese Falschbehauptungen zu widerrufen.

 

Inzwischen hat Frau Rosenberg sämtliche von ihr verbreiteten Behauptungen über meine Person sowie über das BIB schriftlich widerrufen und erklärt, daß sie diese Behauptungen nicht wiederholen wird.

 

Herr Schalla, ich kann mir kaum vorstellen, daß Sie Ihre Entscheidung zur Absage meines Vortrages allein auf Grund der Intervention von Frau Rosenberg getroffen haben. Daher bitte ich Sie dringend, mir mitzuteilen, wer sonst noch und welche Einwände und Sorgen mit Blick auf die Veranstaltung sowie Behauptungen über meine Person gemeint sind mit den „Irritationen unterschiedlicher Art“. Diese Transparenz herzustellen, wäre das mindeste an Fairnis.

 

Darüber hinaus möchte ich Sie ermutigen, Ihre Entscheidung zur Absage des Vortrages noch einmal zu überdenken und zu korrigieren. Und dann laden Sie Frau Sommerfeld und die anderen Mitglieder der Jüdischen Kultusgemeinde, sowie alle anderen, die Bedenken gegen meinen Vortrag und meine Person geäußert haben, ausdrücklich und öffentlich zu der Veranstaltung am 6. Dezember ein. Dann können dort alle Fragen, Einwände, Sorgen im transparenten, freien, öffentlichen Diskurs erörtert werden.

 

Da die Angelegenheit drängt, bitte ich Sie dringend um eine zeitnahe Antwort noch im Laufe des heutigen Tages. Ich bin über e-Mail zumach@taz.de zu erreichen sowie telefonisch in Genf unter 0041/78/6316589.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Andreas Zumach

 

28.11.2018, Antwort von Schalla

 

Sehr geehrter Herr Zumach,

 

auch mir tut die Absage weh – ich halte offene Diskussionen in der Regel

für sachgemäßer als nicht miteinander zu sprechen. Ich habe die Absage

der Veranstaltung angeordnet, weil ich Schaden für das Verhältnis

zwischen Evangelischer Kirche und der Jüdischen Kultusgemeinde Karlsruhe

abwenden möchte. Ich will die Wahrnehmung Ihrer Person von Seiten der

Jüdischen Kultusgemeinde nicht kommentieren. Ich will auch nicht

beurteilen, ob und in welchem Umfang diese Wahrnehmungen berechtigt

sind. Ich habe deshalb auch keine Ermittlung darüber aufgenommen, wer

was gesagt hat.

Ich muss aber zur Kenntnis nehmen, dass ausweislich der offiziellen

Stellungnahme von Seiten der Jüdischen Kultusgemeinde eine ernsthafte

Störung des Verhältnisses in Karlsruhe eine wahrscheinliche Folge der

Veranstaltung in der Evangelischen Erwachsenenbildung gewesen wäre. Die

Entscheidung hat selbstverständlich nichts mit Transparenz zu tun,

sondern mit Zuständigkeiten. Als Dekan bin ich letztverantwortlich für

das Erscheinungsbild der Evangelischen Kirche in Karlsruhe. In dieser

Funktion habe ich eine Güterabwägung vorgenommen und zu diesem Zeitpunkt

dem Verhältnis zu unseren Geschwistern in der jüdischen Kultusgemeinde

den Vorrang gegeben. Kritische Auseinandersetzung mit der

Regierungspolitik Israels ist genauso möglich wie die kritische

Auseinandersetzung mit jeder anderen Regierungspolitik auf der Welt. Es

ist aber fraglich, ob diese Auseinandersetzung ausgerechnet jetzt und

ausgerechnet von Einrichtungen der evangelischen Kirchen geführt werden

muss. Um des – auch für unser eigenes Selbstverständnis zentrales –

enges Miteinanders von Christen und Juden halte ich es für richtig, hier

in Demut einen Schritt zurückzutreten. Ich meine nicht, dass dies Ihr

Grundrecht auf Meinungsfreiheit maßgeblich einschränkt

 

Für uns in Karlsruhe sind damit nicht alle Fragen beantwortet und ich

kann mir vorstellen, dass auch für Sie nicht meine Antwort sehr

zufriedenstellend ist. Vielleicht finden wir die Möglichkeit, darüber

bei anderer Gelegenheit noch einmal ausführlicher zu sprechen.

Viele Grüße

Thomas Schalla

 

——————————————————

Dr. Thomas Schalla

Dekan der Evangelischen Kirche in Karlsruhe

Mobil 0173/3245714

 

https://presse.karlsruhe.de/db/meldungen/kultur/zumach_vortrag_in_der_stadtbibliothek.html

Das ist die „christlich-jüdische“ Meinungsfreiheit und Dialog, wenn es um das Thema Palästina geht! Absage des Vortrags von Andreas Zumach.

