Heimat-Los! Kommentar vom Hochblauen Von Evelyn Hecht-Galinski

Kommentar vom Hochblauen

 

Heimat-Los!

Von Evelyn Hecht-Galinski

 

Alljährlich seit 1979 versammeln sich Menschen am letzten Freitag des Fastenmonats Ramadan, von Rio über Tokio und New York bis nach Berlin, um gemeinsam nach dem diesjährigen Motto „nie wieder“ für die Freiheit Palästinas Flagge zu zeigen. Solidarisch zeigen Muslime, Juden und Christen Seite an Seite, dass sie die unzähligen tagtäglichen Verbrechen des zionistischen Unrechtsregimes ablehnen und sie mit Nachdruck die Befreiung Jerusalems von den zionistischen Besatzern fordern. Seit 70 Jahren, ein ganzes Menschenleben lang, wird das palästinensische Volk gnadenlos vertrieben, ermordet und unterdrückt. In den 70 Jahren seit der Nakba hat sich dagegen Widerstand entwickelt, und wir sehen, dass immer mehr Menschen das wahre Gesicht des „Jüdischen Staates“ erkennen und versuchen, ihre Stimmen gegen das Unrecht zu erheben – selbst im Westen, wo natürlich versucht wird, diese „al-Quds“-Demonstration als antisemitische und Israel hassende Demonstration einiger Außenseiter zu verunglimpfen. Auch in Berlin hat man ein Zeichen gesetzt gegen die Unterdrückung, die jeden Tag auf palästinensischem Boden stattfindet, und demonstriert gegen die Besatzung, die sofort beendet werden muss.

 

Recht auf Heimat von den Besatzern nicht anerkannt

 

Die seit 70 Jahren anhaltende ethnische Säuberung Palästinas hat im illegal besetzten Palästina Familien auseinander gerissen, aber das zionistische Regime, das sie aus ihrer Heimat vertrieben hat, lädt Juden aus aller Herren Länder zur Einwanderung ein und lässt sie sofort einbürgern – ein schreiendes Unrecht, dass niemals in Frage gestellt wurde. Die Frage ist allerdings, warum das so ist? Dem palästinensischen Volk wird das Recht auf Rückkehr in seine Heimat verweigert, d.h., Palästinenser, die von ihrem eigenen Grund und Boden verjagt und enteignet wurden, werden bestenfalls in der Besatzung geduldet, aber ihr legitimes Recht auf Heimat, auf Gleichberechtigung und Selbstbestimmung wird von den jüdischen Besatzern nicht anerkannt.

 

Ihr legitimer Widerstand gegen diese illegale Besatzung ihres Landes wird von den israelischen Besatzern als „terroristische Aktivität“ verfolgt. Und immer wieder versucht das Netanjahu-Regime, leider durchaus erfolgreich, diese Fake-Propaganda im Ausland zu verbreiten. Besonders bei Kanzlerin Merkel und Außenminister Maas scheinen diese Hasbara-Lügen immer wieder auf fruchtbaren Boden zu fallen, wie zuletzt beim Besuch des „Kriegsverbrechers“ Netanjahu in Berlin, wo das Thema Palästina, Besatzung und das Massaker in Gaza nicht auf der Tagesordnung war. Bei seinem Besuch in Frankreich bei Präsident Macron und zwei Tage später in London bei Premierministerin May flogen Netanjahu deutlich kritische Worte um die Ohren.

 

Ganz anders die „christlich-zionistische“ Kanzlerin Merkel, die immer wieder Verständnis für das Vorgehen der jüdischen Staatsterroristen zeigt und ihnen „unsere“ Solidarität zusichert im Kampf gegen „palästinensischen Terror“, weil das ach so kleine hilflose Israel immer wieder verzweifelt versucht, seine Existenz zu sichern, gegen eine „Bedrohung“ von allen Seiten! Daher auch der in keiner Weise nachzuvollziehende Versuch der deutschen Politik, einen fragwürdigen Anspruch des „Jüdischen Staates“ auf Anerkennung seines Existenzrechts zu fordern.

 

Wie kann Mord „verhältnismäßig“ sein?

