„Das Ende des goldenen Zeitalters des Westens“ von Thomas Röper

 

„Das Ende des goldenen Zeitalters des Westens“

„Wenn wir die Ukraine verlieren, werden wir die Welt für Jahrzehnte verlieren. Eine Niederlage in der Ukraine könnte der Anfang vom Ende des goldenen Zeitalters des Westens sein“, sagte der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki. Der polnische Ministerpräsident ist heute wahrscheinlich der entschlossenste und unermüdlichste Politiker in Europa.

 

Russland-Sanktionen

„Das Ende des goldenen Zeitalters des Westens“

von Thomas Röper

24. April 2023

Der Westen, vor allem die EU, leidet unter seinen eigenen Sanktionen und verliert auf der internationalen Bühne immer mehr Rückhalt. Das wurde auch im Korrespondentenbericht des russischen Fernsehens aus Deutschland deutlich

Dass die Sanktionen vor allem die EU viel härter treffen als Russland ist nicht neu. Trotzdem setzen die europäischen Regierungen den selbstmörderischen Kurs fort. Das war auch ein Thema der Berichts des Deutschland-Korrespondenten im wöchentlichen Nachrichtenrückblick des russischen Fernsehens, den ich – wie jede Woche – übersetzt habe.

Beginn der Übersetzung:

Das Ende des goldenen Zeitalters des Westens

Die Ukraine-Unterstützungsgruppe, die sich den Namen „Ramstein“ gegeben hat, hat sich bereits zum elften Mal getroffen. Auf dem vorletzten Treffen im Februar kündigte die Ukraine eine Gegenoffensive im Frühjahr an, auf dem letzten Treffen im März bereitete sie sich energisch darauf vor, aber dieses Mal blieb der Eindruck bestehen, dass die Ukraine nicht wirklich angreifen will. Aber wenn sie nicht will, werden sie sie dazu zwingen. Vielleicht nicht jetzt, aber im Sommer oder sogar im Herbst. Nach den Berechnungen des Pentagon-Chefs wurden 55 Milliarden Dollar für die Bewaffnung der Ukraine ausgegeben – der NATO-Generalsekretär nennt die Zahl von 150 Milliarden Dollar – das muss irgendein Ergebnis bringen. Auch die Amerikaner sind bereit, hart dafür zu arbeiten.

„Wir haben die Lieferfristen für unsere M1-Abrams-Panzer beschleunigt, um der Ukraine in den kommenden Monaten mehr Panzerfahrzeuge zu liefern. Die M1, auf denen die Ukrainer ausgebildet werden, werden in den nächsten Wochen in Deutschland eintreffen“, sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin.

Die Ukraine soll sich auf dem Schlachtfeld große Mühe geben. Für Austin ist das wichtig, auch weil er vor kurzem Senatoren unter Eid von der Fähigkeit der ukrainischen Streitkräfte zu strategischen Operationen überzeugt hat. Gleichzeitig weisen geheime Dokumente, die kurz nach den Anhörungen im Kongress an die Presse gelangten, auf das Gegenteil hin. Das bedeutet, dass der Pentagon-Chef die Amerikaner über den wahren Stand der Dinge belügt. Robert Kennedy Jr., Sohn eines ermordeten Senators und Neffe eines ermordeten Präsidenten, der bei den Vorwahlen gegen Biden antreten will, sagt es direkt; die Regierung betrügt ihre Steuerzahler: „Niemand spricht darüber, aber 14.000 ukrainische Zivilisten und 300.000 Soldaten sind gestorben. Die Russen töten Ukrainer in einem Verhältnis von sieben oder acht zu eins. Die Ukrainer halten das nicht durch. Alles, was sie uns über diesen Krieg erzählen, ist eine Lüge!“

