
Susan Neiman und Michael Wildt ist zu danken für dieses Buch die unterschiedlichsten Stimmen zusammenzufassen. Man kann gar nicht genug streiten über eine neue und veränderte Erinnerungskultur, die nicht nur die Frage ob der Holocaust einen Anspruch auf Singularität aufrecht halten kann, in der heutigen Zeit der Veränderungen. Muss nicht eine neue deutsche Erinnerungskultur endlich den Platz in der Geschichte bekommen, den sie verdient. Auch wenn der Holocaust bis heute so unfassbar mit deutschen Tätern und Deutschland verbunden bleibt, dürfen heute Maßstäbe an eine ehrliche Erinnerungskultur gesetzt werden. Angesichts der Verbrechen in Palästina, durch Nachfahren der Holocaustopfer, darf diese Tatsache nicht mehr ausgeklammert werden. Angesichts der neuen deutschen Einwanderungsgeschichte, der unbewältigten Kolonialgeschichte, muss diesem Thema endlich Rechnung getragen werden. Die Zugewanderten haben ein Recht an eine eigene Erinnerung, auch und gerade in Deutschland. Es ist Zeit endlich der alles auf den Tisch der Geschichte zu bringen, ohne Tabus und scheinheiligen Ausflüchten. Auch Themen wie Rassismus, Zionismus und Kolonialverbrechen, sowie unzählige Kriegsverbrechen und Völkermorde verdienen endlich die Aufmerksamkeit die ihnen gebührt. Die internationalen, wie Stimmen deutscher Autorinnen und Autoren dieses Buchs tragen sicher dazu bei, Allerdings möchte ich kritisieren, dass viel zu wenige palästinensische Autoren zu Wort kommen, auch fehlt mir eine schwarze Stimme. Jeder der vielen Autoren ist lesenswert, so unterschiedlich sie sind. Historiker streiten- Gewalt und Holocaust – Historiker streiten ist ein wichtiger Beitrag, den ich uneingeschränkt empfehle, da es sich lohnt für die Gerechtigkeit und Meinungsfreiheit zu streiten.
Evelyn Hcht-Galinski
Historiker streiten
Herausgeber: Susan Neiman, Michael Wildt
Gewalt und Holocaust – die Debatte
Der neue Streit über die Wurzeln des Holocaust und die Gewalt im 20. Jahrhundert
Erneut steht die Frage im Raum: War der Holocaust ein singuläres Ereignis, und wie unterscheidet er sich von anderen Völkermorden? Heute geht es nicht mehr um den Vergleich mit den stalinschen Gräueln wie noch beim ersten Historikerstreit 1986/87. Das drängende Problem der Gegenwart ist: Wie kann eine Gedenkkultur aussehen, die auch die lange verdrängten deutschen Kolonialverbrechen einbezieht?
Mit Beiträgen von Omer Bartov, Yehuda Bauer, Sebastian Conrad, Mischa Gabowitsch, Mario Keßler, Sami Khatib, Volkhard Knigge, Per Leo, Eva Menasse, A. Dirk Moses, Susan Neiman, Jan Philipp Reemtsma, Ingo Schulze, Michael Wildt, Fabian Wolff und Benjamin Zachariah.
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