Alles normal, zur politischen Normalität gemacht Ein Artikel von Georg Auernheimer

Alles normal, zur politischen Normalität gemacht

Ein Artikel von Georg Auernheimer

Interessant, wie vieles zur Normalität gemacht werden kann, das noch vor einiger Zeit undenkbar war. Die Wehrbeauftragte fordert, so eine Tagesnachricht, die Aufstockung des Verteidigungsetats um zehn Milliarden und feste Finanzzusagen für die Rüstungsindustrie, weil diese Planbarkeit brauche.[1] Die Bundesrepublik unterstützt massiv ein Land mit Waffenlieferungen, militärischen Ausbildungsprogrammen und Finanzhilfen, dem gegenüber keine Bündnisverpflichtungen bestehen, ein Land, das mit seiner Politik einen Krieg provoziert hat[2] und Verhandlungen mit dem Aggressor verweigert. Nur weitere Waffenlieferungen in Frage zu stellen, das haben einige gewagt. Von Georg Auernheimer.

Wir erleben gerade, wie eine neue Normalität geschaffen wird. Dass ein ausländischer Botschafter einheimische Politiker und Intellektuelle beschimpft, den Bundeskanzler eine „beleidigte Leberwurst“ nennt, sorgt nicht für Aufregung. Dass ukrainische Regierungsvertreter von einem deutschen Staatstheater die Ausladung einer unliebsamen Sängerin verlangen oder von der Mailänder Scala die Absetzung einer Oper vom Spielplan fordern, wirkt nicht befremdlich. Dass ukrainische Aktivisten beim Kölner Rosenmontagszug Flugblätter ans närrische Volk verteilen, dafür findet sicher ein Lokalhistoriker Vorbilder aus alter Zeit.

Wolodymyr Selenskyi, Präsident der Ukraine, ist seit der russischen Invasion in Europa und der Welt allgegenwärtig . Am 17. März letzten Jahres übte er vor dem Deutschen Bundestag scharfe Kritik an Deutschlands Russland-Politik. Ende November war er zu einer außerordentlichen Sitzung des UN-Sicherheitsrats zugeschaltet.[3] Ende Januar dieses Jahres forderte er die 50 Mitglieder der Ukraine-Kontaktgruppe in Ramstein zu mehr Tempo bei Waffenlieferungen auf.[4] Am 9. Februar nahm er an einer außerordentlichen Plenarsitzung des Europäischen Parlaments teil und belehrte die Abgeordneten, dass Russland „die europäische Lebensweise“ vernichten wolle.[5] Am 16. Februar appellierte er zum Auftakt der Berlinale an Filmschaffende und Künstler, sein Land zu unterstützen. Das Publikum bedachte Selenskyj mit Applaus im Stehen.[6] Am 17. Februar hielt er per Video die Eröffnungsansprache bei der Münchner Sicherheitskonferenz und drang auf weitere Waffenhilfe für die Ukraine.[7] Es dürfte kaum jemanden wundern, wenn Selenskyi demnächst eine Rede im baden-württembergischen oder hessischen Landtag hält. Weiterlesen in den nachdenkseiten.de

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

Entdecke mehr von Sicht vom Hochblauen

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen