Dieter Neuhaus über deutsche „Qualitätsmedien“

 

Ich danke Dieter Neuhaus für seine e-mail, dass ich nur voll unterstützen kann und die sich beliebig erweitern ließe. Als Abonnentin der F.A.Z. sehe ich schon seit geraumer Zeit,, dass so viele wichtige Tatsachenentweder unvollständig oder gar nicht veröffentlicht werden . Daher bin ich sehr froh, dass es so viele seriöse Internet Informationen gibt, aus denen ich genau das erfahre das mir die F.A.Z. oder andere „Leitmedien“ vorenthalten, Sehr gern veröffentliche daher dieses wohltuende e-mail von Dieter Neuhaus.

Evelyn Hecht-Galinski

 

Bild: middleeasteye

 

Dieter Neuhaus:
11. August 2022
In den letzten Tagen hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung (oft als „Qualitätsmedium“ bezeichnet) mehrere Texte zum Thema „deutscher Antisemitismus und die Kunstausstellung Documenta“ veröffentlicht, die überwiegend von FAZ-Redakteur Claudius Seidl stammen. Er schreibt, dass die jüdischen Besucher in dieser Ausstellung Bilder gesehen hätten, wie es sie seit 77 Jahren hier nicht zu sehen gab. Seidl folgert: „Diese Documenta ist wohl nicht mehr zu retten.“Der Autor bezieht sich auf die wenigen Zeichnungen, in denen antisemitisch zu verstehende Darstellungen von israelischen Soldaten und jüdischen Menschen zu sehen sind. Der Schreiber dieser Zeilen fragt sich, ob Seidl mit dem alltäglichen Rassismus in Israel und insbesondere gegenüber den Palästinensern in den völkerrechtswidrig besetzten Gebieten vertraut ist. Die Opfer dieses Rassismus sind Palästinenser, deren Land vom Staat Israel gestohlen wurde und deren Menschenrechte täglich auf das Gröbste verletzt werden. Dabei ist es so einfach, sich über diese „Missstände“ zu informieren, z.B. in der angesehenen israelischen Tageszeitung „Haaretz“ sowie in den Berichten von Amnesty International und von „B’Tselem“ und „Breaking the Silence/Schovrim Schtika“. Die Mitglieder der letztgenannten Organisation sind ehemalige israelische Soldaten, die die Verbrechen und sonstige Schandtaten der Armee veröffentlichen. Gerade hat diese Gruppe einen weiteren Bericht vorgelegt und der weltweiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Er umfasst über 100 Seiten.

 

Aber die FAZ hat am 1. August auch einen Text des externen Politikberaters Leonhard Kaminski veröffentlicht. Der bezeichnet seinen Bericht als „Protokoll der Ignoranz“. Er wirft den Deutschen unter der Überschrift „Stellt euch bitte nicht so an“ den israelbezogenen Antisemitismus vor. Außerdem behauptet er, dass Judenhass in der deutschen Öffentlichkeit zwar propagiert, aber nicht sanktioniert werde. Dies führe dazu, so Kaminski, dass die Öffentlichkeit Antisemitismus einfach hinnehme. Kaminski hofft, dass seine Kinder und die Enkelkinder trotz des deutschen Antisemitismus noch in diesem Land aufwachsen können. Auch Kaminski ist zu raten, sich über den Rassismus in Israel und den meist lautstark auf den Straßen vorgetragenen Hass auf Araber zu informieren. Zum Beispiel in der Haaretz vom 1. August 2022: Die Jugend in Israel tendiert  extrem nach rechts. Und er sollte auch nachlesen, wie Palästina und die Palästinenser in den offiziellen israelischen Schulbüchern dargestellt werden. Die israelische Erziehungswissenschaftlerin Nuri Pelet-Elbanan hat vor zwei Jahren die offiziellen Schulbücher in Israel ausgewertet. Ihr erschreckendes, aber letztlich nicht überraschendes Fazit: Den jungen Israelis wird der rassistisch begründete Hass auf die Palästinenser regelrecht eingetrichtert. In den Schulbüchern  finden sich Ausdrücke wie „Araber sind ein primitiver Pöbel“, dessen man sich entledigen oder der vernichtet werden muss. Kein Zweifel: Die zahlreich von Peled-Elbanan aufgeführten Beispiele erklären die verbreitete Feindseligkeit von Israelis gegenüber Palästinensern und die Verachtung von jüdischen Israelis gegenüber den Palästinensern. Ist den Autoren der angesprochenen FAZ-Texte gleichgültig, wie verkommen, wie brutal das Verhältnis von jüdischen Israelis zu den Arabern ist? Und haben die Autoren ihre Aussagen zum „deutschen Antisemitismus“ der Documenta 15 in Beziehung gesetzt zu den fürchterlichen Anfeindungen der Araber in Palästina? Wie stehen sie zu den Graffitis, die in Hebron auf die Haustüren von Palästinensern gesprüht wurden: „Arabs to the Gas Chambers“ und „Shoa for the Arabs“! Sollten die Israelis und ihre Lobby nicht zunächst vor der eigenen Haustür kehren?

 

Ich füge zwei Fotos bei, die ein Kind und eine junge palästinensische Krankenschwester zeigen, die in letzter Zeit von israelischen Soldaten ermordet wurden. Sie stehen stellvertretend für eine große Zahl ermordeter palästinensischer Kinder und Frauen. Glaubhaften Berichten zufolge wurden seit dem Jahr 2000 mindestens 2.200 Kinder von der Armee und israelischen Siedlern getötet. Und weitere 16 Kinder waren Opfer der jüngsten Bombardierungen von Wohngebieten des Gazastreifens. Aktuell ergänze ich die Fotos der Kinder, die hierbei um ihr junges Leben kamen.

 

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Auch der Spiegel hat sich jüngst nicht mit Ruhm bekleckert, als sein Leiter für Meinung und Debatte, Alexander Neubacher einen Schmähtext zur Documenta veröffentlichte. Er meinte, die Ausstellung mit dem Begriff „Horrorshow“ diffamieren zu müssen. Peter-Matthias Gaede, langjähriger Chef der bekannten Zeitschrift „Geo“ hat ihm darauf eine sehr überzeugende und scharfe Antwort geschickt, die Herrn Neubacher die Schamesröte ins Gesicht treiben sollte. Und auch der Israeli Moshe Zuckermann hat „Nachüberlegungen zum Documenta-Eklat“ angestellt. Er fragt sich zu Recht,“ wieso in den deutschen Medien die schon Jahrzehnte währende Barbarei der israelischen Okkupation in den palästinensischen Gebieten, die schon Jahrzehnte währende Knechtung der Palästinenser, ihre Schikanierung, Diskriminierung und militärische Unterdrückung, die oft genug auch die Tötung von Zivilisten zeitigt, weitgehend ausgespart werden.“

 

Wer will, kann diese e-mail weiterleiten.

 

Dieter Neuhaus

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