Zunehmender an Anti-palästinensischer Rassismus in Deutschland Von Adri Nieuwhof

 

Bild:A protest in Munich against Israeli plans to annex swathes of the occupied West Bank last year calls for sanctions on Israel. In 2019, the German parliament denounced the boycott, divestment and sanctions movement as anti-Semitic. Sachelle Babbar ZUMA Press

Germany’s anti-BDS resolution violates the right to free expression

German cultural institutions have criticized the German parliament’s anti-boycott, divestment and sanctions resolution for creating a legal gray area and undermining the right to free expression. The 2019 resolution urges German institutions and public authorities to deny funding and facilities to civil society groups that support the BDS movement.

Deutschlands Anti-BDS-Resolution verletzt das Recht auf freie Meinungsäußerung

 

Zunehmender an Anti-palästinensischer Rassismus in Deutschland


Von Adri Nieuwhof

8. Januar 2021


Ein Mann mit Gesichtsmaske hält ein Schild in deutscher Sprache hoch

Ein Protest in München gegen die israelischen Pläne zur Annexion von Teilen des besetzten Westjordanlandes im vergangenen Jahr fordert Sanktionen gegen Israel. Der Deutsche Bundestag hat 2019 die Boykott-, Divestment- und Sanktionsbewegung als antisemitisch verurteilt.  Sachelle Babbar ZUMA Press

Deutsche Kultureinrichtungen haben die Anti-Boykott-, Divestment- und Sanktions-Resolution des Deutschen Bundestages dafür kritisiert, eine rechtliche Grauzone zu schaffen und das Recht auf freie Meinungsäußerung zu untergraben.

Die Resolution aus dem Jahr 2019 fordert deutsche Institutionen und Behörden dazu auf, zivilgesellschaftlichen Gruppen, die die BDS-Bewegung unterstützen, Finanzmittel und Einrichtungen zu verweigern.

Doch im Dezember prangerten große deutsche Kunst- und Wissenschaftsinstitutionen die Resolution als „schädlich für die demokratische Öffentlichkeit“ an und warnten vor ihren negativen Auswirkungen auf den freien Austausch von Ideen.

Dies führte zu einer Untersuchung, ebenfalls im Dezember, durch den wissenschaftlichen Dienst des Bundestages – ein Beratungsgremium des Bundestages – das zu einem ähnlichen Ergebnis kam, dass die Anti-BDS-Resolution rechtlich nicht bindend ist und das verfassungsmäßig geschützte Recht auf freie Meinungsäußerung in Deutschland verletzt.

UN-Experten, die Arabische Liga, die palästinensische Zivilgesellschaft, Künstler und Wissenschaftler sowie Palästina-Solidaritätsaktivisten haben gegen die deutsche Anti-BDS-Resolution protestiert.
Die Kulturelite meldet sich zu Wort

Mit der Initiative Weltoffenheit GG 5.3, die im Dezember von den Leitern der wichtigsten deutschen Kunst- und Wissenschaftsinstitutionen – darunter das Goethe-Institut, das Jüdische Museum Hohenems, das Humboldt-Forum und das Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin – ins Leben gerufen wurde, meldete sich die kulturelle Elite Deutschlands zu Wort.

In der Initiative haben sich die Institutionen zusammengeschlossen, um vor einem toxischen Klima zu warnen, das durch die Anti-BDS-Resolution entsteht und die freie Meinungsäußerung behindert.

Weltoffenheit ist eine Anspielung auf den Artikel 5.3 des Grundgesetzes, der die Meinungsfreiheit in Kunst und Wissenschaft regelt.

Auf einer Pressekonferenz am 11. Dezember ließen die Leiter der beteiligten Institutionen verlauten, dass sie aufgrund der Resolution zunehmend Konsequenzen fürchten, wenn sie mit Künstlern oder Intellektuellen zusammenarbeiten, die pro-BDS sind oder als pro-BDS wahrgenommen werden.

Als Beispiel nannte die Initiative konkret die Antisemitismus-Schmierereien gegen den weltweit bekannten Professor Achille Mbembe.

