Bericht über „Pro-Putin-Agenten“ in Deutschland treibt russophobe Verschwörungstheorien voran Von Andrew Korybko

Russophobie hat Corona abgelöst!   Evelyn Hecht-Galinski

 

Bericht über „Pro-Putin-Agenten“ in Deutschland treibt russophobe Verschwörungstheorien voran

Die Autoren eines „Reuters“-Berichts tun so, als wäre es die Enthüllung des Jahrhunderts, dass ein Teil der russischen Diaspora in Deutschland immer noch Verbindungen zur alten Heimat unterhält und den Stellvertreterkrieg der NATO in der Ukraine gegen Russland ablehnt.

 

Bericht über „Pro-Putin-Agenten“ in Deutschland treibt russophobe

Verschwörungstheorien voran

Von Andrew Korybko

Die Autoren eines „Reuters“-Berichts tun so, als wäre es die Enthüllung des Jahrhunderts, dass ein Teil der russischen Diaspora in Deutschland immer noch Verbindungen zur alten Heimat unterhält und den Stellvertreterkrieg der NATO in der Ukraine gegen Russland ablehnt.
Bericht über "Pro-Putin-Agenten" in Deutschland treibt russophobe Verschwörungstheorien voranQuelle: www.globallookpress.com © IMAGO/Christoph Hardt via www.imago-images.de

 

Reuters, die führende US-amerikanische Nachrichtenagentur des westlichen Mainstreams, veröffentlichte am Dienstag einen ausführlichen Bericht darüber, wie „Pro-Putin-Aktivisten in Deutschland daran arbeiten, Berlin gegen die Ukraine aufzuhetzen.“ Die dramatische Überschrift impliziert, dass die Personen, die in diesem Bericht identifiziert werden, ausländische Agenten seien. Beim Lesen des Berichts wird jedoch sehr schnell klar, dass es sich hierbei um pure Russophobie handelt.

Die Autoren Polina Nikolskaja, Mari Saito, Maria Zwetkowa und Anton Swerew tun so, als wäre es die Enthüllung des Jahrhunderts, dass ein Teil der russischen Diaspora in Deutschland immer noch Verbindungen zur alten Heimat unterhält und den Stellvertreterkrieg der NATO in der Ukraine gegen Russland ablehnt. Das aber ist im Prinzip nicht anderes als jene Millionen muslimischer Einwanderer in Europa, die sich immer noch mit ihren Heimatländern verbunden fühlen und gegen die Angriffskriege des Westens gegen diese Länder sind.

Der einzige Grund, warum die russische Diaspora von Reuters herausgegriffen wurde, liegt darin, dass die Rolle einiger ihrer Mitglieder, bei der Organisation friedlicher Kundgebungen in Deutschland und dem Austausch von Informationen über den Ukraine-Konflikt unter ihren Mitbürgern, erfolgreich die Wahrnehmung verändern. Wenn ihre legalen Aktivitäten nicht eine wachsende Zahl von Deutschen dazu veranlassen würden, die Unterstützung ihrer Regierung für diesen Stellvertreterkrieg der NATO zu hinterfragen, wäre es Reuters egal gewesen, was diese Leute in ihrer Freizeit sagen oder tun.

Die Doppelmoral, die hier im Spiel ist und mit der die verfassungsmäßig verankerten Freiheiten der russischen Diaspora missachtet werden, bestätigt die russophobe Motivation hinter diesem jüngsten Bericht der westlichen Nachrichtenagentur. Der Grad der Verbindungen zwischen einigen der identifizierten Aktivisten und dem russischen Staat wird so weit wie möglich ausgereizt, um damit die verschwörerische Anspielung zu verbreiten, dass diese Personen keine unabhängige Meinung haben und daher als „Agenten“ operieren.

Darüber hinaus ist es äußerst herablassend von den Autoren anzunehmen, dass der durchschnittliche Deutsche überrascht wäre, dass einige Mitglieder der Diaspora eines Landes immer noch Verbindungen zu ihrer alten Heimat unterhalten und daher empfindlich auf Berlins Akte der hybriden Kriegsaggression reagieren. Und es ist ebenso herablassend anzudeuten, dass die Ansichten der Deutschen zum Ukraine-Konflikt vom russischen Staat beeinflusst würden – und zwar durch jene Personen, die in diesem Bericht als „Moskaus Agenten“ verleumdet werden.