27.11.2018, Absage der Veranstaltung

Sehr geehrter Herr Zumach,

im Zusammenhang mit Ihrem für den 6. Dezember 2018 im Programm junge alte vorgesehenen Vortrag „Israel – seine wahren und falschen Freunde“ hat es hier in Karlsruhe Irritationen unterschiedlicher Art gegeben.

Von der dienstaufsichtsführenden Ebene der Evangelischen Kirche in Karlsruhe sind wir gebeten worden, Ihren Vortrag abzusagen. Im Interesse des hier gewachsenen nahen Miteinanders im christlich-jüdischen Dialog sind wir dem nachgekommen und haben Ihren Vortrag abgesagt. Wir bedauern, diesen Schritt zu tun. Zugleich werden wir uns bemühen, die Politik des Staates Israel bei anderer Gelegenheit auf eine Weise offen und öffentlich zu diskutieren, mit der auch unsere Gegenüber zurechtkommen. Denn grundsätzlich abgeneigt sind sie dem nicht.

Für das mit Ihnen vereinbarte Honorar (ohne Reisekosten) werden wir aufkommen. Bitte übermitteln Sie uns Ihre Rechnung.

Mit freundlichen Grüßen

Annette Weiß

Fachbereichsleitung junge alte

0721-824673-10

—————————————————————————————————————-

 

28.11.2018, Schreiben von A.Zumach an Dekan Schalla

 

Herrn

Dekan Thomas Schalla

Evangelisches Dekanatsamt

Reinhold-Frank-Straße 48

76133 Karlsruhe

 

übermittelt per E-Mail an: Thomas.Schalla@kbz.ekiba.de

am Mittwoch, 28.11.2018 um 12.30 Uhr

 

Betrifft: Die von Ihnen veranlaßte Absage meines Vortrages „Israels wahre und falsche Freunde“ am 6.12.2018 bei den „jungen Alten“ der Evangelischen Erwachsenenbildung (EBB) in Karlsruhe-Durlach

 

Sehr geehrter Herr Dekan,                                                                    lieber Buder Schalla

 

 

gestern Nachmittag um 17.16h erhielt ich eine Mail von Frau Annette Weiß, Leiterin der Fachabteilung „junge Alte“ bei der Evangelischen Erwachsenenbildung in Karlsruhe mit der Absage der obigen Veranstaltung. Frau Weiß schrieb:

„Im Zusammenhang mit Ihrem für den 6. Dezember 2018 im Programm junge

alte vorgesehenen Vortrag „Israel – seine wahren und falschen Freunde“

hat es hier in Karlsruhe Irritationen unterschiedlicher Art gegeben.

Von der dienstaufsichtsführenden Ebene der Evangelischen Kirche in

Karlsruhe sind wir gebeten worden, Ihren Vortrag abzusagen. Im

Interesse des hier gewachsenen nahen Miteinanders im

christlich-jüdischen Dialog sind wir dem nachgekommen und haben Ihren Vortrag abgesagt.“

 

Unmittelbar nach Erhalt dieser Nachricht habe ich vergeblich versucht, Frau Weiß telefonisch zu erreichen und Ihr dann eine Mail geschickt mit der Frage

 

„Bei wem in Karlsruhe hat es Irritationen unterschiedlicher Art gegeben?“

 

verbunden mit der dringenen Bitte um eine zeitnahe Antwort.

 

Da ich bislang keine Antwort erhalten habe, und da die Angelegenheit sehr drängt, wende ich mich jetzt direkt an Sie:

 

Ich bin über die Absage – ihre inhaltlich Begründung wie über Ihr Vorgehen – äußerst schockiert. In den letzten 45 Jahren habe ich weit über tausend öffentliche Vorträge gehalten sowie mehrere tausend Artikel, Rundfunk-und Fernsehbeiträge veröffentlicht. Zunächst zwölf Jahre lang als Freiwilliger und dann als hauptamtlicher Mitarbeiter der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste (über deren jahzehntelanges Engagement gegen jede Form von Judenfeindlichkeit und für die Überlebenden des Holocaust in Israel, den USA, Deutschland, Polen und anderen Ländern Europas Sie ja sicherlich im Bilde sind) und dann seit 1988 als Journalist. Die Mehrzahl meiner Vorträge in diesen 45 Jahren fanden im Rahmen der Evangelischen Kirche statt (in Gemeinden, vor Synoden, Pfarrkonventen, beim Rat der EKD, auf Kirchentagen, in Evangelischen Akademien, bei der Militärselsorge, auf Zivildienstlehrgängen und FSJ-Seminaren des Diakonischen Werkes, beim ÖRK inGenf etc.). Karlsruhe ist eine der drei Städte in Deutschland, in denen ich in den letzten 45 Jahren am häufigsten öffentlich aufgetreten bin -in verschiedenen Zusammenhängen. Darunter auch seit sechs Jahren regelmäßig bei den jungen Alten der EEB in Karlsruhe-Durlach. Immer vor vollbesetztem Saal mit bis zu 150 BesucherInnen. Immer mit ausreichend Zeit nach meinem Referat zu Fragen, Widerspruch und Diskussion, zu denen ich die BesucherInnen jeweils ausdrücklich ermuntert habe.Immer mit großem Beifall am Ende der Veranstaltung. Und bislang immer mit ausschließlich positiven Rückmeldungen sowohl von BesucherInnen wie von den Verantwortlichen der Evangelischen Erwachsenenbildung.

