Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 61

 

Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 61

„Ami go home“ – das Lied von Ernst Busch und Hans Eissler aus dem Jahr 1952 wird gerade aktueller denn je: das Pentagon richtet in Stuttgart ein neues Hauptquartier ein und schickt einen 3-Sterne-General mit 300 Mann um den Ukraine-Krieg zu „koordinieren“. “ Im Pentagon ist ein 3-Sterne-General für Kriegseinsätze zuständig – nicht für…

Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 61

17. November 2022

 

“Ami go home” – das Lied von Ernst Busch und Hans Eissler aus dem Jahr 1952 wird gerade aktueller denn je:  das Pentagon richtet in Stuttgart ein neues Hauptquartier ein und schickt einen 3-Sterne-General mit 300 Mann um den Ukraine-Krieg zu “koordinieren”.
” Im Pentagon ist ein 3-Sterne-General für Kriegseinsätze zuständig – nicht für die Bestandsaufnahme. Und man braucht keinen 300-köpfigen Hauptquartierstab, um ein Audit durchzuführen. Es ist ein Hauptquartierstab für den Krieg. Wir werden gegen Russland in den Krieg ziehen, es sei denn, das amerikanische Volk findet einen Weg, dies zu verhindern!”, schreibt Professor Francis A. Boyle dazu. Danach sieht es leider nicht aus, denn das “Volk” hat im amerikanischen “Einparteiensystem mit zwei rechten Flügeln” kaum noch Einflussmöglichkeiten, das auf permanenten Krieg angelegte System zu stoppen.
Oskar Lafontaine drückt sich als elder statesman etwas höflicher aus als vor 70 Jahren Ernst Busch: “Ami, it`s time to go home” lautet der Titel seines dieser Tage bei Westend erscheinenden “Plädoyer für die Selbstbehauptung Europas”. Ob ein Europa, das die “Enthauptung” seiner Hauptschlagader “Nordstream” derart achselzuckend hinnimmt, aber noch zu irgendeiner eigenständigen, autonomen Selbstbehauptung fähig ist – oder sich schon mit der aus Washington von  Vicky “Fuck EU” Nuland vorgegebenen Rolle als abgefuckte Kolonie schon abgefunden hat. Dass in Berlin, Paris, Rom oder Brüssel ein Verantwortlicher ernsthaft glaubt, dass es ihnen mit Hilfe von Uncle Sam endlich gelingen kann, was ihren Vorgängern Napoleon und Hitler versagt blieb – nämlich Russland zu unterwerfen –  ist eigentlich kaum vorstellbar, aber sie betreiben nichts anderes als Krieg…

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Allen voran in “dienender Führungsrolle” (Habeck) der Kriegstreiberei marschieren hierzulande die “Grünen”, auch wenn es in ihrem Programm nach wie vor heißt: “Unsere Politik zielt auf die Verhinderung gewaltsamer Konflikte, die Beseitigung von Gewalt- und Fluchtursachen und eine aktive zivile Krisenprävention und Konfliktlösung.” Darauf angesprochen sagt Antje Vollmer, eine der letzten bei Verstand Gebliebenen der ehemaligen “Friedenspartei”:

Aber das sind erst mal nur Behauptungen, und sie werden verschoben auf die “Zeit danach”, die Zeit nach dem Krieg, die Zeit nach dem Sieg im Systemkonflikt. Es gibt keine inhaltliche Debatte über die jetzt brennende Frage: Wie kommen wir denn zum Frieden hin? Das Wort Verantwortung wird inflationär gebraucht als Ausdruck pathetischer Selbstvergewisserung. Führende Grüne bezeichnen sich und die Partei als staatstragend. Aber wo tragen Sie diesen Staat hin? In Richtung einer Führungsrolle in Europa? In Richtung zukünftiger Wirtschaftskriege? In Richtung neuer Aufrüstungsspiralen? Oder wollen wir vor allem Weltmeister der Moral werden?

Niemand hat bislang die Frage zufriedenstellend beantwortet, wie wir in diesem Europa, das in so einen desaströsen Zustand geratenen ist, wieder zu einer stabilen Friedensordnung kommen. Offenbar soll darüber erst nach dem Sieg über den verhassten Putin nachgedacht werden.

Das zweiteilige Interview mit ihr ist lesenswert – als Erinnerung, was diese Partei heute sein könnte, wenn sie sich nicht vor den “neoliberalen” transatlantischen Karren hätte spannen lassen.

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Wenn irgendwo jemand mit einer Kalashnikov erschossen wird, waren es die Russen! Diese Lektion wurde den Medienkonsumenten diese Woche eingebläut, nachdem ein Traktor in Polen von einer S-300 Luftabwehrrakete getroffen wurde. “Die russische Armee hat Polen bombardiert!” verkündete  BILD umgehend – und lies davon auch nicht ab, als klar wurde, dass es sich um eine ukrainische Rakete handelte, die als Irrläufer oder Provokation  – Larry Johnsons Analyse spricht eher für Letzeres – knapp hinter der polnischen Grenze eingeschlagen war. Aber selbst dann, so BILD, wären “die Russen schuld. Denn sie spielen an der Nato-Grenze mit dem Feuer. Der irre Tyrann bringt uns immer näher an einen dritten Weltkrieg.” Und wenn er es nicht tut, dann sorgen Desinformation und Hasspropaganda aus dem Hause Springer dafür… Weiterlesen bei mathias broeckers.com

 

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