 

Alles ganz im Sinne der EU, die ihre Kritik, ganz nach Merkel-Art formuliert und nur Kritik übte am „unverhältnismäßigen“ Vorgehen. Das wirft natürlich die Frage auf, wie definiert die EU ein „verhältnismäßiges“ Vorgehen durch Scharfschützen der „moralischsten“ aller jüdischen „Verteidigungsarmeen“, die mehr als 125 unschuldige Palästinenser aus Gaza erschossen und mehrere tausend Palästinenser verletzt haben, darunter auch Frauen, Kinder, Sanitäter und Journalisten. Diese Scharfschützen wunderten sich selbst darüber, dass sie an der Grenze zu Gaza eingesetzt wurden, da sie allein zum TÖTEN ausgebildet wurden, nicht um „daneben“ zu schießen. Allerdings hörte man aus Ministerkreisen des Netanjahu-Regimes, der Grund sei, dass man nicht genug Gefängnisse habe, um die als „Terroristen“ diffamierten Demonstranten einzusperren. Wie ist also der Begriff der „Verhältnismäßigkeit“ bei diesen mörderischen Methoden überhaupt noch zu rechtfertigen, vor allem im Zusammenhang mit den sich im legalen Widerstand befindenden Palästinensern gegen die illegalen jüdischen Besatzer Palästinas? Sind das die viel beschworenen „westlichen Werte“?

 

Tatsächlich stellt sich die Situation des palästinensischen Volkes momentan, auch ausgelöst durch diese Art von globaler Politik, nahezu aussichtslos dar. Heimat-Los in ihrem eigenen Land, müssen sie hilflos mit ansehen, wie ihnen täglich immer mehr Land geraubt wird, was die jüdischen Besatzer, die „messianischen“ Siedler und fanatischen Juden, mit dem völlig aus der Luft gegriffenen „biblischen“ Anspruch auf ganz Palästina begründen. So wenig wie es mittlerweile noch eine „Zwei-Staatenlösung“ geben wird, so wenig gibt es seit Staatsgründung einen ernstzunehmenden „Friedensprozess“, da sich dieser immer ausschloss durch die zionistische Staatsräson der Judaisierung Palästinas. Auch das Wort Besatzung soll nach Netanjahus Wunsch und dem des US-Botschafters Friedman im Zusammenhang mit der „Kontrolle“ des Westjordanlandes nicht mehr verwendet werden. Friedman gab schon eine Anordnung in dieser Richtung an das US-Außenministerium, da nach seiner und nach Lesart anderer Israel-Unterstützer, dieser Begriff in der Hasbara-Sprache nicht mehr benutzt werden soll. Alles, um in den Gehirnen der Weltöffentlichkeit die Besatzung als Thema zu vermeiden. Ob AA Maas wohl auch schon eine diesbezügliche Depesche erreichte? Meinen unzählige Male wiederholten Satz „Israel will alles, außer Frieden“ müsste ich eigentlich neu formulieren in: „Israel hat alles bekommen!“ Ich hoffe allerdings, dass dieser Tag NIEMALS kommt.

 

Schleichender Völkermord unter erneuter tatkräftiger Mithilfe Deutschlands?

 

Es ist besonders schändlich, dass die Palästinenser im Konzentrationslager Gaza und die im illegal besetzten Westjordanland wie im illegal besetzten Jerusalem so allein gelassen von der Staatengemeinschaft, selbst von vielen arabischen Brüdern, immer mehr verelenden und, besonders die Jugend, in hoffnungsloser Trostlosigkeit versinken. Wie wird man dereinst diesen Tatbestand in der Geschichte darstellen? Als erneuten schleichenden Völkermord, diesmal unter jüdisch-zionistischer Täterschaft, unter erneuter tatkräftiger Mithilfe gerade auch Deutschlands. Mehr als sechs Millionen Palästinenser brauchen unsere Hilfe und Solidarität. Sie müssen als letzte Opfer der Nazibarbarei gerade von der deutschen Politik unterstützt werden in ihrem Anspruch auf Freiheit, Selbstbestimmung, Menschenwürde und Heimat – gerade in Deutschland, wo Politiker zurzeit das Wort Heimat gebrauchen und so gnadenlos missbrauchen, wenn es um deutsche Befindlichkeiten und „Werte“ geht, besonders im Zusammenhang mit der Aufnahme und Einwanderung muslimischer Flüchtlinge.