 

Niemals zuvor seit 1973 ist ein Vortrag von mir aus inhaltlichen Gründen abgesagt oder verboten worden.

Daß eine solches Verbot nun erstmals ausgerechnet in Karlsruhe geschieht durch einen Verantwortlichen der Evangelischen Kriche schmerzt mich ganz besonders.

 

Ihre Entscheidung, die Veranstaltung abzusagen, verletzt das in Artikel 5 des Grundgesetzes garantierte Recht auf Meinungsfreiheit und trägt bei zur Einschränkung des öffentlichen Diskurses in unserem Land, der eine elemtare Voraussetzung ist für den Erhalt unserer Demokratie.

Zudem haben Sie leider die Grundregeln eines fairen, transparenten Umgangs miteinander mitachtet. Mein für den 6. Dezember vorgeseher Vortrag wurde am 15. Mai dieses Jahres zwischen mir und Frau Weiß vereinbart – mit dem seitdem im Programmheft der EEB veröffentlichten Titel und Ankündigungstext. Der Vorschlag für diesen Vortrag kam im Übrigen nicht von mir, sondern vom Programmbeirat der EEB.

Neun Tage vor dem Veranstaltungstermin am 6.12.erfolgt nun die Absage unter Berufung auf nicht näher spezifierte „Irritationen unterschiedlicher Art“. Leider haben Sie es nicht einmal für nötig befunden, mich vor Ihrer Absageentscheidung auf diese „Irritationen“ anzusprechen und meine Stellungnahme einzuholen zu den Vorwürfen? Behauptungen?, Sorgen? ,die – von welcher Seite auch immer? – mit Blick auf meine Person? und/oder auf das Thema meines Vortrages? vorgebracht wurden.

Solange diese Fragezeichen von Ihnen nicht beantwortet werden, bin ich leider auf Spekulationen angewiesen auf Basis von Erfahrungen, die ich und andere Menschen in den letzten Jahren zunehmend gemacht haben. Menschen, die sich entschieden zur besonderen deutschen Verantwortung bekennen für die Bekämpfung von Judenfeindlichkeit sowie für eine gesicherte und auf Dauer unbedrohte Existenz des Staates Israels, die zugleich aber auch für das völkerrechtlich verbriefte Recht der PalästinenserInnen auf staatliche Selbstbestimmung und die Umsetzung ihrer universellen Menschenrechte eintreten, und die deshalb die – sämtlichen dieser Zielen entgegenstehende – israelische Regierungspolitik kritisieren. Eine solche Haltung wird in den letzten Jahren immer stärker und häufiger denunziert als „antisemitisch“/antijüdisch/antiisraelisch/Israelfeindlich“ o.ä. Daß hier inzwischen eine wohlorchestrierte und gut vernetzte Kampagne stattfindet, ist bestens belegt. Dabei führt der inzwischen inflationäre Vorwurf des „Antisemitismus“ im Ergebnis zur Verharmlosung der tatsächlich existierenden Judenfeindlichkeit in unserem Land. Hauptzielscheibe und- betroffene dieser Kampagne sind im übrigen Jüdinnen und Juden aus Israel, den USA, Südafrika, Deutschland und anderen Ländern, weil sie es wagen, die israelische Regierungspolitik zu kritisieren (Felicitas Langner, Uri Avnery, Reuven Moskovitz, Ilan Pappe, Gidon Levy, Jelf Halper, Marc Bravermann, Richard Goldstone, Judith und Rainer Bernstein, Rolf Verleger, Nirit Sommerfeld, die Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost – um nur einige Beispiele zu nennen.) Wenn Sie als Verantwortlicher in unserer Evangelischen Kirche unter dem Druck derartiger Vorwürfe einknicken und deswegen eine Vortragsveranstaltung kurzfristig und ohne Anhörung des eingeladenen Referenten absagen, ist das traurig und schlimm genug. Sie tun damit auch dem „Miteinander im christlich-jüdischen Dialog“ in Karlsruhe keinen Gefallen – ganz im Gegenteil

 

Von einem Mitglied der Jüdischen Kultusgemeinde in Karlsruhe, das alle meine bisherigen Vorträge bei den „jungen Alten“ besucht und sich danach immer sehr zustimmend geäußert hat, habe ich zwischenzeitlich von den zum Teil völlig absurden Falschbehauptungen erfahren, die die stellvertretende Vorsitzende der Gemeide, Solange Rosenberg verbreitet hat- unter anderem in einer Mail an den Leiter der EEB, Joachim Faber. Nach dieser Information hat Frau Solange behauptet, ich sei

„ Besuchern der jüdischen Kultusgemeinde bereits bei einer

anderen Veranstaltung bei den jungen Alten mit israelfeindlichen Äußerungen

aufgefallen“. Unter anderem hätte ich behauptet „ Israel sei schuld gewesen am Tsunami.“

 

Diese Darstellung von Frau Rosenberg hat das mir bekannte Mitglied der jüdischen Kultusgemeinde ausdrücklich als „falsch“ und als „Unsinn“ bezeichnet.

