Ein Unglück kommt selten allein

Gauck vor seinem Amtsantritt Karikatur: Kostas Koufogiorgos

Gauck war am 9. Oktober in Leipzig beim Festakt der friedlichen Revolution wieder voll und ganz in seinem Element, der pastoralen Besserwisserei und Einstimmung der gesamtdeutschen Bevölkerung auf eine Art der Mitverantwortung, wie er sie sich für uns vorstellt. Wieder einmal benutzte er diesen Tag, um uns auf die veränderte Lage in der Welt, in der wir mehr „Außenpolitische Verantwortung“ zu übernehmen hätten, einzustimmen und mahnte die entschiedene Verteidigung der eigenen Werte an. Was er darunter versteht, hat er uns ja schon bei vielen Anlässen vorgetragen und seine Werte scheinen mir mehr als fragwürdig und nicht die meinen!

Gauck vor seinem Amtsantritt Karikatur: Kostas Koufogiorgos
Gauck vor seinem Amtsantritt
Karikatur: Kostas Koufogiorgos

Erneut missbrauchte er diesen Tag, um seine diesmal verstecktere Kritik an Russland loszuwerden. Er lobte die Maidan-Bewegung in Kiew und die Protestler in Hongkong, ein Vergleich der mir mehr als fragwürdig erscheint, und wies darauf hin, dass am Rande Europas Normen des Völkerrechts missachtet und militärische Mittel eingesetzt werden. Diese Sätze hätten gut auf die Völkerrechtsverbrechen, den Völkermord in Gaza und die ewige militärisch geschützte Besatzung durch den „Jüdischen Staat“ gepasst. Den meinte Präsident Gauck natürlich nicht, sondern er dachte natürlich an seinen Lieblingsfeind Russland! Gauck, schaffte es wieder, sein vergiftetes Verhältnis zu Russland „dezent“ einzubauen. In seiner „Rede zur Demokratie“, musste er allerdings zugeben, dass er sich damals im Stich gelassen gefühlt hatte, als viele mutige DDR Bürger diesem Staat den Rücken kehrten, darunter auch mehrere seiner Kinder.

Was ist also von diesem Mann zu halten, der heute von vielen als großer und aufrechter Dissident gesehen wird? Gar nichts! Gauck ist ein Mann mit vielen Facetten, aber so geprägt durch Elternhaus und Vergangenheit, ist mit seinem unbändigen Russenhass ein Unglück für uns alle!

