Grußkarte an General Freuding: „Marsch der Schande“ durch Kiew mit 37.000 Deutschen vor 80 Jahren Von Wladislaw Sankin

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Grußkarte an General Freuding: „Marsch der Schande“ durch Kiew mit 37.000 Deutschen vor 80 Jahren

Von Wladislaw Sankin

 

Die Generäle der Bundeswehr können ihre Freude kaum noch unterdrücken, wenn sie vom ukrainischen Einmarsch im russischen Gebiet Kursk sprechen. Sie schwärmen von Russlands Niederlage und reden von „wir“, wenn sie über die Nöte der ukrainischen Streitkräfte sprechen. Man sollte sie daran erinnern, was an diesen Tagen vor 80 Jahren mit ihren militärischen Ziehvätern in Kiew geschah.
Quelle: Sputnik

Generalmajor Dr. Christian Freuding vom Sonderstab der Ukraine kann seine Freude schwer unterdrücken. Aktuell müssten 100.000 Russen aus grenznahen Orten ins Hinterland „abgesiedelt“ werden, sagte er in einem Interview für die Bundeswehr. Mit anderen Worten, diese Menschen sind auch dank des deutschen militärischen Engagements auf der Flucht. Diese russischen Menschen fliehen vor deutschen Waffen, denn die ukrainischen Soldaten drängen in Marder-Schützenpanzern nach Russland vor.

„Nein, das sind ukrainische Waffen, denn sie werden von der ukrainischen Militärführung eingesetzt“, beteuert Freuding, wohl wissend, dass sich viele Menschen hierzulande immer noch an der Frage nach dem Grad der deutschen Kriegsbeteiligung im Ukraine-Konflikt stören.

Doch dann im Laufe des Gesprächs vergisst er sich und redet plötzlich von „wir“, als er über die ukrainische Luftabwehr spricht:

„Wir haben die Herausforderung, dass wir die Luftverteidigungssysteme brauchen, einmal zum Schutz der kritischen Infrastruktur. Zum zweiten zum Schutz der Bevölkerungszentren. Wir brauchen sie zum Schutz, zur Verteidigung der unmittelbar an der Front eingesetzten Truppenteile. Wir brauchen sie jetzt auch oben in Kursk zur Begleitung des Angriffs.“

Noch einmal: „Wir brauchen sie in Kursk zur Begleitung des Angriffs.“ Insgesamt biete der Angriff auf das Kursker Gebiet „viele interessante Möglichkeiten“, freut er sich und strahlt Optimismus aus, als der Moderator ihn fragt, ob die Ukraine den Krieg doch noch gewinnen könne: „Ja, natürlich!“. Und Freuding erinnert daran, dass dieser Sieg die Vertreibung Russlands aus den sogenannten okkupierten Gebieten bedeute, einschließlich der schon seit zehneinhalb Jahren russischen Krim. Seine Augen funkeln schon wieder, genauso wie vor ungefähr einem Jahr im September, als er bei einer Konferenz in Kiew zum gleichen Thema befragt wurde.

Die Russen kommen aus dem Staunen nicht heraus. Sind das die gleichen Deutschen, denen wir noch vor wenigen Jahren unser Gas zu Vorzugspreisen geliefert haben (und denen wir es immer noch anbieten)? Oder sind es schon andere Deutsche ‬‒ die von der Wehrmacht? Die Debatte um Wehrmacht-Vorbilder für die Bundeswehr rundete das Bild diese Woche ab. Ein russischer Journalist postete einen leicht manipulierten Ausschnitt von Freudings Auftritt auf seinem Telegram-Kanal und fragte:

„Offiziere analysieren die Gefechte im Gebiet Kursk. Sommer 2024. Bundeswehr. Oder ist es schon die Wehrmacht?“

Was können wir hier, in Berlin, tun? Ganz im Geiste des geposteten Videos des russischen Journalisten, der die Besprechung eroberter russischer Gebiete mit Wehrmacht-Liedern untermalte, können wir eine Bilderserie aus Kiew von vor genau 80 Jahren an die deutschen Generäle und sonstigen Offiziere richten. Erinnert euch einfach daran, was euren Vorfahren auf ukrainischem Boden widerfahren ist.

Am 16. August 1944 fand in Kiew ein „Marsch der Schande“ statt. Eine Kolonne deutscher Kriegsgefangener, die 37.000 Menschen umfasste, marschierte durch die Straßen der Stadt. Nach Berechnungen des sowjetischen Militärs kamen 170.000 Kiewer Bürger, um die „tapferen“ deutschen Soldaten zu bestaunen, die versprochen hatten, die gesamte Sowjetunion zu erobern, aber stattdessen in Gefangenschaft gerieten.