 

Auch ich weise diese Behauptungen von Frau Rosenberg als falsch zurück

 

Zudem hat Frau Rosenberg über mich behauptet,

 

„bekannt“ seien meine „ Aktivitäten im Rahmen der BDS- und BIB-

Kampagnen, die eindeutig auf die Delegitimierung des Staates Israel hinaus

laufen, bekannt. Die BDS- und BIB- Kampagnen gelten als eindeutig

antisemitisch (links-antisemitisch).“

 

Auch diese Behauptungen von Frau Rosenberg über meine Person sind falsch. Es gab und gibt keine Aktivitäten meinerseits im Rahmen der BDS-Kampagne.

Beim angeblich „eindeutig antisemitischen“ BIB (Bündnis zur Beendigung der israelischen Besatzung e.V.) bin ich seit einem Jahr Mitglied des Beirates – zusammen mit so „bekannten Antisemiten“ wie dem deutsch-franzöischen Juden und erklärten Freund Israels,Alfred Grosser und dem ehemaligen Präsidenten der deutsch-israelischen Wirtschaftskammer, langjährigen außenpolitischen Berater von Bundeskanzler Helmut Kohl sowie Direktor der Münchner Sicherheitskonferenz, Horst Teltschik. Geschäfsführerin des BIB, das laut Frau Rosenberg angeblich „eindeutig antisemitisch“ ist und die „Delegitimierung des Staates Israeal“ anstrebt, ist die israelisch-deutsche Jüdin Nirit Sommerfeld.

 

Weiter verbreitet Frau Rosenberg im Namen der Jüdichen Kultusgemeinde die Behauptung, nach der Einladung an mich zu dem Vortrag am 6.12. hätten „die Mitglieder der Gemeinde beschlossen die Veranstaltungen der junge Alten

nicht mehr zu besuchen.“

Auch diese Behauptung Frau Rosenberg hat das mir bekannte Mitglied der Jüdischen Kultusgemeinde als „falsch“ zurückgewiesen und sich davon distanziert mit den Worten, das sei „eine versteckte Boykottdrohung,von der sich die Evangelische Erwachsenenbildung hoffentlich nicht unter Druck setzen läßt“.

 

Ich habe Frau Rosenberg kontaktiert und sie aufgefordert, entweder Qullen und Belege für ihre Falschbehauptungen über meine Person vorzulegen, oder aber diese Falschbehauptungen zu widerrufen.

 

Inzwischen hat Frau Rosenberg sämtliche von ihr verbreiteten Behauptungen über meine Person sowie über das BIB schriftlich widerrufen und erklärt, daß sie diese Behauptungen nicht wiederholen wird.

 

Herr Schalla, ich kann mir kaum vorstellen, daß Sie Ihre Entscheidung zur Absage meines Vortrages allein auf Grund der Intervention von Frau Rosenberg getroffen haben. Daher bitte ich Sie dringend, mir mitzuteilen, wer sonst noch und welche Einwände und Sorgen mit Blick auf die Veranstaltung sowie Behauptungen über meine Person gemeint sind mit den „Irritationen unterschiedlicher Art“. Diese Transparenz herzustellen, wäre das mindeste an Fairnis.

 

Darüber hinaus möchte ich Sie ermutigen, Ihre Entscheidung zur Absage des Vortrages noch einmal zu überdenken und zu korrigieren. Und dann laden Sie Frau Sommerfeld und die anderen Mitglieder der Jüdischen Kultusgemeinde, sowie alle anderen, die Bedenken gegen meinen Vortrag und meine Person geäußert haben, ausdrücklich und öffentlich zu der Veranstaltung am 6. Dezember ein. Dann können dort alle Fragen, Einwände, Sorgen im transparenten, freien, öffentlichen Diskurs erörtert werden.

 

Da die Angelegenheit drängt, bitte ich Sie dringend um eine zeitnahe Antwort noch im Laufe des heutigen Tages. Ich bin über e-Mail zumach@taz.de zu erreichen sowie telefonisch in Genf unter 0041/78/6316589.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Andreas Zumach

 

28.11.2018, Antwort von Schalla

 

Sehr geehrter Herr Zumach,

 

auch mir tut die Absage weh – ich halte offene Diskussionen in der Regel

für sachgemäßer als nicht miteinander zu sprechen. Ich habe die Absage

der Veranstaltung angeordnet, weil ich Schaden für das Verhältnis

zwischen Evangelischer Kirche und der Jüdischen Kultusgemeinde Karlsruhe

abwenden möchte. Ich will die Wahrnehmung Ihrer Person von Seiten der

Jüdischen Kultusgemeinde nicht kommentieren. Ich will auch nicht

beurteilen, ob und in welchem Umfang diese Wahrnehmungen berechtigt

sind. Ich habe deshalb auch keine Ermittlung darüber aufgenommen, wer

was gesagt hat.

