Kleine Davidsterne als Trostpreise

NRHZAm 23. Oktober werden sich Gleichgesinnte zum 2. Deutschen Israel-Kongress in Frankfurt treffen. Das Motto lautet: „Frieden durch Sicherheit – Sicherheit durch Frieden. Gemeinsam für Israel“. Unter der Schirmherrschaft von Dr. Dieter Graumann (Dieter mir graut vor Dir), S.E. Yoram Ben-Zeev, Botschafter des Staates Israel in Deutschland, und Frau Regine Sixt, (Regine die Sixte) vom Autovermieter Sixt AG werden 140 gesellschaftliche Gruppierungen in familiärer Atmosphäre zusammenkommen, um ein deutliches Zeichen der Solidarität mit dem Staat Israel zu setzen.

Organisator dieser illustren Veranstaltung ist Sascha Stawski, Vorsitzender von Honestly Concerned e.V. und ILI- I like Israel e.V. (besser: Israel lügt immer). Stawski ließ es sich auch nicht nehmen Indira Weis – eine glühende Israel Verehrerin (das zum Judentum konvertierte Playboy-Busenwunder und RTL- Dschungel Girl) – einzuladen und für die Übergabe des ILI Ehrenmitgliedschaft-Preises an Ralph Giordano zu gewinnen.
Auch Frankfurts OB Petra Roth, Boris Rhein, der CDU-Innenminister des Landes Hessen und Dr. Theo Zwanziger (der falsche Fünfziger?), Präsident des Deutschen Fussball-Bundes (DFB), lassen es sich nicht nehmen, Grußworte zu sprechen. Weiterer Höhepunkt: der Autor der Biografie „Sohn der Hamas“, Mossab Hassan Yousef (auch Hamas-Söhne sind willkommen) wird einen Vortrag halten. Gert Weißkirchen wird die SPD vertreten. Das Gebet für den Staat Israel werden Rabbiner Menachem Klein, Pröbstin Gabriele Scherle und Stadtdekan Dr. Johannes zu Elz halten. (Wenn das nicht die wahre Ökumene ist!) Allerdings darf man die wahren Freunde Israels nicht vergessen (wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr) wie Christen an der Seite Israels, European Coalition for Israel, die einen Workshop über „Israel Lobbyarbeit in Deutschland und Europa halten werden.
Ein besonders feiner Freund Israels ist das Institut für Israelogie. Dieses Institut, benannt nach einem evangelischen Theologen namens Franz Delitzsch, der unter anderem das Neue Testament ins Hebräische übersetzte, „damit Juden vertraut mit dem Neuen Testament werden“. Die meisten dieser evangelikalen Israel-Freunde verbindet die „Juden Mission“! Wo doch gerade Graumann nach seinem Treffen mit dem Papst, anlässlich seines September-Besuches in Deutschland, dass dieser ausdrücklich auf „Juden Mission“ verzichten will. Aber bei so einem Kongress, wo es nur wenige und falsche Freunde Israels gibt, darf der Zentralrat nicht wählerisch sein.
Es gibt natürlich Sponsoren:  Die Lufthansa bietet günstige Flugpreise und Sonderbedingungen für Teilnehmer, Besucher, Aussteller und geladene Gäste des Israel Kongresses sowie für Mitarbeiter der Vertragspartner und deren Begleitung. (Schließlich kennt sich der „Kranich“ aus in „Sonderbehandlung“ und verarbeitet lieber so seine gerade bekanntgewordene unrühmliche „Lager-Vergangenheit“!)
Die Krönung aber ist die Tombola und deren Gewinne: 1. Preis ein privates Abend(Straf)Essen mit dem Israel Korrespondenten (von wem und für wen?) Ulrich Sahm in Tel Aviv. Weitere Preise sind unter anderem, gestiftet von den Sächsischen Israelfreunden e.V.: die Bücher „Die Judenbrille“ von A. Rau und „Die Palästinenser“ von Johannes Gerloff (besonders lesenswert, für die wahren Israelfreunde). Als Trostpreise gibt es von den Sächsischen Israelfreunden „Kleine Davidsterne“.
Ich frage mich, wie Sponsoren und Freunde diese Solidarität mit Israel begründen wollen – einem Staat, der bis heute das palästinensische Volk unterdrückt, Landraub und ethnische Säuberung begeht, mit gezielten Tötungen, Angriffen gegen Blockierte, Eingeschlossene im größten Freiluftgefängnis der Welt, nämlich Gaza. Einem Staat, der Untersuchungen über 1.400 Ermordete in Gaza verhindert, sich für die Morde an den 9 türkischen Friedensaktivisten bis heute nicht entschuldigen will und über 6.000 bis 10.000 gefangene Palästinenser in israelischen Gefängnissen hält. Die genauen Zahlen werden nicht bekanntgegeben, aber werden täglich mehr. Israel hat seine Checkpoints systematisch ausgebaut, um sein System des Schreckens wie einen Hochsicherheitstrakt für die Ewigkeit zu zementieren. Dazu gehört auch die Apartheidmauer, die sich tief durch geraubtes Palästinenserland zieht.
