Der NSU-VS-Komplex von Wolf Wetzel

Dönermorde

Der NSU-VS-Komplex

von Wolf Wetzel; erschienen im Unrast Verlag

Eine Buchbesprechung von Fariss Wogatzki

Der Verfassungsschutz der BRD, die ihr im Grundhandeln des deutschen Rechtsstaates inbegriffenen Bundesregierung, haben mit dem bewusst auf Täuschung ausgelegten, rassistischen Begriff >>Dönermorde<< einen Fakt offenbart, dem der Journalist Wolf Wetzel in seinem Buch „Der NSU-VS-Komplex“ akribisch nachgegangen ist.

Dass der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) „mit enormen staatlichen Aufwand geradezu für den terroristischen Untergrund aktiviert“ wurde, zeigt das journalistisch fundierte Buch in erschütternder Deutlichkeit. Der Leser erkennt, dass mehrfacher Mord im bundesdeutschen Rechtsstaat „unterstützt und gedeckt wurde“. V-Leute, bundesdeutsche inoffizielle Mitarbeiter „gefälschte Ausweise oder gar Blankoausweispapiere“ für terroristische Mörder besorgten. Der erschütternder Faktenbericht von Wolf Wetzel geht den von medial so genannten ermittlungsdienstlichen „Pannen“ durchzogenen Spuren nach, die in ihrer Beweiskraft, eben auch durch mediale Unterstützung in klarer Weise belegt: Es gibt keinen Staat im Staat, denn die kriminelle Grundstruktur des Staates selbst.

Über Jahre hinweg wurden durch direkte staatliche Zuarbeit, von üppigen finanziellen Zuwendungen auch an die NSU, sowie unterlassenen Tatvereitelungen ein in seiner Tragweite offenkundiger Fakt dargelegt: Die bewusste, vom Verfassungsschutz bis zum Highend der Bundesrepublik offensichtliche Duldung bis Forcierung von Mord an, laut offizieller Version, rassistischen Motiven an türkisch- und einem griechenlandstämmigen Deutschen, begangen. 

Weshalb denn so etwas, könnte sich der Leser fragen. Doch diese Frage ist nur noch eine rhetorische. Denn, wenn der willige Leser von den schockierenden Tatsachen in Wetzels Buch sich vom grotesken Begriff der „Verschwörungstheorie“ durch vorliegende Fakten entledigt hat, sieht er zweifelsfrei „wo und wie staatliche Behörden den Aufbau eines neonazistischen Untergrundes ermöglicht“ haben.

Aufgezeigt ist am NSU-VS-Komplex, den Morden und ihrer niederträchtigen Zuschiebung in die erlogene Ausländerkriminalität, die Verschärfung politischer Order, Ausweitung von exekutiven Handlungsspielräume, wie nun in Bayern mit dem PAG eingeleitet, ein auszubauender totalitärer Staat vorgelegt werden soll, dessen Befugnisse allmächtig sind, der faktische Grund liegt.

Gleichwohl weisst der Autor darauf hin, dass eben der groß aufgemachte, stets vertagte NSU-Prozess auf entscheidende Fragen eben nicht eingegangen ist. Bis zum heutigen Tag. Der Autor zeigt auf, dass es eben kein Versagen, keine „Pannen“ im Rechtssystem der BRD gab, sondern am Fall des NSU-VS-Komplexes das System als funktionierend an sich gegeben ist. Der Skandal sind ja nicht, wie der Leser feststellt, staatlicherseits die finanzierten Morde. Der Skandal ist, dass die terroristische Zuarbeit des Staates herausgekommen ist.

 So wurde 2011, wahrscheinlich zur Einleitung eines zu platzenden Prozesses, die großangelegte Bundesakten-Schredderaktion ausgeführt, und der Autor sagt, dass es „eine Gradwanderung zwischen aktiver Unterlassung und passiver Aktivierung eines neonazistischen Untergrundes.“ gibt. Der Autor geht den Fakten nach, dass es geradezu augenfällig ist, „wo Polizisten im Ku-Klux-Klan (KKK) waren; Aufklärung hintertrieben haben; ja bis in unglaubliche Weise sabotiert wird.

Das Buch zeigt auf, dass mittels der gefütterten Medien für die Informationskonsumenten breitflächig falsche Spuren ins Ausland ausgelegt wurden.

Wieso? Wetzels Buch klärt auf.