Ich muss aber zur Kenntnis nehmen, dass ausweislich der offiziellen

Stellungnahme von Seiten der Jüdischen Kultusgemeinde eine ernsthafte

Störung des Verhältnisses in Karlsruhe eine wahrscheinliche Folge der

Veranstaltung in der Evangelischen Erwachsenenbildung gewesen wäre. Die

Entscheidung hat selbstverständlich nichts mit Transparenz zu tun,

sondern mit Zuständigkeiten. Als Dekan bin ich letztverantwortlich für

das Erscheinungsbild der Evangelischen Kirche in Karlsruhe. In dieser

Funktion habe ich eine Güterabwägung vorgenommen und zu diesem Zeitpunkt

dem Verhältnis zu unseren Geschwistern in der jüdischen Kultusgemeinde

den Vorrang gegeben. Kritische Auseinandersetzung mit der

Regierungspolitik Israels ist genauso möglich wie die kritische

Auseinandersetzung mit jeder anderen Regierungspolitik auf der Welt. Es

ist aber fraglich, ob diese Auseinandersetzung ausgerechnet jetzt und

ausgerechnet von Einrichtungen der evangelischen Kirchen geführt werden

muss. Um des – auch für unser eigenes Selbstverständnis zentrales –

enges Miteinanders von Christen und Juden halte ich es für richtig, hier

in Demut einen Schritt zurückzutreten. Ich meine nicht, dass dies Ihr

Grundrecht auf Meinungsfreiheit maßgeblich einschränkt

 

Für uns in Karlsruhe sind damit nicht alle Fragen beantwortet und ich

kann mir vorstellen, dass auch für Sie nicht meine Antwort sehr

zufriedenstellend ist. Vielleicht finden wir die Möglichkeit, darüber

bei anderer Gelegenheit noch einmal ausführlicher zu sprechen.

Viele Grüße

Thomas Schalla

 

——————————————————

Dr. Thomas Schalla

Dekan der Evangelischen Kirche in Karlsruhe

Mobil 0173/3245714

 

https://presse.karlsruhe.de/db/meldungen/kultur/zumach_vortrag_in_der_stadtbibliothek.html

27.11.2018, Absage der Veranstaltung

Sehr geehrter Herr Zumach,

im Zusammenhang mit Ihrem für den 6. Dezember 2018 im Programm junge alte vorgesehenen Vortrag „Israel – seine wahren und falschen Freunde“ hat es hier in Karlsruhe Irritationen unterschiedlicher Art gegeben.

Von der dienstaufsichtsführenden Ebene der Evangelischen Kirche in Karlsruhe sind wir gebeten worden, Ihren Vortrag abzusagen. Im Interesse des hier gewachsenen nahen Miteinanders im christlich-jüdischen Dialog sind wir dem nachgekommen und haben Ihren Vortrag abgesagt. Wir bedauern, diesen Schritt zu tun. Zugleich werden wir uns bemühen, die Politik des Staates Israel bei anderer Gelegenheit auf eine Weise offen und öffentlich zu diskutieren, mit der auch unsere Gegenüber zurechtkommen. Denn grundsätzlich abgeneigt sind sie dem nicht.

Für das mit Ihnen vereinbarte Honorar (ohne Reisekosten) werden wir aufkommen. Bitte übermitteln Sie uns Ihre Rechnung.

Mit freundlichen Grüßen

Annette Weiß

Fachbereichsleitung junge alte

0721-824673-10

—————————————————————————————————————-

 

28.11.2018, Schreiben von A.Zumach an Dekan Schalla

 

Herrn

Dekan Thomas Schalla

Evangelisches Dekanatsamt

Reinhold-Frank-Straße 48

76133 Karlsruhe

 

übermittelt per E-Mail an: Thomas.Schalla@kbz.ekiba.de

am Mittwoch, 28.11.2018 um 12.30 Uhr

 

Betrifft: Die von Ihnen veranlaßte Absage meines Vortrages „Israels wahre und falsche Freunde“ am 6.12.2018 bei den „jungen Alten“ der Evangelischen Erwachsenenbildung (EBB) in Karlsruhe-Durlach

 

Sehr geehrter Herr Dekan,                                                                    lieber Buder Schalla

 

 

gestern Nachmittag um 17.16h erhielt ich eine Mail von Frau Annette Weiß, Leiterin der Fachabteilung „junge Alte“ bei der Evangelischen Erwachsenenbildung in Karlsruhe mit der Absage der obigen Veranstaltung. Frau Weiß schrieb:

„Im Zusammenhang mit Ihrem für den 6. Dezember 2018 im Programm junge

alte vorgesehenen Vortrag „Israel – seine wahren und falschen Freunde“

hat es hier in Karlsruhe Irritationen unterschiedlicher Art gegeben.