 

Ein besonders eklatant arrogantes Beispiel in diesem Zusammenhang war das von Ex-Bundespräsident Gauck, der in einer 40millionenfach in deutsche Haushalte verbreiteten Gratisausgabe, einem Bild-Extra-„Heimat“-Blatt“, über die falsche Toleranz gegenüber Einwanderern, die bis heute nicht über „Gaucks Sprachkenntnisse“ verfügen, herzog. Es war eine Intoleranz gerade gegenüber frühen, besonders türkischen Einwanderern, Gastarbeitern, die damals als von der Industrie geforderte Arbeiter angeworben wurden, die aber nie wirklich in Deutschland willkommen waren und daher auch bedingt durch schwere und lange Arbeit gar keine Möglichkeit hatten, ihre Deutschkenntnisse in Schulen zu perfektionieren.

 

Ekelerregende Intoleranz gegenüber dem Islam

 

Wenn also gerade ein ehemaliger Pfarrer und Alt-Bundespräsident so wenig integrierende Herzenswärme und Verständnis zeigt gegenüber Deutschen mit ausländischen Wurzeln, wie er es in diesem Artikel bewies, ist das mehr als bedauerlich. Den hervorragenden FAZ-Artikel von Patrick Bahners zu Gauck habe ich auf meiner Hochblauen-Seite verlinkt. Solche Politiker-Bemerkungen tragen ebenso zur Intoleranz bei, wie wir das schon in den vielen unerträglichen Talk-Shows im Moment so ekelerregend erleben. Immer wieder wird auf „den Islam“ und „die Muslime“, ganz nach dem Vorbild von AfD, Broder oder Sarrazin eingedroschen unter Überschriften wie z.B. bei Maischberger „Sind wir zu tolerant gegenüber dem Islam?“ oder „Braucht Deutschland eine Leitkultur?“ oder Plasberg, der immer wieder gern über „Flüchtlinge und Kriminalität“ mit immer wieder besonders „illustren Islam-Hassern“ diskutieren lässt.

 

Wie soll dem deutschen „Normalbürger“ da eigentlich noch ein Toleranz-Verständnis vermittelt werden? Wo er nur noch von Vollverschleierung, Burka, Kopftuch, Terrorismus und Ehrenmord im Zusammenhang mit Muslimen hört, dann ist diese konzertierte „Springernde Bild“-Aktion am Ziel. Mir ist es in letzter Zeit schon so oft aufgefallen, wie sich die „Heimat-Stimmung“ verändert hat, immer wenn es um Islam und Muslime geht. Unwissen schafft Vorurteile und Hass. Wie viele Deutsche wissen eigentlich die Anzahl der in Deutschland lebenden Muslime? Vor kurzem gab es eine Umfrage, da kam die Mehrzahl der Befragten doch tatsächlich auf utopische 20 Millionen, während es in Wirklichkeit nur 5 Millionen sind. Da sollten bei uns doch alle roten Warnlampen aufleuchten Und wir sollten uns unsere „gemeinsame Heimat“, angeführt von gewissen „AfD Nachahmern“, nicht nehmen lassen und uns nicht „Heimat-los“ machen lassen.

 

Am Ende wird die Gerechtigkeit siegen

 

Niemals sollten wir vergessen, die Palästinenser in ihrem legalen Widerstand gegen die illegale Besatzung Palästinas und in ihrem Kampf für ein freies Jerusalem in einem freien Palästina zu unterstützen. Am Ende wird die Gerechtigkeit siegen, die Wahrheit lässt sich nicht ewig vertuschen. Einmal wird sich das Volk, wie auch schon in Südafrika, gegen diese nur durch militärische Stärke und rassistischer Besatzungsgewalt des „Jüdischen Apartheidstaats“ aufrecht zu erhaltende Macht wehren und diese besiegen. Dann werden Palästinenser wieder ihre Heimat haben und nicht „Heimat-Los“ in Palästina sein. Der Tag wird kommen, denn am Ende wird die Gerechtigkeit siegen.