Der kamerunische Philosoph war eingeladen worden, die Eröffnungsrede bei der letztjährigen Ruhrtriennale in Bochum zu halten, doch die Festivalleitung wurde von Politikern unter Druck gesetzt, den afrikanischen Gelehrten wegen Mbembes Kritik an der israelischen Politik wegen angeblichen Antisemitismus auszuladen.

Das Festival wurde schließlich als Folge der COVID-19-Pandemie abgesagt.

Die Bedenken der Kulturelite werden von über 1.400 Unterzeichnern eines offenen Briefes einer Gruppe von internationalen und deutschen Künstlern unterstützt, die entweder in Deutschland leben oder mit deutschen Institutionen zusammenarbeiten.

Beide Initiativen trugen zu einer intensiven öffentlichen Debatte bei, die schließlich den deutschen Antisemitismusbeauftragten Felix Klein zu der Idee bewegte, den Wissenschaftlichen Dienst des Deutschen Bundestages um ein Gutachten zu diesem Thema zu bitten.

Klein bezeichnete die Anti-BDS-Resolution – die BDS mit Antisemitismus gleichsetzt und auf der umstrittenen Antisemitismus-Definition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) basiert – als „ein großes Zeichen der Solidarität mit Israel.“
Gutachten: Meinungsfreiheit geht vor

Der Bericht des parlamentarischen Beratungsgremiums der wissenschaftlichen Dienste ging nicht darauf ein, wie die IHRA-Definition von Antisemitismus – die Grundlage der Anti-BDS-Resolution – verwendet wird, um Palästinenser und ihre Unterstützer zum Schweigen zu bringen und zu verleumden.

Aber das Gutachten bestätigte die Behauptung der Initiative Weltoffenheit, dass die Resolution rechtlich nicht bindend ist: Sie ist eine politische Meinung.

Das Gutachten stellt fest, dass die Resolution als Gesetz eine verfassungswidrige Einschränkung des grundgesetzlich geschützten Rechts auf freie Meinungsäußerung darstellen würde.

Das Gutachten kam einer Rüge für den Berliner Antisemitismus-Experten Professor Samuel Salzborn gleich, der sich zuvor „irritiert und verstört“ über den Aufruf der deutschen Kulturelite geäußert hatte.

Dabei hatte Salzborn schon vor langer Zeit seine antipalästinensischen Tendenzen offenbart, als er twitterte, dass er sich im Zug unwohl fühle, weil „die Leute neben dir ohne ersichtlichen Grund anfangen, über ‚Palästina‘ zu reden“, ein Tweet, der mit dem Hashtag #anti-Semitism versehen war.
Raum für palästinensische Stimmen?

Deutschland hat eine bedeutende Gemeinschaft von etwa 250.000 Menschen palästinensischer Abstammung, davon 40.000 in Berlin.

Aber viele von ihnen sagen, sie hätten Angst, Israel oder die israelische Besatzung zu kritisieren.

„Viele junge Palästinenser trauen sich nicht, sich zu engagieren“, sagte ein ehemaliger Leiter einer palästinensischen Organisation der deutschen Tageszeitung unter der Bedingung der Anonymität. „Sie haben Angst, dass dies ihrer beruflichen Karriere schaden könnte.“

Der deutsche palästinensische Aktivist Amir Ali stimmt zu, dass die Palästinenser in Deutschland Angst haben, sich frei zu äußern.

Ali ist einer der 3 Bundestagsabgeordneten für Palästina (BT3P), die das deutsche Parlament wegen der Anti-BDS-Resolution verklagt haben, als diese zuerst herauskam.

In einem Video, das als Teil dieser Kampagne veröffentlicht wurde, sprach er darüber, wie Freunde ihn fragten, warum er bereit ist, seine persönliche Zukunft mit der Klage zu riskieren.

„Ich tue das, weil es das Richtige ist, die Menschenrechte im Allgemeinen und die der Palästinenser zu verteidigen… Ich weiß, dass viele Palästinenser in Deutschland das Gleiche fühlen, aber weil es ihre Zukunft gefährdet, können sie sich nicht an unserer Klage beteiligen.“

Majed Abusalama, ein palästinensischer Aktivist, der seit fünf Jahren in Deutschland lebt, schloss sich dieser Meinung an.

