Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 22 von Mathias Bröckers

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Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 22

von Mathias Bröckers

4. Mai 2022

Wir leben in einer bizzaren Welt, wenn die vernünftigste Rede zu den Waffenlieferungen im deutschen Bundestag vom Rechtsaußen Alexander Gauland (AfD) kommt, wenn die ehemals linke Friedenspartei der Grünen zur hemmungslosen Kriegstreiberin mutiert  und ein Vize-Chef der einst moderaten “Zeit” gegen den Russen auch einen Atomkrieg in Erwägung zieht. So kommt es dann auch,  dass das progressive Urgestein der USA, Noam Chomsky, die intellektuelle No-Fly-Zone durchbricht und zu der Ansicht kommen kann, dass es derzeit “nur einen westlichen Staatsmann von Statur” gibt, der eine diplomatische Lösung des Ukrainekriegs voranbringt, anstatt ihn anzuheizen und zu verlängern: “His name is Donald J.Trump”.
Was ist passiert, dass  die gefährlichen Irren von gestern sich heute in staatsmännische Vernunftmenschen verwandeln und vernünftige Liberale in schießwütige Irre ? Allein die etwa 5000  Zivilisten, die laut UN-Menschenrechtskommission in den ersten zwei Monaten der Ukraine-Invasion ums Leben gekommen sind, können es eigentlich nicht sein, wo das US-Bombardement der Irak-Invasion  schon in den ersten zwei Tagen 10.000 zivile Opfer hinterlassen hat, ohne dass sich hier irgendwer groß darüber empörte. Auch acht Jahre Beschuß der Ostukraine durch die Regierung in Kiew mit 13.000 zivilen Opfern hat hier niemanden aufgeregt. Und ein Wolodomyr Zelinskyi wollte diesen Krieg gegen alles Russische dringend beenden – “weil Ukrainer und Russen Brüder sind und sich verstehen, auch wenn sie eine andere Sprache sprechen” – bevor er sich als Präsidentendarsteller kaufen lies und ihn für NATOstan anheizte:

In der aktuellen Bizzarowelt, wo ein voll sympathischer Zeklinsky, der mit dem Porträt des Kriegsdienstverweigeres Muhamad “No Viet Cong ever called me nigger” Ali auf dem Hemd um Verständnis und brüderliche Völkerfreundschaft wirbt, plötzlich im olivgrünen T-Shirt aus dem Führerbunker Waffen anfordert und zum Krieg treibt –  da kann man es einem alten Mütterchen in der Ostukraine nicht verdenken, wenn sie die Militärfahrzeuge vor ihrem Haus, die Lebensmittel ausliefern, verwechselt. Sie kommt mit der alten sowjetischen Siegesfahne aus dem Haus und dankt Präsident Putin. Der ukrainische Soldat gibt ihr dennoch die Lebensmitteltüte, nimmt aber die Fahne und tritt darauf herum, was der Babuschka aber nicht gefällt – sie will die Fahne wieder, für die ihre Eltern gekämpft haben, und gibt die Lebensmittel zurück. Das Video und das Bild dieser Frau sind in Russland mittlerweile zur Ikone geworden ( Video auf yt über Einstellungen (unten rechts) mit deutschen Untertiteln ):

 

Dass nicht nur alte Mütterchen, sondern viele Russen ein Rollback in den großen vaterländischen Krieg empfinden ist weniger ein Produkt geschickter Propaganda, sondern hat mit der einhelligen Front zu tun, mit der es der Westen einmal mehr wirtschaftlich und militärisch auf Russland abgesehen hat. Da präemptiv dafür zu sorgen, dass in der Ukraine keine NATO-Waffen platziert werden, ist in den Augen einer großen Mehrheit angemessen.
Für die Russen ist dieser Krieg eine existenzielle Angelegenheit, für die Amerikaner nur einer Kriege und Regierungsstürze, die ihre Regierungen fern der Heimat in Permanenz führen. Oder wie im Fall der Ukraine von ihren Vasallen und Söldnern führen lassen. Jetzt auch – Adi lässt grüßen! – mit 88 Leopard-Panzern, was andeutet, dass nicht nur russische Babuschkas symbolisch in historischen Re-Enactments agieren, sondern auch die Wehrmacht entsprechend anrollt – und da die Bundeswehr für die Ausbildung der Leopard-Schützen sorgen will, dürften auch Hakenkreuz und Wolfsangel, die bevorzugten Tatoos der Asov-Brigaden, wieder mit am Start sein.  Ist hier – nach dem brühmten Satz von George Santayana “Wer die Geschichte nicht kennt ist verurteilt sie zu wiederholen”  – irgendwie ein “Stalingrad 2.0” in der Mache, diesmal mit einer Kesselschlacht am Donbass ? Weiterlesen bei Mathias Broeckers. com

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