Von der dienstaufsichtsführenden Ebene der Evangelischen Kirche in

Karlsruhe sind wir gebeten worden, Ihren Vortrag abzusagen. Im

Interesse des hier gewachsenen nahen Miteinanders im

christlich-jüdischen Dialog sind wir dem nachgekommen und haben Ihren Vortrag abgesagt.“

 

Unmittelbar nach Erhalt dieser Nachricht habe ich vergeblich versucht, Frau Weiß telefonisch zu erreichen und Ihr dann eine Mail geschickt mit der Frage

 

„Bei wem in Karlsruhe hat es Irritationen unterschiedlicher Art gegeben?“

 

verbunden mit der dringenen Bitte um eine zeitnahe Antwort.

 

Da ich bislang keine Antwort erhalten habe, und da die Angelegenheit sehr drängt, wende ich mich jetzt direkt an Sie:

 

Ich bin über die Absage – ihre inhaltlich Begründung wie über Ihr Vorgehen – äußerst schockiert. In den letzten 45 Jahren habe ich weit über tausend öffentliche Vorträge gehalten sowie mehrere tausend Artikel, Rundfunk-und Fernsehbeiträge veröffentlicht. Zunächst zwölf Jahre lang als Freiwilliger und dann als hauptamtlicher Mitarbeiter der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste (über deren jahzehntelanges Engagement gegen jede Form von Judenfeindlichkeit und für die Überlebenden des Holocaust in Israel, den USA, Deutschland, Polen und anderen Ländern Europas Sie ja sicherlich im Bilde sind) und dann seit 1988 als Journalist. Die Mehrzahl meiner Vorträge in diesen 45 Jahren fanden im Rahmen der Evangelischen Kirche statt (in Gemeinden, vor Synoden, Pfarrkonventen, beim Rat der EKD, auf Kirchentagen, in Evangelischen Akademien, bei der Militärselsorge, auf Zivildienstlehrgängen und FSJ-Seminaren des Diakonischen Werkes, beim ÖRK inGenf etc.). Karlsruhe ist eine der drei Städte in Deutschland, in denen ich in den letzten 45 Jahren am häufigsten öffentlich aufgetreten bin -in verschiedenen Zusammenhängen. Darunter auch seit sechs Jahren regelmäßig bei den jungen Alten der EEB in Karlsruhe-Durlach. Immer vor vollbesetztem Saal mit bis zu 150 BesucherInnen. Immer mit ausreichend Zeit nach meinem Referat zu Fragen, Widerspruch und Diskussion, zu denen ich die BesucherInnen jeweils ausdrücklich ermuntert habe.Immer mit großem Beifall am Ende der Veranstaltung. Und bislang immer mit ausschließlich positiven Rückmeldungen sowohl von BesucherInnen wie von den Verantwortlichen der Evangelischen Erwachsenenbildung.

 

Niemals zuvor seit 1973 ist ein Vortrag von mir aus inhaltlichen Gründen abgesagt oder verboten worden.

Daß eine solches Verbot nun erstmals ausgerechnet in Karlsruhe geschieht durch einen Verantwortlichen der Evangelischen Kriche schmerzt mich ganz besonders.

 

Ihre Entscheidung, die Veranstaltung abzusagen, verletzt das in Artikel 5 des Grundgesetzes garantierte Recht auf Meinungsfreiheit und trägt bei zur Einschränkung des öffentlichen Diskurses in unserem Land, der eine elemtare Voraussetzung ist für den Erhalt unserer Demokratie.

Zudem haben Sie leider die Grundregeln eines fairen, transparenten Umgangs miteinander mitachtet. Mein für den 6. Dezember vorgeseher Vortrag wurde am 15. Mai dieses Jahres zwischen mir und Frau Weiß vereinbart – mit dem seitdem im Programmheft der EEB veröffentlichten Titel und Ankündigungstext. Der Vorschlag für diesen Vortrag kam im Übrigen nicht von mir, sondern vom Programmbeirat der EEB.

Neun Tage vor dem Veranstaltungstermin am 6.12.erfolgt nun die Absage unter Berufung auf nicht näher spezifierte „Irritationen unterschiedlicher Art“. Leider haben Sie es nicht einmal für nötig befunden, mich vor Ihrer Absageentscheidung auf diese „Irritationen“ anzusprechen und meine Stellungnahme einzuholen zu den Vorwürfen? Behauptungen?, Sorgen? ,die – von welcher Seite auch immer? – mit Blick auf meine Person? und/oder auf das Thema meines Vortrages? vorgebracht wurden.

