Ein bewegtes Leben Von Lillian Rosengarten Zambon Verlag

Immer wieder, wenn mich Neuigkeiten von Lillian Rosengarten Blog erreichen, bin ich fasziniert von dieser mutigen Frau und wie sie die Verbrechen des politischen Zionismus anprangert. Als der Zambon Verlag 2014 ihre  bewegende Biografie über ihr bewegtes Leben publizierte, war ich begeistert. Diese Frau verkörpert trotz ihres hohen Alters genau das, was den meisten Menschen gerade fehlt, nämlich Zivilcourage und Gerechtigkeitssinn.

Die säkulare Jüdin wurde 1935 in Frankfurt geboren und floh mit ihren Eltern vor den Nazis in die USA. Dort nahm sie in den sechziger Jahren an der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und dann an den Demonstrationen gegen den Vietnam-Krieg teil. Auch der Frauenbewegung schloss sie sich an. Durch viele Besuche in Israel und vor allem durch die Begegnung mit dem emigrierten Juden Hans Leberecht sei ihr das furchtbare Schicksal der Palästinenser bewusst geworden, das der zionistische Staat diesem Volk bereite. In dem Raum der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, in dem der über eine Million durch die Nazis ermordeten Kinder gedacht wird, sei ihr bewusst geworden, welche Leiden auch palästinensische Kinder durchmachen müssten. (Im letzten Gaza-Krieg 2014 wurden 400 Kinder von der israelischen Armee getötet, hunderte verletzt und vermutlich Tausende traumatisiert.) Daraus habe sie die Schlussfolgerung gezogen, dass die Maxime des „Nie wieder!“ aus dem Holocaust nicht nur partikularistisch für Juden gelte (wie Israel behauptet), sondern universalistisch für alle Menschen. Und deshalb sagt sie heute: „Die Palästinenser sind die letzten Opfer des Holocaust.“  Mein geschätzter Freund, Alfred Grosser geht noch weiter und sagt: „Wer heute Hitler überwinden will, muss die Palästinenser unterstützen!“ Lillian Rosengarten tut das, indem sie sich für die Rechte dieses Volkes einsetzt.

2010 versuchte sie vergeblich mit anderen Juden, auf einem Boot von der Seeseite her die israelische Blockade um den Gazastreifen zu durchbrechen. Mit Abscheu erinnert sie sich daran, wie brutal die jüdischen „Verteidigungssoldaten“ das Schiff – in internationalen Gewässern! – aufgebracht hätten. Und auch die anschließende Behandlung im israelischen Hafen Ashdod sei äußerst unmenschlich gewesen. 2011 schaffte sie es dann, auf dem Landweg nach Gaza zu kommen und war erschüttert von dem, was sie dort gesehen und erlebt hat. Sie als einzige US-Amerikanerin an Bord hätte es sich nie können, von den Israelis verhaftet zu werden oder gesagt zu bekommen, sie dürfte dorthin nicht zurückkehren. Wahrlich “ Ein bewegtes Leben“.

Gerade in der momentanen „Corona-Zeiten“, ist mir dieses Buch ein treuer Begleiter, für durchhalten und zielstrebig fortzufahren in allen Aktivitäten. Wer dieses Buch noch nicht hat, sollte es sich unbedingt zulegen, es lohnt sich.

Evelyn Hecht-Galinski

 

 

http://zambon-verlag.de/book.html?bookid=135

http://www.jungewelt.de/2014/09-22/050.php

Buchrezension

22.09.2014 / Politisches Buch / Seite 15

Gerechtigkeit für Palästina

Erinnerungen einer jüdischen Politaktivistin

Von Gerd Bedszent

 

Eine im Medienrauschen schon wieder fast vergessene Episode: Im September 2010 wurde von der israelischen Marine in den Küstengewässern von Gaza ein Boot aufgebracht. Dessen ausschließlich passiven Widerstand leistende Insassen wurden festgenommen und nach Israel verschleppt.

