Der Fall Nemi-El-Hassan: WDR kündigt Zusammenarbeit mit kritischer Journalistin auf Von Sybille Fuchs

Der WDR auf einer Linie mit der AfD. Hat dieses öffentlich rechtliche Medium nichts gelernt aus der Geschichte? Berufsverbot und ein Ende der Meinungsfreiheit, was für ein Zeichen!
Evelyn Hecht-Galinski
Bild: Instagram
Der Fall Nemi-El-Hassan: WDR kündigt Zusammenarbeit mit kritischer Journalistin auf
Von Sybille Fuchs
21.November 2021
Der Fall Nemi El-Hassan zeigt exemplarisch, wie sich die herrschenden Kreise der extremen Rechten bedienen, um linke Stimmen mundtot zu machen und jede Kritik an ihrer Politik zu unterdrücken.
Als bekannt wurde, dass Nemi El-Hassan eine Anstellung beim WDR erhalten sollte, beschuldigten sie ausgerechnet rechtsextreme Blogger des „Antisemitismus“. Der Vorwurf stützt sich auf ein sieben Jahre altes Video aus der Zeit von Israels Gaza-Krieg, dem damals über 1000 Palästinenser zum Opfer fielen. Auf dem Video ist zu sehen, wie El-Hassan als junge Frau am Al-Kuds-Marsch 2014 in Berlin teilnimmt Der Al-Kuds-Tag, der „internationale Jerusalemtag“, richtete sich in diesem Jahr gegen den Angriff auf die Palästinenser im Gaza. Auf der Demonstration wurden auch anti-israelische Parolen gerufen und Symbole der pro-iranischen Hisbollah-Bewegung gezeigt.
Wie Zeit Online schlüssig aufgedeckt hat, gehen die Antisemitismus-Vorwürfe gegen El-Hassan auf rechtsextreme und AfD-nahe Kreise zurück. Der antimuslimische Aktivist Irfan Peci hatte die Aufnahmen vom Al-Kuds-Marsch bereits am 9. Oktober veröffentlicht. Als die Bild-Zeitung sie einen Monat später aufgriff, feierte er dies als persönlichen Erfolg.
Der mittlerweile 31-jährige Peci hat lange für den Verfassungsschutz gearbeitet. Als Heranwachsender hatte sich der Sohn einer bosnischen Einwandererfamilie der Terrororganisation Al-Qaida angeschlossen, deren deutsche Stimme er war. Nach seiner Verhaftung wurde er vom Verfassungsschutz als V-Mann angeworben, um die islamistische Szene auszuspionieren. Seit seiner Enttarnung gebärdet sich Peci als selbsternannter „Islamistenjäger“ und ist tief in der rechtsextremen Szene vernetzt.
Diese setzt den Vorwurf des Antisemitismus gezielt ein, um Muslime zu diskriminieren. Als die Rechtsextremen um Irfan Peci nach der endgültigen Entscheidung des WDR ihren Erfolg im Netz feierten, bemerkte einer von ihnen, das „Judending“ sei dafür besonders effektiv.
Trotzdem griff die Bild-Zeitung am 13. September die Anschuldigungen gegen El-Hassan begierig auf und ergänzte sie durch weitere Anschuldigungen. Das Blatt verknüpfte, wie es El-Hassan selbst schildert, „aus dem Kontext gerissene Videoschnipsel eines Wortbeitrags von mir, den ich vor Jahren im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung aufgezeichnet hatte und in dem ich – ergänzt durch islamwissenschaftliche Quellen – mein Verständnis des Begriffs ‚Dschihad‘ darlegte. Ein redaktionell abgenommener Beitrag wohlgemerkt, betreut durch eine der renommiertesten Islamwissenschaftlerinnen Deutschlands.“
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Am selben Tag veröffentlichte auch die AfD eine Pressemitteilung. Die stellvertretende Bundessprecherin Beatrix von Storch beschimpft El-Hassan darin als „überzeugte Islamistin und Judenhasserin“ sowie als „Terror-Sympathisantin“. Weiterlesen auf WSWS.org

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