Fürchtet Euch nicht! Von Evelyn Hecht-Galinski

Kommentar vom Hochblauen

Fürchtet Euch nicht! Von Evelyn Hecht-Galinski

Dieser Engelsspruch aus dem Lukas-Evangelium beeindruckt auch mich als Nichtgläubige, sagt er doch genau das aus, was uns alle betreffen sollte, nämlich: sich nicht zu fürchten, die Wahrheit auszusprechen, auch wenn es um den „Jüdischen Staat“ und die illegale jüdische Besatzung Palästinas geht. Auch wenn uns eventuell neue Gesetze bevorstehen, die versuchen, die Juden“ philosemitisch zu erhöhen und sie auf ein Podest der Einmaligkeit und Besonderheit zu stellen, um damit ein für, allemal jede Kritik an jüdischer Besatzungspolitik als „Judenhass“ bezeichnen zu können.

Geht es nach den Vertretern der Israel-Lobby und ihrer willigen Helfer in Politik und Medien, sollen wir alle zu Antisemiten gemacht werden. Nicht die legitimen Demonstrationen gegen die Trump’sche „Jerusalem-Entscheidung“ und die brennenden Davidstern-Symbole sind das Problem, sondern es ist der Zentralrats-Schuster mit seiner Forderung an Europa und Deutschland, Jerusalem ebenfalls als ungeteilte Hauptstadt des „Jüdischen Staates“ anzuerkennen. Die Chuzpe dieses Vertreters der jüdischen Religionsgemeinschaft in Deutschland, mit der er so schamlos offen zum Bruch des Völkerrechts aufruft, verschlägt einem die Sprache! Fühlt er sich nicht an das deutsche Grundgesetz gebunden oder hat er als bekanntes Sprachrohr des „Jüdischen Staates“ jegliches Gefühl für Völkerrecht und Gesetze verloren? Es ist ein Affront gegen die deutsche Regierung, die dieses Ansinnen sofort entschieden zurückweisen sollte, oder fürchtet sich diese Merkel-Regierung zu antworten? Gerade Merkel als „bibelfeste christliche Zionistin“ sollte dem Lukas-Evangelium folgen und sich nicht fürchten und gebührend reagieren.

Auch wegen dieses seines Verhaltens braucht sich Schuster nicht zu wundern, wenn Juden außerhalb des „Jüdischen Staates“ für die israelische Politik verantwortlich gemacht werden. Sind es nicht gerade die Zentralrats- und andere organsierte Juden, die als standhafte Unterstützer des israelischen  Besatzungsregimes als quasi „Nebenbotschafter“ wahrgenommen werden. Hinzu kommt die Chuzpe, das Judentum mit Zionismus in eins setzen, damit sie mit diesem geschickten, aber durchsichtigen Schachzug Anti-Zionismus als Antisemitismus denunzieren zu können.

Wenn Sie diese Zusammenhänge nicht sehen, Präsident Schuster, und im Verbrennen des Davidsterns als sichtbares Symbol der illegalen Besatzung Palästinas das „Existenzrecht“ Israels brennen sehen, ist Ihnen nicht mehr zu helfen. Ihnen fehlt jeder Funken von Empathie für die seit Jahrzehnten unter der Besatzungswillkür leidenden Bevölkerung Palästinas. Entweder ist es Ihnen als Nachkomme rassisch Verfolgter abhanden, gekommen oder Sie haben es nie gehabt. Schließlich sollten wir nie vergessen, dass die Palästinenser die letzten – am Holocaust unschuldigen – Opfer und Leidtragenden  des Nazi-Regimes und seiner Auswirkungen bis heute sind, denn ihnen wurde ihr Land geraubt, die Menschen zu hunderttausenden vertrieben, und dank heuchlerischer Politik der sogenannten „Wertegemeinschaft“ ohne Aussicht auf die sogenannte „Zweistaatenlösung“, die Israel bekanntermaßen ebenso wenig will, wie einen Frieden. Es will nur das Land ohne die Menschen.

Wenn Schuster jetzt auch noch eine Gesetzesänderung fordert, die das Verbrennen von Pseudo-Flaggen und Flaggen zu einem Straftatbestand macht, dann sollte er gestoppt werden in seinem anmaßenden Eifer, und sich besser zuerst einmal mit dem Völkerrecht und den Menschenrechten beschäftigen. Nicht das Existenzrecht des „Jüdischen Staates“ ist im Fokus, sondern es geht um die längst fällige Anerkennung des Existenzrechts von Palästina, eines Staates mit einer Hauptstadt Jerusalem.

