Der Kaukasuskrieg von 2008 oder die ewige Lüge der westlichen Medien von Thomas Röper

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16. Jahrestag

Der Kaukasuskrieg von 2008 oder die ewige Lüge der westlichen Medien

von Thomas Röper

Anti-Spiegel

8. August 2024

Westliche Politiker und Medien beschuldigen Russland seit 16 Jahren, im Kaukasuskrieg 2008 Georgien angegriffen zu haben. Diese angebliche „russische Aggression“ wird seitdem propagandistisch gepflegt, obwohl der Rat der EU schon 2009 das Gegenteil bewiesen hat.

 

Der Kaukasuskrieg 2008 wird von westlichen Politikern und Medien immer in die Liste der angeblichen „russischen Aggressionen“ aufgenommen und als eine Art russische Ursünde hingestellt, weil Russland damals angeblich erstmals vollkommen unprovoziert ein anderes Land angegriffen hat. Diese Behauptung ist jedoch eine glatte Lüge, denn der Rat der EU hat damals eine Fact Finding Mission losgeschickt, um die tatsächlichen Ereignisse zu ermitteln. Und siehe da, Russland war ganz und gar nicht der Aggressor, sondern Russland war der Angegriffene.

Diese Erkenntnis des Rates der EU, die er schon 2009 veröffentlicht hat, ändert aber nichts daran, dass westliche Politiker und Medien auch weiterhin die Lüge von der angeblichen russischen Aggression gegen Georgien verbreiten.

Übrigens hat der georgische Premierminister am 8. August 2024, dem 16. Jahrestag des Kriegsbeginns, verkündet, dass die georgische Regierung die Ereignisse von 2008 untersuchen lassen will. Man darf gespannt sein, was dabei rauskommt, denn in Georgien ist die politische Lage derzeit schwierig, weil die georgische Regierung, die ganz eindeutig nicht pro-russisch ist, sich dem Druck des Westens widersetzt, sich der anti-russischen Politik und den Sanktionen anzuschließen. Das wäre jedoch das Todesurteil für die georgische Wirtschaft, weshalb sich die georgische Regierung diesem vom Westen geforderten Selbstmordkurs widersetzt.

Aus Anlass des 16. Jahrestages des Krieges will ich noch einmal an die Geschichte des Kaukasuskrieges erinnern.

Die Vorgeschichte

Die Grenzen der Nachfolgestaaten der Sowjetunion gehen auf die Grenzen zurück, die die Sowjetunion einst innerhalb ihres Staatsgebietes gezogen hat. Damals waren diese Grenzziehungen innerhalb des Landes recht unwichtig. Das ist vergleichbar mit Deutschland, wo es die Gemüter kaum erregt, ob ein Landkreis beispielsweise zu Niedersachsen oder Hessen gehört.

Als die Sowjetunion auseinanderbrach, bekamen diese Grenzen plötzlich eine echte Bedeutung. Gerade im Kaukasus führte das Anfang der 1990er Jahre zu einigen Kriegen. So wurde beispielsweise das Gebiet der Osseten, eine kleine Volksgruppe an der Grenze zwischen Georgien und Russland, aufgeteilt in Nordossetien und Südossetien. Der Norden gehörte zu Russland, der Süden zu Georgien. Hier lief eine willkürlich gezogene Grenze mitten durch ein Volk, das damit plötzlich geteilt war ohne das je gewollt zu haben. Und auch die Abchasen sollten ein Teil des neuen Staates Georgien sein.

Die Vorgeschichte geht sogar noch weiter zurück, denn schon in den Wirren des russischen Bürgerkrieges nach der Oktoberrevolution haben sich die Osseten dagegen gewehrt, ein Teil Georgiens zu sein und zwei Jahre gegen die georgischen Streitkräfte Krieg geführt.

Sowohl die Abchasen als auch die Osseten wollten nie Teil Georgiens werden und so kam es 1991 zu Kriegen in der Region, die tausende Tote forderten und zehntausende zu Flüchtlingen machte. Schließlich einigte man sich auf einen Waffenstillstand mit Demarkationslinien, die von GUS-Friedenstruppen unter russischer Führung gesichert werden sollten. Im Ergebnis waren Abchasien und Süossetien nun unabhängige Gebiete, allerdings hat kein Land der Welt diese Unabhängigkeit anerkannt. Die Menschen waren damit staatenlos geworden, was bedeutet, dass Menschen noch nicht einmal anerkannte Reisepässe hatten. Staatenlose sind im Grunde fast rechtlos.

Sowohl Georgien als auch Russland boten den Menschen daraufhin an, ihnen Pässe auszustellen und die Menschen stimmten mit den Füßen ab und beantragten, sehr zum Ärger Georgiens, russische und keine georgischen Pässe.

An der Demarkationslinie kam es in den folgenden Jahren immer wieder zu Zwischenfällen, die jedoch folgenlos blieben.

