Simcha Flapan<>?

Buchbesprechung

Simcha Flapan: <<Die Geburt Israels – Mythos und Wirklichkeit>> (Zambon Verlag)

1988 erschien das Buch >>Die Geburt Israels – Mythos und Wirklichkeit<< des jüdischen Historikers Simcha Flapan. Mit diesem Meilenstein wurden in der westlichen Welt erstmals und in umfassender Form die Fakten über die Gründergeschichte von Israel weltweit veröffentlicht.

Seit 30 Jahre ist die realistische, nüchterne Darstellung über das Entstehen Israels als Standwerk international bekannt.

Simcha Flapan verfolgt anhand sachlicher Fakten die 7 Mythen, die Israels Initiatoren erschufen. Beginnend mit der Illusion, dass der junge Staat Israel wehrlos gegen eine Übermacht arabischer Staaten gegenüber stand, legt der Historiker mit unbestechlicher Nüchternheit nach, die israelische Staatsgründung, ja dessen „Geburtsurkunde“ beruht auf Propaganda. Diese Propaganda, die allein zum Ziel hatte „bei keinem über vierzehn Jahre alten Araber Gnade walten zu lassen“, den Landraub in ein gutes PR-Licht zu setzen, dabei aber die Sympathie der Welt an den Juden durch den deutschen Faschismus zu nutzen. Flapan weißt nach, dass selbst die Jewish Agency, eine der zentralen Drahtzieher für das kolonialistische Zionprojekt auf dem Boden Palästinas, darin übereinstimmten, „dass die meisten Palästinenser, besonders die Bauern und die städtischen Immobilienbesitzer, an einem Krieg mit den Juden nicht interessiert waren.“ (S. 115)

Das hervorragende Werk zeigt, dass die Werbearbeit [Serienpropaganda] für etwas, was es so nie gegeben hätte, ein wichtiger Punkt in der Vereinnahmung fremden Landes darstellt. Der Autor geht der ideologischen und politischen Rücksichtslosigkeit nach; löst die zionistische Rücksichtslosigkeit in seiner ganzheitlichen Bedeutung auf. Anhand Originalaussagen der zionistischen Akteure, die, bevor sie nach Palästina kamen, noch andere Namen trugen, zeigen sich die etablierte Behauptungen, wie exemplarisch die der friedlichen Jischuw, die kriegerischen Arabern gegenüberstanden, als die katastrophale Lüge ist.

Israel wurde im Besonderen in den Anfangsjahren seiner Existenz als Wunder gefeiert. Kibbuzim galten als eine „sozialistische Lebensgemeinschaft“, bei der ausgeblendet wurde, dass der unterstellten „sozialistischen Lebensgemeinschaft“ mörderische Vertreibungen vorausgingen. Es „musste einer massenhaften Einwanderung und Siedlungstätigkeit von Juden in Palästina die Errichtung eines souveränen Staates vorausgehen“ (S. 36) notiert Flapan über die Politik des berüchtigten Jabotinsky; dies bereits im Jahr 1937. Der Autor zeichnet akribisch die „Schritt-für-Schritt-Strategie“ (S.37) der zionistischen Invasoren dar, die von politischem Handstreich, das heißt auch die ad hoc, ohne lange Wartezeit und Fehlerlesen, den „mächtigsten Hebel für die allmähliche Eroberung ganz Palästinas“, darstellt. Auf jeder Seite dieses bestechenden Standardwerkes über Israel, geht der Leser von Fakt zu Fakt, und gelangt durch die Klarheit der historischen Dokumentation, nüchterne Erkenntnis.

