„Es ist eine Schande, dass Putin nicht eingeladen wird!“

Interview auf Sputnik News:

 

Ich habe Auschwitz nicht überlebt, um zu neuen Unrecht zu schweigen!

Heinz Galinski

auschwitz photo
Photo by Giulio Menna

 

Hier der volle Text:

Als eine „Schande“ hat die namhafte Publizistin Evelyn Hecht-Galinski die Verweigerung einer persönlichen Einladung für Präsident Wladimir Putin zur Gedenkveranstaltung nach Ausschwitz bewertet.

„Die Feierlichkeiten anlässlich der Auschwitz-Befreiung ohne die Befreier sind undenkbar“, meint die Tochter des 1992 verstorbenen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski.

 

„Ich möchte dem russischen Volk für die Befreiung von Auschwitz-Birkenau vor 70 Jahren danken. Es war die Rote Armee, die Auschwitz befreit hat“, betonte sie in einem Interview mit Sputnik-Korrespondent Armin Siebert.

„Und gerade als Nachkomme eines Auschwitz-Überlebenden möchte ich es als eine Schande bezeichnen, dass Russland und Putin von Polen nicht zur Gedenkfeier eingeladen wurden und dass Kanzlerin Merkel sich nicht bei Russland für diese Befreiung bedankt hat.“

Hecht-Galinski beobachte, wie das Wort „Ausschwitz“ zu einem Instrumentalisierungsbegriff geworden sei: „Wenn ich den Ministerpräsidenten des jüdischen Staates, Benjamin Netanjahu, höre, der die Phrase ‚Nie wieder Auschwitz‘ instrumentalisiert, um gegen den Iran vorzugehen, dann ist das für mich unerträglich.“ Auch in der Ukraine-Krise sei eine Instrumentalisierung des Begriffes wieder zu bemerken. Ihr Vater habe ihr berichtet, dass die schlimmsten Aufseher und Wärter Ukrainer waren: „da frag ich mich, warum wird inzwischen Russland so dämonisiert und als Feind betrachtet, auch von den deutschen Medien? Das ist sehr bedenklich.“Angesprochen auf die jüngste Behauptung des polnischen Außenministers Grzegorz Schetyna, nicht russische, sondern ukrainische Soldaten hätten Auschwitz befreit, sagt Hecht-Galinski: „Das sind Dinge, die ich nicht mehr nachvollziehen kann und die für mich unerträglich sind.“

Auch die Rede von Bundespräsident Joachim Gauck bei der Gedenkveranstaltung sieht Hecht-Galinski kritisch: „Das ist für mich emotional eine Zumutung. Ich halte das für einen Fehlgriff. Herr Gauck trägt ja auch gehörig dazu bei, wie aktuell die Kriegstrommel gegen Russland gerührt wird. Bundespräsident Gauck war einer der ersten, der den Sotschi-Boykott verkündet hat, ohne dass er gefragt wurde. Und das war weit vor der Krimkrise.“


 

Sputnik News 

4 Kommentare zu „Es ist eine Schande, dass Putin nicht eingeladen wird!“

  1. Danke Frau Hecht-Galinski, dass Sie in dieser angespannten Lage den Mut haben, gegen die von den herrschenden Parteien und Ihren Vertretern im Staatswesen verbreitete Meinung Stellung zu beziehen. Ihr Name hat besonderes Gewicht. Sie haben mir mit Ihren Worten in Ihrem Beitrag „Auschwitz -Gedenken an die Befreiung, ohne die Befreier“ so richtig aus Herz und Seele gesprochen.

  2. Als ich die Nachricht hörte, war ich total geschockt und beschämt. Es ist eine Schande, dass der russische Präsident nicht eingeladen wurde.

    Wozu das Ganze? Um die herrschende Feinbildpolitik nicht zu gefährden? Einfach zum Kotzen.

  3. Sie haben absolut recht! Es ist auch bezeichnend, dass niemand dazu Stellung nimmt, es alle normal finden – ich hab mir angesehen, welche Äusserungen es aus Österreich zum 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz gibt siehe
    Gedenken ohne Befreier – und keinen stört das
    – auch bei einer Gedenkveranstaltung gestern abend in Wien hat es niemand erwähnt….
    inzwischen wird die Geschichte weiter zurechtgebogen, indem die Ukraine behauptet, Ukrainer hätten bei der Befreiung von Auschwitz und anderen Lagern eine wichtige Rolle gespielt siehe Sputnik News
    Tatsächlich haben ukrainische „Hilfswillige“ und die anderer Staaten eine wichtige Rolle dabei gespielt, Juden in 1941 von den Deutschen eroberten Gebieten zu ermorden; Namen wie Kiew, Donezk, Lugansk, Mariupol, Odessa usw., die wir heute in anderem Kontext hören, stehen wie viele andere dafür, dass Nazis und Ukrainer Juden ermordeten. Die Ukrainer ermordeten also ihre jüdischen Nachbarn.
    PS: ich weiss ja nicht, wie andere die Übertragung der Feier gestern aus Auschwitz empfunden haben, aber eine Art „Festzelt“ am Tor zu Auschwitz, mit den Gästen zu beiden Seiten der Gleise sitzend? Kommt mir fast wie ein „Verschleiern“ vor, andererseits könnten dadurch Politiker, weil sie eine ähnliche Perspektive eingenommen haben wie die Todgeweihten, die auf diesen Gleisen transportiert wurden, sich ein bisschen in andere hineinversetzt haben….

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