Humanität als Propagandatrick Von Evelyn Hecht-Galinski

Kommentar vom Hochblauen

Humanität als Propagandatrick

 

Von Evelyn Hecht-Galinski

 

Nichts braucht der „Jüdische Staat“ mehr, als eine positive Berichterstattung. Dieses Regime weigert sich, Flüchtlinge aufzunehmen, stattdessen erzeugt es mit seiner Politik immer neue Flüchtlinge; nichts trägt es dazu bei, Konflikte zu lösen, sondern schafft täglich neue. Gerade hat dieser rassistische jüdische Apartheidstaat ein Nationalstaatsgesetz verabschiedet, das einmalig in der Welt ist: ein Staat „nur für Juden“ und keiner für alle seine Bürger. Damit werden auch die letzten Zweifel an seiner Demokratie zu Grabe getragen, denn wie ich schon mehrmals betont habe, „jüdisch“ und „demokratisch“ passt nicht zusammen, sondern schließt sich aus. (1)

 

Apartheidstaat beschließt „Jerusalemer Rassegesetze“

 

Diese „Jerusalemer Rassegesetze“ bringen es auf den Punkt. Arabisch als Amtssprache wird so zweitklassig wie schon immer die palästinensischen Bürger. Als palästinensische Bürger es wagten, in Afula Häuser zu kaufen, war der Aufschrei groß und die „guten“ jüdischen Bürger fragten sich besorgt: Wie soll der „jüdische Charakter“ erhalten bleiben? Angesichts dieses blinden Rassenhasses frage ich mich allerdings, warum es überhaupt erstrebenswert sein soll, solch einen „jüdischen Charakter“ zu glorifizieren, denn dieser jüdische Charakter hat sich inzwischen zu einem nationalistischen ethnozentrischen Rassismus entwickelt, der seinesgleichen sucht, und von dem man sich distanzieren sollte.

 

Schon als Netanjahu die Anerkennung Israels als „Jüdischer Staat“ zur Bedingung machte, um die Friedensverhandlungen zu torpedieren und mit dieser für die Palästinenser unannehmbaren Forderung ja auch zum Scheitern verurteilt hat, war klar, wohin die Richtung geht: in den „judaistischen“ Abgrund. Alles zielt darauf ab, die palästinensische Bevölkerung heraus zu drängen aus ihrer Heimat Palästina. Schließlich wird in diesem Nationalgesetz mit keinem Wort erwähnt, dass es ein palästinensisches Volk gab, das den zionistischen Eindringlingen von Beginn an ein Dorn im Auge war und mit allen Mitteln vertrieben werden sollte. Diesem Ziel der Endlösung der Judaisierung kommt das Netanjahu-Regime, vor allen Dingen auch durch internationale Solidarität mit diesem Apartheidstaat immer näher.

 

Auf der Bundespressekonferenz reagierte Kanzlerin Merkel auf Nachfrage eines Journalisten zu diesem Rassegesetz auf ihre „christlich-zionistische“ Art und wollte sich nicht in „innere“ Angelegenheiten einmischen. Ganz offensichtlich macht es ihr nichts aus, diesen Rassismus und diese Ausgrenzung in ihr „christliches Menschenbild“ zu integrieren.

 

„Jüdischer Staat“ ermöglicht „Weißhelmen“ die Flucht

 

Just an dem Tag, am letzten Sonntag, dem 22.Juli 2018, an dem Daniel Barenboim sich schämte, Israeli zu sein, da „rettete“ der „Jüdische Staat“ in einer „ausnahmsweise erfolgten humanitären Geste“ hunderte von Mitgliedern der syrischen „Weißhelme“ und ermögliche ihnen die Flucht aus Syrien und reichte sie gleich an andere Staaten weiter. Diese in Eile durchgeführte Evakuierungsaktion ist genauso dubios wie die vielen Geldgeber der Weißhelme, darunter USAID. Und seit wann schert sich Israel darum, ob muslimisches Leben in Gefahr ist? Warum also diese Eile? Weil diese „Retter“ zu viel wissen und zu viel ausplaudern könnten, falls sie in syrische Hände fallen? (2) (3) (4)

 

