Rebellin bis zum Schluss von Annemarie Rösch

Großen Dank an Annemarie Rösch in der Badischen Zeitung.

Dieser würdige Nachruf trifft den Nagel auf den Kopf und beschreibt Hedy so wie sie war, eine Rebellin bis zum Schluss. In diesem Artikel wird auch das so wichtige Engagement gegen das Unrecht, dass den Palästinensern durch den „Jüdischen Staat“ und die illegale Besatzung Palästinas widerfährt eingegangen. Unvergessen bleibt auch Hedys Teilnahme auf dem Gaza-Flottille-Blockadebrecher Boot.

Wie sie in in ihren Lebenserinnerungen erzählt, war sie schon als Kind eine Rebellin. So begehrte sie dagegen auf, dass Frauen in der Synagoge auf der Empore sitzen müssen, während die Männer unten den Gottesdienst gemeinsam feiern. Sie ist sich treu geblieben. Ihre Besuche in Israel überzeugten sie davon, dass den Palästinensern Unrecht geschieht. Sie sah „eine enge Verbindung zwischen der Gleichgültigkeit und dem Mangel an Einmischung gegenüber dem Leiden der Juden in der Nazizeit mit der heutigen Unbekümmertheit gegenüber den Opfern dieser Tage“, schreibt Karl Kopp in seinem Buch „Die Volksschule Kippenheim und ihre israelitischen Kinder“, das dieses Jahr erscheinen soll. Deshalb legte sich Hedy Epstein mit den israelischen Behörden an, demonstrierte für die Palästinenser. Und machte sich damit viele Feinde. Wenige Monate vor ihrem Tod sollte sie vor dem österreichischen Parlament als Zeitzeugin über die Nürnberger Prozesse sprechen. Als in einer vorausgehenden heftigen Debatte der Vorwurf erhoben wurde, Hedy Epstein instrumentalisiere ihr Schicksal gegen Israel, wurde die Veranstaltung abgesagt.

Hedy Epstein, dem Holocaust durch Flucht entkommen, starb in den USA

Sie blieb eine Kämpferin bis ins hohe Alter. 2014 gingen Bilder der damals 90-jährigen Hedy Epstein um die Welt: Zwei Polizistinnen führen die alte Dame ab. In St. Louis im US-Bundesstaat Missouri hatte sie gegen den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners Michael Brown durch einen Polizisten demonstriert.

1 Kommentar zu Rebellin bis zum Schluss von Annemarie Rösch

  1. Dank für diesen der Verstorbenen würdigen Nachruf, Frau Rösch! Wenige deutsche Medien fanden es notwendig, Hedy Epstein anlässlich ihres Ablebens zu würdigen. Der Badischen Zeitung blieb das vorbehalten und dafür dank ich Ihnen. Frau Epstein nahm das eigene Schicksal einer in der Heimat Verfehmden zum Anlass, zeitlebens dafür zu kämpfen, dass Ähnliches anderen nicht erneut
    geschehe. Dass ausgerechnet Israel, jener sich anmaßend jüdisch nennende Staat, die Rechte eines ganzen Volkes mit Füßen trat und tritt, machte sie unendlich zornig. Wir werden sie vermissen, diese dem Leben, nicht nur dem eigenen, zugewandte Freundin, die Erinnerung an sie wird uns, die sie kannten, Ermutigung sein, ihren Einsatz für Menschenrechte, für die Rechte der Palästinenser, unbeirrt fortzuführen. Das ist für uns Hedy Epsteins
    bleibendes Vermächtnis. Ihre Teilnahme, im hohen Alter, am Blockadebrecher- Boot nach Gaza ist unvergessen, als sie, die Jüdin, nach Verschleppung in den israelischen Hafen Ashdod, abgeschoben wurde.

    Eine kleine Anmerkung zum sehr schönen Nachruf in Ihrer Zeitung sei mir erlaubt: am 23.März, 14 Tage bevor mir
    Hedy die Nachricht ihrer gerade diagostizierten Krebserkrankung im Endstatus mitteilte, schrieb sie mir, meine eigene
    bisherige Fehlinformation korrigierend:

    Lieber G…, Ich war kein Dolmetscher in Nuernberg. Mein Titel war Research Analyst, d.h. mein job war fuer die
    dokumentarische Unterlagen zu forschen in einem frueheren Nazi Dokument Zentrum in Dahlem/Berlin, die dann bei
    dem Uebersetzung Abteil in Nuernberg auf Englisch uebersetzt wurde (nicht bei mir). Entschuldige mein schlechtes deutsch…

    N.b.: „schlechtes Deutsch“ ist das, bei einer Frau, die ihr Heimatland mit 14 verlassen musste und seitdem nur noch zu seltenen Besuchen dort war, natürlich nicht zu nennen!)

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