Der groß angelegte islamophobische Kreuzzug gegen den Islam in den USA Inspiriert von Israel Von Max Blumenthal

Dieser Artikel von Max Blumenthal, aus der NRhZ von 2011 ist  aktueller denn je!

Globales
Der groß angelegte islamophobische Kreuzzug gegen den Islam in den USA
Inspiriert von Israel


Von Max Blumenthal

Neun Jahre nach den Anschlägen vom 11.9.2001 ist die US-Gesellschaft wegen der Muslime n ihrer Mitte in Hysterie verfallen. Diese äußert sich in einer Reihe von Brandanschlägen auf Moscheen, in Kampagnen gegen die Errichtung neuer Moscheen und in der Diffamierung der US-amerikanischen muslimischen Gemeinde – die in ihrer übergroßen Mehrheit sehr gemäßigt ist – als Brutstätte für potenzielle Terror-Rekruten. Diese krankhafte Islamfeindlichkeit wütet vom ländlichen Tennessee bis nach New York City, und in Oklahoma haben die Bürger sogar per Abstimmung die Einführung der Scharia des islamischen Rechtes) an US-Gerichten abgelehnt, obwohl das überhaupt niemand beabsichtigt hatte.


Einer der Finanziers
der Kampagnen –
Aubrey Chernick

Diese islamfeindliche Kampagne hat auch dem Präsidenten Obama politisch geschadet, weil einer von fünf US-Amerikanern die unzutreffenden Gerüchte, er sei insgeheim Muslim, geglaubt hat. Sie hat sich auch negativ auf das Ansehen der Muslime im Allgemeinen ausgewirkt; nach einer im August 2010 durchgeführten Umfrage des Pew Research Centers ist die positive Einstellung zum Islam seit 2005 um 11 Prozent zurückgegangen.

So viele Jahre nach dem Trauma des 11. September ist dieser plötzliche Ausbruch islamfeindlicher Hetze zwar schwer zu erklären, er scheint aber trotzdem unerwartet spontan zu sein. Wer etwas nachdenkt, wird bald erkennen: Die Islamfeindlichkeit ist die Frucht einer organisierten, langfristig angelegten Kampagne eines Grüppchens rechtsradikaler Aktivisten und Funktionäre, die schon kurz nach den Anschlägen am 11. September die Islamophobie zu schüren begannen, aber erst nach Obamas Amtsantritt den erhofften Zulauf erhielten. Erst dann versuchten auch enttäuschte konservative Kräfte, die 2008 abgewählt worden waren, mit bemerkenswertem Erfolg aus kulturellen Ressentiments parteipolitisches Kapital zu schlagen.
Dieses Netzwerk ist besessen von der Angst vor einer angeblichen Zunahme des Einflusses der Muslime auf die USA. Es verbindet Kontinente und reicht von den Aktivisten der Tea Party in den USA bis zur äußersten Rechten in Europa. In puncto Islamfeindlichkeit machen ultrarechte Zionisten, christliche Evangelikale und rassistische britische Fußball-Hooligans gemeinsame Sache. Dieses Netzwerk wird auch durch eine aggressive Parteinahme für Israel zusammengehalten, und seine Schlüsselfiguren bewundern den jüdischen Staat als „Fort-Apache“(1) des Mittleren Osten, das im globalen Krieg gegen den Terror an vorderster Front kämpft und sowohl die USA als auch verschiedene europäische Mächte dazu zwingt, sein brutales Vorgehen zu unterstützen.
In nur geringem Ausmaß ist die gegenwärtig in den USA grassierende Islamophobie – wobei die Betonung auf „Phobie“ (krankhafte Angst) liegt – reiner Zufall. Schon Jahre bevor die Sturmabteilungen der Tea Party zu wütenden Protesten vor dem für ein islamisches Gemeindezentrum vorgesehenen Bauplatz in Lower Manhattan (in der Nähe der eingestürzten
Türme des World Trade Centers) aufmarschierten, starteten Vertreter der Israel-Lobby und des jüdisch-amerikanischen Establishments eine Kampagne gegen propalästinensische Gruppen an den Universitäten, aus der alle anderen islamfeindlichen Aktivitäten erwuchsen. Diese Kampagne bewirkte – wie erwartet – schnell eine Reihe von Anschlägen auf Moscheen und islamische Schulen, was wiederum eine Auswahl zwielichtiger, aber außergewöhnlich militanter Existenzen in die Reihen des islamfeindlichen Netzwerks lockte.
Nach der Anschubfinanzierung des islamophobischen Kreuzzuges finanzierten konservative Elemente aus der Israel-Lobby auch den Apparat des Netzwerkes und ermöglichten so die Beeinflussung der öffentlichen Diskussion. Die Mittel zum Anheizen der Kampagne hat hauptsächlich ein Wohltäter zur Verfügung gestellt. Es ist der wenig bekannte, in der Region
Los Angeles mit Sicherheitssoftware handelnde Unternehmer Aubrey Chernick, der unterdem dubiosen Namen „National Center for Crisis and Continuity Coordination / NC4“ (Nationales Zentrum für Krisenbewältigung) eine Firma betreibt, die in Sicherheitsfragen berät. Chernick war früher Treuhänder des Washington Institute for Near East Policy, das als Think-Tank des American Israeli Public Affairs Committee, der führenden Gruppe der Israel-Lobby, gilt. Chernicks Firma soll 750 Millionen Dollar wert sein.
Chernicks Vermögen ist eher mickrig im Vergleich zu dem der milliarden-schweren Koch-Familie (2), der die Firma Koch Industries gehört – ein Industriegigant, der Gruppen der Tea Party wie die Americans for Prosperity / AFP(3) finanziert. Chernicks Besitz wird auch weit von dem Finanzimperium des Haim Saban überragt; dieser israelisch-amerikanische Medienmogul ist einer der größten privaten Spender der Demokratischen Partei (4), und erst kürzlich hat er an einem einzigen Abend 9 Millionen Dollar Spenden für die Friends of the Israeli Defense Forces (die Freunde der israelischen Armee) eingetrieben. Weil Chernick sein Geld jedoch vor allem einflussreichen Gruppen und Personen mit spezifischen Zielsetzungen zukommen ließ, gewann er beträchtlichen Einfluss. Durch die Fairbrook Foundation, eine private Stiftung, die er und seine Frau Joyce kontrollieren, hat Chernick u. a. folgende Gruppen und Personen unterstützt: die Anti-Defamation League / ADL (die Liga zur Bekämpfung des Antisemitismus, das Committee for Accuracy in Middle East Reporting in America / CAMERA (das US-Komitee für eine zutreffende Berichterstattung über den Mittleren Osten, eine rechtslastige, pro-israelische Organisation zur Beobachtung der US-Medien, außerdem gewalttätige israelische Siedler, die Palästinensern ihr Land rauben, und Figurenwie den pseudowissenschaftlichen US-Autor Robert Spencer, der größtenteils für die Verbreitung einer Verschwörungstheorie verantwortlich ist, die behauptet, fanatische Muslime wollten den Westen erobern, um ein weltweites Kalifat zu errichten.