Auch an diesem geschichtsträchtigen Tag in Leipzig, hatte dieser Bundespräsident die Präsidenten Polens, Ungarns, Tschechiens und der Slowakei geladen, aber Russland? Ich fragte mich, wo war Gorbatschow oder ein anderer russischer Vertreter, als Symbol der Wiedervereinigung, denn vergessen wir nicht: ohne Russland gäbe es keine Wiedervereinigung!
Es war erneut ein Beispiel dafür, wie Gauck es an der Spitze der Bewegung geschafft hat, seine gestörte Biografie und seine unverarbeitete Vergangenheitsbewältigung, als Staatsoberhaupt für selbstgerechte Interessen zu missbrauchen. Nach dem Sotschi-Boykott die unsägliche Rede in Danzig und jetzt das Gedenken in Leipzig ohne Russland! Allerdings war auch der damalige Außenminister Genscher geladen; er und der Kriegsverbrecher und ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger turnten als Mumien durch den Saal, aber wo war ein russischer Kollege? (1)
Fassen wir zusammen: Dieser Bundespräsident hat mit jeder anständigen Außenpolitik gebrochen und Russland von Anfang an missachtet.
Seit Sotschi, wo Gauck schon ungefragt die olympischen Spiele boykottierte und die mediale „Putin Bashing“-Kampagne beflügelte, die dann schnell in schreckliche Olympiade-Vergleiche zu 1936 in Berlin und Hitler = Putin gipfelte, waren die Dämme gebrochen. Wir befinden uns dank Gauck und vieler transatlantischer Think Tanks wieder voll im Kalten Krieg gegen Russland! Ja, ich spreche es aus: Wir sind immer zu einer Filiale der USA und einem Vasallen der US-Außenpolitik geworden. Ja, deutsche Politiker und deutsche Medien machen sich freiwillig zu Handlangern dieses Zustands und wollen uns diesen als positiven Tatbestand verkaufen.
NSA, Ceta, TTIP – alle diese Abkommen, die unserem Rechtsstandard und Rechtssystemen zuwiderlaufen, werden uns von Politikern als hervorragende Abkommen und unverzichtbar (EU-Handelskommissar De Gucht!) verkauft. Dazu passt auch, dass am 7. Oktober ein anderer ehemaliger US-Außenminister, James Baker, den (wie passend!) Henry Kissinger-Preis von der American Academy in Berlin für seine „transatlantischen Verdienste“ (was immer das bedeutet!) verliehen bekam.
Da waren sie alle versammelt, die alten „kalten Krieger“, Baker (texanisch), Kissinger (fränkisch), Genscher (sächsisch), Schäuble (badisch), und da durfte natürlich auch Josef Joffe, der „Joe“ nicht fehlen, bei dieser transatlantischen Bande. Dabei gab Baker eine bedeutungsvolle Bemerkung zum Besten. Er wiederholte zweimal den Begriff „Quatsch“ (baloney) für die damalige Zusicherung an Moskau, dass die Nato nicht nach Osten wachsen würde. Hatte Ex-Außenminister Genscher nicht in Zusammenhang mit Baker diese Zusicherung gegeben, von der sie beide jetzt nichts mehr wissen wollen? Hierzu ein aufschlussreiches Video! (2)
Der „heutige“ Genscher, rief bei dieser Preisverleihung an Baker, sogar im Überschwang der Freude, gleich zwei Mal „God bless America“ und dankte Baker dafür, was dieser für die Wiedervereinigung getan hätte! So blieb es also an diesem Tag der „kalten Krieger“ bei deren Selbstbeweihräucherung, dass sie alles richtig gemacht hätten, und dass man die Grenzen der Weltpolitik und deren rote Grenzen erklären müsse. Natürlich waren damit Putin, die Ukraine, Syrien und der IS gemeint, alles ganz im Sinne dieser transatlantischen Freunde! Dank dieser Politik und Politiker befinden wir uns momentan in einer der schlimmsten Phasen der Außenpolitik und eines Scherbenhaufens aller demokratischen Werte des Anstands gegenüber Russland.
Das führt mich zu einem anderen Unglück, den Grünen und ihrer schrecklichen Politik gegenüber Russland und gegenüber der Ukraine.
Ein besonders unrühmliches Spiel in diesem üblen Treiben geht von dem „grünen Ehepaar“ Ralf Fücks und Marieluise Beck aus. Sie sind laut Springers Welt „Das grüne Bollwerk gegen die Russland Versteher“! (3)
Unbeschreiblich was diese Beiden antreibt in ihrem Hass gegen Putin. Schon seit geraumer Zeit trommeln beide für die Ukraine und gegen Russland. Fücks, Vorstand der den Grünen nahestehenden Heinrich Böll-Stiftung, fordert für die Überwachung der russisch-ukrainischen Grenze auch die Bundeswehr einzubeziehen.
Am liebsten, so scheint es mir würde er auch die Ukrainer unterstützen, für die er, um gegen eine „mögliche neue russische Offensive gewappnet zu sein“, für Waffenlieferungen an die Ukraine plädieren würde.
Als neuesten Coup sagte Fück die Teilnahme an der nächsten Runde des St. Petersburger Dialogs für die Böll Stiftung Ende Oktober ab und brachte diesen so wichtigen Gipfel damit in die Krise! (4)

Wie am Sonntag gemeldet wurde ist dieser Gipfel in Sotschi „futschi“, also abgesagt! (4a)

Die Heinrich Böll-Stiftung unter Fücks fällt mir schon seit langem ungut auf. Fücks und Beck, dieses „Dream-Team“ der Menschenrechte, kennt kein Pardon für Russland, aber z.B. die Menschenrechtsverbrechen in der Ukraine, die Faschisten, der Rechte Sektor, die Kriegs-und Menschenrechtsverbrechen des „Jüdischen Besatzer-Staates“, bleiben außen vor!