Israel hat es von Beginn seiner Gründung an geschafft, sich propagandistisch als das „arme, unsichere Land“ darzustellen und dies noch mit fast schon an Gotteslästerung grenzenden Sprüchen, wie „Gott hat uns dieses Land versprochen“, oder „von Gott gegeben.“ Diese unsäglichen Sprüche gipfeln jetzt in dem Befehl an die Palästinenser und die Welt, Israel „als jüdischen Staat“ anzuerkennen. Israel hat es so geschafft, keinen Frieden mit seinen Nachbarn zu machen und bis heute gezielt und bewusst (wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit) den Palästinensern keinen lebensfähigen Staat zu ermöglichen. Auch im Kernland Israel werden die palästinensischen Bürger als Bürger zweiter und dritter Klasse behandelt. Man denke noch an den Hungerstreik von Firas Maraghy(1), der ihm und seiner Familie bis heute nichts brachte, außer gesundheitliche Probleme. Trotz versuchter Hilfe von deutscher politischer Seite, verweigert ihm Israel bis heute seine ihm zustehenden Rechte.
Auch die Zahl der Christen in Israel ist inzwischen auf unter 2% geschrumpft. Das nicht wegen der Muslime, sondern wegen der unerträglichen israelischen Politik, die durch ihr schikanöses Verhalten eben nicht nur die Palästinenser trifft, sondern auch Christen wie Muslime. Das vergessen diese „christlichen Zionisten“, diese falschen Freunde Israels nur zu gern! Solidarisch mit Israel sollte man erst sein, wenn Israel sich zu einem demokratischen Staat für alle entwickelt hat, in den Grenzen von 1967.
Völlig anmaßend ist es auch, wenn von den Palästinensern verlangt wird, auf ihr verbrieftes und ihnen zustehendes Rückkehrrecht zu verzichten, während alle Juden in ein ihnen meistens fremdes Land zurückkehren dürfen. In diesem Sinn verdreht auch Prof. Micha Brumlik die Tatsachen, wenn er das von den Palästinensern fordert, wie kürzlich in einem taz Artikel. Aber was will man von einem Brumlik erwarten, der doch ernsthaft nach der Rede zum 9. November von Prof. Alfred Grosser in der Frankfurter Paulskirche, die er am liebsten verhindert hätte, forderte, dass man eine Frankfurter Magistratssitzung einzuberufen habe, um OB Petra Roth zur „Rechenschaft“ für diese Einladung an Grosser zu ziehen!
Solidarität mit Israel sollte Deutschland gerade angesichts der Vergangenheit nur üben, wenn die Kriterien der Anerkennung der palästinensischen Rechte gegeben sind. Die Sicherheit Israels als deutsche Staatsräson ist solange nicht zu rechtfertigen, solange Israel diese Menschenrechtsverletzungen und Völkerrechtsverbrechen begeht. Wie lange wollen wir es zulassen, dass Deutschland als Unterzeichner der IV Genfer Konvention Israel gewähren lässt, aber unsere Verantwortung gegenüber den Leiden des palästinensischen Volkes vergisst und die Nakba, die bis heute anhält, negiert – und das seit Beginn der Staatsgründung Israels. Das kann man nicht oft genug wiederholen!

Als deutsche Jüdin und Tochter von Auschwitz- und Warschauer Ghetto-Überlebenden und Ehefrau eines deutschen Juden, dessen Eltern in die Niederlande emigrieren mussten, sage ich: Wenn man des Holocaust gedenkt, darf man die Nakba und das begangene Unrecht am palästinensischen Volk nicht vergessen, gerade in Deutschland und gerade auch auf Grund unserer Vergangenheit. Dieter Graumann meinte, er trage den Holocaust täglich mit sich. Keine gute Voraussetzung für einen „nachgeborenen“ Zentralrats-präsidenten. Frieden durch Sicherheit und Sicherheit durch Frieden, das muss erst einmal für die Palästinenser gelten. Deshalb liebe wahre Freunde Israels, erst einmal Solidarität mit den Palästinensern. Das wäre doch einen Kongress wert! Israel hat bis heute gezeigt, es will ALLES, nur keinen Frieden! (PK)