Islamisches Zentrum Hamburg geschlossen und als „Front für den Iran“ bezeichnet Von Pauline Ertel in Berlin

„Wenn Faeser zweimal klingelt“

 

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Islamisches Zentrum Hamburg geschlossen und als „Front für den Iran“ bezeichnet

Von Pauline Ertel in Berlin

24. Juli 2024

Das deutsche Innenministerium sagt, das Zentrum unterstütze „aggressiven Antisemitismus“ und sei ein iranisches „Propagandazentrum

Polizeibeamte vor der „Blauen Moschee“, in der das Islamische Zentrum Hamburg untergebracht ist, am 24. Juli 2024 (Stringer/AFP)

 

Die deutsche Innenministerin Nancy Faeser hat das Islamische Zentrum Hamburg mitsamt seiner „Blauen Moschee“ geschlossen und wirft ihm vor, Extremismus zu propagieren und „eine Fassade“ für die iranische Regierung zu sein.

Am Mittwochmorgen stürmten Hunderte von bewaffneten Staatspolizisten die vom Islamischen Zentrum Hamburg (IZH) betriebene Imam-Ali-Moschee, die wegen ihrer türkisfarbenen Fassade im Volksmund auch „Blaue Moschee“ genannt wird.

Dreiundfünfzig Einrichtungen und Moscheen in fünf verschiedenen Bundesländern mit angeblichen Verbindungen zum Zentrum waren ebenfalls Gegenstand von Razzien. Neben dem Zentrum in Hamburg untersagten die Behörden bundesweite Ableger in Frankfurt, München und Berlin.

In einer auf X veröffentlichten Videoansprache wirft Feaser dem Verein vor, verfassungsfeindliche Ziele zu verfolgen und lobt das Vorgehen als Schritt zur Bekämpfung des „islamistischen Extremismus“. Sie beschuldigt den Verein, enge Verbindungen zur iranischen Führung und zur libanesischen Hisbollah zu unterhalten.

Laut einer am Mittwochmorgen veröffentlichten Pressemitteilung des Innenministeriums begannen die Razzien im November 2023, als die Landespolizei in 55 Einrichtungen in ganz Deutschland Material zur Auswertung beschlagnahmte und angeblich „umfangreiches Beweismaterial“ in Form von Dokumenten, Computern, Mobiltelefonen und großen Bargeldbeträgen sicherstellte.

Vor den Razzien im November 2023 hatte die IZH erklärt, dass sie „jede Form von Gewalt und Extremismus verurteilt und sich immer für Frieden, Toleranz und interreligiösen Dialog eingesetzt hat“.

Bei der Razzia am Mittwoch beschlagnahmte die Landespolizei nach eigenen Angaben Material und Geld, das dem Bundesland zufallen soll.

„Heute haben wir das Islamische Zentrum Hamburg verboten, das eine islamistisch-extremistische, totalitäre Ideologie in Deutschland vertritt. Diese islamistische Ideologie richtet sich gegen die Menschenwürde, die Rechte der Frauen, eine unabhängige Justiz und unsere demokratische Regierung“, heißt es in der Pressemitteilung.

In der Erklärung behauptet Faeser auch, dass das Islamische Zentrum und seine „Unterorganisationen“ einen „aggressiven Antisemitismus“ verbreiten würden.

Als Reaktion auf die Schließung des Zentrums hat der Iran den deutschen Botschafter im Iran, Hans-Udo Muzel, einbestellt.

Majid Nili Ahmadabadi, Direktor des Außenministeriums für die westeuropäischen Länder, bezeichnete das Verbot als „feindseligen Akt“, der den „Grundprinzipien der Menschenrechte“ widerspreche.

Direkter Vertreter“ des Iran

Das Islamische Zentrum Hamburg wurde 1965 von Ayatollah Mohammad Beheshti gegründet, einem islamischen Gelehrten und Vertrauten von Ayatollah Ruhollah Khomeini.

