Krisen- und Insolvenzticker: Von der Leyen erwartet „massive Konsequenzen“ für EU-Wirtschaft

Wer hat die wohl zu verantworten?      Evelyn Hecht-Galinski

Krisen- und Insolvenzticker – Deutsche Kommunen erstmals seit 2011 im Defizit

Die deutsche Wirtschaft kriselt. Unter dem Druck dramatisch steigender Energiekosten und anderer ungünstiger Rahmenbedingungen sind seit 2022 tausende Unternehmen insolvent gegangen. Wir fassen in diesem Ticker die wichtigsten Entwicklungen und Neuigkeiten zusammen.

 

Krisen- und Insolvenzticker: Von der Leyen erwartet „massive

Konsequenzen“ für EU-Wirtschaft

Die deutsche Wirtschaft rutscht immer tiefer in die Krise. Unter dem Druck dramatisch steigender Energiekosten und anderer ungünstiger Rahmenbedingungen sind allein in diesem Jahr tausende Unternehmen insolvent gegangen. Wir fassen in diesem Ticker die wichtigsten Entwicklungen und Neuigkeiten zusammen.
Krisen- und Insolvenzticker: Von der Leyen erwartet "massive Konsequenzen" für EU-WirtschaftQuelle: AFP © John THYS / AFP
  • 16.12.2022 10:25 Uhr

    10:25 Uhr

    Bundesbank: Schrumpfende Wirtschaft und hohe Inflation 2023

    Die Bundesbank rechnet im kommenden Jahr mit einem Wirtschaftseinbruch in Deutschland und über 2023 hinaus mit hohen Teuerungsraten. „Die Wirtschaftsleistung dürfte zwar zunächst schrumpfen, ab der zweiten Jahreshälfte 2023 erwarten wir jedoch eine allmähliche Erholung“, erläuterte Bundesbankpräsident Joachim Nagel am Freitag die neuesten Prognosen der Notenbank. Allerdings verstärke die Energiekrise die Inflation in Deutschland.

    Nach 1,8 Prozent Wachstum im laufenden Jahr rechnen die Fachleute der Bundesbank 2023 mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Deutschland um 0,5 Prozent. Hohe Energiekosten infolge der massiven antirussischen Sanktionen belasten Unternehmen und Verbraucher. Wegen deutlich gestiegener Preise halten sich Privathaushalte beim Konsum zurück.

    Im November lagen die Verbraucherpreise in Deutschland um 10 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Rasche Entspannung ist nicht in Sicht. „Die Inflation ist hoch und wird nur nach und nach zurückgehen“, führte Nagel aus. Für das kommende Jahr rechnet die Bundesbank mit einem Rückgang der Inflation von 8,6 Prozent auf 7,2 Prozent – auch wegen der staatlichen Strom- und Gaspreisbremse. 2024 sollte die Teuerungsrate – gemessen am für die Geldpolitik im Euroraum maßgeblichen harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) – demnach auf 4,1 Prozent zurückgehen.

  • 08:30 Uhr

    Weltweiter Kohleverbrauch wird 2022 wohl Rekordhoch erreichen

    Der weltweite Kohleverbrauch wird der Internationalen Energieagentur IEA zufolge in diesem Jahr wohl so hoch liegen wie noch nie. Die Fachleute gehen davon aus, dass der Verbrauch des fossilen Brennstoffs 2022 erstmals über 8 Milliarden Tonnen liegen wird und etwa 1,2 Prozent höher als im vergangenen Jahr. Einem am Freitag veröffentlichten Jahresbericht zufolge dürfte der Kohleverbrauch bis 2025 auf diesem Niveau bleiben.

