Militärhistoriker warnt: „Russische Androhung atomarer Militärschläge nicht unterschätzen“

Militärhistoriker warnt: „Russische Androhung atomarer Militärschläge nicht unterschätzen“

Der Militärhistoriker Bastian Scianna von der Universität Potsdam analysiert die Folgen der angekündigten Teilmobilisierung in Russland. Der Einsatz von Kernwaffen sei bei einem Angriff der Ukraine gegen Russland nicht ausgeschlossen. Russland werde sein Territorium mit Kernwaffen verteidigen.

Militärhistoriker warnt: „Russische Androhung atomarer Militärschläge

nicht unterschätzen“

Der Militärhistoriker Bastian Scianna von der Universität Potsdam analysiert die Folgen der angekündigten Teilmobilisierung in Russland. Der Einsatz von Kernwaffen sei bei einem Angriff der Ukraine gegen Russland nicht ausgeschlossen. Russland werde sein Territorium mit Kernwaffen verteidigen.
Militärhistoriker warnt: "Russische Androhung atomarer Militärschläge nicht unterschätzen"Quelle: www.globallookpress.com © Yevgeny Philippov / Global Look Press

In einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung warnte der Militärhistoriker Bastian Matteo Scianna von der Universität Potsdam davor, die russische Androhung atomarer Militärschläge im Ukrainekrieg zu unterschätzen. Dies berichtete MMnews am Mittwoch unter Berufung auf die Aussagen des Historikers gegenüber der NOZ.

Nach Sciannas Auffassung weise die Teilmobilmachung zwar zunächst auf den weiteren Einsatz konventioneller Mittel hin,

„um die militärische Situation zu seinen Gunsten zu verbessern und seine völkerrechtswidrigen Eroberungen politisch abzusichern“.

Anders schätzt der Historiker hingegen die möglichen Folgen von Angriffen der Ukraine auf russisches Territorium ein. In diesem Fall könnte Russland sein Gebiet auch mit Kernwaffen verteidigen, so die Einschätzung Sciannas in der NOZ:

„[Man]sollte … bei einem operativen Vorstoß der Ukraine einen russischen Einsatz taktischer Kernwaffen nie als komplett unrealistisch abtun, zumal es Teil der russischen Nukleardoktrin ist, eigenes Gebiet immer auch mit Kernwaffen zu verteidigen.“

Der Militärhistoriker gab ferner zu bedenken, dass Putin nicht tatenlos zuschauen werde, wenn die mittels „krimineller Raubzüge“ erzielten territorialen Hinzugewinne bedroht seien. Hinsichtlich der Ziele der Referenden in den Donbassrepubliken schilderte Scianna, Moskau wolle damit zum einen

„das ‚Narrativ stärken, der Westen bedrohe russische Gebiete, und man beschütze die lokale Bevölkerung und sichere die territoriale Integrität‘ des Landes“.

Zum anderen ließen sich so mögliche Gegenmaßnahmen im Falle weiterer ukrainischer Offensiven leichter rechtfertigen. „Eine weitere Offensive der Ukrainer würde somit ‚russisches Territorium‘ treffen, was etwaige Gegenmaßnahmen für Putin einfacher und populärer machen soll.“

Den russischen Präsidenten Wladimir Putin sieht Scianna „politisch in der Defensive“. Derzeit sei offen, welchen Nutzen die Teilmobilisierung für den Kriegsverlauf haben werde. Scianni erläuterte dazu:

„Mit der Heranziehung weiterer Reserven werden vermutlich zunächst die vielfach ausgezehrten Verbände an der Kontaktlinie aufgefüllt oder ersetzt, um diesen eine Pause zuzugestehen. Es ist aber fragwürdig, welchen militärischen Wert die Reservisten haben: Können sie entsprechend ausgerüstet und versorgt werden, und mit wie viel Begeisterung werden sie ihrer Aufgabe entgegensehen?“

Er empfahl den westlichen Alliierten daher, angesichts dieser Maßnahme „nicht in Panik [zu] verfallen“. Vielmehr werde durch sie deutlich, „dass man durch militärische Erfolge, die auch auf westlichen Waffenlieferungen beruhen, Putin in politische Schwierigkeiten bringen kann“.

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