Tea Party-Propagandistin Sarah Palin

NRhZ-Archiv

Gemeinsam erzeugten diese Gruppen hysterische Angst vor den Muslimen, die in jüngster Zeit vermehrt aus dem Mittleren Osten in Gemeinden im Zentrum der USA eingewandert sind; die Islamfeinde registrierten mit großer Freude, dass mögliche Präsidentschaftskandidaten der Republikaner wie Mike Huckabee und Sarah Palin ihr Anliegen aufgriffen und ihre Hetztiraden nachplapperten. Vielleicht noch überraschender als die sich immer weit ausbreitende Islamophobie selbst, ist die Tatsache, dass dieses Phänomen noch vor ein paar Jahren nur an einigen Universitäten und in einigen Innenstadt-Wohngebieten auftrat und eine flüchtige Modeerscheinung zu sein schien, die eigentlich bald wieder aus der politischen Landschaft der USA hätte verschwinden müssen.

Geburt eines Netzwerkes
Der krankhafte Kreuzzug gegen den Islam wurde in Gang gesetzt, als George W. Bushs Ansehen am größten und die Neokonservativen und ihre Parteigänger in Siegesstimmung waren. 2003, drei Jahre nachdem Präsident Bill Clinton bei einem erneuten Versuch, das israelisch-palästinensische Problem zu lösen, gescheitert war, und unmittelbar nach dem Überfall auf den Irak begann ein Netzwerk jüdischer Gruppen, das von der ADL über das
American Jewish Committee bis zum AIPAC reichte, gegen einen behaupteten plötzlichen Anstieg pro-palästinensischen Aktivitäten an allen Universitäten der USA zu mobilisieren. Gemeinsam starteten sie das von Charles Jacobs geleitete David Project(5), eine an den Universitäten agierende Agitationstruppe. Dieser Charles Jacobs ist ein Mitbegründer des Komitees CAMERA, einer der vielen von Chernick finanzierten Gruppierungen. Mit Hilfe von Werbefachleuten erstellte Jacobs einen Plan zur „Rückeroberung des Campus durch Beeinflussung der öffentliche Meinung, durch Vorlesungen, durch Veröffentlichungen im Internet und durch Koalitionen an den einzelnen Universitäten“. So wurden seine damaligen Aktivitäten von der Beratungsfirma McKinsey und Company beschrieben.
Nachdem sich Jacobs 2004 mit Martin Kramer vom Washington Institute for Near East Policy – dem pro-israelischen Think-Tank, dessen Treuhänder Chernick war – beraten hatte, produzierte er einen Dokumentarfilm mit dem Titel „Columbia Unbecoming“ („Ungebührliches an der Columbia University“). Dieser Film enthielt eine Aneinanderreihung von Aussagen jüdischer Studenten der Columbia University, die behaupteten, von arabischen Professoren eingeschüchtert und beleidigt worden zu sein. In dem Film wurde der Fachbereich „Mittlerer Osten und asiatische Sprachen und Kulturen“ der New Yorker Universität als „Treibhaus des Antisemitismus“ diffamiert.