Bereits zu Weizmanns Zeit galt es sich sukzessive einen Hügel nach dem anderen zu schnappen und zu behalten. So zitiert der Autor David Grün alias D. Ben-Gurion, der das zionistische Projekt in seinen Briefen dokumentierte, mit „dass wir nach dem Aufbau einer großen Armee im Anschluß an die Errichtung des Staates die Teilung aufheben und uns über ganz Palästina ausdehnen können.“

Geschichtsrevisionisten wussten und wissen bis heute, dass sich die jüdische Führung kaum Gedanken machte um eine mögliche militärische Aktion der Araber. (S. 189) Denn Gurion „war von der Wirksamkeit einer Strategie der Zerstörung“ (S.140) überzeugt, dass „das Sterben der arabischen Städte in Palästina“ beinhaltete. „Israel hatte es mit Friedensverhandlungen nicht eilig“, wie es auf Seite 230 heißt, hat diese Tatsache bis zum heutigen Tag Gültigkeit, und es galt bereits 1949 „Verhandlungen hinauszuzögern.“ Was vor, während und nach hinausgezögerten Verhandlungen, diese zum Schein geführt wurden, geschah, beschreibt der Autor mit kühler Nüchternheit. Es galt „ganze Dörfer zu zerstören, Männer, Frauen und Kinder aus ihren Häusern zu treiben und sie in eine ungewisse Zukunft jenseits der Grenzen zu schicken.“ Die Palästinenser, die spontane Rückkehrversuche unternahmen, konnten sich dessen gewiss sein, dass „das Oberkommando der Meinung ist, seine Ziele durch Zerstörung, Mord und menschliches Leid schneller erreichen“ zu können, auch ausführte.
Simcha Flapan erinnert an Massaker, ethnische Säuberungsaktionen zionistischer Terrororganisationen, Täter und späteren Politiker, diese in Lydda, Ramla, Deir Yasin ausgeführt wurden.

Doch selbst westliche Nachrichtendienste bestätigten die Richtigkeit Flapans Nachforschungen, dass die kriminellen Handlungen der Akteuere Begin, Shamir, Gurion, Sharett uvm., deren Karrieren von Mörder zu Politiker und Schreibtischtäter wechselten, Fakten der objektivierbaren Geschichte darstellen.

Die Massaker wie sie das palästinensische Volk auch und wieder seit Mai dieses Jahres erleben muss, ohne das westliche Politiker eine Note äußerten, waren bereits 1948 israelische Handlungsmuster. Es galt und gilt bis heute, „die Grenzen des Staates [Israel] in alle Richtungen zu verschieben“, wird Gurion aus seinen Kriegstagebüchern (S. 79) zitiert.
Es galt gegen Palästina, was heute immer noch gilt: Demographische Minimierung, geographische Maximierung, Errichtung der zionistischen Vorherrschaft, Apartheid-Gesetze, Agitation auf internationaler Bühne zur Verschleierung und Rechtfertigung von militärischen Offensiven, Kollaborationen mit westlichen Interessenvertretern. Im Besonderen die westlichen Vertreter und Befürworter eines zionistischen Staates, der sich als „jüdisch“ geriert, sind Mitarbeiter des bereits früh eingerichteten „Tranfer-Komitee“; die Geschichte des Kolonialismus. Bereits 1948 führte der berüchtigte Staatsgründer Gurion in alle überfallenen und eroberten arabischen Gebiete Militärverordnungen, ab Israelgründung 05/1948 wurden die eroberten fremden Gebiete der offiziellen israelischen Militärverwaltung unterstellt. (S. 157)

Dem Autoren Simcha Flapan ist das Großwerk gelungen, als erster Israeli das Buch über Mythos Israel und seine furchtbare Staatsgründung, die ausschließlich auf militärische Lösungen und Verdrängung der Palästinenser beruht, verfasst zu haben. Ich denke, hierdurch ist Simcha Flapan, aus seiner israelischen Staatsbürgerschaft entflohen, in dem er sich der jüdischer Tradition der Bildung zuwendete.

