Erinnerungen an Paula Audrey Abrams-Hourani Von Fanny Michaela Reisin

Ich habe eine Freundin verloren. Evelyn Hecht-Galinski

Erinnerungen an Paula Audrey Abrams-Hourani


Pianistin, Tänzerin, Kämpferin für Palästina
Von Fanny-Michaela Reisin

Am 04. Juni 2018 erreichte uns die traurige Nachricht vom Ableben unserer hoch geschätzten, sehr geliebten Freundin der österreichischen Organisationen der Palästina-Solidarität „Frauen in Schwarz“, „Jüdischen Stimme für gerechten Frieden“ sowie „International Jews Against Zionism“. Eine starke menschenrechtspolitische Stimme in Solidarität mit dem palästinensischen Volk, für sein Recht auf Rechte, auf Selbstbestimmung und Gerechtigkeit ist für immer verstummt.


Paula Audrey Abrams-Hourani bei einer Mahnwache der ‚Frauen in Schwarz‘ gegen Israels Krieg im Nahen Osten, Wien, 4.8.2006 (alle Fotos: arbeiterfotografie.com)

Paula wäre in zehn Tagen 78 Jahre alt geworden. In den 20 Jahren unserer Freundschaft zwischen Wien und Berlin hatte sie eine Krankheit zu ertragen, deren heimtückische Attacken sie immer wieder in Lebensgefahr brachten. Sie hielt tapfer und standhaft dagegen. Sie werde doch in Wien so dringend gebraucht“, sagte sie immer scherzend, um nicht beim Thema zu verharren.

Tatsächlich wird ihre Stimme in Wien und weltweit sehr fehlen. Unvergesslich ihre leidenschaftlichen – oft, wenn es etwa um ihr geliebtes Gaza ging, verzweifelten – Reden und Einlassungen auf Mahnwachen, auf Kundgebungen, in Medieninterviews und ja, auch in privaten Cafégesprächen. Paula war eigentlich immer mit den Entrechteten, nicht nur in den von Israel besetzten Gebieten Palästinas, sondern auch anderswo auf der Welt. In ihrem großen Herzen war Platz für alle Menschen, die Armut, Unterdrückung und Unrecht zu erleiden haben. Dabei vergaß sie nie den Anteil der Regierungen ihres Herkunftsstaats USA an der Gewalt, Vertreibung und Aussichtslosigkeit, die Menschen an so vielen Orten des Globus unverschuldet zu erleiden haben.


Mahnwache der ‚Frauen in Schwarz‘ gegen Israels Krieg im Nahen Osten, Wien, 4.8.2006

Paula war in gewisser Weise ein Schutzschild gegen Unrecht und Gewalt, wo und wann immer auch. Du konntest sie morgens, mittags, abends und sogar nachts anrufen, vielleicht war sie gerade vom Krankenhaus, von einer Reise oder von einer Mahnwache erschöpft zu Hause angekommen. „Was sagst Du? Sie haben xy wieder überfallen, sie haben es wieder getan? Wir müssen unbedingt etwas tun!“ So ging es immer, – bis zum Ende.

Paula Abrams-Hourani war eine mutige Menschenrechtsaktivistin, die jedoch auch humanitären Einsatz hochschätze – nie belächelte. Ich erinnere zig Sammel-, Benefiz- und Ausstellungsaktivitäten in Hilfe für die Kinder in Gaza, in Bosnien, Kurdistan u. a. m.. Sie beherrschte die gesamte Klaviatur des politischen Engagements, angefangen bei den Protokollen der hohen Diplomatie, über stilvollen, kleinen und großen Anfragen bei Parteien sowie Kommentaren bei Medien bis hin – und das war ihr wichtig – zur zähen und unbeirrbaren Radikalität in Auseinandersetzungen, bei denen es gegen doppelte Standards von Recht und Moral ging. Sie unterstütze die internationale BDS-Bewegung ohne Wenn und Aber und vermochte gleichsam Interessierte, die ihre Radikalität nicht teilten, freundschaftlich  in ihre Aktionen der „Frauen in Schwarz“ einzubeziehen. Niemand konnte diese lautstark radikale und gleichsam so gediegene Stimme gegen Terror, Vertreibung und Unrecht verdächtigen unlauter zu sein. Selbst ihre schärfsten Widersacher nicht.


Paula Audrey Abrams-Hourani bei einer Mahnwache der ‚Frauen in Schwarz‘ gegen Israels Krieg im Nahen Osten, Wien, 4.8.2006

Paula war eine schöne, fast filigran wirkende Frau. Sie lebte gern und liebte alles Schöne. In Wien siedelte sich die junge, aus Cleveland stammende studierte Pianistin und Tänzerin seinerzeit deshalb an, weil die Stadt architektonisch so schön und ihre geliebte Musik hier zu Hause war. Wer hätte gedacht, dass sie beruflich dann so viele Jahre – es war eine gute Zeit sagte sie oft – in der IAEO (International Atomic Energy Organization) tätig sein würde? Wer hätte es für möglich gehalten, dass sie öffentlich so unermüdlich als starke Stimme des Humanismus wirken und die schönen Künste nur privat in der verbleibenden – immer zu knappen – Freizeit pflegen würde?

Paula liebte das Leben. Sie war bei aller Verzweiflung nie bitter. Nie! Sie lachte gern, wusste auch durchaus – manchmal ironisch, manchmal sarkastisch, nie grob – zu scherzen. Wir weinten oft miteinander und konnten doch – ich glaube es war öfter – aus vollem Herzen miteinander lachen.

Paula, wir werden Dich so schmerzlich missen. Meine Gedanken sind jetzt bei Deinem geliebten Ehemann und Mitstreiter Fayssal Hourani und bei Eurer gesamten Familie.


Mahnwache der ‚Frauen in Schwarz‘ gegen Israels Krieg im Nahen Osten, Wien, 4.8.2006

Online-Flyer Nr. 663  vom 13.06.2018
    

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