Joseph Massad – Professor
an der Columbia University

Die Beschwerden der Studenten richteten sich vor allem gegen Joseph Massad, einen palästinensischen Professor für das Studium des Mittleren Ostens. Er war bekannt für seine leidenschaftliche Befürwortung eines gemeinsamen Staates für Israelis und Palästinenser und für seine heftige Kritik „am rassistischen Charakter des Staates Israel“. Der Film denunzierte ihn als „einen der gefährlichsten Intellektuellen auf dem Campus“. Gleichzeitig wurde Massad in dem Buch „The Professors: The 101 Most Dangerous Acadamics in America“ („Die Professoren: Die 101 gefährlichsten Akademiker in den USA“) als skrupelloser Bösewicht porträtiert. Verfasser dieses Buches war der ebenfalls von Chernick ausgehaltene neokonservative Aktivist David Horowitz. Da Massad sich damals um eine Anstellung bemühte, waren diese Angriffe besonders nachteilig für ihn. Als sich die Kontroverse über die Ansichten Massads zuspitzte, forderte der Kongressabgeordnete Anthony Weiner, ein liberaler Demokrat aus New York, der sich selbst einmal als Vertreter „des ZOA-Flügels“ der Demokratischen Partei bezeichnet hatte, Lee Bollinger, den Präsidenten der Columbia University und renommierten Verfassungsrechtler, auf, Professor Massad zu feuern. Bollinger antwortete untypisch defensiv, indem er Erklärungen über „Einschränkungen“ der akademischen Freiheit abgab. Am Ende erwies sich aber keine der gegen Massad vorgebrachten Anschuldigungen als stichhaltig. Die Zeugenaussagen in dem vom David Project produzierten Film wurden entweder widerlegt oder konnten nicht bestätigt werden. 2009 erhielt Professor Massad eine feste Anstellung, nachdem er den Lionel Trilling Award, eine prestigeträchtige Auszeichnung der Columbia University für hervorragende wissenschaftliche Leistungen, erhalten hatte.

Weil aber demonstriert worden war, dass sich sogar Fakultätsvertreter und mächtige Universitätspräsidenten unter Druck setzten ließen, feierten Kramer (und Jacobs) das als moralischen Sieg ihres David Projects und sprachen gegenüber der Presse von einem „Wendepunkt“. Während das David Project nach und nach an allen US-Universitäten intervenierte, machte sich sein Direktor (Jacobs) 2004 auf den Weg nach Boston – um zu verhindern, dass die Islamic Society of Boston ein Kulturzentrum errichtete.
Seit fast 15 Jahren hatte sich die Islamic Society of Boston darum bemüht, ihr Zentrum im Herzen des Bostoner Stadtteils Roxbury bauen zu können; Roxbury wird überwiegend von Afroamerikanern bewohnt, von denen viele Muslime sind. Weil Bürgermeister Thomas Menino und wichtige Abgeordnete des Bundesstaates Massachusetts das Vorhaben unterstützten, schien der Errichtung der Moschee nichts mehr im Weg zu stehen – bis die Rupert Murdoch gehörende Zeitung BOSTON HERALD und dessen lokaler FOX NEWS-Fernsehsender in Aktion traten. Auch Jeff Jacoby, ein Kolumnist der Zeitung BOSTON GLOBE, mischte sich mit einer Reihe von Berichten ein, in denen er behauptete, mit dem Bau des Zentrums wolle Saudi-Arabien radikalen Islamisten mehr Einfluss in den USA verschaffen und vielleicht sogar die Ausbildung verdeckt operierender Terrorzellen ermöglichen.

Charles Jacobs – Leiter des David Project
An diesem Punkt stieg das David Project in den Streit ein; man ersuchte pro-israelische Teile der Bostoner Gesellschaft darum, Strategien zur Torpedierung des Vorhabens zu entwickeln. Aus E-Mails, die den Rechtsanwälten der Islamic Society of Boston in einem Rechtsstreit mit dem David Project vorlagen, geht hervor, dass dessen Organisatoren jahrelang immer wieder neue Prozesse um Nichtigkeiten angezettelt und die Anschuldigung erhoben haben, das Zentrum werde mit Geld aus dem Ausland finanziert, das von saudi-arabischen Wahhabiten oder von den Muslimbrüdern komme. Als Antwort darauf starteten Basisgruppen liberaler Juden eine überkonfessionelle Initiative, um die Kontroverse zu beenden, die im Wesentlichen mit heißer Luft gespeist worden war und nur die guten Beziehungen zwischen den jüdischen und muslimischen Gemeinden der Stadt zerstören sollte.
Jacobs wollte sich jedoch noch nicht geschlagen geben. „Wir sind jetzt noch mehr über den wachsenden saudi-arabischen Einfluss auf die hiesigen Moscheen besorgt, als wir das jemals zuvor waren,“ erklärte er 2007 in einer Bostoner Vorstadtsynagoge. Nachdem sie Millionen Dollars für Prozesskosten ausgegeben und unzählige Anfeindungen ertragen hatte, konnte die Islamic Society of Boston 2008 doch noch ihr Gemeindezentrum zu Ende bauen. Die üblen Warnungen des David Project haben sich natürlich als haltlos erwiesen. Philip Martin, ein Reporter des Bostoner Senders von National Public Radio / NPR stellte dazu im September 2010 fest: „Die Gruselgeschichten, mit denen der Bau des Zentrums verhindert werden sollte, haben sich im Nachhinein alle als erfunden und inszeniert heraus-gestellt.“
Das Netzwerk breitet sich aus
In dieser zweiten fehlgeschlagenen Kampagne ging es auch weniger um den Erfolg und die Staatssicherheit als um den Ausbau des Netzwerkes. Der lokale Kreuzzug lieferte einpraktikables Modell für die Erzeugung hysterischen Widerstands gegen die Errichtung von Islamzentren und Moscheen im ganzen Land und eröffnete damit de Möglichkeit, mit Hilfe anti-muslimisch eingestellter Personen ein die ganzen USA überspannendes Netzwerk zu
bilden, mit dem sich in den kommenden Jahren Aufmerksamkeit und Erfolge erringen ließen.
2007 schlossen sich solche Figuren zum Prototyp eines Bündnisses zusammen, das einen neuen Kreuzzug startete – diesmal gegen die Khalil Gibran International Academy, eine weltlich ausgerichtete arabisch-englische Grundschule in dem New Yorker Stadtteil Brooklyn. Sie gaben ihrer Ad-Hoc-Initiative den Namen „Stoppt die Madrasa!“ – wobei Madrasa eigentlich nur das arabische Wort für Schule ist; die Aktivisten des Bündnisses waren
bisher nicht in Erscheinung getretene Fanatiker, die aus ihren extrem feindlichen Ansichten über den Islam als Religion und über Muslime in den USA keinen Hehl machten. Ihr offen erklärtes Ziel war es, die Gründung der Schule unter Berufung auf die in der US-Verfassung festgelegte Trennung von Staat und Religion zu verhindern. Damit konnten sie ihr eigentliches Ziel aber kaum kaschieren: Es ging ihnen hauptsächlich darum, die Stadtverwaltung zu einer ablehnenden Haltung gegenüber der lokalen muslimischen Gemeinde aufzustacheln.