Der Spiegel berichtet, dass „das IZH als ‚Treffpunkt für Gruppen verschiedener Nationalitäten und Religionen‘ und als Ort ‚für Versammlungen, gemeinsame Gebete, Vorträge, Seminare, Lesungen, islamische Feste, Hochzeiten, Beerdigungen und Ausstellungen‘ geworben hat, wie es in einer Broschüre des IZH heißt“.

Das deutsche Bundesamt für Verfassungsschutz beschreibt das Zentrum als „ein wichtiges iranisches Propagandazentrum in Europa“.

Sein derzeitiger Leiter, Mohammad Hadi Mofatteh, wurde von Irans Oberstem Führer Ali Khamenei persönlich ernannt und ist ihm unterstellt, so Der Spiegel.

Vor einigen Jahren, als Mofatteh von Teheran nach Hamburg reiste, entdeckten Bundespolizisten nach eigenen Angaben mehrere Notizbücher und Dokumente, in denen Mofatteh als „Beauftragter des Obersten Führers, Leiter des Islamischen Zentrums Hamburg“ bezeichnet wurde, berichtet die Tagesschau.

Der Bundesnachrichtendienst (BND) sagte in einer offiziellen Stellungnahme, dass Mofatteh selbst in den frühen 1990er Jahren im Korps der iranischen Revolutionsgarden gedient haben soll.

In der Pressemitteilung des Innenministeriums vom Mittwoch heißt es, dass die IZH „als direkter Vertreter des Obersten Führers der Islamischen Revolution im Iran“ die Ideologie der Islamischen Revolution in aggressiver und militanter Weise verbreite und „eine solche Revolution in der Bundesrepublik Deutschland herbeiführen wolle“.

In ihrem Video-Statement sagte Faeser weiter: „Es ist sehr wichtig, eine klare Unterscheidung zu treffen: wir handeln nicht gegen eine Religion. Die friedliche Ausübung des schiitischen Glaubens und der Religion ist von dem Verbot ausdrücklich nicht betroffen.“

Der deutsch-iranische Politiker und Co-Vorsitzende der deutschen Grünen, Omid Nouripour, begrüßte die Entscheidung mit einem Beitrag auf X: „Das iranische Regime hat endlich eines seiner zentralen Spionagenester in Deutschland verloren“.

Im Internet wurde kritisiert, dass Faeser bei ihrer Entscheidung, das Zentrum und die Moschee zu schließen, keine Belege vorgelegt habe, und ihr „exekutiver Dezisionismus“ vorgeworfen. Andere sagten, dass ein Gerichtsurteil hätte umgesetzt werden müssen, um eine Entscheidung zu treffen.

Im November letzten Jahres sagte Faeser, dass Deutschland ein Problem mit Islamophobie habe, und versprach stärkere Maßnahmen zu deren Bekämpfung, da Drohungen und Hassverbrechen gegen Muslime in den letzten Monaten sprunghaft angestiegen seien.

„Für viele Muslime in Deutschland ist die Bedrohung, Opfer eines antimuslimischen Angriffs zu werden, zur täglichen Realität geworden. Das hat katastrophale Auswirkungen auf das Sicherheitsgefühl der Menschen, das können wir nicht hinnehmen“, so die sozialdemokratische Politikerin.

Die Blaue Moschee in Hamburg ist eine der ältesten und bekanntesten Moscheen in Deutschland und das denkmalgeschützte Gebäude mit den beiden Minaretten ist eine häufige Sehenswürdigkeit für Touristen.

Wenn das Verbot rechtskräftig wird, soll das denkmalgeschützte Gebäude nach Berichten deutscher Medien in Bundesbesitz übergehen. Der Hamburger Senat und die Bundesregierung werden dann entscheiden, was mit dem Gebäude geschehen soll. In der Zwischenzeit sind Sicherheitskräfte im Einsatz, um die Blaue Moschee vor Vandalismus zu schützen.

Übersetzt mit deepl.com

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