Der Kaukasuskrieg von 2008

Das änderte sich am 8. August 2008. An dem Tag nutzte die georgische Regierung unter Michail Saakaschwili einen Vorfall als Vorwand, um die russischen Friedenstruppen anzugreifen und um kurz nach Mitternacht in Südossetien einzumarschieren. Eine ganze Nacht lang beschossen sie Wohngebiete der südossetischen Hauptstadt Zchinwali, es gab hunderte tote Zivilisten.

Die russische Armee erschien erst einen Tag später in dem Kriegsgebiet, um ihren bedrängten Friedenstruppen zu helfen, und schlug die georgische Armee zurück. Der Krieg dauerte nur fünf Tage und endete mit der Zerschlagung der georgischen Armee und einer vorübergehenden Besetzung von Teilen Georgiens durch russische Truppen. Jedoch zogen diese sich schon wenige Tage später wieder zurück.

In der Folge erklärten sich sowohl Südossetien als auch Abchasien endgültig für unabhängig und sehen sich nun als eigenständige Staaten, die Russland und einige wenige andere Staaten anerkannt haben. Georgien hingegen sieht diese Gebiete nach wie vor als Teil des eigenen Staates an.

Georgien und Russland haben seitdem keine diplomatischen Beziehungen mehr miteinander, obwohl Georgien für Russen ein beliebtes Urlaubsland ist, dessen Wirtschaft ohne den russischen Absatzmarkt für georgische Produkte und ohne die russischen Touristen kaum überlebensfähig wäre.

Die Schuldfrage

Der Krieg wurde danach vom Rat der EU untersucht, der eine Fact Finding Mission entsandte. In ihrem Abschlussbericht kam die eingesetzte Kommission des Rates der EU zu dem Ergebnis, dass der Angriff Georgiens einen Bruch des Völkerrechts darstellte, dass das russische Eingreifen vom Völkerrecht gedeckt war, dass die vorübergehende Besetzung von Teilen Georgiens durch Russland zwar kein Bruch des Völkerrechts gewesen ist, jedoch eine überzogene Reaktion darstellte.

Der Rat der EU kam also zu einer sehr eindeutigen Beurteilung der Vorkommnisse und gab Georgien die Schuld an dem Krieg.

Man beachte: Das war das Ergebnis eines Berichtes der EU, nicht etwa die böse „russische Propaganda“.

Das hindert die westlichen Politiker und Medien jedoch nicht daran, Russland bis heute vorzuwerfen, Georgien grundlos und aus imperialistischen Gelüsten heraus angegriffen zu haben.

Die koordinierte westliche Propaganda

Ich erinnere mich noch sehr gut an den Kriegsbeginn. Ich habe damals in Russland gelebt und in der Nacht schockiert vor dem Fernseher gesessen, als die Bilder des georgischen Überraschungsangriffs alle TV-Sender beherrschten.

Damals hatte ich von internationaler Politik noch keine Ahnung und hatte auch nichts mit Journalismus zu tun. Darum konnte ich nicht verstehen, wie es sein konnte, dass ich in westlichen Medien kein einziges Wort über den Krieg hörte. In westlichen Medien fand der Krieg nicht statt, es war, als gäbe es ihn nicht.

Erst als die russischen Truppen etwa 24 Stunden später am Ort des Geschehens auftauchten und die georgischen Truppen schnell zurückschlugen, begannen die westlichen Medien zu berichten. Im Westen erfuhren die Menschen, dass Russland vollkommen unprovoziert das arme Georgien überfallen habe. Von dem georgischen Angriff 24 Stunden zuvor erfuhren die Menschen im Westen nichts.

Wie sehr die westlichen Medien schon damals manipuliert haben, will ich an zwei Videos aus dem Jahr 2008 zeigen.

Der russische Präsident Putin wurde damals bei einem Treffen mit westlichen Journalisten nach dem Krieg gefragt. Hier sehen Sie die Frage und Putins Antwort.

Putin zum Kaukasuskrieg und den westlichen Medien

Die ARD hat einen Monat nach dem kurzen Krieg ein Interview mit Putin geführt. Das Interview dauerte eine halbe Stunde und die ARD zeigte es unter der Ankündigung „Das komplette Interview“ mit Putin zur besten Sendezeit nach der Tagesschau. Allerdings hatte die ARD das Interview auf 9 (in Worten neun) Minuten gekürzt und alle Argumente Putins rausgeschnitten. Dieses Video zeigt dafür Beispiele aus dem Interview.

ARD Meinungsmache Putin Interview zum Georgienkrieg

Die westlichen und die deutschen Medien haben nicht erst im aktuellen Ukraine-Konflikt mit dem Lügen über Russland begonnen, das Beispiel des Kaukasuskrieges zeigt, dass diese bewussten Lügen der westlichen Medien eine lange Tradition haben. Und über den Kaukasuskrieg lügen sie bis heute.


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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