Als „Dschihadistin“ denunziert –
Debbie Almontaser

Die Aktivisten schossen sich vor allem auf Debbie Almontaser, die Rektorin der Schule ein; die bewährte Pädagogin jemenitischer Herkunft wurde grundlos als „Dschihadistin“ (Verfechterin des Heiligen Krieges gegen Ungläubige) und als Anhängerin der „Verschwörungs-theorie zu den Anschlägen am 11.9.“ denunziert. Außerdem wurde sie von Pamella Geller, einer rechtsextremen Bloggerin, die gerade dadurch bekannt wurde, bezichtigt, „den Völkermord an den Juden zu verharmlosen“. Daniel Pipes, ein neokonservativer Akademiker, der vorher in den Kampagnen gegen Joseph Massad und gegen das Islamzentrum in Boston aktiv war – und dessen Middle-East Forum, ein die israelische Likud-Partei unterstützender Think-Tank, ebenfalls 150.000 Dollar von Chernick erhalten hatte – versuchte die Schule mit dem Argument zu verhindern, „das Erlernen der arabischen Sprache sei untrennbar mit der Vermittlung panarabischen und islamistischen Gedankengutes verbunden“. Als die Kampagne ihren Höhepunkt erreichte, berichtete Frau Almontaser, dass Mitglieder des Bündnissen sie ständig verfolgten, wohin sie auch ging.