    „Die Welt ist nah an einem Scheitelpunkt der Nutzung fossiler Brennstoffe“, zitierte die IEA Keisuke Sadamori, Direktor für Energiemärkte und Sicherheit bei der Agentur. Der Kohleverbrauch solle als erstes zurückgehen, doch noch sei man nicht so weit. Es gebe jedoch viele Hinweise darauf, dass die aktuelle Krise etwa den Einsatz von Erneuerbaren und Heizpumpen beschleunige. Das werde die Nachfrage nach Kohle in den kommenden Jahren

  • 07:30 Uhr

    Von der Leyen sieht große Schwierigkeiten für EU-Wirtschaft 2023

    EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat die Menschen in Europa auf ein wirtschaftlich schwieriges Jahr 2023 eingeschworen. „Der Krieg hat massive Konsequenzen für unsere Wirtschaft, und das wird sich im nächsten Jahr fortsetzen“, sagte sie beim EU-Gipfel am Donnerstag in Brüssel mit Blick den Ukraine Krieg. Die immensen antirussischen Sanktionen der EU benannte sie nicht als Grund.

    Von der Leyen betonte, eine prognostizierte Lücke von 30 Milliarden Kubikmeter Erdgas im nächsten Winter werde man zwar füllen können. Man befinde sich aber weiterhin in einem Umfeld sehr hoher Energiepreise. Daher sei es wichtig, dass sich die EU-Staaten nicht gegenseitig überböten, sondern ihre Marktmacht nutzten, um Gas zu kaufen.

  • 15.12.2022 20:00 Uhr

    20:00 Uhr

    Gasspeicher-Füllstände: Zwei von fünf Indikatoren im „kritischen Bereich“

    Die Energiekrise in der Bundesrepublik verschärft sich weiter: Durch die eisigen Temperaturen in den vergangenen Tagen erhöht sich der Gasverbrauch. Doch selbst wenn man diesen Effekt herausrechnet, gilt auch der temperaturbereinigte Gasverbrauch als kritisch. Die Bundesnetzagentur meldete am Donnerstag, dass zwei von fünf Indikatoren im „kritischen“ Bereich seien.

    Auf Grundlage der Zahlen der 49. Kalenderwoche lag der Gasverbrauch 5,2 Prozent unter dem Durchschnitt der vergangenen vier Jahre, im Vergleich zur Vorwoche stieg der Verbrauch sogar um 11,8 Prozent. Um einen Gasmangel in diesem Winter sicher zu vermeiden, müssten eigentlich 20 bis 25 Prozent Gas eingespart werden. Laut Bundesnetzagentur wurde dieses Ziel damit „deutlich verfehlt“.

    Besonders deutlich gingen die Einsparungen in Privathaushalten zurück: Im Vergleich zur Vorwoche sanken die Einsparungen von 13 auf drei Prozent. Grund dafür dürften die niedrigen Temperaturen sein, weshalb deutlich mehr geheizt wird. Auch in der Industrie sanken die Einsparungen von 12 auf sieben Prozent. Laut Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller hänge dies vor allem mit der Verstromung von Gas zusammen, da Deutschland derzeit vermehrt Strom nach Frankreich exportiert.

    Die niedrigen Temperaturen können den Effekt jedoch nicht allein erklären: Nach Angaben der Bundesnetzagentur lag die temperaturbereinigte Einsparung insgesamt lediglich bei 12 Prozent. Die Ursachen hierfür sind unklar. Der hohe Gasverbrauch führt auf jeden Fall dazu, dass sich die Gasspeicher schneller leeren. Am Dienstag sanken die Speicherfüllstände um 1,2 Prozent auf 91,26 Prozent, die 90-Prozent-Marke dürfte demnächst unterschritten werden.

  • 15:30 Uhr

    Ein Prozent Gas aus Speicher an einem Tag – Einhorn „nicht in Sorge“ über deutsche Gasspeicher

    Was die Gasversorgung angeht, „läuft soweit alles nach Plan“, sagte Annika Einhorn, die Pressesprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums am Mittwoch auf der wöchentlichen Pressekonferenz der Bundesregierung in Berlin. Auf diesbezügliche Fragen eines Journalisten antwortete sie, dass die Lagerbestände immer noch über 90 Prozent liegen.

