Was für ein Volk? Moshe Zuckermann Overton Magazin

 

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Was für ein Volk?

Protestierende in Tel Aviv am 27.März. Bild: אילן קוסטיקה   /CC BY-SA-4.0

Der Chefredakteur des ZEITmagazins, Sascha Chaimowicz, begeistert sich in einem Kommentar an der “beeindruckenden demokratischen Leistung der israelischen Bürger”. Was beinhaltet diese “Leistung”?

 

Sascha Chaimowicz, Chefredakteur des ZEITmagazins, hat vergangene Woche einen Kommentar über die politische Entwicklung in Israel veröffentlicht. Titel des Textes mutet euphorisch an: “Was für ein Volk!” Befeiert wird in ihm die in Israel entstandene und mit großer Verve agierende Opposition gegen die “geplante Justizreform” Netanjahus. Ihren bislang beeindruckenden Höhepunkt erlangte die Protestaktivität nach der vom Premier proklamierten Entlassung des israelischen Verteidigungsministers Yoav Galant. Eine riesige Demonstrandenmasse strömte spontan auf die Straßen und blockierte sie.

Chaimowicz kalkuliert: “Auf die Bevölkerung Deutschlands umgerechnet muss man sich vorstellen, dass am Wochenende insgesamt zehn Millionen Menschen gegen die Regierung protestierten”; entsprechend gelangt er zum Urteil: “eine beeindruckende demokratische Leistung der israelischen Bürger”. Netanjahu habe sich verschätzt: “Er hat sich mit dem falschen Volk angelegt.”

Korrigiert sei hier zumindest eine sachliche Feststellung. Bei der Aufzählung der verschiedenen Protestgruppen erwähnt Sascha Chaimowitz u.a. “die Soldaten, die sich letztlich gegen ihre Befehlshaber stellten”. Das stimmt nicht für die Wehrpflichtsoldaten (die haben keinen Befehl verweigert); es handelte sich um Reservisten (einschließlich Kampfpiloten), die sich nicht gegen ihren Befehlshabern stellten, sondern ankündigten, den Reservedienst, den sie freiwillig verrichten, künftig nicht mehr unter einem diktatorischen Regime antreten zu wollen – unter ihnen waren auch nicht wenige, die selbst Befehlshaber sind. Auch was sich in der Hinterbühne der Ankurbelung des von der Histadrut ausgerufenen Streiks zutrug, wäre gesondert zu erörtern. Es war weniger rühmlich, als es sich zunächst ausnehmen mochte.

Chaimowitz, begeistert von der in der Tat beeindruckenden Protestemphase, fasst zusammen: “Alle gingen ein persönliches Risiko ein, um für etwas vermeintlich Immaterielles zu kämpfen, das sie durch ihr Handeln aber fühlbar gemacht haben: die Demokratie in ihrem Land.” Was sie geeint habe, war ein “demokratischer Patriotismus: Wir streiten ständig und über alles, aber dass wir eine Demokratie sind, ist die Basis von allem.” Und so gelangt er zum abschließenden Urteil: “Die Menschen im Land haben gespürt, wie mächtig sie sind, und Netanjahu kennt die rote Linie seiner Bürger.” Weiterlesen in overton.ch

 

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