Deutsche Zensurkampagne richtet sich gegen Wissenschaftler über BDS und erhebt „Antisemitismus“-Anklage   Von Jonathan Ofir

 

German censorship campaign targets scholar over BDS and applies ‚antisemitism‘ charge

Scholar Achille Mbembe was booked to speak at a German cultural festival, but he has been smeared as antisemitic for likening Israel to apartheid South Africa.

 

Deutsche Zensurkampagne richtet sich gegen Wissenschaftler über BDS und erhebt „Antisemitismus“-Anklage
Von Jonathan Ofir –  20. April 2020

 

Deutschland ist nun berüchtigt dafür, den Vorwurf des Antisemitismus zur Waffe zu erheben, um die Solidarität mit Palästina zum Schweigen zu bringen, und bezeichnet BDS – die friedliche Boykott-, Entflechtungs- und Sanktionsbewegung gegen israelische Übergriffe – als von Natur aus antisemitisch. Im Mai letzten Jahres hat der Deutsche Bundestag eine Resolution verabschiedet, in der der BDS als „antisemitisch“ verurteilt und „Israel“ und „Juden“ schlicht und einfach mit „Israel“ verschmolzen und damit der BDS mit dem Judenboykott der Nazis in Verbindung gebracht wurde.

Nun gibt es also einen ganzen Wirbel um den renommierten Professor Achille Mbembe, der für einen Vortrag bei der Ruhrtriennale in Nordrhein-Westfalen gebucht ist. Mbembe ist für die Eröffnungsrede am 14. August mit dem Titel „Reflexionen über das planetarische Leben“ gebucht. Er hat BDS unterstützt und Vergleiche zwischen der südafrikanischen Apartheid und der Unterdrückung der Palästinenser angestellt. Mbembe ist ein in Kamerun geborener, in Südafrika lebender Historiker, der auf der ganzen Welt Vorträge hält und von der South African National Research Foundation mit A1 bewertet wird. Er ist Mitglied der American Academy of Arts and Sciences.

Die Angriffe gegen Mbembe scheinen von Lorenz Deutsch, einem Lokalpolitiker der FDP (Liberale Partei), durch einen Brief initiiert worden zu sein, der von Dr. Felix Klein, dem „Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus“, weitergeleitet und gefördert wurde. Deutsch hebt in seinem Brief Zitate aus Mbembes Schreiben hervor, die seinen Antisemitismus belegen sollen, und was die lokale wie auch die israelische Presse als „Holocaust-Benachteiligung“ und „Holocaust-Relativierung“ ausgeheckt haben. Hier sind die kritischen Mbembe-Zitate:

Darüber hinaus sind die Auswirkungen des israelischen Projekts auf den palästinensischen Körper angesichts seines „Hi-Tech“-Charakters viel gewaltiger als die relativ primitiven Operationen, die das Apartheidregime in Südafrika zwischen 1948 und den frühen 1980er Jahren durchgeführt hat. Das Apartheidsystem in Südafrika und die Vernichtung der Juden in Europa – letzteres allerdings auf extreme Weise und in einem ganz anderen Rahmen – stellten zwei emblematische Manifestationen dieser Trennungsphantasie dar.

Wie gelangt man nun von hier aus zum Antisemitismus, zur Relativierung des Holocaust oder zur Trivialisierung des Holocaust? Selbst in dieser klinischen Isolation sind die Zitate recht logisch aufgebaut, und das letztgenannte Zitat ist sogar entscheidend für die Unterscheidung des Holocaust von der südafrikanischen Apartheid.

Der Schlüssel zur Anklage gegen Mbembe liegt in der berüchtigten „Definition“ von Antisemitismus durch die International Holocaust Remembrance Alliance, die international als Waffe eingesetzt wurde, um die Kritik an Israel zu unterdrücken.. Die vage und ungeschickte Definition liefert eine Liste von 11 Beispielen antisemitischer Äußerungen, von denen sieben mit Israel in Verbindung stehen. Unter diesen Beispielen sind:

Verweigerung des Selbstbestimmungsrechts des jüdischen Volkes, z.B. durch die Behauptung, die Existenz eines Staates Israel sei ein rassistisches Unterfangen

Beschuldigung der Juden als Volk oder Israels als Staat, den Holocaust erfunden oder übertrieben zu haben.

