Julian und die NAFO-Trolle: Drama um einen Bild-Journalisten Von Dagmar Henn

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Julian und die NAFO-Trolle: Drama um einen Bild-Journalisten

Ein guter Freund syrischer Islamisten, mehrfacher Besucher beim ukrainischen Nazibataillon Asow und seit Jahren treuer Russenhasser, das ist Julian Röpcke. Aber irgendwie hing jetzt der Haussegen schief zwischen ihm und anderen Ukraine-Fans. Von Dagmar Henn Der Bild-Journalist Julian Röpcke ist ein derart langjähriger und begeisterter Unterstützer selbst der zweifelhaftesten NATO-Aktionen, dass er sich international den Spitznamen Jihadi-Julian erworben hat.

Julian und die NAFO-Trolle: Drama um einen Bild-Journalisten

Von Dagmar Henn

Ein guter Freund syrischer Islamisten, mehrfacher Besucher beim ukrainischen Nazibataillon Asow und seit Jahren treuer Russenhasser, das ist Julian Röpcke. Aber irgendwie hing jetzt der Haussegen schief zwischen ihm und anderen Ukraine-Fans.
Julian und die NAFO-Trolle: Drama um einen Bild-Journalisten© Original-Troll: EFF-Graphics, CC BY 3.0 US, via Wikimedia Commons

Von Dagmar Henn

Der Bild-Journalist Julian Röpcke ist ein derart langjähriger und begeisterter Unterstützer selbst der zweifelhaftesten NATO-Aktionen, dass er sich international den Spitznamen Jihadi-Julian erworben hat. So, wie er während des Syrienkrieges fest auf der Seite der Kopfabschneider stand, setzt er sich auch für die Ukraine ein, eingeschlossen deren finsterste Truppen wie Asow. Und dennoch ist es ihm gelungen, sich den Zorn noch fanatischerer Ukraine-Fans zuzuziehen, was ihn ziemlich zu erschüttern schien:

Zuerst die beiden unteren Tweets: „Jedes Mal, wenn er redet, nützt er den Russen. Und jetzt veröffentlicht er einfach ukrainische Einheiten. Dieser Mann sollte festgenommen und erschossen werden.“

„Dieser Lump teilt echte verf*ckte Koordinaten ukrainischer Soldaten. Das ist der letzte Nagel in deinem Sarg, du Kröte. Wir sehen jetzt, dass du hier bist, um offen und ohne Entschuldigung den Russen zu nutzen.“

Die Reaktion Röpckes: „Echte pro-ukrainische NAFO-Aktivisten verlangen meine Hinrichtung (!!!), weil ich Aufnahmen, die die ukrainische Armee und ukrainische Soldaten machten, geolokalisiere. Das geht zu weit, Jungs. Es ist mir egal, wenn ihr mit mir nicht einer Meinung seid, aber zu fordern, mich zu ‚erschießen‘ ist … wow.“

Es scheint, dass Röpckes Kontakt mit seinen braunen Freunden nicht innig genug war, um sich an solche Umgangstöne zu gewöhnen. Mehrere Wochen unter den Fittichen von Asow hätten das Problem gewiss behoben; auch das Studium deutscher Geschichte und ein Nachschlagen von Begriffen wie „Fememord“ könnte sich als nützlich erweisen.

NAFO ist übrigens, für alle, die das nicht wissen, eine Bezeichnung, die sich die Ukrotrolle selbst gegeben haben – North Atlantic Fella Organisation. Nachdem nie ganz klar ist, wie viele der proukrainischen Internetbotschaften authentisch sind und wie viele aus ukrainischen oder NATO-Trollfarmen stammen, also bezahlte Auftragsarbeiten sind (eine australische Studie vor einiger Zeit ergab einen Trollanteil von 80 Prozent bei Posts, die die Ukraine unterstützen), ist die Bezeichnung treffend gewählt.

Nachdem Jihadi-Julian gewissermaßen der deutsche NAFO-Obertroll ist, erwartet er natürlich, entsprechend mit Verehrung, Respekt und Dankbarkeit behandelt zu werden. Es dürfte auch weniger die Veröffentlichung der Geolokalisierungen sein, auf die er so stolz ist, die ihm den Zorn seiner Kumpane eingetragen haben, sondern die schlichte Tatsache, dass er es wagte, die Befreiung von Soledar zu bestätigen, während die ukrainischen Stellen sie noch abstritten. Er ist sozusagen propagandistisch aus dem Takt geraten.

Die Reaktionen sind, wie nicht anders zu erwarten, höchst unterschiedlich. Geri Monsen, ein User mit US- und Ukraine-Fahne im Profil, schreibt: „Wenn du die Koordinaten ukrainischer Einheiten veröffentlichst, ist das kein Journalismus. Das ist Hilfe und Trost für Russland. Lösche es oder entferne zumindest die ukrainische Fahne aus deinem Profil.“

Adamantium schreibt: „Am besten fliehst du nach Moskau … Entweder das, oder es ist Den Haag für dich.“ Nicht, dass die Einheiten der Wagner-Gruppe, die in Soledar kämpften, auf die Positionen angewiesen sein dürften, die Jihadi-Julian ermittelte. Aber natürlich halten die NAFOs sich selbst für so wichtig und intelligent, dass ihre Informationen unersetzlich sein müssen.

Wenig Mitleid für Röpcke also auf der eigenen Seite. Es gibt aber auch einen Hashtag #jihadijulian, und auch dort beschäftigte man sich mit seinem Leid. „Irgendwie tut mir der Mann leid, und irgendwie auch nicht. Aber man muss anerkennen, dass der Mann die Verliererseite wählt und zu ihr steht“, schreibt dort Olga Bazova. Amin Dada kommentiert nur mit einem Tränen lachenden Smiley: „Wenn #JihadiJulian in Russland um Schutz bitten muss.“

„JihadiJulian stellt sich immer auf die Seite der falschen Leute und beschwert sich dann über deren Benehmen.“

Ganz nebenbei beseitigt Röpcke auch noch etwelche Zweifel, ob die NAFOs nun zentral organisiert werden oder nicht. Zumindest scheint er zu glauben, dass sie das sind, und bei seiner NATO-Nähe ist nicht auszuschließen, dass er da Näheres weiß … Denn angeblich haben sie sich jetzt wieder lieb.

„Ich möchte den Organisatoren von @Official_NAFO meinen ernsten Dank aussprechen, die mich kontaktiert haben und klarstellten, dass die Drohungen gegen mein Leben durch vermeintliche NAFO-Unterstützer weder in ihrem Namen noch Interesse erfolgten. ‚Wir ermutigen das nicht und billigen es auch nicht.‘ Vielen Dank!“

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