Um die Ukraine zu entschlossenem Handeln zu drängen, wurde der NATO-Generalsekretär nach Kiew entsandt, wobei er Wahrheit und Lüge vermischt hat. Ukrainische Propagandisten und Verkäufer magischer Pyramiden überzeugen ihr Publikum allen Ernstes davon, dass alle, sogar Außerirdische, die Ukraine unterstützen. Mittwochnacht wurde der Himmel über Kiew durch einen hellen Blitz erhellt. Es war vielleicht ein Meteor oder ein NASA-Satellit, jedenfalls verglühte ein UFO in der Atmosphäre über der Stadt. Am Donnerstagmorgen war Stoltenberg beim Präsidentenpalast. Das war lustig. Der überraschend gekommene Alien lud Selensky zum NATO-Gipfel im Juli in Vilnius ein und machte deutlich, dass die Hauptaufgabe des Bündnisses der Sieg der Ukraine ist und dass ein sichtbarer Erfolg bis zum Gipfel äußerst wünschenswert ist, wenn Kiew irgendwelche Garantien will. Das war die absolute Wahrheit.

Danach kam die Lüge, auf die der ungarische Ministerpräsident Orban auf Twitter mit nur einem Wort reagierte: „Was?!“

„Alle NATO-Verbündeten haben zugestimmt, dass die Ukraine Mitglied der NATO wird“, sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg.

Stoltenberg sagte jedoch einmal mehr, wie es wirklich ist: Die Mitgliedschaft im Bündnis kommt für die Ukraine, wenn überhaupt, erst nach einem vollständigen Sieg über Russland in Frage, wenn das Thema vollständig abgeschlossen ist. Das ist der Preis, den die ukrainische Armee auf dem Schlachtfeld ohne Rücksicht auf Verluste gewinnen muss. Sie muss sich Mühe geben.

Mehr als 16.000 ukrainische Soldaten wurden bereits auf den europäischen Schießplätzen ausgebildet, sagte EU-Chefdiplomat Borrell in diesen Tagen. Die Ukrainer sind mit großem Eifer bei der Sache. In Polen rammte ein „Leopard“ beim Rückwärtsfahren einen anderen. wobei es ihm den Turm herausgerissen hat.

Die Ankündigung aus Kiew, dass der Gegenangriff nicht nur für die Russen, sondern auch für die Ukrainer eine Überraschung sein würde, bekommt da eine neue Bedeutung. Andererseits erwartet der Westen von der ukrainischen Armee überhaupt nicht, dass sie den Rückwärtsgang benutzt: Wie in den Befehlen der Wehrmacht gibt es nur ein „Vorwärts“.

Im deutschen Staatsfernsehen fragte die Moderatorin den deutschen Verteidigungsminister: „Sie haben immer gesagt, nur nicht auf russischem Gebiet, man darf nur auf ukrainischem Gebiet verteidigen. Die Waffen werden entsprechend ausgewählt, sie sollten keine große Reichweite haben. Die Ukraine fragt seit 12 Monaten nach Raketen mit größerer Reichweite.“

„Das ist völlig verständlich und normal in so einer militärischen Auseinandersetzung, dass auch der Angegriffene ins gegnerische Territorium vorgeht, um beispielsweise Nachschubwege zu unterbinden. Das ist normal“, sagt der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius.

Der deutsche Verteidigungsminister hat die Ukraine live im Fernsehen ermächtigt, Angriffe auf russisches Gebiet durchzuführen. OK, für die Amerikaner war das nie ein Tabu, aber für einen Deutschen zeigt das eine beeindruckende Arbeit an sich selbst. Pistorius ist nicht allein. Die Tageszeitung Die Welt empfiehlt Selensky und seinem Generalstab einen Blick in die Geschichte und sich an die negativen Erfahrungen der deutschen Nazis zu erinnern und deren Fehler vom Frühjahr und Sommer 1943 bei der Schlacht bei Kursk nicht zu wiederholen: „Betrachtet man das rein militärische und taktische Szenario, so gibt es Ähnlichkeiten, die den Vergleich angebracht erscheinen lassen: Wir sprechen von ähnlichen Territorien, damals Westrussland, heute Ostukraine. In beiden Fällen ist es sehr wahrscheinlich, dass es im Frühjahr oder Sommer eine Großoffensive nach Osten geben wird. Aber die wichtigste Gemeinsamkeit ist die Verzögerung. Hitler wollte am 3. Mai angreifen, hat das mehrmals verschoben und begann schließlich erst am 5. Juli. Die wiederholte Verschiebung der Offensive half der Roten Armee.“