In der F.A.Z. vom 11. Oktober durfte Marieluise Beck, in der Funktion als Sprecherin für Osteuropapolitik von Bündnis90/Die Grünen ihren Pro-Ukraine- und Anti-Russland-Gefühlen wieder freien Lauf lassen.
Ich möchte ein paar Kostproben aus diesen „Fremden Federn“ anbieten!
Zitat: „So musste Poroschenko ‚freiwillig‘ einen Teil des Landes in die Hände von Banditen und von Russland entsandten Söldnern geben.“
Zitat: „Die tiefe Sehnsucht nach einer Partnerschaft mit Russland hat die deutsche Politik blind gemacht! Blind für die sich abzeichnende Herrschaft von Geheimdienst und Oligarchie.“
Da muss ich allerdings feststellen, dass Marieluise Beck, anscheinend zwischen guter und schlechter Oligarchie unterscheidet, da sie ja den ehemaligen Oligarchen Chordorkowski mit Überschwang und Sympathie während und nach seiner Haft begleitete! (5)
Noch ein Zitat aus diesem Artikel möchte ich zitieren, den ich so bezeichnend und entsetzlich fand, dass ich k…… musste: „Doch die deutsche Politik will zwischen Täter und Opfer nicht unterscheiden und weigert sich, Partei für den Maidan zu ergreifen. Wer Faschist ist und welche Rolle er spielt, überlässt sie der Definition des Kreml“! Zitat Ende!
Was diese Grünen, wie auch die Europa-Abgeordnete Rebecca Harms an Putin und Russland für ein Bashing betreiben, das führt uns in eine Konfrontation ungeahnten Ausmaßes. (6)
Gekrönt wird diese Arbeit allerdings mit dem Beifall vieler Medien und Politiker, die eine Politik betreiben, die uns eine bittere Zukunft bescheren wird!
Glücklicherweise sind sie nicht auch noch in dieser Regierungskoalition vertreten! Mit Joschka Fischer begann der unsägliche Wandel der Grünen, bis zur heutigen Braunfärbung, ein Desaster! (7)
Was uns bleibt? Die Wahlurne!
Hierzu möchte ich auf einen hervorragenden Artikel von Oskar Lafontaine aus dem Tagesspiegel vom 10.Oktober verweisen, der unter dem Titel „Gegen den globalen Interventionismus von USA und Nato“ alles auf den Punkt brachte! Besonders gut gefiel mir persönlich ein Satz: „Nun versuchen seit Jahren Gregor Gysi und einige von den Medien als „Reformer“ gewürdigte Politiker der Linken das Vermächtnis Karl Liebknechts aus dem Programm der Linken zu entsorgen. Dabei schielen sie auf eine rot-rot-grüne Koalition“. (8)
Wunderbar Oscar, „gut getrommelt“. Danke!
Die SPD hat Willy Brandts Erbe mit Füßen getreten, Teile der Linken das von Karl Liebknecht, und die Grünen haben kein Erbe, die können nur gen Russland treten!
Das Trauerspiel der deutschen Außenpolitik wird mir immer unerträglicher. Von der Ukraine bis Israel, von den USA bis Saudi Arabien und so weiter und so fort! Da erfreue ich mich doch lieber an der bei der Karls-Preis-Verleihung erhaltenen Karl Marx Münze und denke an den wunderbaren Abend in Köln unter Gleichgesinnten!

Bildquelle: Gauck vor seinem Amtsantritt
Karikatur: Kostas Koufogiorgos

4 Kommentare zu Ein Unglück kommt selten allein

  1. Danke für diesen Beitrag, ganz besonders für den unter (2) verlinkten Film, „dass nicht die Absicht besteht, das NATO-Verteidigungsgebiet nicht nach Osten auszudehnen…“! Wie war das noch, „kein Mensch hat die Absicht, eine´…“! Wär´s nicht so traurig, müsste man herzhaft schmunzeln. Beste Grüße

  2. Unbeschreiblich, das grosse Wissen, welches Du hast liebe Evelyn. Besten Dank und bin immer wieder froh um Deine fundierten Artikel.

  3. Was uns bleibt? Die Wahlurne!

    Sehr geehrte Frau Hecht Galinski,
    Sie leisten mit Ihrem Blog eine tolle Arbeit.
    Aber das an der Wahlurne ein Politikwechsel herbeigeführt wird, das glaube ich nicht mehr.
    Alle diese wunderbaren Menschenrechtsverletzer sind durch Wahlen legitimiert worden.
    Kann es sein, dass die Kandidatenauswahl viel wichtiger als die Wahl selbst ist?
    Auf diese Vorauswahl haben wir leider keinen Einfluss.

  4. Danke für diesen Artikel! Fassungslos musste ich lesen, dass ein Kriegsverbrecher wie Henry Kissinger zur Gedenkfeier an den 09. Oktober in Leipzig eingeladen wurde ( über den scheinheiligen Pfaffen rege ich mich schon gar nicht mehr auf ). Das alles passt ins Bild ( nun auch im Nachklapp der Feiern zum Mauerfalljubiläum ) von Geschichtsumschreibern wie Guido Knoop und Kollegen ( oder sollte ich besser sagen “ Konsorten “ ? ) Das Feld für in Zukunft nicht absehbares wurde und ist bestellt. We all living in America!

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  1. Ein Unglück kommt selten allein | Reportationen von Andreas Friedrich

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