In Anbetracht dessen, dass ihr Samuel Freedman, ein Professor an der Columbia Journalism School und ehemaliger Reporter der NEW YORK TIMES bescheinigte, „sich klar und öffentlich für ein gutes Verhältnis zwischen den Anhängern aller Religionen einzusetzen“, und dass sie nach den Anschlägen am 11. September mit der New Yorker Polizei und der Anti Defamation League / ADL (der Liga zur Bekämpfung des Antisemitismus) zusammengearbeitet hatte, schienen die Anwürfe gegen Frau Almontaser ziemlich bizarr zu sein – bis ihre Gegner die Fotografie eines T-Shirts vorlegten, das von den Arab Women Active in the Arts and Media / AWAAM (den Arabischen Frauen, die in den Künsten und Medien aktiv sind, einer lokalen arabischen feministischen Organisation produziert worden war und die Aufschrift „Intifada NYC“ (Intifada in New York) trug. Die AWAAM teilten manchmal ihre Büroräume mit einer jemenitisch-amerikanischen Organisation, deren Vorstand Frau Almontaser angehörte. Obwohl die hergestellte Verbindung an den Haaren herbeigezogen war, lag sie ganz auf der Angriffslinie der Anti-Madrasa-Koalition.
Nachdem man so einen Weg gefunden hatte, den emotionsgeladenen Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern mit einem vorher nur auf New York beschränkten Problem zu verknüpfen, erhielten die Schulgegner als nächstes eine Plattform in dem Murdoch-Blatt NEW YORK POST, dessen Reporter Chuck Bennett und Jana Winter behaupteten, das ominöse T-Shirt sei „offensichtlich ein Aufruf, im Big Apple (im Großen Apfel, wie New York in der Umgangssprache genannt wird) einen Aufstand wie im Gaza-Streifen anzuzetteln“. Noch während Frau Almontaser versuchte, den Reportern der POST zu erklären, dass sie den Terrorismus ablehne, meldete sich die ADL zu Wort. Ihr Sprecher Oren Segal erklärte in der POST: „Das T-Shirt ist das Produkt einer Bewegung, die zunehmend Gewalt gegen Israelis predigt, anstatt sie zurückzuweisen. Das ist ziemlich beunruhigend.“
Ehe noch irgendwelche Qassam-Raketen von Frau Almontasers Schule abgeschossen werden konnten, knickte ihr ehemaliger Verbündeter, der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg unter dem wachsenden Druck ein, drohte, die Schule zu schließen und nötigte die Schulleiterin zum Rücktritt. Ein jüdischer Schulleiter, der kein Arabisch sprach, ersetzte Frau Almontaser, die später eine Klage gegen die Stadt einreichte, weil sie ihre Redefreiheit verletzt sah. 2010 stellte die Equal Employment Opportunity Commission (die Kommission zur Wahrung der Rechte der Beschäftigten, fest, die New Yorker Erziehungsbehörde sei selbst den Vorurteilen erlegen, die sie mit der Gründung der Schule beseitigen wollte, und sprach Frau Almontaser eine Entschädigung von 300.000 Dollar zu. Die Kommission kritisierte auch die POST, weil sie die Schulleiterin irreführend zitiert hatte.
Obwohl es ihr nicht gelungen ist, die Einrichtung der Khalil Gibran Acadamy zu verhindern, schaffte es die erstarkende anti-muslimische Bewegung, dem Stadtvorstand ihren Willen aufzuzwingen; nachdem sie dabei gelernt hatte, wie so etwas zu schaffen war, steckte sie sich sofort höhere Ziele. Die NEW YORK TIMES schrieb damals: „Der Kampf gegen die Schule … war nur der Auftakt einer breiter angelegten landesweiten Auseinandersetzung.“ „Die Schlacht hat gerade erst begonnen,“ prahlte Pipes damals in der TIMES.
Vom Schwindel zum Medienrummel
Damit lag Pipes genau richtig. Gegen Ende des Jahres 2009 wurden die Islamophoben wieder aktiv, als die Cordoba Initiative, eine gemeinnützige muslimische Gruppierung unter Führung des äußerst moderaten Imams Feisal Abdul Rauf – eines Sufi-Muslims, der die USA regelmäßig im Auftrag des Außenministeriums im Ausland vertritt – ankündigte, dass sie in der New Yorker Innenstadt ein Gemeindezentrum bauen wolle. Mit Hilfe von Investoren kaufte Raufs Cordoba Initiative in Manhattan ein Grundstück, das nur zwei Blöcke von Ground Zero (dem Platz, an dem die eingestürzten Türme des Wold Trade Centers standen) entfernt lag. Dort wollte sie ein Gemeinde-zentrum mit einem Betsaal errichten, das für jeden in der Nachbarschaft offen sein sollte.
Pamela Geller interessierte das alles nicht. Indem sie auf ihrer Website Atlas Shrugs ständig gegen die Cordoba-Baupläne wetterte, machte sie daraus ein nationales Problem; sie provozierte leidenschaftliche Aufrufe von Konservativen, die forderten den „durch die Anschläge am 11.9. geheiligten Boden“ vor der sich anpirschenden Scharia (dem Gesetz des Islam) zu schützen. Dass die „Moschee“ von Ground Zero aus überhaupt nicht zu sehen wäre, und dass sich in unmittelbarer Nähe des „geheiligten Bodens“ ein Rotlichtviertel mit Striptease-Bars und Schnellimbissen befindet, spielte dabei keine Rolle. Frau Gellers Agitation gegen den Cordoba-Bau brachte der 52-jährigen Ganztags-Bloggerin die offensichtlich erhoffte Aufmerksamkeit ein – einschließlich eines ausführlichen Porträts in der NEW YORK TIMES und häufiger Fernsehberichte, natürlich hauptsächlich bei FOX NEWS.

Pamela Geller in der NEW YORK TIMES

Die Reporter der Mainstream-Medien wurden auf die bizarren Darbietungen der Frau Geller aufmerksam. In einem Video plantschte sie zum Beispiel – nur mit einem String-Bikini bekleidet – an einem Strand bei Fort Lauderdale herum und räsonierte dabei über „linke Vollidioten“ und die „Nazis von der Hisbollah“. Ihr Aufruf, Produkte des Lebens-mittelkonzerns Campbell’s Soups zu boykottieren, weil diese Firma auch Speisen anbietet die „halal“ sind – also den Speisevorschriften des Islam entsprechen wie das koschere Essen bei den Juden – brachte ihr viel Aufmerksamkeit (6). Das tat auch ihre Verbreitung der Lügengeschichte, Präsident Barack Obama sei ein illegitimes Kind von Malcolm X.