Die Welt, und sie ist nicht die einzige, scheint auf Rache aus zu sein. Wenn auch durch die Hände anderer. Diese Woche hat die lettische Regierung die Feierlichkeiten zum Ende des Zweiten Weltkrieges am 9. Mai im Land per Gesetz verboten. Es gab keinerlei Reaktion.

Der deutsche Bundespräsident war nach Polen gereist, um des 80. Jahrestags des Ghettoaufstands zu gedenken, der vom SS-Sonderkommando, das nicht nur aus Deutschen, sondern auch aus ukrainischen und eben lettischen Kollaborateuren bestand, brutal niedergeschlagen wurde. Sie verübten die Massaker, die Deutschen waren zimperlicher. Hier ist ein Foto davon, auf dem zwei Hiwis, freiwillige Helfer der Nazis, über den Toten stehen: auf dem Boden liegen mehrere Männer, eine Frau und ein Kind.

Den Sieg über diese Grausamkeit zu feiern, ist nun in Lettland, also in Europa, offiziell ein Verbrechen.

Und was macht Steinmeier? Er bittet um Vergebung, und in dem Moment erhebt er sich wahrscheinlich in seinen eigenen Augen und fühlt sich als guter Mensch, der weiterhin ein Regime unterstützt, das seine Wurzeln in dieser schrecklichen Vergangenheit hat. Ein Regime, das den Russen im Donbass acht Jahre lang das angetan hat, was diese beiden Männer auf dem Bild den Juden angetan haben.

„Heute stehe ich vor Ihnen und bitte um Vergebung für die Verbrechen, die hier von den Deutschen begangen wurden. ‚Nie wieder‘ bedeutet, dass wir gemeinsam mit Polen und anderen Verbündeten fest an der Seite der Ukraine stehen. Wir unterstützen die Ukraine mit humanitärer, politischer und militärischer Hilfe, gemeinsam mit Polen und unseren Verbündeten“, so Steinmeier.

Angela Merkel hatte von Steinmeier am Montag das Großkreuz für Verdienste um die Bundesrepublik Deutschland erhalten. Sie ist erst die dritte Bundeskanzlerin, die diese hohe Auszeichnung erhält – vor ihr sind nur Konrad Adenauer und Helmut Kohl damit ausgezeichnet worden. „Es wird oft gesagt, die Politik sei eine Schlangengrube. Ich kann sagen, dass ich nicht überlebt hätte, wenn es nicht auch die andere Seite der Politik gäbe, und so war es für mich immer eine Freude“, sagte Merkel.

Seltsam. Die ehemalige Bundeskanzlerin wurde für alles kritisiert: für ihr autoritäres Verhalten und für ihre Unentschlossenheit, für den Bau von Nord Stream oder für die Migrationskrise. Was ist also ihr Verdienst? Wahrscheinlich die Schaffung eines Sicherheitspolsters, das Deutschland trotz aller Bemühungen der deutschen Grünen und der Regierung Scholz insgesamt immer noch mehr oder weniger zusammenhält.

Andererseits wäre der Orden ohne die Endabrechnung kaum möglich gewesen: ohne Merkels öffentliches Eingeständnis, dass der Kurs der Zusammenarbeit mit Russland falsch war, ohne die Offenheit, dass das Minsker Abkommen nur notwendig war, um der Ukraine Zeit zu verschaffen, sich auf einen Krieg vorzubereiten.