Es wurden, wie üblich und bekannt, Ermittlungsausschüsse eingeleitet. Befragungen und Verwaltungsaufwand wurden betrieben, die in eine Richtung lanciert wurden, und zwar in ein nicht vorhandenes „Ausländer-Kriminellen-Milieu“. Gerade weil zweifelsfrei bekannt war, dass es eben kein Ausländer-Kriminellen-Milieu in diesem Fall gibt. Keine türkischen Obsthändler. Keine türkischen Internet-Café-Besitzer. Kein türkischer Kiosk-Besitzer mit unterstellten kriminellen Hintergrund.

 Wieso die perfide Spurenlegung zu generalbeschuldigten Ausländern?

 Wetzels Buch klärt auf.

Im Kapitel I dieses hervorragenden Buches erinnert der Autor an die so genannte „Stunde Null“, von der Richard von Weizsäcker 1983 sagte, dass es eine „Stunde Null“ nicht gibt, denn vielmehr mit Beginn der Bundesrepublik Deutschland es die Grundsteinlegung eines nationalsozialistischen Untergrundes gab. Allein mit Namen wie Gehlen, Globke, Filbinger, Heusinger, Dregger und enorm viele tausende NSDAP-Waffen-SS-Oberen mehr, ist dies belegte deutsche Geschichte.

Wetzel zitiert in seinem bestechenden Sachbuch ebenfalls die Presse, so unter anderem die BZ (Berliner Zeitung) vom 30.03.2015, in der Prof. Hajo Funke sagt: „Es sterben zu viele, die Zeugen sind, Zeugen waren, oder Zeugen sein könnten. Und es gibt zu viele Zufälle.“

Der Autor sagt in einem RT-Interview über den NSU-Prozess, dass „wenn man weiß, was ausgeschlossen ist: Alle wesentlichen Fragen, die den NSU-Komplex betreffen.“, ist das Platzen des NSU-Prozesses gewollt, ganz und gar nicht verwunderlich. Und der Autor gibt sonnenklar Aufschluss darüber, dass der Nationalsozialistische Untergrund ganz und gar nicht aus 3 Mitglieder bestand. Vielmehr, alle von Wetzel gemachten Angaben liegen verifiziert vor, ist bekannt, dass es über 40 namentlich bekannte V-Leute im Netzwerk der NSU gab. >>Ob Beate Tschäpe nach deren Version, das letzte überlebende Mitglied [der NSU] ist, ob die nun 5 oder 10 Jahre bekommt, ist angesichts der Dimension […] der NSU-Morde irrelevant.<< Der Unrast-Verlag hat mit der in der dritten Auflage vorliegenden Arbeit ein wertvolles Dokument vorgelegt. Beim Lesen des Buches fällt sofort auf, hier hat ein Autor eben die Arbeit geleistet, die das Rechtssystem der Bundesrepublik nicht allein versucht zu umgehen. Denn durch auch vom deutschen Staat finanzierte Morde eine „Strategie der Spannung“ anlegte, Koalitionspartner der Regierungspartei alle Augen zudrückte, Opposition verhinderte und sich parlamentarischer Kontrolle bewusst entzog. Dass es auch in der Bundesrepublik eben nicht um Wahrheit, sondern um Informationshoheit geht. So ist es nicht verwunderlich, dass nicht allein die Hinterbliebenen der vom Staat finanzierten rassistisch motivierten Morde verhöhnt, gleichfalls alle Menschen in Deutschland durch Staat und Medien zum massivem Rechtsruck manipuliert wurden.

Dem Journalisten Wolf Wetzel ist ein sowohl erschütternder, wie von reiner Logik und Fakten umfassender Bericht gelungen, dessen Fazit für den Leser wahrscheinlich lautet, dass die Bundesrepublik in ihren Beschwörungen auf die Demokratie und den Lehren aus dem „Hitler-Faschismus“ doch nicht das aufzeigt, was die Regierung vorgibt. Beim wissbegierigen Studium des 230seitigen Buches der Leser in die Überlegung kommen kann, dass von Vertuschung bis zur Leugnung von Massenmord, die bundesdeutsche Regierung sich sowohl clever als auch brav unschuldig gibt. Dass der „eklatante Mangel an Kontrolle“ über den Staat, wie auch der Common sensezu terroristischen Vereinigungen innerstaatlich, bis hin zu Staaten keine Pannen, sondern auch Teil von Staatswesen selbst ist.

Buchbesprechung von Fariss Wogatzki; Autor von „Möge keiner sagen, er hätte es nicht gewusst!“ (Zambon 2017, 2018)

Zuerst erschienen bei: Sicht vom Hochblauen

https://faresfalastin.wordpress.com/ 

 

 

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