Frau Geller hat ihr Geld nicht als Journalistin verdienen müssen. Sie machte Millionen Dollars durch eine Scheidungsvereinbarung und mit der Lebens-versicherung eines Exmannes. Er starb 2008, ein Jahr nachdem er wegen angeblichen Betruges in einem Autohandel, den er gemeinsam mit Frau Geller betrieb, angeklagt worden war; dabei ging es um 1,3 Millionen Dollar. Frau Geller ist also wohlhabend und unabhängig und hat außerdem Zeit genug, um unter Ausnutzung ihrer mittlerweile erreichten Bekanntheit in den Medien das bereits gut organisierte politische Netz der Islamophoben unterstützen und deren Kreuzzug intensivieren zu können. Sie profitiert auch von ihrer engen Verbindung zu führenden Islamophoben in Europa. Zu ihren Verbündeten gehört Andrew Gravers, ein dänischer Aktivist, der die Gruppe „Stoppt die Islamisierung Europas!“ gegründet und unter das ungewöhnlich unverblümte Motto gestellt hat: „Rassismus ist die niedrigste Stufe der menschlichen Dummheit, aber Islamophobie ist der Gipfel des gesunden Menschenverstandes.“ Von der Gravers-Gruppe inspiriert, gründete Frau Geller ihre eigene US-Gruppierung „Stoppt die Islamisierung Amerikas!“ (SIOA). Die führt sie mit ihrem Freund Robert Spencer, einem Pseudo-gelehrten, der einige Bestseller geschrieben hat, zu denen auch das Buch „The Truth About Muhammad, Founder of the World’s Most Intolerant Religion“ (Die Wahrheit über Mohammed, den Gründer der intolerantesten Religion der Welt) gehört.
Robert Crane, ein Berater des Präsidenten Richard Nixon und muslimischer Aktivist (der zum Islam konvertiert war), nannte Spencer den „Wortführer … in der neuen akademischen Disziplin Diffamierung des Islam“. Nach Angaben auf der Website Politico (7) hat Chernick auch Spencers Gruppe „Jihad Watch“ (Beobachtung des Dschihad) über das Freedom Center (Freiheitszentrum) des David Horowitz fast eine Million Dollar Spenden zukommen lassen.
Pamela Geller und Robert Spencer lieferten profilierungssüchtigen Wortführern der Republikaner wie Newt Gingrich oder Sarah Palin die passenden Stichworte für ihre Hetztiraden, mit denen sie den Kreuzzug gegen das Cordoba-Gebäude ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückten. Gingrich verglich das geplante Gemeindezentrum mit einem Hakenkreuz am Holocaust Memorial, während Frau Palin es „einen Stich ins Herz der USA“ nannte. Inzwischen haben sich noch weitere Politiker der Kampagne gegen das Cordoba-Gebäude angeschlossen. Dazu gehört auch der Republikaner Ilario Pantano, ein Kandidat der Tea Party und Veteran des Irak-Krieges, der zwei unbewaffnete irakische Zivilisten tötete, indem er – zwischendurch nachladend – insgesamt 60 mal auf sie schoss; bei den Zwischenwahlen zum Kongress stellte er seine Opposition gegen den Cordoba-Bau in den Mittelpunkt des Wahlkampfes – Hunderte von Meilen von Ground Zero entfernt.
Frau Gellers Kampagne gegen „die Moschee auf Ground Zero“ erhielt sogar unerwartete Unterstützung und damit den Anschein von Legitimität durch etablierte jüdische Führer wie Abraham Foxman, den Direktor der Anti-Defamation League. „Überlebende des Holocausts dürfen auch irrationale Gefühle haben“, äußerte er gegenüber der NEW YORK TIMES,
und nachdem er die Hinterbliebenen der Opfer des 11.9. mit Holocaust-Überlebenden verglichen hatte, erklärte er: „Auch ihr Kummer berechtigt sie zu einer Haltung, die andere als unvernünftig oder sogar als voreingenommen bezeichnen würden.
Bald darauf forderte David Harris, der Direktor des ebenfalls von Chernick gesponserten American Jewish Committee, die Betreiber des Cordoba-Projektes sollten dazu gezwungen werden, ihre „wahre Einstellung“ zu militanten palästinensischen Gruppen zu offenbaren, bevor mit dem Bau des Gemeindezentrums begonnen werden könne. Rabbi Marvin Hier vom Simon Wiesenthal Center in Los Angeles, einer weiteren wichtigen jüdischen Einrichtung, insistierte, die Cordoba-Befürworter seien „gefühllos“, weil sie „in der Nähe eines Friedhofs“ bauen wollten, obwohl seine Organisation erst kürzlich von der Stadtverwaltung in Jerusalem die Erlaubnis erwirkte, ein „Museum der Toleranz“ bauen zu dürfen, das den Namen Center for Human Dignity (Zentrum für Menschenwürde) tragen soll – und zwar direkt auf dem Mamilla-Friedhof, einem muslimischer Friedhof mit Tausenden von Gräbern, die bis zu 1.200 Jahre alt sind(8).
Transatlantische Ausweitung
Aus der Beteiligung von Figuren wie Gravers (des dänischen Gründers der Gruppe „Stoppt die Islamisierung Europas!“) wird deutlich, dass es sich bei dem islamophobischen Netzwerk in den USA um eine transatlantische Ausweitung der in Europa schon lange bestehenden Ressentiments (gegen Muslime) handelt. Auf dem europäischen Kontinent stürmt die extreme Rechte in Parlamentswahlen von Sieg zu Sieg – auch deshalb, weil sie
in ländlichen Wahlbezirken und in Arbeitervierteln an die anti-muslimischen Vorurteile der Wähler appelliert. Das Ausmaß der Kollaboration zwischen europäischen und US-amerikanischen Islamophoben hat sich mit Pamela Geller, Robert Spencer und Newt Gingrich, die im Kampf gegen das Cordoba-Gebäude an der Seite des niederländischen Parlamentariers Geert Wilders, des prominentesten europäischem Islamgegners, stehen, nur weiter gefestigt. Inzwischen hat Frau Geller auch ihre Bereitschaft erklärt, die English Defense League / EDL zu unterstützen – eine Bande aus unverbesserlichen Neonazis und ehemaligen Mitgliedern der nur Weiße aufnehmenden British National Party, die in Städten wie Birmingham und London auf der Straße Muslime anpöbeln.
Außerdem gibt es auch Verbindungen des transatlantischen islamophobischen Kreuzzuges zu Israel, dem Staat der für dieses Netzwerk zum Symbol des Kampfes gegen die „muslimische Bedrohung“ geworden ist. Frau Geller sagte zu Alan Feuer von der NEW YORK TIMES: „Israel ist ein sehr gutes Vorbild, denn, wie ich sagte, im Krieg zwischen den zivilisierten Menschen und den Wilden muss man sich an die Seite der zivilisierten Menschen stellen.“ EDL-Mitglieder schwenken bei ihren Versammlungen regelmäßig israelische Fahnen.