Die Deutschen gelten allgemein als gebildete und gut informierte Menschen. Daher gibt es keine sachliche Grundlage dafür anzunehmen, dass sie angeblich von Mitgliedern der russischen Diaspora in ihrem eigenen Land hinters Licht geführt werden, nur weil diese offensichtlich Kontakte in ihre alte Heimat pflegen. Diese künstlich hergestellte Verschwörungstheorie, die Reuters in seinem neuesten Bericht ausgeheckt hat, soll den wachsenden Dissens gegen Berlins Politik im Ukraine-Konflikt delegitimieren.

„Die deutsche Außenministerin diskreditierte das gesamte Konzept der westlichen Demokratie“, als sie im vergangenen August dreist erklärte, dass sie ihre Haltung gegenüber diesem Stellvertreterkrieg nicht ändern werde, „egal was meine deutschen Wähler denken“ und „auch wenn es für die Politiker wirklich hart wird.“ Diese von RT DE dokumentierte buchstäblich antidemokratische Haltung von Annalena Baerbock, die völlig im Widerspruch zu den elementarsten Grundlagen des Regierungsmodells ihres Landes steht, musste zwangsläufig Widerstand an der Basis hervorrufen.

Sogar Reuters musste einräumen, dass „nach einem steilen Anstieg der Energiekosten die Umfragen zeigen, dass weniger Deutsche daran interessiert sind, die militärische Unterstützung für die Ukraine auszuweiten.“ Und genau diesen Trend wollte die Nachrichtenagentur mit ihrem russophoben Bericht delegitimieren. Daher rührt also die Verleumdung, jene pro-russischen Aktivisten seien „Agenten“. Diese Desinformation soll die Wahrnehmung des durchschnittlichen Deutschen über die sich verändernde Haltung seiner Mitbürger gegenüber dem Konflikt manipulieren, indem dies als Ergebnis einer ausländischen Einflussoperation dargestellt wird. Zumal im Verbund mit der herablassenden Andeutung, dass die Deutschen dumm genug seien, sich von dieser offensichtlichen Einflussoperation manipulieren zu lassen. In Wahrheit aber ist die einzige Beeinflussungsoperation, die gegen das deutsche Volk gerichtet ist, jene der in London ansässigen Reuters und ihrer vier Korrespondenten.

Darüber hinaus zeugt es von Heuchelei, dass die Autoren alle möglichen Verleumdungen über diese Diaspora-Aktivisten angedeutet haben, ohne dabei etwas über sich selbst und den möglichen Grad an Verbindungen zwischen ihnen und ausländischen Akteuren preiszugeben. Nikolskaja ist die einzige Autorin, deren offizieller Lebenslauf auf der Webseite von Reuters die grundlegendsten biografischen Informationen enthält. Während die von Saito, Zwetkowa und Swerew überhaupt nichts preisgeben; auch ihre Twitter-Profile (hier, hier und hier) enthalten keine wesentlichen Informationen.

Diese objektiv vorliegenden und leicht überprüfbaren Beobachtungen lassen den naheliegenden Schluss zu, dass drei praktisch anonyme Autoren wollen, dass die Deutschen ihre skandalösen Anspielungen auf diese Diaspora-Aktivisten als selbstverständlich hinnehmen, ohne auch nur persönliche Fakten über sich selbst preiszugeben, um Vertrauen aufzubauen. Bedenkt man, wie gebildet und gut informiert der durchschnittliche Deutsche ist, verstärkt dieser Ansatz die Schlussfolgerung, dass Reuters auf sein Zielpublikum mit Arroganz herabschaut und es zu manipulieren sucht.

Sobald die Deutschen dies erkennen, werden sie tatsächlich weniger geneigt sein, den Behauptungen zu vertrauen, die in diesem Bericht impliziert werden. Und sie könnten sogar anfangen, der Arbeit von Reuters als Ganzes in Zukunft zu misstrauen. Es ist definitiv etwas Verdächtiges daran, wenn die Nachrichtenagentur sich bei dieser Veröffentlichungen auf drei praktisch anonyme Autoren verlässt. Ganz zu schweigen von jenen bekannt gewordenen, die buchstäblich Teil einer aus Großbritannien gesteuerten Einflussoperation gegen das deutsche Volk sind – was ein weiterer Grund ist, warum diesem jüngsten russophoben Bericht mit Misstrauen begegnet werden sollte.

Übersetzt aus dem Englischen.

Andrew Korybko ist ein in Moskau ansässiger US-amerikanischer Politologe, der sich auf die US-Strategie in Afrika und Eurasien spezialisiert hat, auf Chinas Belt & Road-Initiative sowie Russlands geopolitischen Balanceakt und hybride Kriegsführung.

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