Es wundert einen auch nicht, dass unter den 9 kleinen von den USA abhängigen Staaten, die für Trumps Jerusalem-Beschluss in der UN gestimmt haben, auch Guatemala war, dessen Präsident Morales jetzt leider den USA folgt und die Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegen will. In dem Zusammenhang erinnere ich daran, dass Israel bekanntlich williger Waffenschieber an die damalige Diktatur zur Vernichtung der indigenen Bevölkerung Guatemalas war. „Israels gut dokumentierte Rolle im schmutzigen Krieg von Guatemala, der mehr als 200.000 Tote hervorbrachte, wurde nicht vor ein Gericht gebracht.“ Eben eine Spezialität des „Jüdischen Apartheid-Regimes“, seine erprobten Waffen zu exportieren. (1) (2) http://www.gegenfrage.com/israels-buergerkrieg-guatemala/ https://deutsch.rt.com/der-nahe-osten/52236-israel-fast-100-prozent-waffenexporte/

Das „goldene Kalb Jerusalem“ betreffend empfehle ich die Lektüre des hervorragenden Gastbeitrags von Omri Böhm in der „Zeit online“, der aufräumt mit der „schwärmerischen Identifikation der Israelis mit ihrer Hauptstadt. Es handelt sich im Gegenteil um einen götzendienerischen Messianismus“. (3) http://www.zeit.de/2017/53/israel-jerusalem-hauptstadt-theologie

Schuster spielt auch in der Flüchtlingskrise eine mehr als gefährliche Rolle, weil er schon sehr früh die CSU-Position einer „Obergrenze“ einnahm und auch nicht müde wurde, vor einem angeblich „importierten“ muslimischen Antisemitismus zu warnen. Die Auswirkungen des Islam-Hasses und der Stimmung gegenüber Muslimen erleben wir schon lange. Schuster macht sich damit AfD Position zu eigen und macht den „Gauland!“ Im Gegensatz zu den christlichen Vertretern, die sich weit moderater verhalten, spielen der Zentralrat der Juden und andere jüdische Funktionsvertreter eine mehr als gefährliche Rolle, die nur Vorurteile züchtet.

Während für Schuster Weihnachten kein „unkompliziertes“ Fest ist, weil Jesus als Jude geboren, dann aber den Weg ging, das Judentum, wie Schuster meint, kritisch zu sehen, dann ist für mich das Weihnachtsfest ein Symbol dafür, dass Jesus der erste Dissident und Palästinenser war und sich heute sicher nicht davor fürchten würde, die illegale jüdische Besatzung Palästinas zu kritisieren.

Papst Franziskus sprach meine Gedanken aus, als er Jesus Eltern mit den heutigen Flüchtlingen verglich, und mir kam dabei in den Sinn, ob Maria und Josef überhaupt  durch den israelischen Checkpoint in das besetzte Bethlehem gekommen wären und was dann mit Jesus passiert wäre?(4) http://noch.info/2015/12/wenn-maria-und-josef-heute-auf-den-weg-nach-bethlehem-waehren/

Der „Jüdische Staat“, der den Palästinensern ihr legales Rückkehrrecht verweigert und schwarze Flüchtlinge in ihre Heimatländer ausweist, hat jegliches Recht verwirkt, als Vorbild anerkannt zu werden. Aber mit diesen Themen setzt sich Präsident Schuster nicht auseinander, sondern zeichnet lieber ein glorifizierendes Bild des „Jüdischen Staates“ und fordert damit eine „Israelisierung“ Deutschlands, die wir nicht zulassen dürfen. (5) http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-11/israel-benjamin-netanjahu-fluechtlinge-abschieben-asylpolitik

Fürchtet euch nicht, denn das Recht und die Fakten, Palästina betreffend, sind auf unserer Seite. Darum fürchten Zionisten nichts als die Wahrheit und wollen jede Diskussion verhindern! Sie fürchten, dass ihre dürftigen Behauptungen entlarvt werden.

Am Heiligen Abend hatte ich die Gelegenheit, in der SWR2-Klassiksendung meinen Musikwunsch, in einem kurzen Gespräch darzulegen. Ich habe mir das Mahler-Lied der „Verfolgten im Turm“ mit dem Text „Die Gedanken sind frei“ gewünscht. Das war der passende Titel für meinen Weihnachtsgruß für die verfolgten Freunde in Palästina. (6) https://www.youtube.com/watch?v=DA2YgL4mvdc

 

Gerade am Heiligabend wandte ich mich an meine vielen christlich-palästinensischen Freunde im besetzten Bethlehem, Beth Sahour und Beth Shala, und explizit an meinen Freund Mazin Qumsiyeh, mit dem mich eine langjährige Freundschaft verbindet und für dessen Buch „Kanaan: Ein gemeinsames Land. Menschenrechte und der israelisch-palästinensische Konflikt“, erschienen  im Zambon-Verlag, ich das Vorwort beisteuerte. Ein wichtiges und sehr zu empfehlendes Buch. (7) http://zambon.net/index.php?id=38