 

 

In der Neuen Rheinischen Zeitung (NRhZ) veröffentlicht in Ausgabe 663 vom 13.06.2018 unter http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24932

 

 

Evelyn Hecht-Galinski, Tochter des ehemaligen Zentralratsvorsitzenden der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, ist Publizistin und Autorin. Ihre Kommentare für die NRhZ schreibt sie regelmäßig vom „Hochblauen“, dem 1165 m hohen „Hausberg“ im Badischen, wo sie mit ihrem Ehemann Benjamin Hecht lebt. (https://www.sicht-vom-hochblauen.de/) 2012 kam ihr Buch „Das elfte Gebot: Israel darf alles“ heraus. Erschienen im tz-Verlag, ISBN 978-3940456-51-9 (print), Preis 17,89 Euro. Am 28. September 2014 wurde sie von der NRhZ mit dem vierten „Kölner Karls-Preis für engagierte Literatur und Publizistik“ ausgezeichnet.

2 Kommentare zu Heimat-Los! Kommentar vom Hochblauen Von Evelyn Hecht-Galinski

  1. Die Düsseldorfer Tageszeitung (lt. eigener Aussage eine Zeitung für „christliche Kultur“) hat wieder einmal bewiesen, dass diese unreflektiert die anti- palästinensische Propaganda des rechtsextremen israelischen Regimes übernimmt.
    Hintergrund ist ein Bericht über ein Konzert von Roger Waters vom 11.06.2018 in Köln. Die Rheinische Post lässt in ihrem Bericht keinen Zweifel daran, das Roger Waters ein „Antisemit“ ist, da dieser lt. eigener Aussage der „BDS Kampagne“ angehört.
    Diese Kampagne setzt sich für eine gerechte Lösung im Nahost- Konflikt ein und möchte den Staat Israel durch Boykotte zu einem Ende der seit über 70 Jahren andauernden völkerrechtswidrigen Besatzung Palästinas (Westbank und Gaza) und einem Ende der Vertreibung der Palästinenser bewegen. Glaubt man allerdings der „Zeitung für christliche Kultur“, hat die BDS Kampagne die Zerstörung des Staates Israel zum Ziel. Zudem, so die RP, sei die Aussage seitens Roger Waters, Zitat: „Die Menschenrechte müssen auch für die Palästinenser gelten“ nicht hinzunehmen, da dies nicht so einfach sei.
    Was lernt man daraus?
    Boykotte gegen Südafrika aufgrund der damaligen Apartheid, aktuell gegen Russland und den Iran waren und sind offenbar zu begrüßen und zu unterstützen, die rassistische Politik seitens des Staates Israel gegenüber den Palästinensern hingegen muss hingenommen, und, so glaubt man offenbar zumindest bei der RP, indirekt unterstützt werden.
    Was bleibt, ist die Hoffnung, das die RP vielleicht irgendwann einmal aus ihrem antipalästinensischem Tagtraum aufwacht, die dortigen Redakteure endlich die Augen öffnen und einsehen, das Menschenrechte auch für die Palästinenser gelten aber vor allem, das in den christlichen Kirchen diese Sichtweise der RP nicht auch noch gepredigt wird. Dazu jedoch scheint es, führt man sich einmal die Hetze gegen Muslime vor allem seitens christlicher Bürgerinnen und Bürger auch aufgrund der hiesigen Medienpropaganda vor Augen, fast schon zu spät.

  2. Die Medien bei uns sind in den Händen einiger weniger Medienschaffender. Chefredakteuer wird man dort nur, wenn man sich unterwürfigst der Meinung des Inhabers zeigt. Sonst wird es nix mit der Medienkarriere. Die gleichgeschaltete Medien und Presselandschaft hatten auch die Nazis vorzuweisen. Dort wurde auch gehetzt, verunglimpft und Stimmung gegen Andersdenkende gemacht. Meinungsfreiheit steht bei uns zwar im Grundgesetz. Was man aber darunter zu verstehen hat bestimmen die Medienschaffenden und deren Inhaber. Springer, Mohn, Burda usw usf.. Daran wird sich nur ganz langsam etwas ändern, wenn sich immer mehr Menschen bis jetzt noch unabhängigen Medien über das Internet zuwenden.

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