Geheimtreffen in Kiew: CIA-Chef informiert Selenskij über „Russlands nächste Schritte“

Geheimtreffen in Kiew: CIA-Chef informiert Selenskij über „Russlands nächste Schritte“

US-Geheimdienstchef William Burns ist mehreren Berichten zufolge vergangene Woche erneut in Kiew gewesen, um sich mit dem ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij zu treffen. Eines der Themen waren demnach die US-Erkenntnisse über künftige Schritte Russlands an der Front.

Geheimtreffen in Kiew: CIA-Chef informiert Selenskij über „Russlands

nächste Schritte“

US-Geheimdienstchef William Burns ist mehreren Berichten zufolge vergangene Woche erneut in Kiew gewesen, um sich mit dem ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij zu treffen. Eines der Themen waren demnach die US-Erkenntnisse über künftige Schritte Russlands an der Front.
Geheimtreffen in Kiew: CIA-Chef informiert Selenskij über "Russlands nächste Schritte"Quelle: Gettyimages.ru © Kevin Dietsch

CIA-Direktor William Burns hat laut übereinstimmenden Berichten mehrerer Medien in aller Stille erneut die ukrainische Hauptstadt Kiew für ein vertrauliches Treffen mit Präsident Wladimir Selenskij und Mitgliedern des ukrainischen Geheimdienstes besucht. Neben dem Austausch nachrichtendienstlicher Analysen Washingtons mit Kiew soll der US-Beamte auch davor gewarnt haben, dass die US-Militärhilfe in den kommenden Monaten aufgrund des Widerstands der Republikaner, die kürzlich die Kontrolle über den Kongress übernahmen, abnehmen könnte.

Wie es etwa in einem Bericht der Washington Post heißt, sei Burns Ende vergangener Woche in Kiew erschienen und habe „seine Einschätzungen“ hinsichtlich der „militärischen Pläne Russlands für die kommenden Wochen und Monate“ erörtert. Dabei habe er, so die US-Zeitung in ihrem Bericht, „die Dringlichkeit des Augenblicks auf dem Schlachtfeld“ für die ukrainischen Streitkräfte unterstrichen.

Ein namentlich nicht genannter US-amerikanischer Offizieller bestätigte inzwischen in einer Mitteilung gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters die Kiew-Visite von Burns mit den Worten:

„Direktor Burns reiste nach Kiew, wo er mit ukrainischen Geheimdienstmitarbeitern und Präsident Selenskij zusammentraf und unsere kontinuierliche Unterstützung für die Ukraine bei der Verteidigung gegen die russische Aggression bekräftigte.“

Während der Gespräche äußerten ukrainische Beamte Berichten zufolge Bedenken hinsichtlich der US-Unterstützung und fragten, wie lange sie mit der Fortsetzung der Hilfe rechnen könnten. Burns räumte angeblich ein, dass es „irgendwann schwieriger werden würde, Hilfe zu bekommen“, da die Republikaner wieder die Mehrheit im Repräsentantenhaus hätten und eine Reihe konservativer Abgeordneter die amerikanische Großzügigkeit zunehmend kritisierten.

Die USA gelten als wichtigster Verbündeter der Ukraine im Konflikt mit Russland. Seit seinem Amtsantritt hat US-Präsident Joe Biden mehr als 27 Milliarden US-Dollar an direkter Militärhilfe für Kiew bewilligt. Erst am Donnerstag wurde das jüngste Hilfspaket in Höhe von 2,5 Milliarden US-Dollar genehmigt.

Die Reise in der vergangenen Woche war nicht der einzige Besuch von Burns in der Ukraine im Laufe der zurückliegenden Monate. So hatte sich der US-Geheimdienstchef im Januar 2022 – Wochen bevor Russland seine Truppen ins Nachbarland schickte – mit Selenskij getroffen, sowie erneut mehrere Monate später, im November. Es heißt, der CIA-Direktor sei bei den Verantwortlichen in Kiew aufgrund seiner Geheimdienstinformationen, zu denen auch Warnungen vor Attentatsplänen auf den ukrainischen Staatschef oder Informationen über die militärischen Pläne Russlands gehörten, eine „respektierte Persönlichkeit“.

Nach Angaben des russischen Außenministers Sergei Lawrow sei Burns im November 2022 in der Türkei mit dem Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes (SWR), Sergei Naryschkin, zusammengekommen, etwa zur gleichen Zeit, als er Kiew besuchte. Lawrow sagte zwar, dass es bei den Gesprächen „keine Enthüllungen“ gegeben habe, wies aber darauf hin, dass das Treffen auf Bidens Bitte hin zustande gekommen sei. Naryschkin selbst erklärte unterdessen, er sei zu einer weiteren Gesprächsrunde mit Burns Anfang dieser Woche bereit, vorausgesetzt, die beiden Seiten einigen sich auf die Einzelheiten.

Burns, der vor seiner Ernennung zum CIA-Direktor eine lange diplomatische Laufbahn durchlaufen hat, diente unter dem ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama als Botschafter der Vereinigten Staaten in der Russischen Föderation. In dieser Funktion warnte er hinter den Kulissen vor einer weiteren Ausdehnung der NATO in Richtung der russischen Grenzen und verfasste 2008 auch ein Memorandum, das der Enthüllungsplattform WikiLeaks zugespielt wurde und in dem dieses Thema ausführlich behandelt wird. Nichtsdestotrotz steht Burns Moskau in öffentlichen Äußerungen nach wie vor sehr kritisch gegenüber. So erklärte er vergangenen Monat gegenüber dem US-Sender PBS, dass Russland es mit „echten Verhandlungen“ zur Beendigung des Krieges mit der Ukraine nicht „ernst“ meine.

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