Rechtspopulist Geert Wilders zu Besuch in Florida
NRhZ-Archiv
Geert Wilders behauptet, seine Ansichten über Muslime erworben zu haben, als er während der 1980er Jahre in einer ländlichen Kooperative in Israel arbeitete. Seither habe er Israel mehr als vierzigmal besucht, um sich mit rechtsgerichteten politischen Verbündeten zu treffen – u.a. mit Aryeh Eldad, einem Mitglied der Knesset (des israelischen Parlamentes), der die HaTikvah-Fraktion, eine rechtsextreme Splittergruppe der National Union Party führt. Wilders forderte die gewaltsame „Umsiedlung“ der in Israel und auf der West Bank lebenden Palästinenser nach Jordanien und Ägypten. Am 5. Dezember traf er bei einem weiteren „Freundschaftsbesuch“ in Israel mit dessen Außenminister Avigdor Lieberman zusammen; dabei erklärte er auf einer Pressekonferenz, Israel solle das Westjordanland annektieren und einen Palästinenser-Staat in Jordanien errichten.
Im apokalyptischen „Kampf der Kulturen“ bemüht sich das globale anti-muslimische Netzwerk darum, winzige befestigte jüdische Siedlungen wie Yitzar, das auf den Hügeln über der besetzten palästinensischen Stadt Nablus liegt, als Festungen in vorderster Front darzustellen. An einer in Yitzar angesiedelten Jeschiwa, einer staatlich geförderten Talmudhochschule hat ein Rabbi namens Yitzhak Shapira Studenten darüber aufgeklärt, welche Regeln beim Töten von Nichtjuden zu beachten sind(9) Shapira veröffentlichte seine Ansichten auch in seinem Buch „Torat HaMelech“ („Die Tora des Königs“) Darin behauptet er, dass Nichtjuden „von Natur aus erbarmungslos“ seien. Shapira zitiert Texte anderer Rabbis, um zu erläutern, warum Nichtjuden getötet werden dürfen – nämlich „um ihre schlechten Neigungen zu zügeln“. Öffentlich erklärte der Rabbi: „Deshalb ist es auch gerechtfertigt, (nichtjüdische) Babys zu töten, falls klar ist, dass sie uns schaden werden, wenn sie erwachsen sind. In diesem Fall können sie auch gezielt getötet werden und nicht nur bei Kampfhandlungen mit Erwachsenen.“

Rabbi Yitzhak Shapira

Quelle: thejewishtribe.blogspot.com

2006 wurde der Rabbi kurz von der israelischen Polizei festgehalten, weil er seine Anhänger aufgefordert hatte, alle Palästinenser über 13 Jahre zu ermorden. Zwei Jahre später verfasste er nach Angaben der israelischen Zeitung HAARETZ einen Rabbiner-Brief zur Unterstützung israelischer Juden, die am Holocaust-Gedenktag des Staates Israel zwei arabische Jugendliche brutal angegriffen hatten. Noch im gleichen Jahr wurde Shapira festgenommen, weil er verdächtigt wurde, einen Raketenangriff auf ein palästinensisches Dorf in der Nähe von Nablus organisiert zu haben. Obwohl er nicht angeklagt wurde, tauchte Shapiras Name auch wieder im Zusammenhang mit einem anderen Terrorakt auf, als die israelische Polizei im Januar 2010 seine Siedlung wegen der Vandalen durchsuchte, die eine nahe gelegene Moschee in Brand gesteckt hatten. Einer der Anhänger Shapiras, der aus den USA eingewanderte Jack Teitel, hat die Ermordung zweier unschuldiger Palästinenser und einen Mordversuch an dem liberalen israelischen Historiker Ze’ev Sternhell mit einer Briefbombe zugegeben (10)