Solange diese Fragezeichen von Ihnen nicht beantwortet werden, bin ich leider auf Spekulationen angewiesen auf Basis von Erfahrungen, die ich und andere Menschen in den letzten Jahren zunehmend gemacht haben. Menschen, die sich entschieden zur besonderen deutschen Verantwortung bekennen für die Bekämpfung von Judenfeindlichkeit sowie für eine gesicherte und auf Dauer unbedrohte Existenz des Staates Israels, die zugleich aber auch für das völkerrechtlich verbriefte Recht der PalästinenserInnen auf staatliche Selbstbestimmung und die Umsetzung ihrer universellen Menschenrechte eintreten, und die deshalb die – sämtlichen dieser Zielen entgegenstehende – israelische Regierungspolitik kritisieren. Eine solche Haltung wird in den letzten Jahren immer stärker und häufiger denunziert als „antisemitisch“/antijüdisch/antiisraelisch/Israelfeindlich“ o.ä. Daß hier inzwischen eine wohlorchestrierte und gut vernetzte Kampagne stattfindet, ist bestens belegt. Dabei führt der inzwischen inflationäre Vorwurf des „Antisemitismus“ im Ergebnis zur Verharmlosung der tatsächlich existierenden Judenfeindlichkeit in unserem Land. Hauptzielscheibe und- betroffene dieser Kampagne sind im übrigen Jüdinnen und Juden aus Israel, den USA, Südafrika, Deutschland und anderen Ländern, weil sie es wagen, die israelische Regierungspolitik zu kritisieren (Felicitas Langner, Uri Avnery, Reuven Moskovitz, Ilan Pappe, Gidon Levy, Jelf Halper, Marc Bravermann, Richard Goldstone, Judith und Rainer Bernstein, Rolf Verleger, Nirit Sommerfeld, die Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost – um nur einige Beispiele zu nennen.) Wenn Sie als Verantwortlicher in unserer Evangelischen Kirche unter dem Druck derartiger Vorwürfe einknicken und deswegen eine Vortragsveranstaltung kurzfristig und ohne Anhörung des eingeladenen Referenten absagen, ist das traurig und schlimm genug. Sie tun damit auch dem „Miteinander im christlich-jüdischen Dialog“ in Karlsruhe keinen Gefallen – ganz im Gegenteil

 

Von einem Mitglied der Jüdischen Kultusgemeinde in Karlsruhe, das alle meine bisherigen Vorträge bei den „jungen Alten“ besucht und sich danach immer sehr zustimmend geäußert hat, habe ich zwischenzeitlich von den zum Teil völlig absurden Falschbehauptungen erfahren, die die stellvertretende Vorsitzende der Gemeide, Solange Rosenberg verbreitet hat- unter anderem in einer Mail an den Leiter der EEB, Joachim Faber. Nach dieser Information hat Frau Solange behauptet, ich sei

„ Besuchern der jüdischen Kultusgemeinde bereits bei einer

anderen Veranstaltung bei den jungen Alten mit israelfeindlichen Äußerungen

aufgefallen“. Unter anderem hätte ich behauptet „ Israel sei schuld gewesen am Tsunami.“

 

Diese Darstellung von Frau Rosenberg hat das mir bekannte Mitglied der jüdischen Kultusgemeinde ausdrücklich als „falsch“ und als „Unsinn“ bezeichnet.

 

Auch ich weise diese Behauptungen von Frau Rosenberg als falsch zurück

 

Zudem hat Frau Rosenberg über mich behauptet,

 

„bekannt“ seien meine „ Aktivitäten im Rahmen der BDS- und BIB-

Kampagnen, die eindeutig auf die Delegitimierung des Staates Israel hinaus

laufen, bekannt. Die BDS- und BIB- Kampagnen gelten als eindeutig

antisemitisch (links-antisemitisch).“

 

Auch diese Behauptungen von Frau Rosenberg über meine Person sind falsch. Es gab und gibt keine Aktivitäten meinerseits im Rahmen der BDS-Kampagne.

Beim angeblich „eindeutig antisemitischen“ BIB (Bündnis zur Beendigung der israelischen Besatzung e.V.) bin ich seit einem Jahr Mitglied des Beirates – zusammen mit so „bekannten Antisemiten“ wie dem deutsch-franzöischen Juden und erklärten Freund Israels,Alfred Grosser und dem ehemaligen Präsidenten der deutsch-israelischen Wirtschaftskammer, langjährigen außenpolitischen Berater von Bundeskanzler Helmut Kohl sowie Direktor der Münchner Sicherheitskonferenz, Horst Teltschik. Geschäfsführerin des BIB, das laut Frau Rosenberg angeblich „eindeutig antisemitisch“ ist und die „Delegitimierung des Staates Israeal“ anstrebt, ist die israelisch-deutsche Jüdin Nirit Sommerfeld.

 

Weiter verbreitet Frau Rosenberg im Namen der Jüdichen Kultusgemeinde die Behauptung, nach der Einladung an mich zu dem Vortrag am 6.12. hätten „die Mitglieder der Gemeinde beschlossen die Veranstaltungen der junge Alten

nicht mehr zu besuchen.“

Auch diese Behauptung Frau Rosenberg hat das mir bekannte Mitglied der Jüdischen Kultusgemeinde als „falsch“ zurückgewiesen und sich davon distanziert mit den Worten, das sei „eine versteckte Boykottdrohung,von der sich die Evangelische Erwachsenenbildung hoffentlich nicht unter Druck setzen läßt“.