Diese höchst umstrittene Organisation der Weißhelme wurde 2013 von dem britischen Ex-Offizier und Geheimagenten James Le Mesurier gegründet. Diese „zivilen Retter“, die ganz unüblich Waffen tragen und sofort mit mehr als 100 Millionen US-Dollar aus den USA und Europa, inklusive Deutschland unterstützt wurden, sind ebenso fragwürdig wie ihre Videos und Informationen von Rettungen, die nur eine Quelle haben: die eigene. Der syrischen Regierung ist unbedingt zuzustimmen, dass diese Rettung der Weißhelme ein Skandal ist. Warum also waren es gerade, wie berichtet wird, besonders Kanada, Großbritannien und Deutschland gewesen, die Israel und Jordanien schon vor länger Zeit darum baten, diese angeblich durch Assad und Russland vom „Tod bedrohten“ Retter zu retten? Warum gab auch Deutschland 12 Millionen US-Dollar zu Unterstützung dieser mehr als fragwürdigen Weißhelme aus? Um Russland zu schwächen oder Assad zu stürzen?

 

Pikant dabei ist es auch, dass gerade „Heimat-Innenminister Seehofer, der ja nicht gerade für seine Humanität bekannt ist, klaglos zustimmt und insgesamt 47 Syrer aufnehmen will, acht Mitarbeiter der Weißhelme sowie deren Ehepartner und minderjährige Kinder, alles aus „völkerrechtlichen oder dringenden humanitären Gründen“. Und nicht einmal Asyl müssen sie beantragen. Keine Diskussion darüber, warum diese Weißhelme nach Deutschland, Kanada und Großbritannien kommen, anstatt in muslimische Staaten oder in den „Jüdischen Staat“. Dieses Vorbild an großherziger Humanität lehnt es sonst strikt ab, Flüchtlinge aufzunehmen und wird dafür von der Bundesregierung selbstverständlich nicht kritisiert, warum wohl? Auch der bekennende Israel-Unterstützer, Außenminister Maas, ist in der Bild-Zeitung voller „Bewunderung und Respekt“ für diese Gruppe und unterstützt wie die Bundesregierung ihre Rettung aus Syrien aus Überzeugung.

 

Nicht BDS ist kriminell, sondern das Vorgehen des Netanjahu-Regimes

 

Solch eine Humanität, Respekt und die Anerkennung des Völkerrechts würde ich mir von dieser Bundesregierung endlich auch einmal für Palästina und das palästinensische Volk wünschen – da allerdings setzt die Empathie leider aus, wie die deutsche Politik gegenüber Israel immer wieder traurig beweist. Diese Gro/Ko benutzt das internationale Völkerrecht nach Belieben, wie die bedenkenlos verhängten Sanktionen gegen Russland oder Iran beweisen, nur nicht gegen den Jüdischen Besatzerstaat. Merke, nicht die BDS-Unterstützung ist kriminell, sondern das Vorgehen des Netanjahu-Regimes gegen das palästinensische Volk unter jahrzehntelanger Besatzung!

 

Diese so genannte Rettungsaktion stinkt zum „zionistischen Himmel“ Himmel und ist so verlogen wie gewisse Medien und Politiker und die ganze israelische Propaganda. Während das Netanjahu-Regime ständig behauptet, eine Politik der „Nichtintervention“ in Syrien zu verfolgen, hat der jüdische Staat immer wieder Bombenangriffe gegen syrische Einrichtungen geflogen und schon seit 2013 al-Nusra und andere Terrorgruppen finanziell und materiell unterstützt und werbewirksam Verletzte medizinisch in israelischen Krankenhäusern versorgt – im Gegensatz zu Gaza, wo die eingeschlossenen Palästinenser im Elend leben und die medizinische Versorgung immer unmöglicher wird.

 

Während der jüdische Staat weiterhin völkerrechtswidrig Gaza blockiert und das Gaza-Massaker aus den Medien verschwindet, wird das Netanjahu-Regime von den Werteheuchlern hochgelobt für seine „humanitäre“ Aktion.

 

Syrien-Krieg als vom US-Geheimdienst CIA initiierten Bürgerkrieg entlarvt

 

Viele Syrien-Experten, u.a. Prof. Günter Meyer und der bedeutende Autor und Filmemacher John Pilger haben den Syrien-Krieg als einen vom US-Geheimdienst CIA initiierten Bürgerkrieg entlarvt, der nur ein Ziel hatte: Regime-Change und den Sturz Assads herbeizuführen. Alles ganz im Interesse von Israel, das alles dafür tut, um die ewige Besatzung der Golanhöhen zu sichern und Unfrieden in der Region zu schüren. Erinnert sei an den völkerrechtswidrigen Irak-Überfall, auch der im Interesse Israels.

 

John Pilger hat die Weißhelme in einem Interview 2017 als „ein vollständiges Propagandakonstrukt in Syrien“ sowie als ein hauptsächlich britisch finanziertes, propagandistisches, Schatten-staatliches Nato- Konstrukt beschrieben, das sich als humanitäre NGO ausgibt, und entwickelt wurde, um die Intervention in Syrien zu erleichtern. Dank Russland ist diese von den Kriegsverbrechern geplante Intervention nicht gelungen.

 

Auch der hoch angesehene Geograph Prof. Günter Meyer hat seit dem Beginn des „Arabischen Frühlings“ vor sieben Jahren als gefragter Syrien-Experte mehr als 1000 Interviews gegeben, in mehreren Interviews die Weißhelme scharf attackiert, und immer wieder auf die seiner Meinung nach Inszenierung des Chemiewaffenangriffs in Ost-Ghouta hingewiesen. Auch Roger Waters entlarvte die Weißhelme in einem Video 2017. Sie alle arbeiten daran, diese zentralen Aspekte des schmutzigen Krieges in Syrien zu enthüllen, an denen das Netanjahu-Regime und die Weißhelme einen nicht unerheblichen Anteil haben.

 

Als die Weißhelme sogar für den Nobelpreis vorgeschlagen wurden, dennoch aber „nur“ den kleinen, also den „Alternativen Nobelpreis“ (Right Livelihood Award) zugesprochen bekamen, waren viele wie ich entsetzt darüber, wie effektiv die Propagandatricks des Westens funktionieren. Man staunt über die durchsichtigen Inszenierungen der Weißhelme, die in einem Dokumentarfilm mit einem Oscar belohnt wurden.

 

Netanjahu-Regime plant „Regime Change“ in Gaza

 

Hellhörig sollten wir alle werden, wenn der Begriff „gemäßigt“ in der Politik auftaucht. Von „gemäßigten“ Rebellen, wenn es um Dschihadisten geht, oder „gemäßigte“ Palästinenser, wenn es um die Abbas-„Vichy“-Regierung geht, die als Befehlsempfänger des „Jüdischen Staates“ agiert und auf dessen Gehaltsliste steht, und die, geht es nach dem Netanjahu-Regime, bald in Gaza durch „Regime Change“ ohne demokratische Wahlen die Macht übernehmen soll.

 

Alles in Zeiten von Humanität als Propagandatrick!

 

 

Fußnoten:

 

(1) https://www.infosperber.ch/Politik/Israel-Nationalstaat-Gesetz-Haaretz-Gideon-Levy

(2) https://www.haaretz.com/israel-news/.premium-today-i-am-ashamed-to-be-an-israeli-1.6294754

(3) https://de.wikipedia.org/wiki/Syrischer_Zivilschutz_(Wei%C3%9Fhelme)

(4) http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-regierung-verurteilt-weisshelme-rettung-durch-israel-a-1219780.html

 

 

In der Neuen Rheinischen Zeitung (NRhZ) veröffentlicht in Ausgabe 669 vom 25.07.2018 unter http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25074

 

 

Evelyn Hecht-Galinski, Tochter des ehemaligen Zentralratsvorsitzenden der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, ist Publizistin und Autorin. Ihre Kommentare für die NRhZ schreibt sie regelmäßig vom „Hochblauen“, dem 1165 m hohen „Hausberg“ im Badischen, wo sie mit ihrem Ehemann Benjamin Hecht lebt. (https://www.sicht-vom-hochblauen.de/) 2012 kam ihr Buch „Das elfte Gebot: Israel darf alles“ heraus. Erschienen im tz-Verlag, ISBN 978-3940456-51-9 (print), Preis 17,89 Euro. Am 28. September 2014 wurde sie von der NRhZ mit dem vierten „Kölner Karls-Preis für engagierte Literatur und Publizistik“ ausgezeichnet.

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