Keine Chance für Verhandlungen über ein Ende des Ukraine-Krieges

Ein  wichtiges Interview, unbedingt anhören, allerdings in Englisch, aber es lohnt sich. Evelyn Hecht-Galinski

Keine Chance für Verhandlungen über ein Ende des Ukraine-Krieges

Interview von Clayton Morris (online-Sender Redacted) am 14.10.2022 mit
Douglas Macgregor, ehemaliger Colonel der US-Army und Top-Berater des US-Verteidigungsministers, bekannter Autor, Militärstratege und Politikwissenschaftler. Am 29. Juli 2020 nominierte ihn Präsident Donald Trump als Nachfolger von Richard Grenell für das Amt des Botschafters der Vereinigten Staaten in Deutschland. Vom Senat wurde die Nominierung jedoch nicht bestätigt.

Hier zum Video in Englisch:
https://www.youtube.com/watch?v=aN_jay7xSYk

Clayton Morris: Die westlichen Medien, besonders die Washington Post heute, bezeichnen die Schläge gegen die Ukraine als einen Wendepunkt in diesem Krieg. (…) Sind wir tatsächlich an einem Wendepunkt und wohin wendet sich das Blatt?

Macgregor: Es ist eine Art Wendepunk, vielleicht nicht gerade so, wie die Washington Post suggeriert (…) Lassen Sie uns über die Entwicklung dieses Konflikts während der vergangenen sieben Monate reden. Konflikte sind nicht statisch, Krieg ist ein sich ständig änderndes Meer.

Auch wenn es im Westen niemand zugeben wird, aber Präsident Putin hat sich in den vergangenen sieben Monaten enorm zurückgehalten beim Gebrauch seiner militärischen Macht. Wir haben nie mehr als höchstens 20 Prozent der russischen Bodentruppen in der Ukraine gesehen. Und viele der regulären Bodentruppen wurden nach den ersten vier Monaten auch wieder abgezogen, nachdem die ukrainische Armee, die wir über mehrere Jahre aufgebaut hatten, zu einem großen Teil vernichtet worden war. Was es in der Ukraine zurzeit noch gibt, ist eine Mischung aus verschiedenen Freiwilligen-Organisationen, Milizen, einigen alliierten Kräften wie die Tschetschenen, Kuban Kosaken Freiwillige, die sich als sehr gute Kämpfer herausgestellt haben plus die Wagner-Söldnertruppe, die sich ebenfalls als sehr effizient im Bodenkampf erwiesen hat. Aber die eigentliche russische Armee mit ihren Kampftruppen hat sich zum großen Teil zurückgezogen. Ich dachte eigentlich, sie würden Ende August zurückkommen, aber offensichtlich wurde die Entscheidung getroffen, das zu unterlassen.

Was im Moment im Kreml passiert, so vermute ich, dass Putin und seinen Beratern klar geworden ist, dass dieser Kampf nicht durch Verhandlungen beendet werden kann. Vermutlich hat er sich an diese Hoffnung geklammert, sogar im April, als wir und London Selenskyj und Kiew verboten hatten, irgendwelche Kompromisse wie z.B. Neutralität zu akzeptieren.

Nun haben wir es mit einem anderen Russland zu tun. Wir haben gestern gesehen, wie in drei Wellen 202 Raketen bestimmte Ziele in der ganzen Ukraine angegriffen haben. Das konnten sie schon die ganze Zeit. Sie haben ihre präzisionsgelenkten Waffen genauso wie wir. Dieses Mal haben die Russen aber nicht nur die sogenannte kritische Infrastruktur getroffen, sondern auch das Hauptquartier der ukrainischen Geheimpolizei, einer notorischen Organisation, die Leute umbringt, Leute mit vorgehaltener Waffe in feindliches Feuer treibt oder mit vorgehaltener Waffe rekrutiert. Die Russen haben auch einige geheimdienstlichen Analysezellen getroffen. Sie signalisierten also, dass in der westlichen Ukraine nichts geschieht, ohne dass Moskau davon Kenntnis hat. Und dass es dort nichts gibt, das die Russen nicht erreichen und zerstören könnten.Weiterhören auf youtube

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