    Nach Angaben der Bundesnetzagentur reduzierte sich der Füllstand jedoch allein am Montag um einen Prozent. In einem Interview mit dem ZDF sagte Behördenchef Klaus Müller, dass der Dezember immer noch einer der kältesten seit einem Jahrzehnt werden könne. Daher mahnt er eindringlich zum Gassparen, sowohl in der Wirtschaft als auch in Privathaushalten.

  • 14:50 Uhr

    Chemiebranche erwartet Umsatz- und Produktionsrückgang

    Die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie schöpft in der Energiekrise keine Hoffnung für das kommende Jahr. Nach einem Produktionseinbruch warnte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) am Donnerstag vor weiteren kräftigen Rückgängen 2023. Auch der Umsatz werde „aller Voraussicht nach“ schrumpfen, sagte VCI-Präsident Markus Steilemann in Frankfurt. Eine konkrete Prognose gab der Verband nicht ab. Er warnte vor der Abwanderung von Chemiebetrieben ins Ausland wegen hoher Gas- und Strompreise.

    „Die Ertragslage der gesamten Branche hat sich im Jahresverlauf rapide verschlechtert“, so Steilemann. Die Vorzeichen für 2023 in der drittgrößten deutschen Industriebranche nach dem Auto- und Maschinenbau seien denkbar schlecht. Jedes vierte Branchenunternehmen mache Verluste. Insbesondere der Mittelstand sei betroffen. Auch Kurzarbeit werde im Frühjahr wieder zum Thema werden, sagte Steilemann.

    Er warnte vor der Abwanderung von Chemiebetrieben besonders nach China und in die USA, die größten Chemiemärkte weltweit. Dort sei Energie günstiger als hierzulande. Viele Branchenfirmen wollten weniger investieren und wenn, dann vor allem außerhalb Deutschlands, sagte er. Fast jedes vierte Unternehmen verlagere Teile der Produktion ins Ausland, zeige eine VCI-Mitgliederumfrage.

    Die Chemie- und Pharmaindustrie mit gut 475 000 Beschäftigten leidet unter den hohen Gas- und Strompreisen infolge des Ukraine-Kriegs und der umfassenden antirussischen Sanktionen. Die Produktion wird laut VCI dieses Jahr gemessen am Vorjahr um 6 Prozent sinken. Während die Pharmabranche zulegte, schrumpfte die Herstellung von Chemikalien um rund 10 Prozent. „Einen ähnlich starken Einbruch bei der Produktion gab es zuletzt 2009 als Folge der Weltwirtschaftskrise.“ So sei die Produktion von Ammoniak, das in der Dünger- und Pharmabranche gebraucht wird, um 75 Prozent gesunken.

    Unterdessen soll der Branchenumsatz um gut 17 Prozent auf den Rekord von 266,5 Milliarden Euro klettern und damit noch höher als zuletzt angepeilt. Der Zuwachs sei auf die um 22 Prozent gestiegenen Preise für Chemie-Erzeugnisse zurückzuführen, so der VCI. Preisbereinigt falle der Umsatz um fünf Prozent, auch die Verkaufsmengen sinken.

  • 13:45 Uhr

    Energiekrise: Frankreich will Presseverlagen helfen

    Frankreich will angesichts der Energiekrise den Presseverlagen mit 30 Millionen Euro unter die Arme greifen. Die Produktionskosten gefährdeten die Aufgabe der Presse, die darin bestehe, die Öffentlichkeit zu informieren, teilte das Kulturministerium mit. Einige Presseverlage seien bereits gezwungen, die Seitenzahlen ihrer Publikationen zu reduzieren und die Veröffentlichung von Sonderausgaben einzustellen, hieß es weiter. Die finanzielle Unterstützung soll Verlagen zugutekommen, deren wirtschaftliche Lage durch die Folgen des Krieges in der Ukraine besonders gefährdet ist.