Offenbar hat es Merkel auch Spaß gemacht, die Russen zu belügen. In der politischen Tradition des Westens gilt es als Zeichen höchster Intelligenz und höchster Tapferkeit, die Untermenschen aus dem Osten erfolgreich zu belügen. So war es, und so ist es immer noch. Und so wird es wahrscheinlich auch bleiben. Obwohl das nicht sicher ist.

„Wenn wir die Ukraine verlieren, werden wir die Welt für Jahrzehnte verlieren. Eine Niederlage in der Ukraine könnte der Anfang vom Ende des goldenen Zeitalters des Westens sein“, sagte der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki. Der polnische Ministerpräsident ist heute wahrscheinlich der entschlossenste und unermüdlichste Politiker in Europa. Anders als beispielsweise der ungarische Ministerpräsident Orbán, ebenfalls ein Unikum, dessen Interessen sich jedoch auf Ungarn beschränken, ist Morawiecki bereit, Washingtons Stiefel bis auf die Sohlen zu lecken, wenn das zum neuen Status Polens als europäischer Gendarm führt.

Für Warschau ist es von Vorteil, dass die Position der Chefin der EU-Kommission von der Leyen durch die strafrechtlichen Ermittlungen wegen ihrer Verbindungen zum Pharmaunternehmen Pfizer kompromittiert ist, dem sie während der Pandemie 72 Milliarden Euro überwiesen hat und jetzt keine Rechenschaft darüber ablegen kann. Das macht sie zu einem noch gefährlicheren Gegner, nicht so sehr für Russland, sondern für die EU in ihrer derzeitigen, deutsch-französisch geprägten Form. Die politische Russophobie ist im Prinzip der natürliche Zustand der polnischen Elite: Für Deutschland ist diese Krankheit nicht neu, aber in dieser akuten Form selten, so dass sie viel Energie verbraucht, und die Grünen, die die Macht ergriffen haben, ruinieren in Ekstase die deutsche Wirtschaft.

Auch Frankreich ist offensichtlich nicht in der Lage, Polen auf die Finger zu hauen. Präsident Macron wandte sich am Dienstag an die Nation: „Liebe Französinnen und Franzosen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, wie Sie wissen, hat der Verfassungsrat das Gesetz zur Rentenreform gebilligt und ich habe es unterzeichnet.“

Die „lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger“ begrüßten die Nachricht mit einem weiteren Pogrom, bei dem fast die Börse in Flammen aufgegangen wäre. Die Gewerkschaften rufen zu einer neuen Welle von Massenprotesten auf. In den Straßen von Paris wird der französische Präsident nicht nur gezwungen, mit Leibwachen zu gehen, sondern auch zu rennen. Und das war kein Abendjogging. (Anm. d. Übers.: Gezeigt werden Bilder, wie Männer im Anzug durch die Straßen von Paris rennen, anscheinend musste Macron zusammen mit seinen Leibwächtern vor seinen „lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger“ weglaufen)

Macron verliert Vertrauen. Umfragen zeigen, dass nur noch etwa ein Viertel der Franzosen mit ihm einverstanden ist. Ebenso fatal für die Positionierung Frankreichs als EU-Führer könnte der Anspruch des Präsidenten auf eine Art „strategische Autonomie“ der Union sein, was den Amerikanern nicht gefallen kann. Hinzu kommen die Streitereien zwischen Berlin und Paris.

Am Freitag meldeten Nachrichtenagenturen die sensationelle Nachricht: „Die G7-Länder sind bereit, Exporte nach Russland vollständig zu verbieten“. Angeblich wurde das Thema beim Treffen der G7-Außenminister Anfang der Woche in Japan angesprochen. Die Idee ist, gelinde gesagt, unausgegoren. Selbst US-Finanzministerin Janet Yellen befürchtet, dass die Sanktionen, selbst in ihrer jetzigen Form, der Hegemonie des Dollars ernsthaft schaden könnten. Weiterlesen im anti-spiegel.ru

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