ARD stellt „Putin vor Gericht“ – Paradebeispiel der Verzerrung von: Tobias Riegel

 

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ARD stellt „Putin vor Gericht“ – Paradebeispiel der Verzerrung

Ein Artikel von: Tobias Riegel

In dem fiktiven Radio-Szenario „Putin vor Gericht“ verletzt ein Tagesschau-Podcast zahlreiche Standards. Das wird noch unterboten von den aktuellen Rache- und Gewaltfantasien bei der Aktion „Punish Putin“ vom Zentrum für Politische Schönheit. Behauptungen, der russische Präsident sei der weltweit größte geopolitische Verbrecher, sind nicht haltbar, aber weit verbreitet. Es gibt bei dieser Frage eine „False Balance“ – aber in eine ganz andere Richtung als dargestellt. Ein Kommentar von

 

Ein Paradebeispiel für die Verkürzung und die unredliche, fast kindliche Vereinfachung der Analyse des Ukrainekriegs hat am Wochenende der fiktive Tagesschau-Podcast „Putin vor Gericht? Was dann?“ aus der Reihe „Mal angenommen“ geliefert, der etwa im RBB-Inforadio ausgestrahlt wurde. Dort wird das Szenario eines von einem internationalen Gericht abgeurteilten Wladimir Putin durchgespielt. Diese in pseudojugendlichem Tonfall dahingeplauderte Meinungsmache verletzt so viele Standards und ist in der gesamten Machart so unseriös, emotional und unangemessen, dass hier keine einzelnen Zitate herausgestellt werden sollen. Der Beitrag ist insofern ein manipulierendes „Gesamtkunstwerk”, das nichts mit einer nüchternen und distanzierten Beweisaufnahme zu tun hat.

Selektive moralische Anklagen sind wertlos

Anhand des Podcasts soll aber ein grundsätzliches Problem thematisiert werden. Der Beitrag wäre in seiner Wirkung nicht so verzerrend, wenn insgesamt die Relationen zumindest in Ansätzen gewahrt würden: Kriegsverbrechen durch russische Soldaten in der Ukraine und auch eine mögliche direkte Verantwortung des russischen Präsidenten sind nicht auszuschließen. Außerdem ist es ein alter Traum, dass auch mächtige Staatenlenker einst Verantwortung für ihre Politik übernehmen müssen – und sei es als Angeklagter. Auch in Putins Amtszeiten würden Ermittler mutmaßlich Verantwortlichkeiten für politische oder militärische Vergehen feststellen können, wenn sie entsprechenden Zugriff hätten. Aber: Politisch-moralische Anklagen, die nur für eine Seite gelten, sind wertlos. Wenn diese Anklagen rein selektiv in eine Richtung erfolgen und die realen Relationen zwischen den Verbrechen einzelner Staaten verschwiegen oder gar auf den Kopf gestellt werden, dann kann aus dem Traum von Gerechtigkeit eine verzerrende Propaganda-Taktik erwachsen. Weiterlesen in den nachdenkseiten.de

 

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