Die Fakten dieses ausnehmend lehrreichen Buches können nicht widerlegt, sie können nur unterdrückt werden. Wie eingangs erwähnt, das Buch über die grausame Entstehungsgeschichte Israel ist seit 1988 offen gelegt. Hervorragende Autoren, Wissenschaftler, Journalisten, Kulturschaffende folgten dem Weg von Simcha Flapan. Und wie es der Autor auf S. 192 beschreibt, dass „eine eingehende Analyse der Geschehnisse zeigt“, dass das verbale Kriegsgeschrei der Araber entgegengesetzt ihrer kriegerischen Handlung stand. Allein bekannt, von Syrien bis nach Saudi Arabien hatten die arabischen Führer andere Hauptprobleme, als dass sie sich mit dem zionistischen Aggressor hätten eingelassen. Terroristengangs, von Hagana bis Lehi konnten mit defacto freier Hand auf dem Land der Palästinenser ein- und durchmarschieren. Es gab keine annähernd überzeugende arabische Armee die sich in einen Krieg mit den westlicherseits finanzierten und mit Kriegsgerät belieferten zionistischen Terroristen einließen.

Ein weiterer Mythos:
Die zionistischen Führer seien mit dem Teilungsplan einverstanden gewesen, indes die indigne Bevölkerung, die Araber im Großraum selbst dagegen gewesen seien, auch diese Lüge widerlegt der Autor mit Fakten.Die Flucht der Ureinwohner, der Palästinenser, sei aus freien Stücken, durch einen Aufruf der arabischen Führung geschehen. Zwei von sieben Mythen, die der Historiker Flapan in seinem Buch der israelischen Fiktionen zuordnet. Ebenso die sich über Jahre hindurch gehaltene Behauptung, dass der Krieg von 1948 unausweichlich gewesen wäre, ist durch diese Arbeit entmystifiziert; als Lüge aufgedeckt. Der frisch gebackene israelische Staat stand eben nicht, wie über Jahrzehnte behauptet wurde einer kriegerischen Übermacht arabischen Streitkräfte gegenüber. Allein: König Farouk von Ägypten irrwandelte weltfremd in seinem Märchenschloss, König Abdullah von Jordanien paktierte mit den Zionisten, der saudische König glaubte nicht an eine zionistische Übermacht in Palästina, und er hörte nicht auf seinen Sohn Faisal, der eindringlich vor den Zionisten warnte. Der arabischen Nationen waren durch regionale bis lokale Herrscheransprüche derart zerstritten, dass von arabischen Streitkräften als eine tatsächliche Bedrohung in seriöser Geschichtsschreibung nirgends zu lesen ist.

Unmenschlichkeiten, wie sie heute leider ignoriert werden, wurden über Jahre geheim gehalten. Denn: „ Zunächst ließen sich damit alle unschönen Spuren tilgen, die die israelischen Sieger angewandt hatten – von der Beschlagnahme von Lebensmitteln, Rohstoffen, Medikamente und Grundstücken, bis zu Akten des Terrors […]“ Flapan weißt ungeschnörkelt, mit einfühlsamer und doch sachlicher Stimme auf „die Weisung, ganze Dörfer zu zerstören, Männer, Frauen und Kinder“ zusammenzutreiben, um „dann zur Deportation in Lastwagen gepfercht wurden.“ Der Autor ist in seiner Sprache kompromisslos, und weißt nach, dass „Tausende und Abertausende von Häusern, Werkstätten, Lagerhallen, Viehställen, Kinderheimen und Gärten“ zerstört, „Vieh geraubt, bewegliches Inventar entweder beschlagnahmt oder verbrannt“ wurden. Die zionistischen Terrorhorden sendeten Tod und Vernichtung in Palästina.

Die ausnehmend hohe und wertvolle Arbeit Flapans entmystifiziert Israel; seine Arbeit stellt die faktische Geschichte zur Wirklichkeit. Es gab kein Wunder in Israel, gleichwohl gibt es geraubtes Land auf dem auch Kibbuzim, heutzutage nennt sich diese Bewegung Siedler, entstanden.

Wenn über Israel berechtigt als ein synthetisches Konstrukt befunden wird, so ist es dem Vorreiter der verifizierten israelischen Geschichtsschreibung, Simcha Flapan, gelungen mit >>Die Geburt Israels – Mythos und Wirklichkeit<< , Israel seine tatsächliche Geburtsurkunde ausgestellt zu haben. Ein hervorragendes Werk. Wie die Wahrheit, so bleibt auch dieses Buch zur Einsicht immerdar.

 

 

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*