Solidarität von Dietmar Süß und Cornelius Torp

Rezension

Solidarität

 von Dietmar Süß und Cornelius Top

 

Wie weit kann und muss Solidarität eigentlich gehen, dass fragte ich mich als ich immer mehr von diesem Begriff entfernte angesichts der momentanen Corona Situation. Da versucht eine Minderheit in geradezu obszöner Form eine Mehrheit zu dominieren, die sich dafür entschieden hat, der Vernunft zu folgen und sich wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht zu verschließen.  Genau in diesem Moment wurde ich auf das Buch „Solidarität“ aufmerksam und war sofort bereit mich in dieses Buch, schon dessen Titel mir mehr als vielversprechend schien, zu widmen und ich wurde nicht enttäuscht. Der historische Begriff und seine Geschichte ist verbunden durch ein universelles Band und begleitet die Zivilisation durchgehend.

Es ist beiden Autoren zu danken sich so ausgiebig mit dem Thema befasst zu haben und alle Facetten dieses Begriffs zu beleuchten. Das Buch führt uns nicht nur in Geschichte, sondern lässt nimmt die Leser mit, den Begriff der Solidarität durch die Jahrhunderte zu verfolgen. Von fatal fehlgesteuerter Solidarität der blutmäßig begründeten Opfergemeinschaft, die durch die durch eine antisemitische Diktatur ihre Blüte erlebte. Das Buch führt uns durch alle Facetten des Begriffs, von Studentenprotesten, Unterstützung der Befreiungsbewegung, europäischer und globaler Solidarität jede Bewegung verstand es mehr oder weniger den Begriff der Solidarität für eigene Zwecke zu benutzen. Hoch politisch ist Solidarität, wenn es um Befreiungsbewegungen, Gewerkschaften, Arbeitersolidarität und Hilfsorganisationen geht, um nur einige Aspekte dieses Buchs anzuspechen. Es wird kein Thema ausgespart oder vergessen.  Der Leser fühlt sich geradezu mitgenommen, auf einer empathischen Reise durch die Solidarität und woher ihr Ursprung kommt. Auch falsch verstandene Solidarität ist ein Missbrauch dieses Begriffs, ebenso wie die Verweigerung sich dieser zu stellen und diese zu praktizieren, um dem Gemeinwohl zu dienen.  Erleben wir momentan nicht aktuell eine Verweigerung der solidarischen Mindeststandards einer kleinen Gruppe, die sich aller Erkenntnisse  verschließt, sich  verweigert und sich nicht scheut in geradezu aufrührischer Manier alles über Bord zu werfen, was eine Solidarität unter Bürgern für ein gesundes Gemeinwohl erfordert.  Für mich persönlich ist dieses Buch ein wichtiger Lotse auf dem Weg im Verständnis für eine Solidarität, die weder übertrieben, noch empathielos agiert, aber den nötigen Gegebenheiten angepasst gelebt wird. Was ich allerdings momentan erlebe, ist eine Hass- und Aggressions-geleitete Diskussion, die sich quer durch Familien und Freundschaften zieht. Aufgehetzt durch vermeintliche „Heilsbringer“, die in Wirklichkeit nur Unheil verbreiten und die augenblickliche Lage in fataler Weise für eigene Ziele missbrauchen. Sich nicht einmal scheuen als Verfolgte darzustellen. Erkennen sie nicht, wie sie benutzt werden? Hier hilft nur sich einer Wirklichkeit zu stellen, die sich inzwischen wissenschaftlich bewährt hat und uns alle in Solidarität vor schlimmeren Zuständen bewahrt. Nicht das „System“ ist das Problem, sondern es sind „Systemverweiger“, die alles das zerstören wollen, was uns zusammenhalten sollte, um ein gerechtes und lebenswertes Zusammenleben, auch in Zukunft ermöglichen sollte.

 Vergessen wir nicht, diese Pandemie braucht unser aller Solidarität, mit allen Konsequenzen. Wie sonst soll ein solidarisches Gemeinwohl gelebt werden, dass in unser aller Interesse liegt? Ich meine, dass wir inzwischen einen Punkt erreicht haben, der die Solidarität mit der Mehrheit erfordert, der sich eine Minderheit unterwerfen muss.

Es lohnt sich wirklich „Solidarität“ von Dietmar Süß und Cornelius Top zu lesen und danach eigene Schlüsse auf dem Weg der Erkenntnis zu Bewältigung gegenwärtiger Konflikte zu ziehen.

Evelyn Hecht-Galinski

Dietmar Süß / Cornelius Torp

Solidarität

Vom 19. Jahrhundert bis zur Corona-Krise

Buch

216 Seiten
Broschur
20,00 Euro
ISBN 978-3-8012-0622-2

Erscheinungstermin: September 2021

Lieferung in 2-3 Werktagen in Deutschland

Alle beschwören in der Corona-Pandemie die Solidarität – doch niemand weiß so recht, was das heißt: solidarisch sein! Höchste Zeit, diesen alten Begriff zu entstauben und neu unter die Lupe zu nehmen. Dietmar Süß und Cornelius Torp erzählen seine spannende Geschichte voller Widersprüche, großer Gefühle und enttäuschter Erwartungen. Sie zeigen, wie umkämpft die Idee wechselseitiger Verbundenheit zu unterschiedlichen Zeiten war – und wie notwendig Solidarität für die Bewältigung gegenwärtiger Konflikte ist.

Wer möchte nicht in einer solidarischen Gesellschaft leben? Doch die Vorstellungen davon, was mit Solidarität gemeint ist, haben sich im Laufe der Zeit verändert. Früher ein Begriff der Linken, wird er heute sogar von rechtsextremistischen Kreisen verwendet. Diesen Verschiebungen, Missbräuchen, Missverständnissen gehen die Autoren von den Ursprüngen des Begriffs im 19. Jahrhundert bis zu seiner politischen Praxis heute nach – und zeigen, wie sehr sich in ihm moderne Vorstellungen von Recht und Anerkennung, von Konsum und Arbeitsteilung widerspiegeln.

1 Kommentar zu Solidarität von Dietmar Süß und Cornelius Torp

  1. Ich fürchte, mit der Corona- Pandemie und dem politischen Aktionismus wird gerade die Büchse der Pandora geöffnet. Erst hieß es seitens der Politik(er*innen), das es keinen Impfzwang gibt, dann kam, bzw. kommt der Impfzwang durch die Hintertür und nun geht die Diskussion hin zu einem grundsätzlichen Impfzang (mittleweile werden Menschen in ihrem Job gekündigt, weil sie nicht geimpft sind). Und dann? Wenn einmal ein Impfzwang gesetzlich verankert wird, wird bei anderen Krankheiten die Hürde zum Impfzwang viel tiefer liegen und die Menschen dieses Landes sind der Willkür der Politik und Pharmalobby hilflos ausgeliefert. Nicht das ich missverstanden werden, auch ich bin für Solidarität, aber dies darf doch nicht dazu führen, das Politik und Pharmalobby hier willkürlich entscheiden, aber genau darauf wird es hinauslaufen, deshalb sollten wir den Begriff Solidarität bitte nicht falsch interpretieren, sondern gerade diesbezüglich etwas über den Tellerrand hinausschauen, sprich die weitreichendne Folgen, z.B. Willkür, im Hinterkopf behalten.
    Und nun: Im Sinne der Solidarität ein geruhsames, vor allem friedliches Weihnachtsfest!

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