Französische Journalistin: „Habe nach Donbass-Reise meine Arbeit verloren und werde bedroht“

Soviel zur Bedrohung des freien Journalismus und der unabhängigen Berichterstattung      Evelyn Hecht-Galinski

Französische Journalistin: „Habe nach Donbass-Reise meine Arbeit verloren und werde bedroht“

Die französische Journalistin Anne-Laure Bonnel erklärte in einem Gespräch mit der staatlichen russischen Nachrichtenagentur „RIA Nowosti“, dass sie nach einer Reise für eine Dokumentation der Situation im Donbass ihre Arbeit verloren habe und Bedrohungen ausgesetzt sei.

Französische Journalistin: „Habe nach Donbass-Reise meine

Arbeit verloren und werde bedroht“

Die französische Journalistin Anne-Laure Bonnel erklärte in einem Gespräch mit der staatlichen russischen Nachrichtenagentur „RIA Nowosti“, dass sie nach einer Reise für eine Dokumentation der Situation im Donbass ihre Arbeit verloren habe und Bedrohungen ausgesetzt sei.
Französische Journalistin: "Habe nach Donbass-Reise meine Arbeit verloren und werde bedroht"© Facebook.com/Annelaure.bonnel

Die französische Journalistin und Regisseurin Anne-Laure Bonnel, Autorin von zwei Dokumentarfilmen über den Donbass, sagte gegenüber der staatlichen russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti jüngst, dass sie wegen ihrer letzten Reise dorthin nun ihren Job verlor und Drohungen erhalte.

Bonnel besuchte bereits 2015 die Ostukraine und präsentierte daraufhin im Jahr 2016 den Dokumentarfilm „Donbass“. Im Februar dieses Jahres reiste die Journalistin abermals in die Region und drehte einen neuen Film: „Donbass. Acht Jahre später“. Sie traf wenige Tage vor Beginn der militärischen Eskalation im Donbass ein. Die Journalistin berichtete gegenüber RIA Nowosti über ihre Rückkehr nach Frankreich:

„Als ich (…) zurückkam, musste ich meine Aufnahmen mehreren Leuten zeigen, und dann stieß ich auf das erste Problem: Leute, die sich für meine Aufnahmen interessierten, erschienen nicht mehr. Das war das erste Problem.“

Daraufhin beschloss Bonnel, den Film ins Internet zu stellen. Die Journalistin betont, dass der Film keinen politischen Kontext habe – es gehe nur um das Leben der Zivilbevölkerung im Donbass, das sie während ihres Aufenthalts dort beobachtet und dokumentiert habe. Doch offenbar hatten ihre jüngste Reise und der Film darüber nun ernste Konsequenzen:

„Als der Film bereits veröffentlicht wurde, stieß ich auf andere Probleme – sie können damit zusammenhängen oder auch nicht, es ist schwer zu sagen. Aber ich habe meinen Job an der Universität von Paris verloren, wo ich 15 Jahre lang gelehrt habe.“

Bonnet erläuterte das noch:

„Mein Vertrag wurde nicht verlängert (…) In einer Mail der Uni wurde mir mitgeteilt, dass ich nicht mehr den Werten der Uni entspreche, also könnten sie mir nicht erlauben, weiter [dort] zu arbeiten.“

Die Journalistin machte gegenüber RIA Nowosti auf den eklatanten Widerspruch beim Vergleich mit ihrem ersten Film über den Donbass aufmerksam. Der erste Film sei 2016 sogar an der Universität Sorbonne gezeigt worden. Im Jahr 2022 sei auch der offenbar plötzlich inakzeptabel geworden.

Doch die Konsequenzen für Bonnel beschränkten sich nach Angaben der Journalistin nicht nur auf ihre berufliche Tätigkeit:

„Psychischer Druck wurde auf mich ausgeübt, ich erhielt Drohungen. Deshalb habe ich lange Zeit im Schatten gelebt. Es ist nicht einfach.“

Trotzdem sei sie optimistisch, so Bonnel. Kollegen aus den französischen Medien hätten sich bei ihr gemeldet, vor allem Printjournalisten, „die verstehen wollen, was seit acht Jahren passiert“, so die Journalistin weiter. Bonnel schließt nicht aus, dass sie auch weiterhin Filme über die Ukraine-Krise drehen wird, um der französischen Öffentlichkeit unterschiedliche Sichtweisen auf das tatsächliche Geschehen zu zeigen.

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