1 Kommentar zu Hedy Epstein ist verstorben

  1. karl kopp, auszug aus meinem manuskript „die volksschule kippenheim und ihre israelitischen kinder“:
    HEDY EPSTEIN, 15.08.1924 – 26.05.2016
    (geborene Wachenheimer, *1924) hatte sich schon im August 1945 entschieden, „all (ihren) Mut zusammenzunehmen und nach Kippenheim zu fahren.“ Sie hatte noch die vergebliche Hoffnung gehegt, ihre Eltern wiederzufinden. 1946-47 arbeitete sie als Übersetzerin bei dem Nürnberger Ärzteprozess. Im Oktober 1997 sprach sie als erste Zeitzeugin vor Kindern der Kippenheimer Schule. In der Synagoge, „hier am Ort des Geschehens, muss sie doch um Fassung ringen“, als sie von der Schändung des Gotteshauses und der Thorarolle im November 1938 erzählte. „Hass zerstört“, ist ihre Botschaft. Aus den Erfahrungen des selbst erlittenen Unrechts kämpft sie auf ihren Reisen, in Vorträgen und in Veröffentlichungen seit Jahrzehnten kompromisslos für soziale Gerechtigkeit und gegen Verletzungen der Menschenrechte, gegen Gewalt und Krieg, von wem auch immer sie ausgehen. „Erinnern ist nicht genug“ , das erlebt jeder, der ihr begegnet, als Leitthema ihrer Lebensarbeit und ihres politischen Engagements: „Nicht länger nur wegsehen, in den USA, Guatemala, Nicaragua, El Salvador, China, Kambodscha, Bosnien-Herzegowina, Irak und Israel.“ Hedy Epstein ist dem „kleinen rebellischen Mädchen“ der 1930er-Jahre bis heute treu geblieben.
    Sie sieht „eine enge Verbindung zwischen der Gleichgültigkeit und dem Mangel an Einmischung gegenüber dem Leiden der Juden in der Nazizeit mit der heutigen Unbekümmertheit gegenüber den Opfern unserer Tage.“ Und: „Ächtung und das Gefühl eine Außenseiterin zu sein, begleiteten mein Leben.“ Bis heute scheut sie sich nicht, mit ihrem Einsatz für die universelle Achtung der Menschenrechte den Zorn der US-Behörden oder bedingungsloser Verfechter der Politik Israels auf sich zu ziehen. Am 19. August 2014, vier Tage nach ihrem neunzigsten Geburtstag, ging ein Video um die Welt , das zeigte, wie sie in Handschellen abgeführt wurde, nachdem sie bei Protesten im Zusammenhang mit dem Tod des Michael Brown eine Rede gegen Polizeigewalt gehalten hatte.
    KARL KOPP

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