  • 09:00 Uhr

    Preise im Großhandel steigen im November um rund 15 Prozent

    Im November des laufenden Jahres erhöhten sich die Preise im Großhandel in Deutschland zum Vorjahresmonat um 14,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt errechnet hat. Im September (plus 19,9 Prozent) und Oktober (plus 17,4 Prozent) hatten die Preise noch deutlicher über dem jeweiligen Vorjahresniveau gelegen.

    Von Oktober auf November 2022 sanken die Preise nach Angaben der Wiesbadener Behörde vom Donnerstag um 0,9 Prozent. Einen stärkeren Preisrückgang zum Vormonat gab es demnach zuletzt im April 2020 mit minus 1,4 Prozent.

    Sei Monaten treiben kräftige Preissteigerungen bei Rohstoffen und Vorprodukten die Großhandelspreise. Im November 2022 waren Mineralölerzeugnisse nach Berechnungen des Bundesamtes um fast ein Drittel (plus 30,4 Prozent) teurer als ein Jahr zuvor.

  • 14.12.2022 20:30 Uhr

    20:30 Uhr

    Inflation und Gewinne: Historisch hoher Reallohnverlust

    Die anhaltend hohe Inflation zehrt in diesem Jahr einer Studie zufolge Lohnzuwächse in einem bislang ungekannten Ausmaß auf. Selbst Tarifbeschäftigte, die erfolgreich für eine Lohnerhöhung kämpfen konnten, haben damit unter dem Strich real weniger Geld zur Verfügung. Nach einer vorläufigen Bilanz des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) handelt es sich um einen „in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland bislang einzigartigen Reallohnverlust“.

    Die Inflation in Deutschland wird seit Monaten insbesondere von hohen Energie- und Lebensmittelpreisen angetrieben, zunehmend können laut Statistischem Bundesamt auch Preisanstiege bei vielen anderen Waren neben der Energie beobachtet werden. Der Preisanstieg schwächte sich nach einem Zuwachs um 43 Prozent im Oktober gegenüber dem Vorjahr im November leicht ab. Für Nahrungsmittel mussten Verbraucher dennoch 21,1 Prozent mehr zahlen als im November 2021.

    Insgesamt stiegen die Verbraucherpreise im November gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,0 Prozent. Im Oktober hatte die Jahresinflationsrate mit 10,4 Prozent den höchsten Stand seit etwa 70 Jahren erreicht. Im Vergleich zum Vormonat sanken die Verbraucherpreise im November insgesamt leicht um 0,5 Prozent. Volkswirte sehen in der leichten Entspannung noch keinen Grund zur Entwarnung. Eine Analyse des Ifo-Instituts sieht neben den gestiegenen Kosten auch höhere Gewinne der Unternehmen hinter der aktuellen Inflation.

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  • 11:15 Uhr

    43 Prozent der britischen Haushalte könnten sich bald grundlegende Dinge wie Essen und Kleidung nicht mehr leisten

    Einem Bericht der britischen Denkfabrik New Economics Foundation (NEF) zufolge steht Großbritannien an der Schwelle zur größten Lebenskostenkrise der Neuzeit – und die Zahl derer, die unterhalb der Armutsgrenze leben, steigt kontinuierlich.

    In einer am Montag veröffentlichten Studie erklärte die Denkfabrik, dass 30 Millionen Menschen in Großbritannien bis zum Ende der Legislaturperiode im Jahr 2024 nicht mehr in der Lage sein werden, sich das zu leisten, was die Öffentlichkeit als angemessenen Lebensstandard betrachtet.

    Steigende Preise, unter der Inflationsrate liegende Einkommenszuwächse und ein prognostizierter Anstieg der Arbeitslosigkeit würden dazu führen, dass 43 Prozent der Haushalte nicht über die Mittel verfügen, um genügend Essen auf den Tisch zu bringen oder neue Kleidung zu kaufen, so der Bericht.

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