 

Der vom Zambon-Verlag herausgegebene Band schildert diesen Vorfall aus Sicht der US-amerikanischen Psychotherapeutin Lilian Rosengarten, die selbst an der Aktion beteiligt war. Anders als bei dem Angriff auf die »Gaza-Freiheitsflotte« fielen keine Schüsse, es gab keine Toten. Dies wäre von den israelischen Militärs auch schwerlich medial zu vermitteln gewesen. Träger dieses (vergeblichen) Versuches, die Seeblockade aufzubrechen und Hilfsgüter nach Gaza zu bringen, war die Organisation »Jews for Justice for Palestinians«. Die kleine Gruppe von Passagieren und Besatzungsmitgliedern setzte sich ausschließlich aus Menschen mit jüdischen Wurzeln zusammen; mehrere von ihnen waren israelische Militärdienstverweigerer. Was die israelischen Soldaten nicht daran hinderte, gewaltsam gegen sie vorzugehen: »Ein junger Offizier verhörte mich wie eine Kriminelle. ›Sind sie Jüdin?‹ fragte er abgestumpft und angewidert.« Die Internationalisten unter den Passagieren wurden wenige Stunden nach ihrer Verschleppung aus Israel ausgewiesen, absurderweise mit der Begründung, daß sie sich unrechtmäßig im Lande aufhielten.

 

Der Band erschöpft sich jedoch nicht in der detaillierten Schilderung dieses wiederholten Piratenaktes der israelischen Seestreitkräfte. Die Autorin zieht in weiten Teilen des Buches eine kritische Bilanz ihres Lebens: Sie wurde in Nazideutschland geboren. Ihre Familie flüchtete kurz nach ihrer Geburt in die USA, nachdem ihr Vater auf offener Straße von SA-Männern zusammengeschlagen wurden war. Im Zuge des 1968er-Aufbruchs politisierte sie sich und schloß sich der Hippiebewegung an.

 

Ausführlich berichtet die Autorin über ihren Entschluß, sich – obwohl bekennende Jüdin – für die Sache der palästinensischen Bevölkerung einzusetzen. Lilian Rosengarten schreibt unter anderem über ihre Reise ins »Land der traurigen Orangen, wo die Kinder in Flüchtlingslagern spielen. Grau sind die Gebäude entlang der engen Straßen, der Gestank von Abfall, Kloaken, keine Sonne, keine Bäume. Es regnet weißen Phosphor …« Sie schildert die extreme Notlage der Bevölkerung, die Zustände in palästinensischen Krankenhäusern, auch ihre Begegnungen mit Vertretern von Fatah und Hamas. Aus Betroffenheit wurde schließlich das Bedürfnis, etwas gegen diese Zustände zu unternehmen.

 

Lillian Rosengarten: Ein bewegtes Leben. Von den Schatten Nazideutschlands zum jüdischen Boot nach Gaza, Übersetzung: Inga Gelsdorf, Zambon Verlag, Frankfurt am Main 2013, 146 Seiten, 12 Euro

Lillian Rosengarten – Palestine Book Awards

Middle East Monitor is proud to host the annual award ceremony to celebrate the best books written in English on the subject of Palestine.

Rosengarten, Lillian: Ein bewegtes Leben. Von den Schatten Nazi-Deutschlands zum jüdischen Boot nach Gaza

Im September 2010 wurde in den Küstengewässern vor Gaza von der israelischen Marine das Friedensboot „Irene“ gestoppt und wurden die sieben jüdischen Friedensaktivisten und zwei Journalisten festgenommen, ins Gefängnis nach Aschdod geschleppt und des Landes verwiesen. Träger der Flotte war die Organisation „Jews for Justice for Palestinians“.

Lillian Rosengarten: Eine Jüdin, die mit Israel hart ins Gericht geht

Die 80-jährige Lillian Rosengarten engagiert sich für den Frieden im Nahen Osten – und blickt auf ein bewegtes Leben zurück

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