Mazin Qumsiyeh ist für mich ein leuchtendes Beispiel und Vorbild für eine sozial-politische Arbeit im illegal besetzten Palästina. Sein ganzes Leben ist dem Kampf für ein freies Palästina gewidmet und er setzt sich ebenso wie ich für einen Staat Palästina ein. Er, Mazin, fürchtet sich nicht! (8) http://www.schattenblick.de/infopool/politik/redakt/intv0003.html

NOT ALL CARTOONS ARE MEANT TO BE FUNNY ~~ A SAD CHRISTMAS IN BETHLEHEM THIS YEAR

One day we WILL celebrate!

Weihnachten 2017 war ein trauriges Symbol für die anhaltende Besatzung und die willkürliche Trennung der Familien von Gaza und dem restlichen besetzten Palästina. Zahlreiche Christen und auch Muslime versuchten, eine Reise-Genehmigung für Gaza nach Bethlehem zu bekommen, meistens ohne Erfolg.  Was früher noch einfacher war, von Gaza nach Ramallah oder nach Bethlehem zu reisen, wird durch die immer schlimmeren Schikanen des Netanjahu-Regimes zur Unmöglichkeit. So wird bewusst Frustration und Hoffnungslosigkeit gefördert, die eigentlich nur einen Zweck hat, nämlich die Palästinenser christlich oder muslimisch, zum Aufgeben zu zwingen und „Eretz Israel“ und dem von jeher geplanten „Groß-Israel“ zum „Endsieg“ zu verhelfen. Das müssen wir gemeinsam verhindern!

Fürchtet Euch nicht!

Die Gedanken sind frei

Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten, sie fliegen vorbei wie nächtliche Schatten. Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen mit Pulver und Blei: Die Gedanken sind frei!

Ich denke was ich will und was mich beglücket, doch alles in der Still‘, und wie es sich schicket. Mein Wunsch, mein Begehren kann niemand verwehren, es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei!

Und sperrt man mich ein im finsteren Kerker, das alles sind rein vergebliche Werke. Denn meine Gedanken zerreißen die Schranken und Mauern entzwei, die Gedanken sind frei!

Drum will ich auf immer den Sorgen entsagen und will mich auch nimmer mit Grillen mehr plagen. Man kann ja im Herzen stets lachen und scherzen und denken dabei: Die Gedanken sind frei!

Ich liebe den Wein, mein Mädchen vor allen, sie tut mir allein am besten gefallen. Ich bin nicht alleine bei meinem Glas Weine, mein Mädchen dabei: Die Gedanken sind frei!

Alte Volksweise

5 Kommentare zu Fürchtet Euch nicht! Von Evelyn Hecht-Galinski

  1. Hallo Frau Hecht-Galinski
    Bravo , klare und offene Worte !
    allerdings versäumen auch Sie , den 700 km
    langen Mauerbau ( teilweise auf Palästinesischem Boden )
    in das Bewußtsein , der Deutschen Öffentlichkeit , zu bringen.

  2. „Fürchtet Euch nicht“, wie treffend liebe Evelyn. Ich fürchte mich jedoch in erster Linie vor den sog. Journalisten und Chefredakteuren diverser TV- Sender und Zeitungen, allen voran die Rheinische Post (kurz RP), die Zeitung für „christliche Kultur“. Weshalb? Nun, Israel wegen dessen Politik zu kritisieren, ist Antisemitismus, wogegen es offenbar in Ordnung ist, wenn ein betagter Mensch aus der Modebranche x- Millionen Flüchtlinge sowie Araber und insbesondere die hier lebenden Muslime als Israelhasser bezeichnete und heute wurde die BSD- Kampagne als „hasserfüllt“ bezeichnet. Wenn es angebracht ist, vor irgendetwas Angst zu haben, ist es die christliche Kultur (oder eher deutsche Leitkultur???), die mit Hilfe diverser Zeitungen und PolitikerInnen sowie des ZDJ (oder auf Druck dessen?) eine menschenverachtende Propaganda betreibt, das man nur noch mit dem Kopf schütteln kann.

  3. was mir viel zu kurz kommt ist die Tatsache, dass wir den Zionisten U-Boote schenken (zum überwiegenden Teil zumidest), die sie dann mit Atomwaffen ausrüsten können und von jedem beleibigen Ort aus die ganze Welt bedrohen können um ihren Allmachtsgelüsten zu fröhnen. Die Frage bleibt, wer bedroht den Weltfrieden. Es sind immer wieder die anderen. Als Atheist sehe ich nur dass von den radikal Gläubigen die größte Gefahr für den Weltfrieden ausgeht.

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