 

Ich habe Frau Rosenberg kontaktiert und sie aufgefordert, entweder Qullen und Belege für ihre Falschbehauptungen über meine Person vorzulegen, oder aber diese Falschbehauptungen zu widerrufen.

 

Inzwischen hat Frau Rosenberg sämtliche von ihr verbreiteten Behauptungen über meine Person sowie über das BIB schriftlich widerrufen und erklärt, daß sie diese Behauptungen nicht wiederholen wird.

 

Herr Schalla, ich kann mir kaum vorstellen, daß Sie Ihre Entscheidung zur Absage meines Vortrages allein auf Grund der Intervention von Frau Rosenberg getroffen haben. Daher bitte ich Sie dringend, mir mitzuteilen, wer sonst noch und welche Einwände und Sorgen mit Blick auf die Veranstaltung sowie Behauptungen über meine Person gemeint sind mit den „Irritationen unterschiedlicher Art“. Diese Transparenz herzustellen, wäre das mindeste an Fairnis.

 

Darüber hinaus möchte ich Sie ermutigen, Ihre Entscheidung zur Absage des Vortrages noch einmal zu überdenken und zu korrigieren. Und dann laden Sie Frau Sommerfeld und die anderen Mitglieder der Jüdischen Kultusgemeinde, sowie alle anderen, die Bedenken gegen meinen Vortrag und meine Person geäußert haben, ausdrücklich und öffentlich zu der Veranstaltung am 6. Dezember ein. Dann können dort alle Fragen, Einwände, Sorgen im transparenten, freien, öffentlichen Diskurs erörtert werden.

 

Da die Angelegenheit drängt, bitte ich Sie dringend um eine zeitnahe Antwort noch im Laufe des heutigen Tages. Ich bin über e-Mail zumach@taz.de zu erreichen sowie telefonisch in Genf unter 0041/78/6316589.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Andreas Zumach

 

28.11.2018, Antwort von Schalla

 

Sehr geehrter Herr Zumach,

 

auch mir tut die Absage weh – ich halte offene Diskussionen in der Regel

für sachgemäßer als nicht miteinander zu sprechen. Ich habe die Absage

der Veranstaltung angeordnet, weil ich Schaden für das Verhältnis

zwischen Evangelischer Kirche und der Jüdischen Kultusgemeinde Karlsruhe

abwenden möchte. Ich will die Wahrnehmung Ihrer Person von Seiten der

Jüdischen Kultusgemeinde nicht kommentieren. Ich will auch nicht

beurteilen, ob und in welchem Umfang diese Wahrnehmungen berechtigt

sind. Ich habe deshalb auch keine Ermittlung darüber aufgenommen, wer

was gesagt hat.

Ich muss aber zur Kenntnis nehmen, dass ausweislich der offiziellen

Stellungnahme von Seiten der Jüdischen Kultusgemeinde eine ernsthafte

Störung des Verhältnisses in Karlsruhe eine wahrscheinliche Folge der

Veranstaltung in der Evangelischen Erwachsenenbildung gewesen wäre. Die

Entscheidung hat selbstverständlich nichts mit Transparenz zu tun,

sondern mit Zuständigkeiten. Als Dekan bin ich letztverantwortlich für

das Erscheinungsbild der Evangelischen Kirche in Karlsruhe. In dieser

Funktion habe ich eine Güterabwägung vorgenommen und zu diesem Zeitpunkt

dem Verhältnis zu unseren Geschwistern in der jüdischen Kultusgemeinde

den Vorrang gegeben. Kritische Auseinandersetzung mit der

Regierungspolitik Israels ist genauso möglich wie die kritische

Auseinandersetzung mit jeder anderen Regierungspolitik auf der Welt. Es

ist aber fraglich, ob diese Auseinandersetzung ausgerechnet jetzt und

ausgerechnet von Einrichtungen der evangelischen Kirchen geführt werden

muss. Um des – auch für unser eigenes Selbstverständnis zentrales –

enges Miteinanders von Christen und Juden halte ich es für richtig, hier

in Demut einen Schritt zurückzutreten. Ich meine nicht, dass dies Ihr

Grundrecht auf Meinungsfreiheit maßgeblich einschränkt

 

Für uns in Karlsruhe sind damit nicht alle Fragen beantwortet und ich

kann mir vorstellen, dass auch für Sie nicht meine Antwort sehr

zufriedenstellend ist. Vielleicht finden wir die Möglichkeit, darüber

bei anderer Gelegenheit noch einmal ausführlicher zu sprechen.

Viele Grüße

Thomas Schalla

 

——————————————————

Dr. Thomas Schalla

Dekan der Evangelischen Kirche in Karlsruhe

Mobil 0173/3245714

 

https://presse.karlsruhe.de/db/meldungen/kultur/zumach_vortrag_in_der_stadtbibliothek.html

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