Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 20 von Mathias Bröckers

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Notizen vom Ende der unipolaren Welt – 20

27.April 2022


Hatte Russland bei seiner “Operation Z” – mittlerweile wg. Buchstabenverboten im Westen praktischerweise auf  A-Z umgetauft – in der Ukraine auf die Zerstörung von ziviler Infrastruktur bisher weitgehend verzichtet, sind seit dem vergangenen Wochenende wichtige Eisenbahn-Knotenpunkte  und Umspannwerke zum Ziel von Raketenangriffen geworden. Der bisher noch über Bahnlinien noch mögliche Nachschub der im Osten konzentrierten Truppen wird dadurch weiter erschwert und was an “schweren” NATO-Waffen im Westen ankommt, staut sich dort in Depots – die, wenn sich nicht von russischen Präzisionsraketen zerstört werden, wie schon mehrfach geschehen, dem schwarzen Loch des ukranischen Waffenhandels anheimfallen und irgendwo in Afrika, im Nahen Osten oder anderswo wieder auftauchen, wo für Stinger, Javelin & Co. gutes Geld gezahlt wird. Auch für die ausrangierten Leopard 1 und den Flak-Panzer Gepard, die Deutschland jetzt  der Ukraine verkaufen will, besteht anderswo Bedarf wenn sie an der Front nicht ankommen.

Dass in NATOstan nach wie vor große Kriegseuphorie herrscht und “Experten” und Ex-Generäle in Funk und Fernsehen versichern, dass ein paar Panzer und Haubitzen mehr “den Krieg entscheiden” könnten, hat mit der Realität am Boden eher wenig zu tun, und sehr viel mehr mit dem hier schon oft zitierten Diktum von Karl Kraus zum 1. Weltkrieg: “Wie wird die Welt regiert und in den Krieg geführt? Diplomaten belügen Journalisten und glauben es, wenn sie’s lesen”.
Und so holt der britische Verteidigungsminister Wallace mal eben 15.000 russische Gefallene und 500 Panzer aus dem Hut, die bis dato keinem Menschen aufgefallen sind, sonst wären sie auf den Social Media längst viral gegangen. Es wird einfach gelogen wie gedruckt. Und zwar von denselben,  die uns die “Massenvernichtungswaffen” im Irak, das “Giftgas” in Syrien, die “Befreiung” Libyens  und den 20 Jahre anhaltenden “Sieg” in Afghanistan angedreht haben… aber dieses Mal – großes Indianer:innen-Ehrenwort  – geht alles mit rechten Dingen zu. Und  es ist ja wohl offensichtlich, dass unsere Freiheit statt “am Hindukusch” jetzt am Donbass bis zum letzten Ukrainer verteidigt werden muss, weil bei uns sonst Saddam Husseins Raketen “in 45 Minuten”…ääh… Bin Laden und sein Al Qaida Terror…ääh, natürlich Putin und seine brutalen Russenhorden… unsere Fußgängerzonen in die Luft jagen und Babys vergewaltigen. Da kann man nicht mehr wegschauen und untätig bleiben… Panzer, Raketen, Bomben…Hauptsache irgendwas…

So ungefähr liest und hört es sich derzeit an, was einem aus dem westlichen Medienwald entgegendröhnt. „Die Ukraine glaubt eindeutig daran, dass sie gewinnen kann, und alle hier glauben das auch“, betonte der US-Verteidigungsminister beim heutigen NATOstan-Treffen in Rammstein. Woher die Gemeinschaft der Gläubigen ihre Zuversicht holt ist unklar, historisch bekannt hingegen ist, dass  Niederlagen nicht mehr weit sind, wenn unbedingtes “Glauben an den Endsieg” beschworen wird. Dass Deutschland ukrainische Truppen an den neuen Gerätschaften ausbilden will bevor sie an die Front verlegt werden, dies aber keinesfalls als Kriegsbeteiligung verstanden wissen will, zeugt ebenfalls von hoher Glaubensfestigkeit, dass die Russen schon nicht  den Gashahn abdrehen werden, wenns ihnen zuviel wird mit der Safari deutscher Leoparden und Geparden vor ihrer Haustür. Wobei: die aktuelle Abschussliste steht am 26.4. bei  “2,576 tanks and other armored combat vehicles”, hundert Panzer mehr sind da nicht spielentscheidend. Allerdings hat Außenminister Lavrov angekündigt, dass man  auch den Transport schweren Geräts in die Ukraine als feindlichen Akt betrachtet. “Wenn die Nato über einen Stellvertreter de facto in einen Krieg mit Russland tritt und diesen Stellvertreter bewaffnet, dann tut man im Krieg, was man im Krieg tun muss.”

Es sollte sich also niemand wundern, wenn dann alsbald ein Bahnhof in Polen oder einem anderen Ukraine-Anrainer unfreundlichen Besuch von Kinzhal bekommt, was natürlich den Bündnisfall bedeuten würde und NATOstan zeigen müsste, was es militärisch drauf hat um diese “Regionalmacht mit Tankstelle” (Barack Obama) in die Schranken zu weisen. Niemand kann sich das wünschen, weil damit ein nukleares Armageddon droht, aber dann sollte auch niemand weiter an der Eskalationsschraube drehen, um es dazu kommen zu lassen. Wenn in den Regierungen und Komissionen Europas noch irgendwelche Erwachsenen eingreifen können, sollten sie das dringend tun.

Und das nicht nur was Waffen, sondern auch was den Wirtschaftskrieg betrifft, mit dem die deutsche Außenministerin “Russland ruinieren” will –  eine Idee, auf die nur kommen kann, wer wie unsere Völkerballexpertin in Erdkunde offenbar nicht richtig aufgepasst hat: Weiterlesen bei Mathias Bröckers. com

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