Sollten nicht gerade jüdische Bürger ein Verständnis für Flüchtlinge haben?

Zu: „Hintergrund – Zentralrat der Juden ist für Obergrenzen„,(Politik, 24. November):

Josef_Schuster
By Freud (Own work) [GFDL or CC BY 3.0], via Wikimedia Commons

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, befürwortet eine Obergrenze für den Zuzug von Flüchtlingen nach Deutschland. „Über kurz oder lang werden wir um Obergrenzen nicht herumkommen“, sagte Schuster der Zeitung Die Welt. Viele Flüchtlinge entstammten Kulturen, in denen „der Hass auf Juden und die Intoleranz ein fester Bestandteil“ sei, warnte Schuster. Er handelte sich dafür Kritik aus der SPD und von Pro Asyl ein.

Ach, hätte Josef Schuster doch lieber geschwiegen! Sollten nicht gerade jüdische Bürger aus eigenen Erfahrungen heraus ein Verständnis für Flüchtlinge und Flucht haben und nicht von Obergrenzen sprechen? Allerdings ist ja gerade der „Jüdische Staat“, mit dem sich der Zentralrat immer solidarisiert, ein besonders trauriges Beispiel dafür, wie man sich Flüchtlinge vom Hals hält. Abgelehnte Asylanträge für schwarze Flüchtlinge, Abschiebung zurück in die Fluchtländer oder Haft in extra gebauten Haftanstalten – das ist die traurige Wirklichkeit.

Das gleiche Trauerspiel für das legale Rückkehrrecht der vertriebenen Palästinenser in ihre Heimat. Warum gerade Präsident Schuster sich einmischen muss und damit die Europäische Menschenrechtskonvention außer Kraft setzen möchte, ist mir ein Rätsel.

Wo Schuster doch angeblich nicht nur an Juden, sondern auch an die Gleichberechtigung von Frau und Mann und Homosexuellen denkt, indem er auf skandalöse, diffamierende Weise arabischstämmige Flüchtlinge als „intolerant“ und „Judenhasser“ verunglimpft.

Das zeugt von jüdischem Rassismus, dem alle demokratischen jüdischen Bürger widersprechen sollten. Da lobe ich mir meinen Vater Heinz Galinski, dessen Ausspruch ich nicht vergesse: „Ich, der in Auschwitz einer Selektion ausgesetzt war, werde mich nie für eine Selektion hergeben“.

Evelyn Hecht-Galinski, Malsburg-Marzell – aus der BZ

 

1 Kommentar zu Sollten nicht gerade jüdische Bürger ein Verständnis für Flüchtlinge haben?

  1. Für mich ist es offenkundig: Man zeigte ihm die Instrumente. Sonst wäre er wohl nicht umgefallen. Noch im Mai sprach er in Dachau deutliche Worte gegen Pegida und co. Dafür gab es prompt übelste Anfeindungen von Gestalten wie Dr. Nathan Warzsawski. Den Sommer und Herbst über hielt er noch durch. Vorwerfen kann ich ihm nur zwei Dinge: Er hat sich aus falscher Räson heraus nie gegen die Anfeindungen von jüdisch-rechts gewehrt. Und spätestens jetzt, nachdem ihm wohl klar geworden ist, dass er nicht gleichzeitig ein anständiger Mensch in diesem Lande und Präsident des ZdJ sein kann, weil man das entweder an der Basis oder in Israel nicht duldet, hätte er zurücktreten sollen.

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