„Es wurde über Monate so getan, als sei dieser Krieg vom Himmel gefallen.“ von Marcus Klöckner.

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Kriegspropaganda, Realitätsverdrehungen und Einblicke in eine „Lanz-Sendung“: Im zweiten Teil des Interviews mit Ulrike Guérot und Hauke Ritz liegt der Fokus auf dem Krieg in der Ukraine. Guérot gibt aber auch einen Einblick in ihren Auftritt bei Markus Lanz, wo die Gäste und der Moderator sie massiv angegangen haben und äußert sich zu den Plagiatsvorwürfen.

 „Es wurde über Monate so getan, als sei dieser Krieg vom Himmel gefallen.“

von Marcus Klöckner.

29. Oktober 2022

Erkennen Sie im Handeln der EU Kriegspropaganda? Wenn ja: Wie sieht diese aus?

Guerot: Wenn wir über Kriegspropaganda reden, gilt zu wissen: Kriege – insbesondere in unserer Zeit – sind zuallererst Informationskriege. Wir analysieren in unserem Buch die Kapazitäten der USA, die Deutungshoheit der westlichen Medien zu bestimmen und ein framing zu erzeugen, dass den „Westen“ immer in gutem Licht dastehen lässt.

Haben Sie Beispiele?

Guérot: Das fängt mit semantischen Setzungen bzw. Begrifflichkeiten an. Wenn die USA einen – ebenfalls in den meisten Fällen völkerrechtswidrigen – Krieg beginnen, ist es etwa immer ein „Einmarsch“ oder eine „Intervention“. Im Falle der Ukraine wurde fast penetrant vom russischen Angriffskrieg gesprochen, obwohl, nüchtern gesprochen, das von einigen vorgebrachte Argument eines russischen Beistandes der russisch-sprachigen Bevölkerungen im Donbass nach Art. 51 UN-Charta auch hätte diskutiert werden können. Die eindeutige normative Festlegung ist ein Element von Propaganda. Die völlig fehlende Kontextualisierung in der Berichterstattung ein zweites. Es wurde ja über Monate so getan, als sei dieser Krieg am 24. Februar 2022 vom Himmel gefallen.

Wie erklären Sie sich dieses Verhalten?

Guérot: Nun mit der eindeutigen semantischen Setzung („Angriffskrieg“), der daraus erzeugten normativen Eindeutigkeit („Putin ist alleine Schuld“) sowie der mangelnden Kontextualisierung („der Krieg hat keine Vorgeschichte“) ist es gelungen, jede Mitverantwortung des Westen für die Geschehnisse auszublenden und gleichzeitig in der Bevölkerung eine emotionale Grundstimmung oder gar Empörung zu verbreiten, die für ein Kriegsgeschehen aufwiegelt, die also erst die Bereitschaft schafft, etwa Milliarden Steuergelder für Waffenlieferungen bereitzustellen, „Frieren im Winter“ in Kauf zu nehmen oder auch es hinzunehmen, dass durch die explodierenden Gas- und Energiekosten ganze Industriezweige in die Insolvenz getrieben werden. Unter normalen Umständen würde man das ja, vernunftbegabt, nie zulassen. Es muss also eine emotionale Disposition in der Bevölkerung erzeugt werden, dass man es für einen guten Zweck in Kauf nimmt, und das ist mittels dieser Kriegspropaganda ja auch hinreichend gelungen, auch wenn langsam Zweifel durchsickern, der Widerstand dagegen lauter wird und sich „Frieren für Kiew“ nicht so einfach politisch verordnen lässt. Sahra Wagenknecht, die als einzige mutige Politikerin diese de facto selbstschädigende Politik kritisiert, erntet dafür sehr viel Zuspruch.

Ist der Krieg in der Ukraine für Sie auch ein Stellvertreterkrieg?

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