Diese beiden Beispiele scheinen nahe an die Anschuldigungen gegen Mbembe heranzukommen, obwohl sie ohnehin nicht wirklich zu ihnen passen. Diese „Definition“ soll ohnehin nicht perfekt passen – es geht darum, sich für eine allgemeine Kampagne der Verunglimpfung des BDS und der Kritik an Israel im Allgemeinen zu öffnen, wie es vielerorts der Fall war, wie in den USA und Großbritannien, wo die Definition in letzterem Land ein wichtiger Aktivposten in der Kampagne gegen Jeremy Corbyn war.

Die Angriffe gegen Mbembe scheinen mehrere Kanäle zu haben – von den lokalen Politikern und konservativen jüdischen Führern bis hin zur Jerusalem Post. „Deutscher Kulturfestival-Direktor wegen BDS-Antisemitismus zur Entlassung gedrängt“, so lautet der Titel des jüngsten in einer Reihe von Artikeln von Benjamin Weinthal in der Jerusalem Post, einem Journalisten, für den solche Hexenjagden ein Lieblingsprojekt zu sein scheinen.

Weinthals Ziel ist auch die Leiterin des Festivals, Stefanie Carp. Er zitiert zustimmend einen deutschen Beamten, der sagt, sie solle entlassen werden, weil sie Mbembe gebucht habe. Beachten Sie auch die Paarung „BDS-Antisemitismus“. Das ist eine sprachliche Gesamtverschmelzung, die absolut keinen Raum fuer die Moeglichkeit laesst, dass der BDS tatsaechlich eine Bewegung ist, die sich mit Menschenrechten befasst. Nein, es ist einfach eine Unterform des Antisemitismus, und das steht außer Diskussion. Weinthal zitiert Uwe Becker, den „Beauftragten der Hessischen Landesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen den Antisemitismus in Deutschland“, der genau dieselbe Verschmelzung vornimmt:

Wieder einmal setzt die Leiterin der Ruhrtriennale Stefanie Carp einen anti-israelischen Akzent und inszeniert die Diffamierung des jüdischen Staates unter dem Deckmantel der Kunst- und Meinungsfreiheit… Offensichtlich hat Frau Carp nicht nur ein Problem mit Israel, sondern bietet dem israelbezogenen Antisemitismus bewusst eine große Plattform. Wieder einmal missbraucht sie den Rahmen eines öffentlich finanzierten Festivals für antisemitische Feindbilder gegenüber Israel.

Dabei spielt es keine Rolle, dass Carp bestätigt hat, dass Mbembe in seiner Festival-Rede „sich nicht mit Israel und dem Nahost-Konflikt befassen wird“. Seine Positionen sind anscheinend jenseits des Erlaubten, und Carp muss gefeuert werden, weil sie überhaupt in Erwägung zieht, ihn über irgendetwas sprechen zu lassen.

Weinthal weist auf Mbembes Kardinalssünde hin: Dass er in einem Vorwort zu einem Buch aus dem Jahr 2015 mit dem Titel „Apartheid Israel: The Politics of an Analogy“ schrieb Mbembe, dass „die Zeit für eine globale Isolation“ Israels gekommen sei.

Es ist ein echtes Problem, wenn diese Zusammenschlüsse von Israel und allen Juden vollzogen werden – und man kann nicht über die israelische Apartheid sprechen, ohne sie als einen inhärenten Hass auf alle Juden zu betrachten.

Sogar Juden werden für diese Dinge angegriffen. Im vergangenen Jahr erhielt die Deutsch-Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden im Nahen Osten einen Friedenspreis der Stadt Göttingen, den Israel-Apologeten mit dem Hinweis auf die „falsche Art von Juden“ gestrichen haben wollten. Im Jahr 2016 wurde nach einer Aufklärungskampagne der israelischen Regierung und ihrer lokalen Unterstützer das Bankkonto der Organisation geschlossen. Dies war in der Tat das erste Mal nach dem Zweiten Weltkrieg, dass ein Konto einer jüdischen Organisation in Deutschland geschlossen wurde. Es wurde ihnen ausdrücklich erklärt, dass dies aus politischen Gründen geschah – wenn sie ihre Unterstützung für den BDS zurückziehen würden, könnten sie das Konto wieder eröffnen. Erst nach einer massiven Protestaktion wurde ihnen erlaubt, das Konto wieder zu eröffnen.

Deutschland wendet in dieser Hinsicht eine staatlich geförderte Zensur auf Steroide an. Die Holocaustschuld, die von israelischen Diplomaten aktiv und zugegebenermaßen gefördert wird, dient als zentraler emotionaler Kern für diese Zensur, die Israel vor Kritik und Verurteilung schützen soll, indem sie jeden, der jemals über seinen Rassismus gesprochen hat, selbst als Rassist befleckt. Übersetzt mit Deepl.com

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