Kolonnen von Kriegsgefangenen marschierten fünf Stunden lang ‬‒ von 10 Uhr vormittags bis 15 Uhr am Nachmittag ‒ durch die Straßen Kiews, die von Trümmern geräumt worden waren. Die Gesamtlänge der Route durch die Stadt vom Konzentrationspunkt bis zum Ort der Verladung in die Staffeln betrug 21 Kilometer.

Nach dem Ende der Prozession wurden die Gefangenen in 13 Eisenbahnwaggons verladen. Etwa 19.000 Teilnehmer des „Marsches“ wurden in die Minen des Donbass geschickt, 5.000 nach Saporoschje in die Betriebe des Volkskommissariats für Tschornmet und des Volkskommissariats für Luftfahrtindustrie, und 4.500 weitere Deutsche wurden nach Nikolajew geschickt, um den Hafen und die Werft wiederherzustellen. Fast 5.000 Kriegsgefangene blieben in Kiew, wo sie beim Wiederaufbau der kriegszerstörten Stadt eingesetzt wurden.

Die damals streng geheimen Berichte des Innenministeriums geben die Reaktionen der Kiewer Bevölkerung auf den Marsch wieder. Viele störten sich daran, dass ihre ehemaligen Peiniger zu gut aussahen, im Unterschied zu den gefangenen sowjetischen Soldaten, die ‬‒ hungrig und verwundet ‬‒ von den Deutschen getrieben werden. Es gab auch Versuche von Soldaten und Invaliden des Vaterländischen Krieges, die Absperrung zu durchbrechen und Kriegsgefangene mit einer Krücke, einem Stein oder einem Stock zu schlagen, ohne ihnen jedoch besonderen Schaden zuzufügen.

Eine Frau näherte sich der Kolonne und spuckte einem deutschen Offizier ins Gesicht. Diese Aktionen wurden von Beifallsbekundungen begleitet. Die Bevölkerung zeigte einen tiefen Hass und Abscheu gegenüber den Nazis: „Tod für Hitler!“, „Wir haben die Nase voll!“, „Tod dem Faschismus!“, „Schande über die Mörder!“ und so weiter. Das Auftauchen von Kriegsgefangenen löste in der Bevölkerung auch Lachanfälle aus.

Viele Einwohner haben ihre eigenen Erinnerungen an den Tag überliefert, das Nachrichtenportal Baltnews hat sie zusammengefasst. So erinnerte sich eine Kiewerin in ihren Memoiren: „Die Kolonne wurde von einer Kette von Soldaten und Polizisten an den Rändern geschützt. Aber kaum einer der Kiewer Bürger stürzte sich auf den wehrlosen, gestrigen Feind. Meist beschränkte sich alles auf empörte Rufe und Spott.“

Eine Buchhalterin sagte: „Diese Kannibalen haben ein gesundes Aussehen. Ich erinnere mich, wie die Gefangenen der Roten Armee durch die Straßen von Kiew geführt wurden. Sie sahen zwar aus wie Tote, unbekleidet, hungrig und barfuß, aber in jedem Gesicht konnte man die Kraft und den Hass spüren. Und die hier marschieren wie eine Herde Schafe. Wo ist ihr früherer Stolz?“

Ein Stenograph des Volkskommissariats für Mestprom der Ukrainischen SSR sagte: „Es ist angenehm, die Kolonnen gezähmter Raubtiere zu sehen, denen man die Krallen ausgerissen und sie in einen Käfig gesperrt hat. Schließlich haben sie uns wie Hunde behandelt. Es ist schade, dass wir diesen ‚Befreiern‘ nicht ins Gesicht spucken können.“

Sokolow, korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der Ukrainischen SSR, sagte: „Ich vergleiche dieses Spektakel mit dem, was ich 1941 gesehen habe, als die Deutschen sowjetische Kriegsgefangene abführten. Ich glaube, dass es falsch ist, dass wir den Deutschen eine so gute Haltung zugestehen.“

Ein Arbeiter sagte: „Sie trabten unsere Verwundeten an, und wir fütterten diese Mäuler, führten sie im Gleichschritt und stellten eine Wache auf. Ich würde ihnen das Zehnfache heimzahlen.“ Eine Frau erwiderte:

„Die Russen vergessen schnell die Kränkungen.“ 

Mehr zum Thema ‬‒ Deutschland will es mit Russland noch einmal wissen! – Bilanz nach einem Selenskij-Besuch

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