Joe Biden und das Erdbeben in der Türkei und Syrien  Abschied von der Empathie  von Stefan Buchen

Joe Biden und das Erdbeben in der Türkei und Syrien : Abschied von der Empathie | Qantara.de

Trauer über den Tod von Erdbebenopfern im Mittleren Osten bringt keine politischen Pluspunkte. Bei einem wichtigen Auftritt in Washington erwähnte Joe Biden die Katastrophe mit keinem Wort. Die arabisch-islamische Welt verschwindet allmählich aus der US-Politik, meint Stefan Buchen in seinem Essay.

Joe Biden und das Erdbeben in der Türkei und Syrien 

Abschied von der Empathie 
von Stefan Buchen
13. Februar 2023
Trauer über den Tod von Erdbebenopfern im Mittleren Osten bringt keine politischen Pluspunkte. Bei einem wichtigen Auftritt in Washington erwähnte Joe Biden die Katastrophe mit keinem Wort. Die arabisch-islamische Welt verschwindet allmählich aus der US-Politik, meint Stefan Buchen in seinem Essay.

Mehr als 24 Stunden waren seit dem Erdbeben am Nordrand der Arabischen Platte vergangen, als Joe Biden am 7. Februar um 21 Uhr Ortszeit im Kapitol vor die Abgeordneten des US-Kongresses trat, um die jährliche Präsidentenrede zur Lage der Nation zu halten. Ausmaß und Folgen des Erdbebens beiderseits der syrisch-türkischen Grenze waren da klar erkennbar. Man wusste, dass Zehntausende unter den Trümmern begraben waren, viele tot und viele damals noch lebendig.

Traditionell sprechen US-Präsidenten bei der State of the Union Address, diesem einzigartigen politischen Ritual, nicht nur von der Lage der eigenen Nation, sondern nutzen die Gelegenheit, um Leitlinien der Außenpolitik und ihre Vision von Amerikas Rolle in der Welt mitzuteilen. Schließlich handelt es sich seit nunmehr 80 Jahren um das mächtigste Land der Erde. Dutzende Millionen von Amerikanern schauen an den Bildschirmen zu, mehr als Deutsche bei einem Fußballspiel.

George W. Bush hatte bei der State of the Union 2002 den Irak, Iran und Nordkorea zur „Achse des Bösen“ ernannt, Barack Obama 2015 die Entschlossenheit betont, die Terrororganisation IS zu zerstören, auch zum Wohl der Menschen im Mittleren Osten.

Über das Erdbeben in Syrien und der Türkei verlor Joe Biden am 7. Februar kein Wort. Das Schweigen stand in krassem Missverhältnis zur Dimension der Katastrophe. In diesem Schweigen versteckt sich eine beunruhigende Botschaft. Es drückt einen Abschied von der Empathie aus. „Etwas fehlt.“ An diese beiden Worte von Bertolt Brecht möchte man denken, nicht nur, weil der Dichter vor dem Kongress in Washington seine ganz eigenen Erfahrungen machen durfte. Weiterlesen bei Qantara.de

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