Was hat all das mit der islamophobischen Kampagne in den USA zu tun? Nun, eine ganze Menge! Durch den in York angesiedelten steuerbefreiten Central Fund of Israel hat der allgegenwärtige Aubrey Chernick mehrere zehntausend Dollars gespendet, um die Siedlung Yitzar und die missionarischen Siedler zu unterstützen, die Ost-Jerusalem „judaisieren“ wollen. In Arutz Sheva, dem führenden Online-Magazin der israelischen Siedlerbewegung, schreibt Frau Geller Kolumnen. Beth Gilinsky, eine Freundin Frau Gellers und rechte Aktivistin, die eine „Coalition to Honor Ground Zero“ (eine Koalition die Ground Zero) in Ehren hält, und die Jewish Action Alliance – die offensichtlich aus einem Immobilien-Büro in Manhattan geleitet wird– gegründet hat, organisierte im April 2010 eine große Kundgebung in New York City, um gegen die Forderung der Obama-Regierung nach einem Einfrieren des israelischen Siedlungsbaus zu protestieren.
Zu den Gruppen, die Chernick am stärksten fördert, gehört auch die angeblich „unpolitische“ Vereinigung Aish HaTorah, die vorgibt, Juden ihre jüdischen Traditionen zu vermitteln. Sie hat ihren Sitz zwar in New York, ist aber vor allem in dem Unruheherd aktiv, den die Siedlungen im nördlichen Westjordanland in der Nähe von Yitzar bilden. Aish HaTorah teilt sich die Anschrift und das Personal mit dem zwielichtigen ausländischen, (angeblich) gemeinnützigen Clarion Fund. Während des US-Präsidentschaftswahlkampfs im Jahr 2008 verteilte der Clarion Fund 28 Millionen DVDs mit dem Propagandafilm „Obsession“ – als Zeitungsbeilage an Einwohner von US-Bundesstaaten mit unsicherem Wahlausgang.

Selbsternannter PLO-Terrorist Walid
Shoebat

Quelle: jewsonfirst.org

In dem Film traten die wichtigsten anti-muslimischen Aktivisten auf, darunter auch Walid Shoebat, ein selbsternannter „ehemaliger Terrorist der Palästinensischen Befreiungsorganisation / PLO“. Shoebat verkündete unter anderem folgende „Weisheiten“: „Eine weltliche Ideologie wie der Nationalsozialismus ist weniger gefährlich als der heutige Islamo-Faschismus.“ Auf einer Versammlung von Christen im Jahr 2007 erklärte der „ehemalige muslimische Terrorist“ der Menge, der Islam sei ein „Satanskult“, und er selbst habe eine Wiedergeburt als evangelikaler Christ erlebt. 2008 entlarvte ihn die JERUSALEM POST, eine eher rechte israelische Zeitung, als Schwindler, der nie Kontakt zu Terroristen hatte(11).

Während des Wahlkampfs 2008 hatten die islamophobischen Gruppen nur geringen Einfluss. Aber nur zwei Jahre später, nachdem die Republikaner in die Zwischenwahlen die Mehrheit im Repräsentantenhauses zurückerobert haben, scheint das Netzwerk eine kritische Masse erreicht zu haben. Natürlich war der entscheidende Faktor bei der Wahl die Wirtschaft,
und in zwei Jahren werden die US-Bürger wahrscheinlich wieder nach ihrem Geldbeutel wählen. Aber die Tatsache, dass der geplante Bau eines einzigen islamischen Gemeindezentrums oder die imaginäre Bedrohung durch die Scharia überhaupt zu einem nationalen Problem werden konnten, widerspiegelt den großen Einfluss, den eine kleine Clique eigentlich lokal orientierter Aktivisten gewinnen kann, und lässt vermuten, dass ein bestimmter Präsidentschaftskandidat, der bereits als verkappter Muslim dämonisiert wurde, falls er sich zur Wiederwahl stellen sollte, in der Hitze des Wahlkampfs schnell zur Zielscheibe der lautstärksten Islamophoben werden könnte.
Inzwischen ist die Islamophobie weit verbreitet – weit über die rechten Pro-Israel-Aktivisten, die Internet-Fanatiker und die ehrgeizigen Profiteure hinaus, die sie inszeniert haben. Sie ist jetzt zur gemeinsamen Sache der wichtigsten Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, der führenden TV-Moderatoren und der Aktivisten der Tea Party geworden. Während sich der Kreuzzug gegen den Islam immer stärker formiert, sonnen sich die Kreuzritter, die ihn in Gang gesetzt haben, im Glanz ihres Erfolges. „Nicht ich habe mir diese Aufgabe gewählt, diese Aufgabe hat mich gewählt,“ sinnierte Frau Geller in der NEW YORK. (PK)
Max Blumenthal ist ein preisgekrönter Journalist, dessen Arbeiten in der New York Times, der Los Angeles Times, The Daily Beast, The Nation, der Huffington Post, auf dem Indipendent Film Channel, bei Salon.com, auf dem englischen Kanal von Al Jazeera und in anderen Medien erschienen sind. Er schreibt auch für das Nation Institute und ist Autor des bei Nation Books verlegten Bestsellers „Republican Gomorrah: Inside the Movement
That Shattered the Party“ („Das Gomorrha der Republikaner: Die Bewegung, die den Niedergang der Partei verursachte“). Max Blumenthals Website ist aufzurufen unter http://maxblumenthal.com
(1) Erläuterung der Bezeichnung „Fort Apache“ unter http://de.wikipedia.org/wiki/
Bis_zum_letzten_Mann
(6)Ein Artikel dazu ist aufzurufen unter http://www.washingtonpost.com/wpdyn/

Online-Flyer Nr. 285  vom 19.01.2011

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