
Michael Jansen – Bilder der Levante, Rotpunktverlag
Eine Langzeitreportage aus dem Nahen Osten
Ich halte es für einen Glücksfall, dass endlich ein Buch der Islamwissenschaftlerin, Journalistin und Publizistin Michael Jansen in Deutsch erschienen ist.
Ich wurde auf Michael Jansen vor ein paar Jahren aufmerksam, als mir ein Freund ihr Libanon Buch The Battle of Beirut“ empfahl. Ich hatte das große Glück dieses Buch, nur in Englisch erhältlich antiquarisch zu bekommen. Wie das Buch die Ereignisse um die Schlacht um Beirut schildert, zeigte mir ihr großes Verständnis für die Angegriffenen, die palästinensisch-libanesischen Gegner. Wie sie auch die Diskrepanz zwischen den hoch gerüsteten jüdischen „Verteidigungskräften“ und den mehr als dürftig ausgerüsteten Gegnern, den Verteidigern von Beirut. Wie sie deren Mut beschreibt und wie es ihnen gelang diese Angreifer an der Eroberung von Beirut zu hindern, letztendlich aussichtslos, da die Stadt zum Schluss chancenlos gegen diese brutale Schlachtarmee war. Sie schildert die Massaker gegen die Bewohner von Sabra und Shatila und die systematische Plünderung palästinensischen Eigentums. Besonders beeindruckend war für mich die schonungslose Schilderung von der Politik des „jüdischen Staats“, deren Strategie der Zerstörung der Palästinenser als lebensfähige politische Gesellschaft, sowie dem Versuch der Zerschlagung der arabischen Staaten Nachbarstaaten, um so die „Herrscher“ der Region zu sein, alles ziemlich deckungsgleich mit der US-Hegemonie Politik, deren klägliches Versagen wir gerade in Afghanistan erleben. Diese Feindseligkeit der USA gegen Palästinenser, die ihre Fortführung nach 9/11 erlebte, im Kampf gegen den Terror = Kampf gegen den Islam und Muslime. Das verbrecherische und traurige Zusammenspiel zwischen USA, dem „jüdischen Staat“ und Phalangisten ist bis heute zu spüren und der Libanon hat sich davon nie erholen können und nur Verderben gebracht.
Als ich jetzt „Die Bilder der Levante“ bekam, war ich sofort begeistert. Erneut beweist die Autorin nicht nur ihr Einfühlsamkeit und ihre Sympathie für die Region, sondern schildert tagebuchartig eine Langzeitreportage aus dem Nahen Osten. Wie die Reportage, die 2011 in Kairo beginnt, uns über den Libanon, dazwischen auch an ihrem amerikanischen Leben teilhaben lässt, über Syrien den Irak, Gaza und Jerusalem, Bethlehem, Nablus, Zypern den Jemen und immer wieder durch den ganzen Nahen Osten führt ist überwältigend. Für mich dabei natürlich besonders positiv wie sie ihre Sympathie für Palästina und die Palästinenser zeigt ist ein Lichtblick. Ihre Verachtung für das israelische Regime ist unverhohlen und so ehrlich. Es lohnt sich dieses spannende und lehrreiche Buch zu lesen, ich empfehle es jedem Leser der sich für die verschiedenen Länder des Nahen Ostens interessiert und einen anderen Blick darauf lesen möchte.
Im Nachwort beweist Michael Jansen ihren Charakter und ihre Gradlinigkeit, die ich zutiefst bewundere und so nachvollziehen kann.
Ich möchte dazu die Autorin zitieren:
„Ich schreibe, weil ich kämpfe. Die Wahrheit zugegebener-maßen so wie ich sie sehe – muss ausgesprochen, Opfer müssen verteidigt, Tyrannen angeklagt werden. Ich empfinde das schon seit meiner Kindheit so, angesteckt von der Wut meiner Mutter über die Art und Weise wie die USA die indigene Bevölkerung ihres Landes behandelt haben. Schreiben ist ein Weg, um Wut über Unrecht auszudrücken, in der Hoffnung, auch andere mit dieser Wut anzustecken“.
Mögen nach Lektüre dieses wunderbaren Buch über die Levante viele Leser „angesteckt“ sein. Ich bin es!
Evelyn Hecht-Galinski
»Die größte Gefahr der Welt ist religiöser Fanatismus.«
Dieser Titel ist auch als E-Book erhältlich
Bilder der Levante
Eine Langzeitreportage aus dem Nahen Osten
Bilder der Levante ist ein Porträt des Nahen Ostens in Momentaufnahmen, in Begegnungen und Geschichten. Schauplätze sind Beirut, Jerusalem, Gaza, Kairo, Damaskus, Aleppo, Bagdad, Orte, die die Journalistin Michael Jansen seit 1961 immer wieder besucht. Beim Lesen verdichtet sich ihre Erzählung; sie legt Verbindungen und historische Hintergründe offen, und gerade die persönliche Dimension entwickelt in ihr einen unglaublichen Sog. Das Buch beginnt mit Szenen aus Kairo 2011 während des Arabischen Frühlings. Und auf nur fünf Seiten, mit großer Lust geschrieben, bekommt der Leser eine Tiefenbohrung in die ägyptische Geschichte präsentiert, die über die sechziger Jahre bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht und einen wachgerüttelt und neugierig geworden zurücklässt. Das Buch ist gleichermaßen eine Autobiografie vor dem Hintergrund des Nahostkonflikts wie eine Langzeitreportage über eben diesen Konflikt und all seine Auswüchse im turbulenten 20. und frühen 21.Jahrhundert. Erklärungen gibt Michael Jansen zwischen den Zeilen. Die Art, wie sie die Leserin, den Leser an ihren Beobachtungen teilnehmen lässt, vermittelt Erfahrung und ein tiefes Verständnis für die arabische Welt.
Michael Jansen, geboren 1940 in den USA, ist Islamwissenschaftlerin und arbeitet als Journalistin und Publizistin. Sie kam in den sechziger Jahren in den Nahen Osten – und blieb, fasziniert von Landschaft, Kultur, Sprache und Religion. Sie ließ sich erst in Libanon nieder, dann, als dort 1975 der Krieg ausbrach, zog sie mit ihrer Familie nach Zypern. Seit Jahrzehnten ist sie Korrespondentin der Irish Times und schreibt außerdem regelmäßig für andere Zeitungen. Sie bereist die Länder bis heute und ist eine der genauesten Beobachterinnen dieses Teils der Welt
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