Wie der Stahl eingeschmolzen wurde – Ukraine reißt Denkmal für weiteren großen Schriftsteller ab

Sie machen ihrem Nazi-Ruf alle Ehre! Soviel dort wird „unsere Freiheit“ verteidigt!     Evelyn Hecht-Galinski

Wie der Stahl eingeschmolzen wurde – Ukraine reißt Denkmal für weiteren großen Schriftsteller ab

Besonders gut kann das Maidan-Regime in Kiew eines: Denkmäler abreißen und Straßen umbenennen. Am Donnerstag traf es nun den nächsten missliebigen Klassiker: Ein Denkmal für den in Wolyn geborenen Romanautor Nikolai Ostrowski („Wie der Stahl gehärtet wurde“) wurde in der Westukraine abgerissen.

Wie der Stahl eingeschmolzen wurde – Ukraine reißt Denkmal für weiteren

großen Schriftsteller ab

 

Besonders gut kann das Maidan-Regime in Kiew eines: Denkmäler abreißen und Straßen umbenennen. Am Donnerstag traf es nun den nächsten missliebigen Klassiker: Ein Denkmal für den in Wolyn geborenen Romanautor Nikolai Ostrowski („Wie der Stahl gehärtet wurde“) wurde in der Westukraine abgerissen.
Wie der Stahl eingeschmolzen wurde – Ukraine reißt Denkmal für weiteren großen Schriftsteller abQuelle: AFP © OLEKSANDR GIMANOV / AFP

In der Postmaidan-Ukraine läuft das Canceln der eigenen Kultur von Weltrang auf Hochtouren. Nicht nur russische Dichter und Schriftsteller wie Alexander Puschkin, Lew Tolstoi oder Anton Tschechow sind in Ungnade gefallen: Ukrainische Nationalisten versuchen auch die Erinnerung an solche Schriftsteller zu tilgen, deren Namen untrennbar mit der Ukraine selbst verbunden sind.

Als Erstes traf es Michail Bulgakow, den Autor des Kultromans „Der Meister und Margarita“, der Parodie auf die russische Intelligenz „Hundeherz“ und des historischen Romans über die Bürgerkriegswirren in Kiew „Tage der Turbins“, dessen Kurzfassung als „Die Weiße Garde“ auf die Bühne kam. Ausgerechnet der Ukrainische Schriftstellerbund forderte im August die Schließung des Bulgakow-Museums in dessen Kiewer Geburtshaus. Dafür gibt es wenigstens einen aus Sicht ukrainischer Nationalisten nachvollziehbaren Grund. Der gebürtige Kiewer machte nie ein Geheimnis aus seiner Verachtung für den Separatismus seiner Landsleute.

Als Nächstes machten sich die Denkmalstürmer an den größten der ukrainischen Klassiker, Nikolai Gogol. Er ist den Nationalisten ein Dorn im Auge, weil er seine größten Werke auf Russisch verfasst hatte (Spaßvögel unkten schon, dass Ukrainer nach dem Verbot des Russischen Buchdrucks und des Russischunterrichts die einzige Nation weltweit werden würden, die ihren größten Klassiker nicht im Original lesen kann) und weil er im Roman „Taras Bulba“ der Idee der Einheit von Russen und Ukrainern ein literarisches Denkmal setzte. Im November musste er nun dafür büßen: Sein Denkmal in Charkow wurde verhüllt und wird für den Abriss vorbereitet.

Diese Woche nun machte sich die Abrissbirne an den nächsten ukrainischen Klassiker des 20. Jahrhunderts. Der in Wolyn geborene Wahlukrainer Nikolai Ostrowski ist zumindest den Ostdeutschen noch bekannt als Autor des mehrfach verfilmten und in viele Sprachen übersetzten Revolutionsromans „Wie der Stahl gehärtet wurde“. Der Sohn eines Tschechen und einer Russin bezeichnete sich selbst zeitlebens als Ukrainer. Sein Denkmal in der Region Chmelnizki wurde am Donnerstag demontiert.

Der Roman „Wie der Stahl gehärtet wurde“ war ein Weltbestseller. 1934 veröffentlicht, wurde er bereits bis 1938 in 73 Sprachen übersetzt und erreichte eine Gesamtauflage von mehr als 10 Millionen Exemplaren. Es ist sicherlich eines der berühmtesten Bücher des Jahrhunderts.

Der Hauptprotagonist des Romans, Pawka Kortschagin, kämpft größtenteils nicht gegen die Weißgardisten, sondern gegen die selbst ernannten ukrainischen Atamanen, von denen es in dem Roman mehr als fünf gibt, die episodenhaft auftreten. Die Figur von Kortschagin gilt als autobiografisch: Ostrowski kämpfte im Bürgerkrieg, wurde verwundet, kämpfte gegen Saboteure und wurde krank.

Romain Rolland schrieb 1936 im Vorwort der ersten französischen Ausgabe von „Wie der Stahl gehärtet wurde“:

„Alles in Ostrowski ist Flamme der Aktion und des Kampfes – und diese Flamme wuchs und dehnte sich aus, je enger Nacht und Tod ihn umringten. Er strömte von unermüdlichem Lebensmut und Optimismus über. Und diese Freude verband ihn mit allen kämpfenden und vorwärtsschreitenden Völkern der Erde.“

Der streitbare russische Schriftsteller Sachar Prilepin kommentiert den Abriss des Ostrowski-Denkmals am Donnerstag auf seinem Telegram-Kanal mit diesen Worten:

„In einer normalen Ukraine wäre er eine Quelle des Stolzes. Sein Vater war Tscheche, seine Mutter Großrussin, und er wählte die ukrainische Identität als seine eigene. In der wilden ‚Ukraine‘ heute ist er ein Aussetziger.“

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