Wie der politische Islam unsere Gesellschaft verändert Von Nina Scholz und Heiko Heinisch „Alles für Allah“  Molden Verlag 2019

 

Wie der politische Islam unsere Gesellschaft verändert

 

Von Nina Scholz und Heiko Heinisch

„Alles für Allah“

 Molden Verlag 2019

Tatsächlich stellt sich die fundamentale Frage, in welcher Gesellschaft wir leben wollen, in Zeiten von religiöser und politischer Instrumentalisierung immer dringlicher. Aber warum einseitig anhand des Islam und der Muslimbruderschaft? Hat nicht der neue religiöse Totalitarismus mittlerweile alle Religionen erfasst? Was ist mit den christlichen Evangelikalen, die mittlerweile die US-Politik immer mächtiger bestimmen? Was unter der sogenannten „Tea-Party“ Bewegung begann, hat sich unter der Trump Regierung gefährlich verstärkt. Was ist mit dem Judentum, wo der „Jüdische Staat“ mit der „Tora in der Hand“, eine koloniale Besatzungs- und Enteignungspolitik betreibt, die seit Staatsgründung an Hand des Spruches „von Gott gegebenes Land“ den Versuch der vollständigen Judaisierung betreibt und das mit großem Erfolg.

So hat mich natürlich das Kapitel „Antisemitismus“ ganz besonders interessiert und verärgert.

Schon die Einleitung, eines Theoretikers der Muslimbruderschaft, Sayyid Qutb :

„Die Juden von heute gleichen ihren Ahnen zur Zeit Mohammeds: Sie zeigen Feindseligkeit, seitdem der Staat von Medina gegründet wurde. Sie verübten Anschläge gegen die Gemeinschaft der Muslime vom ersten Tag an, an dem diese sich bildete“.

Danach, ab Seite 103 geht es richtig los, dann wird mit Schlagwörtern muslimischer Jugendlicher wie „Du Jude“ auf den angeblichen muslimischen Antisemitismus, der heutigen Zeit hingewiesen. Nina Scholz und Heiko Heinisch beweisen eine negative Einseitigkeit gegenüber Muslimen und eine philosemitische Sicht auf Juden, die mir persönlich sehr missfällt. Diese gefährlich typisch „deutsch-österreichische“ Tendenz fand ich nach der Lektüre im ganzen Buch und hat mich tief betroffen gemacht. Da werden muslimische Eltern beschuldigt ihre Kinder mit „Judenhass“ zu indoktrinieren.

Haben sich die Autoren einmal die Mühe gemacht, sich in jüdischen Familien und Organisationen umzusehen, wie dort indoktriniert wird, um die Völker und Menschenrechtsverbrechen des „Jüdischen Staates“ weiß zuwaschen? Die Autoren weisen wiederholt auf die Bedrohung hin, die sich Juden und der „Jüdische Staat“ ausgesetzt sehen, aber lassen die Bedrohung zionistischer Regime gegen ihre muslimischen Nachbarn unerwähnt. Natürlich wirkt sich diese Art der „jüdisch-religiösen“ von „Gott-gegebenen“ Politik auch auf unsere Gesellschaft aus.

Ahmad Mansour, einem der einseitigten Vertreter als Zeugen für „Integration“ zu benennen, ist für mich ein gravierender Fehler, der nichts zur Aufklärung beiträgt. Auch der niederländische Migrationsforscher, Ruud Koopmans, hat sich vor allen Dingen mit mehr als subjektiven Artikeln gegen Islam und Muslime hervorgetan.

