Kommentar von Knut Mellenthin zu „From the river to the sea“

Dank an Knut Melllenthin für seinen Kommentar. Evelyn Hecht-Galinski

Man schreibt mir:

 

Deutsche Behörden haben die Verwendung des Spruchs „From the river to the sea – Palestine will be free“ als Aufforderung zur Vernichtung Israels interpretiert und sanktioniert. Tatsächlich verwenden Zionisten spätestens seit 1977 fast gleich lautende Sprüche, um zu betonen, dass zwischen Jordan und Mittelmeer ausschließlich sie herrschen dürfen. Siehe

https://www.thenation.com/article/world/its-time-to-confront-israels-version-of-from-the-river-to-the-sea/

und

https://www.thedartmouth.com/article/2024/03/letter-to-the-editor-the-truth-about-from-the-river-to-the-sea

 

Mein Kommentar dazu: Ein ganz einfacher und eindeutiger Sachverhalt: Zwei Völker behaupten, sie seien das einzige, das in einem erst vor rund hundert Jahren künstlich geschaffenem Gebiet – dem Territorium des britischen Völkerbundmandats „Palestine“ – das Recht auf einen eigenen Staat hat. Nur eine der streitenden Seiten hat dieser Logik, die letztlich darauf hinausläuft, dass eines des beiden Völker mehr oder weniger „verschwindet“, wie auch immer, eine völkerrechtlich verbindliche Absage erteilt: die palästinensische Seite im September 1993 durch die einseitige Anerkennung des Staates Israel, der bis heute keine Gegenleistung entspricht. Kein einziger legitimierter Vertreter der zionistischen Seite hat jemals das Recht der Palästinenser auf einen eigenen Staat anerkannt. Keiner, keiner, keiner. Behauptet jemand etwas anderes? Er trete vor und belege seinen Widerspruch mit Beweisen. Aber es wird niemand vortreten.

 

In diesem unserem Land – und anscheinend weithin im gesamten „Westen“ – triumphiert trotzdem das zionistische Narrativ: „Ständig haben wir unsere Hand zum Frieden ausgestreckt, aber die verfluchten Palästinenser weigern sich permanent, unser Existenzrecht anzuerkennen“. Man kann den Triumph dieser Lüge vernünftigerweise nur auf eine einzige Weise erklären: Das deutsche Publikum ist teilweise unglaublich dumm und desinteressiert, und zum anderen Teil einfach resigniert. In einem Staat, in dem die Innenministerin das Verbot einer wirklich ekelhaften ausländerfeindlichen Website, „Compact“, hauptsächlich auf die krass unwahre Behauptung stützt, dort sei „unsäglich gegen Jüdinnen und Juden gehetzt“ worden, haben Fakten ihre natürlichen Rechte verloren.

 

Der „Antisemitismus“-Vorwurf ist zur billigen Standardbeschuldigung abgewertet worden. Aber es täusche sich bitte niemand: Hunderttausende Kinder und Jugendliche, die zu diesem unserem Land ebenso gehören wie alle anderen Bewohnerinnen und Bewohner auch, wachsen mit dem Bewusstsein – keineswegs nur mit dem Gefühl! – auf, dass diese Pauschalbeschuldigung ein Propaganda-Dreck ist, der zu ihren Lasten geht. Und auch darüber soll sich niemand täuschen: Diejenigen, die an das zionistische Narrativ glauben und es in vielen Fällen sogar aggressiv durchzusetzen versuchen, sind nicht „die Welt“, sondern nur eine Minderheit der gesamten Menschheit.

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