Belarus: «Im Wirtschaftskrieg hat Geld dieselbe Funktion, wie Munition im Feuergefecht.» Von: Ralph Bosshard

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Belarus: «Im Wirtschaftskrieg hat Geld dieselbe Funktion, wie Munition im Feuergefecht.»

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Es sind wohl eher geo-ökonomische Ambitionen als die Sorge um Demokratie und Menschenrechte, welche Litauen und die Europäische Union dazu veranlasst haben, die Ausfuhr von Kunstdünger aus Belarus zu blockieren. Die Zeche für den unilateralen Wirtschaftskrieg von Vilnius gegen seinen Nachbarn bezahlen aber ausgerechnet die finanzschwächsten Länder der Erde, ohne Aussicht auf Ersatz der ausgefallenen Lieferungen oder Erstattung der entstandenen Mehrkosten. Das Mittel der Wirtschafssanktionen, das westliche Staaten in den vergangenen Jahren ohne viel Zurückhaltung einsetzten, ist einmal grundsätzlich auf Konformität mit Völkerrecht und auf politische Konsequenzen hin zu untersuchen. 

Ohne Kunstdünger geht es in der heutigen Landwirtschaft nicht mehr. Ernteerträge und Lebensmittel-Preise werden stark von den Düngemittellieferungen und der Preisverfügbarkeit von Dünger beeinflusst (1). Die Weltbank hält in ihrem jüngsten Bericht unmissverständlich fest, dass „landwirtschaftliche Kulturen direkt von Düngemitteln abhängig sind“ (2).

Bedeutung von Kalidünger für die globale Landwirtschaft

Einen wesentlichen Anteil an der Produktivität von Nutzpflanzen hat Kalium. Ein Mangel daran verursacht eine Reduktion des Pflanzenwachstums und damit des Ernteertrages und kann sich über mehrere Jahre hinweg negativ auf Ernteerträge und Bodengesundheit auswirken. Gerade Kalium erhöht die Resistenz von Pflanzen gegen verschiedene Belastungen wie Trockenheit, Hitze, Frost, Nässe, Schädlinge und Pflanzenkrankheiten, sowie gegen einen hohen Salzgehalt des Bodens. Kalium ist einer der drei wichtigsten Mikronährstoffe, die für das Pflanzenwachstum notwendig sind, und es gibt derzeit keine wirtschaftlich sinnvollen Ersatzstoffe dafür. Maximale Ernteerträge sind nur bei einer ausbalancierten Anwendung von Stickstoff-, Phosphor- und Kaliumdüngern in genau festgelegten Dosen möglich. Der Wegfall von mindestens einem dieser drei Hauptelemente führt zu geringeren Ernteerträgen und hat negative Auswirkungen auf die Lebensmittelproduktion und damit die Ernährungssicherheit.

Infolge globalen Bevölkerungswachstums – vor allem in Afrika – wird die Nachfrage nach Düngern aller Art weiterhin wachsen. Einer Prognose der UNO zufolge wird die Weltbevölkerung in den nächsten 30 Jahren um fast 2 Milliarden Menschen zunehmen – von derzeit 8 Milliarden auf 9,7 Milliarden im Jahr 2050 und auf 10,4 Milliarden Mitte der Achtzigerjahre. Anderen Prognosen zufolge wird sie bis 2040 einen Höchststand von 8,5 Milliarden Menschen erreichen und danach bis zum Ende des Jahrhunderts auf etwa 6 Milliarden zurückgehen (3). Da überrascht es nicht, dass die wichtigsten Bezüger von Kalidünger weltweit China und Indien sind, die aber nicht zu den großen Getreideexporteuren gehören, weil sie das produzierte Getreide weitgehend im eigenen Land verbrauchen. China ist sogar einer der größten Importeure von Getreide weltweit (4).

Die Sanktionen gegen Belarus verteuern den Kali-Dünger weltweit, und einmal mehr sind die Armen dieser Welt die Opfer. (Bild Belaruskali) Weiterlesen auf globalbridge.ch

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