Auch arbeiten die Autoren mit verzerrten Aussagen zu Anschlägen. Nicht von Muslimen und Linken   geht die Gefahr aus, sondern es sind vor allen Dingen die Rechtsextremen, die Muslime und Juden bedrohen. Wobei die Dunkelziffer der Anschläge gegen Muslime sehr hoch ist, da sie nicht wirklich Aufmerksamkeit erlangen. Nur so war es möglich, dass auch die NSU Gruppe ihre Morde begehen konnte. Das ist ein großes Problem, dass dringend verändert werden muss, dass ich allerdings mit diesem Buch nicht aufgearbeitet sehe! Im Gegenteil, immer wieder werden als Zeugen, Vertreter der Israel-Lobby benannt, wie „Antisemitismusbeauftragte“ Die Autoren ziehen sogar Hitlers „Mein Kampf“ oder die Protokolle der Weisen“ als Beweise  für den grassierenden Antisemitismus in arabischen Staaten hervor, dass ist parteiisch und wird der Sachlage nicht gerecht. Warum weisen sie dann nicht auf die vielen islamfeindlichen Bücher hin, die heute immer verstärkter von der Hasbara im „Jüdischen Staat“ für ihren Muslim-Palästinenser-Araber-Hass eingesetzt werden? So aber machen sich die Autoren unglaubwürdig“

Die Wut vieler muslimischer Bürger auf diese Art der Politik ist nur allzu verständlich. Sie fühlen sich zu Recht hilflos und alleingelassen. Warum gibt es immer mehr Antisemitismus-Beauftragte, aber keine „Anti-Muslim-Hass- Rassismus- Beauftragte“? diese Fragen stellen die Autoren nicht, sondern widmen vor allen dingen der Muslimbruderschaft einen großen Teil ihrer Aufmerksamkeit.  Dieses Buch verstärkt ob gewollt (wohl nicht!) oder nicht noch die Vorurteile und Angst vor Muslimen und das ist mehr als ärgerlich.

An Hand des Islam wird hier ein Exempel statuiert, dass mich besorgt macht. Tatsächlich sehe ich die Gefahr instrumentalisierter Religionen, in allen Religionen und das immer verstärkter. Fundamentalismus erleben wir in christlichen, jüdischen und muslimischen Verbänden und der ist zu kritisieren. Wenn aber nur auf den muslimischen hingewiesen wird, dann ist das falsch und gefährlich. Seit 9/11 ist ein weltweiter Krieg gegen den Islam unter dem Deckmantel der „Terrorbekämpfung“ im Gange.

Schauen wir aktuell nach Ägypten, wo Muslimbrüder massiv verfolgt werden und ein säkulares „Putsch-Pharao-al-Sisi-Regime“ die totalitäre Macht an sich gerissen hat. Nein, die wirkliche Bedrohung haben wir durch die westliche „christlich-jüdische Wertegemeinschaft“, die mit aller Macht versuch von eigenen Verbrechen abzulenken. Nein, dass sind keine werte die es zu verteidigen gilt.

Tatsächlich müssen wir die freie Gesellschaft verteidigen, aber wird diese wirklich durch Muslime in Deutschland bedroht? Erleben wir nicht eher eine wirkliche Bedrohung durch die Zensierung der Meinungsfreiheit, wenn jüdische Israel-Kritiker wieder als Antisemiten diffamiert werden und ihnen Räume verweigert werden? Wie die Autoren richtig feststellen, gelten die Religionsfreiheit und Menschenrechte für ALLE!

Ein Lichtblick ist für mich auf Seite 163, wenn Scholz und Heinisch Politiker angreifen, die  das „christliche Abendland“, mit Religion gegen Religion in Stellung bringen (H.C. Strache, FPÖ) und Europa vor Islamisierung schützen wollen, ebenso wie die deutsche Kanzlerin Merkel, der auf die Frage, „ wie sie Europas Kultur vor der Islamisierung schützen will“, nichts besseres einfiel, als den Mut aufzubringen zu sagen „Christen zu sein und bibelfest in den Gottesdienst“ zu gehen, einfiel.

Sozialen Frieden erreichen wir nur mit Toleranz und ohne Ausgrenzung und vor allen Dingen nicht mit einer „christlich-jüdischen- Werte“ Arroganz.

Nina Scholz und Heiko Heinisch haben ein wichtiges Buch geschrieben, dass aber meiner Meinung nach, in großen Teilen einen unverhohlene „Islam-Aversion“ zeigt und das Judentum und den „Jüdischen Staat“ verklärt und das stört mich sehr. Aber das Buch ist für interessierte Leser sicher eine interessante, wenn auch voreingenommene Lektüre, unter Vorbehalt zu lesen.

Evelyn Hecht-Galinski

 

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