„Es gibt null Platz für jeden Palästinenser, der nicht den deutschen Diskurs der Zwei-Staaten-Lösung spricht oder BDS erwähnt“, sagte er gegenüber The Electronic Intifada.

„Deutschland geht weit darüber hinaus, unsere Gemeinschaft zu traumatisieren.“

Abusalama war einer der drei Aktivisten, die in Deutschland vor Gericht gestellt wurden, weil sie eine Veranstaltung mit einem israelischen Beamten an einer Berliner Universität gestört hatten. Es dauerte drei Jahre, bis ein deutsches Gericht ihn freisprach.

Im Jahr 2018 tauchte er in einem Bericht des Berliner Verfassungsschutzes in einem Abschnitt über Antisemitismus auf, wegen seiner Teilnahme an dem Universitätsprotest.

Das wiederum führte dazu, dass er in der „Jerusalem Post“ als „hochaggressiver Pro-BDS-Aktivist“ bezeichnet wurde.

Ein Video von Abusalamas Intervention bei der Veranstaltung zeigt, dass diese Beschreibung völlig unzutreffend ist.

Die ganze Erfahrung hat Abusalama verzweifelt zurückgelassen.

„Es war ernsthaftes Mobbing, Belästigung, Diffamierung und Rufmord, der nicht nur darauf abzielte, mich zum Schweigen zu bringen, sondern kontinuierlich jedes Zeichen von palästinensischem Aktivismus für Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit in Deutschland auszulöschen“, sagte Abusalama.

Und im weiteren Sinne, sagte er, „ist es Teil des zunehmenden Anti- palästinensischen Rassismus“ in Deutschland. Übersetzt mit Deepl.com

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1 Kommentar zu Zunehmender an Anti-palästinensischer Rassismus in Deutschland Von Adri Nieuwhof

  1. Das Dilemma ist, das viele deutsche Medien wie z.B. die Tageszeitungen „Rheinische Post“, „Westdeutsche Zeitung“, aber auch Magazine wie „Der Siegel“ sowie diveree TV Sender, allen voran der „WDR“, auf penetranteste Art und Weise immer wieder das Diktat der israelischen, bzw. zionistischen Lobby, die BDS sei „antisemitisch und will Israel vernichten“ ohne einmal sich überhaupt über die eigentlichen Ziele der BDS Bwegung zu informieren, widerkäuen. Paradebeispiel war das vor kurzem in der Rheinische Post erschienene Interview mit einem sog. „Vertreter“ der Deutsch- israelischen Gesellschaft, kurz „DIG“, in dem es u.a. hieß, die BDS sei antisemitisch, will Israel vernichten u.s.w.; Kein einziges Wort über die eigentlichen Ziele von BDS – Die Vernichtung Israels steht definitiv nicht auf der Agenda von BDS und auch ist BDS nicht antisemitisch (derartige, wie von den oben genannten Medien wiederholten Vorwürfe, sind eher ein Fall für die Justiz) – , stattdessen wurden einige intellektuelle Unterstützer der BDS Bewegung in der Rheinische Post namentlich genannt und öffentlich aufgefordert, ihre Unterstützungsunterschrift zurückzuziehen. Auch haben die Medien es bislang versäumt, oder besser ausgedrückt, wahrscheinlich auf Druck der israelischen Lobby unterlassen, sich einmal die vom jüdischen Staat missachteten UN- Resolutionen, die Missachtung der Menschenrechte sowie der IV- Genfer Konvention, vor Augen zu führen. Vor diesem Hintegrund ist es mehr als verantwortungslos, die politischen Hintergründe auf einer Art und Weise zu negieren, als das es diese garnicht gäbe. Andererseits ist die aktuelle Berichterstattung im Kontext BDS der beste Beweis für die Einflussnahme der israelischen Lobby auf deutsche Medien, von freier Presse kann daher keinesfalls die Rede sein (Frei ist die deutsche Peresse, wenn es um Hetze gegen Musime, Araber und/oder Putin geht). Deutsche Medien haben es sich offenbar auf die Fahnen geschrieben, den friedlichen Protest von BDS verhindern zu wollen und das mit Argumenten, die keine sind sondern lediglich ein Widerkäuen des Diktats höherer Stelle.

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