558 Tote und 1.835 Verletzte bei israelischen Bombardierungen des Libanon

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Israel und die Doppelmoral der Medien

558 Tote und 1.835 Verletzte bei israelischen Bombardierungen des Libanon

Die israelischen Bombenangriffe auf den Libanon haben nach aktuellem Stand 558 Tote und 1.835 Verletzte gefordert. Wo bleibt der Aufschrei der westlichen Medien?
Von Thomas Röper

Die Doppelmoral der deutschen Medien springt in diesen Tagen mal wieder besonders deutlich ins Auge. Israel hat letzte Woche mit in Kommunikationsgeräten versteckten Bomben willkürlich 70 Menschen getötet, darunter Frauen und Kinder, und tausende verletzt, von denen noch fast 800 in Krankenhäusern sind, 152 davon liegen auf Intensivstationen.

Die Aktion war per Definition ein Terroranschlag, weil Israel bei der Zündung von hunderten kleinen, in Pagern und Funkgeräten versteckten Bomben bewusst das Leben von Zivilisten gefährdet und damit auf Terror gesetzt hat. Die westlichen Mainstream-Medien waren in ihrer Berichterstattung jedoch erstaunlich zurückhaltend, das Wort Terror suchte man in deutschen Medien vergebens.

Nun hat Israel den Libanon massiv bombardiert und wieder keine Rücksicht auf Zivilisten genommen. Letzten Meldungen zufolge sind bei den Bombenangriffen 558 Menschen getötet und 1.835 verletzt worden, darunter wieder viele Frauen und Kinder. Israel bestreitet nicht einmal, gezielt Wohnhäuser und sogar Kindergärten bombardiert zu haben. Die israelische Regierung rechtfertigt das damit, dass dort angeblich Kämpfer der Hisbollah oder Waffen gewesen seien.

Nach dem humanitären Kriegsrecht kann man diese Angriff kaum rechtfertigen, denn es gilt die Regel der Verhältnismäßigkeit. Wenn also in einem Wohnhaus ein paar Hisbollah-Kämpfer sind, rechtfertigt das nicht, das Haus zu bombardieren und dabei Dutzende Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, zu töten, weil das in keinem Verhältnis steht.

Auch dass in einem Wohnhaus möglicherweise eine Rakete gelagert wurde, dürfte eine solche gezielte Bombardierung mit vielen zivilen Opfern kaum rechtfertigen, weil auch hier kaum die Verhältnismäßigkeit gewahrt wäre.

Zu rechtfertigen wäre so ein Angriff beispielsweise, wenn aus dem Haus (oder von seinem Parkplatz aus) mit Artillerie oder Raketenwerfern auf Israel gefeuert worden wäre oder solche Angriffe dort vorbereitet wurden. Davon spricht aber nicht einmal Israel.

Die Doppelmoral der deutschen Medien

Wenn man sich anschaut, welchen Aufschrei es jedes Mal in den westlichen gibt, wenn in der Ukraine ein Wohnhaus getroffen wird und eine Handvoll Zivilisten zu Schaden kommt, dann wird die Doppelmoral der westlichen Medien gerade jetzt besonders deutlich. Im Spiegel beispielweise habe ich in der Überschrift keines der Artikel über die willkürlichen israelischen Bombenangriffe Hinweise auf die Opferzahlen gefunden, während der Spiegel die Opferzahlen russischen Angriffen auf die Ukraine in die Überschrift packt und von „brutalem russischem Raketenterror“ oder ähnlichem spricht.

Dass es meist sehr strittig ist, ob es überhaupt eine russische Rakete war, die in einem ukrainischen zivilen Gebäude eingeschlagen ist, kommt noch hinzu, wird in deutschen Medien aber nicht thematisiert. Für die ist Russland immer Schuld, auch wenn es gar nicht auf zivile Ziele gefeuert hat, sondern die Schäden eine Folge von Fehlern der ukrainischen Luftabwehr oder von Teilen abgeschossener Raketen sind.

Die deutschen Medien behaupten, Russland beschieße gezielt zivile Ziele in der Ukraine, obwohl die Tatsachen eine andere Sprache sprechen. Würde Russland gezielt zivile Ziele beschießen, wären die Opferzahlen weitaus höher. Wie das aussehen würde, können wir derzeit am Vorgehen Israels sehen, dessen Angriffe an einem Tag über 500 Tote und fast 2.000 Verletzte gefordert haben.

Um die deutschen Medienberichte zu vergleichen, nehmen wir das letzte Beispiel aus der Ukraine. Am 8. Juli ist eine Rakete in ein Kinderkrankenhaus in Kiew eingeschlagen, wobei zwei Erwachsene getötet und 30 Menschen, darunter zehn Kinder, verletzt wurden. Dieser Vorfall beherrschte die Schlagzeilen der deutschen Medien. Dies ist eine Auswahl von Überschriften im Spiegel vom 8. bis 11. Juli: „Kinderkrankenhaus getroffen – Tote und Verletzte bei schweren russischen Luftangriffen in der Ukraine“, „Krebs- und Dialysestation betroffen- Entsetzen nach russischem Raketentreffer“, „Kinderklinik bei Luftangriff auf Kiew getroffen – »Das Baby hatte nicht genug Zeit, sich zu erschrecken«“, „Raketenschlag auf ukrainisches Kinderkrankenhaus – »Dann begegneten wir einer blutverschmierten Krankenschwester«“ oder „Angriff auf ukrainische Kinderklinik – »Die Explosionswelle hat uns getroffen«“.

Alle Spiegel-Überschriften waren emotional und haben sich auf die Opfer konzentriert. Damals sind zwei Menschen getötet und 30 verletzt worden, wobei es umstritten ist, ob das überhaupt eine russische Rakete war, die das Krankenhaus getroffen hat, oder eine ukrainische. Ein gezielter russischer Beschuss war es sicher nicht, denn die russische Kh-101-Rakete, die das gewesen sein soll, trägt einen 400-Kilogramm-Splittergefechtskopf, der das gesamte Krankenhaus dem Erdboden gleich gemacht, und nicht nur einen recht kleinen Flügel des Gebäudes zum Einsturz gebracht hätte.

Nun haben israelische Bombenangriffe nicht zwei Menschen, sondern 558 umgebracht, und nicht 30 verletzt, sondern 1.835. Und Israel hat unbestritten gezielt auf zivile Ziele geschossen. Da müsste der Spiegel sich, wenn er objektiv und kritisch berichtet, ja mit ähnlichen Überschriften zu Wort melden, wie im Juli bei dem Krankenhaus in Kiew, und die israelische Regierung heftig angreifen.

Urteilen Sie selbst. Die Spiegel-Überschriften der letzten beiden Tage zu den israelischen Bombenangriffen auf den Libanon lauten unter anderem: „Israels Strategie im Libanon – »Schlag auf Schlag – bis die Hisbollah es versteht«“, „Angaben des israelischen Militärs – Hisbollah soll Marschflugkörper in Wohnhaus versteckt haben“, „Flucht vor Israels Angriffen im Libanon – »Im Moment weiß niemand, wohin wir gehen sollen«“ oder „Landesweite Angriffe – Israels Militärchef will massive Luftschläge gegen Hisbollah ausweiten“.

Kritik am israelischen Vernichtungskrieg, der nun auf den Libanon überzuspringen droht, sucht man in diesen Spiegel-Artikeln vergeblich, egal wie viele hundert Menschen die israelische Armee pro Tag abschlachtet.

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